Ahsoka ist ein Anti-Andor

Ahsoka macht alles anders als Andor. Doch genau das beweist uns, was Star Wars im Jahr 2023 zu bieten hat.

Ahsoka ist der neuste Serien-Nagel im Sarg der oft versprochenen – aber nie erschienenen – “Star Wars”-Filme, die die Marke seit The Rise of Skywalker am Leben halten. Auch wenn Disney bereits versprochen hat, dass derzeit mindestens vier Filme in Produktion seien, wirken jene Versprechen so leer wie die Unendlichkeit des Weltalls. Doch auch wenn wir derzeit keinen Lichtblick für eine neue Hoffnung (ha!) auf weitere Filme sehen – wir fühlen mit dir, Rian Johnson – herrscht derzeit dennoch keine Flaute in der weit, weit entfernte Galaxie. Auch wenn Serien wohl alles sind, was das Franchise derzeit an Live-Action-Material aufbieten kann.

So sind unzählige Videospiele derzeit in Entwicklung. Darunter das erste, echte Open-World-Star-Wars-Spiel. Eine Adaption der Ära der High Republic von den “Heavy Rain”-Machern. Sowie der dritte Teil der erfolgreichen “Jedi”-Reihe. Außerdem finden die besten “Star Wars”-Geschichten sowieso schon seit längerer Zeit in einer ganz anderen Form statt. Und auch wenn ein tatsächlicher Film mal wieder schön wäre, mangelt es nicht an Bewegtbildmaterial. Es erscheint nur auf dem kleineren Bildschirm in den eigenen vier Wänden, statt auf der große Leinwand.

Ahsoka vs Andor

Und gerade Ahsoka zeigt, dass trotz einiger Fehlschläge der letzten Zeit – wir schauen in deine Richtung Boba Fett und Mando! – Star Wars als Franchise immer noch mehr Vielfältigkeit zu bieten hat, als es lustige, einzigartige Charaktere in den düsteren Clubs von Mos Eisley gibt. Denn so steht die Serie im direkten Widerspruch zu einer anderen kürzlich erschienen “Disney+”-Veröffentlichung, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Die zwölfteilige Prequel-Serie Andor. Wo Andor eigenständig und selbsterhaltend war, baut Ahsoka auf einem jahrzehntealten Kanon und bunten Verweisen auf.

Während Andor eine realistische Darstellung vom Leben in einer unterdrückenden Gesellschaft und dem Aufstieg faschistischer Ideale zeigt, liefert Ahsoka Popkorn-Action und leichtlebigen Spaß. Doch das sind keine Kritikpunkte. Nur weil Andor nicht voraussetzt, dass wir neun Filme, drei Animationsserien und zigtausend Bücher gelesen haben müssen, stört es nicht, wenn Ahsoka genau dies fordert. Kritisch wird es natürlich, wenn sich eine Handlung gänzlich auf den einfachen Emotionen von nostalgischer Rückbesinnung ausruht. Wenn wir aufgefordert werden, etwas zu fühlen, nur weil wir es kennen und nun noch einmal sehen dürfen.

Ein Problem, das die neuste “Star Wars”-Serie leider an vielen Stellen verschuldet. Ahsoka weiß aber genug Neues einzuführen und aufregend zu gestalten, dass dies nur wenig ins Gewicht fällt. Nichtsdestotrotz zeigt die erste eigenständige Serie des “Star Wars”-Veteran Dave Filoni, was die weit, weit entfernte Galaxie im Jahr 2023 zu bieten hat. Ob erwachsenes Drama, mit langen Monologen und tiefschürfenden Moralfragen. Oder nostalgischer Spaß, der harte Kanon-Arbeit und Fan-Liebe belohnt.

Ahsoka ist ein Anti-Andor.  Die Serie gefällt, gerade weil sie all das macht, an dem Andor nicht interessiert war. Und Andor geht es ebenso. Die beiden Serie stehend in einer Wechselwirkung und ergänzen sich dadurch perfekt. Und genau das zeigt, dass Star Wars nach bald 50 Jahren immer noch so originell und selbstbewusst in die Zukunft schauen kann, wie es einst ein junger Farmarbeiter auf Tatooine gemacht hat.

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