Din Djarin als Nebendarsteller

The Mandalorian hat ein großes Problem

The Mandalorian Staffel 3 hat gezeigt, dass sich die Serie selbst in eine Ecke geschrieben hat, aus der es kein Entrinnen gibt.

The Child in Lucasfilm's THE MANDALORIAN, season two, exclusively on Disney+. © 2020 Lucasfilm Ltd. ©; ™. All Rights Reserved.

In einem Beitrag mit dem Titel “The Mandalorian hat ein großes Problem” könnte ich den Blaster schwingenden Kopfgeldjäger auch durch das Franchise, dem er entsprungen ist, ersetzen. Denn auch das multimediale Megafranchise, das 1977 seinen Anfang nahm, ist 2023 an einem dunklen Ort angelangt, bei dem nicht mal der stärkste Machtträger für Helligkeit sorgen könnte. Star Wars findet heutzutage ausschließlich in den eigenen vier Wänden statt. Auch wenn der Disney Streaming-Service davon profitiert, kann das Weltraumepos nicht nur dort überleben.

Während Disney also krampfhaft versucht, ihre weit, weit entfernte Galaxis erneut auf die Leinwand zu bringen, sind sie derzeit noch weit, weit davon entfernt. Doch bis vor kurzem war das noch halb so schlimm. Denn Star Wars hat jahrzehntelang ohne neue Filme überlebt. Nur durch Animationsserien, Comics und Bücher. Und Serie wie Andor sind der Beweis, dass hier auch noch großartige, genre-veränderte Geschichten erzählt werden können. Und dann wäre da noch das Mutterschiff des ,,Star Wars”-Franchise der letzten Jahre. Doch wie der Überschrift zu entnehmen ist, ging hier in der kürzlich geendete dritten Staffel einiges schief. Erstmalig blieb das Massenphänomen hinter den Erwartungen zurück. Und das hat auch einen ganz bestimmte Grund. Denn The Mandalorian hat ein großes Problem!

Spoiler für The Mandalorian

The Mandalorian war lange Zeit ein sicherer Weltraumhafen für all jene ,,Star Wars”-Fans, die sich von der Sequel-Trilogie enttäuscht zeigten. Ein episodisches Abenteuer, das wöchentlich den Spaß in das alte Franchise zurückbrachte. Das Zweiergespann rund um den namensgebenden Helden, Din Djarin, und seinem machtbegabten Schützling Grogu, wartete mit leichtverdaulichen, Vater-und-Sohn Abenteuern auf, die vor allem durch ihre Selbstständigkeit überzeugten. Das änderte sich spätestens mit der Einführung des Darksabers. Weg waren die eigenständigen, videospielesken Quests, die Platz für eine planetenumspannende Saga rund um die Rückeroberung Mandalores machen musste.

Jede Eigenständigkeit verlor schlussendlich alles an Relevanz, als Jedi-Meister Luke Skywalker in einer spektakulären Rettungsmission am Ende von Staffel 2 den werdenden Jüngling Grogu als Schüler akzeptierte. Auch wenn jener Konflikt in zwei separaten Folgen der Spinoff-Serie The Book of Boba schnell beglichen war (in einem Erzählkniff, der für mich bis zum heutigen Tag unverständlich bleibt), gab es für die Serie nun kein zurück mehr.

Dinn Djarin und Grogu waren nun Teil eines größeren Ganzen und nicht mehr bloß Kopfgeldjäger am Rande der bekannten Galaxis. Natürlich ist das für ein Franchise, das so stark von der Nostalgie lebt, kein Problem. Folgen, wie jene mit Luke Skywalker und Asoka Tano gehören zum Besten, was The Mandalorian je hervorgebracht hat. Doch Staffel 3 hat gezeigt, dass die Einführung altbekannter Charaktere und fan-geforderter Handlungsstränge keine Beschwichtigung für die treusten Fans, sondern eine erzählerische Notwendigkeit darstellte. Denn The Mandalorian hat nichts mehr über seine beiden Hauptfiguren zu sagen.

Das Grogu-Problem

Grogu löste bei seiner Einführung gleich mehrere Probleme für Disney und Star Wars. Die Vater-Sohn-Beziehung zwischen ihm und dem Mandalorian bot eine neue Facette des ,,Star Wars”-Mythos, die so noch nie erzählt wurde. Als süßer kleiner Baby Yoda stellte er eine direkte Verbindung zu der liebgewonnen alten Trilogie für all jene dar, die sich durch die “unrechtmäßige” Verwendung ikonischer Charaktere aus den Sequels vor den Kopf gestoßen fühlten. Und natürlich eignete sich der plüschige kleine Grünling bestens, um die nächsten Jahrzehnte jeden Merchandise-Quartalsbericht Höhensprünge machen zu lassen.

Doch während Staffel 2 noch mit spannenden Details zur Herkunft des kleinen, grünen 50-jährigen Mannes lockte, zeigten sich bereits erste Risse in der Erzähldynamik. Wie weit kann sich ein Charakter entwickeln, der im Grunde nicht mehr als ein Baby ist und kaum sprechen kann? Die Ausbildung zum Jedi durch Luke, erzeugte zwar eine spannende Ausgangssituation, wurde aber spätestens für den Start der dritten Staffel wieder bereinigt.

Doch was konnte eine dritte Staffel ändern? Nicht sehr viel, wie sich zeigte. Auch Staffel 3 von The Mandalorian schaffte es nicht, die Beziehung der beiden Protagonisten in irgendeiner Form weiterzuentwickeln. Grogu ist immer noch eine machtbegabte Plüschfigur, dessen einzige charakterlicher Motivation, das schier grenzenlose (psychopathische?) Verlangen ist, alles Lebendige sofort zu fressen. Jetzt zwar der offizielle Adoptivsohn von Din Djarin und ein Kopfgeldjäger in der Ausbildung, aber war es jemals wirklich anders?

Star Wars Mandalorian Staffel 2 ©Disney/Lucasfilm Ltd. & TM. All rights reserved.

Bereits in Staffel 2 stießen Din und Grogu an ihrer erzählerischen Grenzen. Star Wars Mandalorian Staffel 2 ©Disney/Lucasfilm Ltd. & TM. All rights reserved.

Ähnlich verhält es sich mit Din Djarin. Nachdem bereits in der zweiten Folge der Staffel seine Ehre wieder hergestellt war, mutierte er vom Hauptcharakter zum Bannermann der scheinbar wahren Protagonistin, Bo Katan. Für ihn gibt es während der gesamten Staffel nahezu nichts zu tun, weil er kaum etwas beizutragen hat.

Die Staffel endet schlussendlich damit, dass der Status Quo der letzten Jahre wieder hergestellt ist. Als Kopfgeldjägerduo können die beiden nun unbeschwert die Galaxis nach Abenteuer erkunden. Doch auch hier gibt es Grenzen. Der eine kann nicht reden, der andere kann keine sichtbaren Gefühle zeigen (war Hauptdarsteller Pedro Pascal überhaupt an einem Tag tatsächlich am Set?) Wie lässt sich so eine Beziehung weiterführen, ohne andere Figuren erneut das Ruder übernehmen zu überlassen? Ohne einem massiven Zeitsprung, der Grogu zwar in ein vernunftbegabtes Alter brächte, Din aber zum alten Greis werden ließe, ist deren Beziehung kaum ausbaufähig.

The Mandalorian Staffel 3 hat bewiesen, dass sich die Serie mit Din und Grogu in eine Ecke geschrieben hat. Ob eine vierte Staffel hier einen zufriedenstellenden Ausweg findet, ist fraglich.  Kann ,,Star Wars”-Meister Dave Filoni mit seinem Film für den passenden Abschluss sorgen? Oder kann doch nur ein neuer Bösewicht, nachdem Moff Gideon Staffelfinale für Staffelfinale herhalten musste, für den nötigen Tiefgang liefern? Also lasst uns zusammen “Helft uns Großadmiral Thrawn, ihr seid unsere letzte Hoffnung!” schreien und auf das Beste hoffen.

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