Die Konsolen-Gaming-Welt bekam gestern eine große Mauer aufgebaut. Activision-Blizzard wurde von Microsoft gekauft. Was heißt das für PlayStation?
Markus Bauer: Markus spielt eigentlich schon immer Videogames und hat sich für Webdesign interessiert als es noch gar kein Internet bei ihm daheim gab. Seine Lieblingsgenres sind so unterschiedlich, wie seine Artikel. Am PC spielt Markus am Liebsten Ego-Shooter und Echtzeit-Strategie. Auf den Konsolen haben es ihm Action-Adventures und Rennspiele angetan. Mit seinen Kindern spielt er aber auch gerne Minecraft oder Rocket League. Seit einigen Jahrzehnten baut Markus auch seine PCs selbst zusammen. Dabei ist es ihm egal ob Intel/Nvidia- oder AMD. Nur nicht gemischt. Das Preis- und Leistungsverhältnis müssen passen. Mit seinem neuesten PC-Projekt musste erstmals ein "Big Tower" herhalten. Irgendwie stieg die Angst die aktuellen Grafikkarten nicht mehr ins PC-Gehäuse zu bekommen.
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UPDATE: Dieser Artikel erschien im Januar 2022, seitdem hat Microsoft bekundet, dass es Call of Duty weiterhin für PlayStation geben wird!
Ist der Kauf von Activision-Blizzard durch Microsoft Xbox eine Katastrophe für Videospiele? Auch wenn ich mich gestern ein wenig darüber lustig gemacht habe, das Microsoft Handyspiele wie Candy Crush und mehr für 37 Milliarden Euro kauft, bleibt die Tatsache übrig, dass die „Xbox Familie“ nun weitere Franchises wie Overwatch, Call of Duty, Diablo und World of Warcraft erhalten hat. Immer mehr wird Xbox zu Disney, oder sehe ich das falsch?
Für die wahnsinnige Summe für fast 70 Milliarden US-Dollar kauft Microsoft Activision-Blizzard, samt ihrer Marken und Studios. Das ist nicht nur ein Erdbeben, nachdem Bethesda mit Fallout, The Elder Scrolls, DOOM oder Starfield gekaut wurde, sondern ein Meteoreinschlag wie damals bei den Dinos, für die Gaming-Welt. Irgendwie wirkt es, als würde Phil Spencer (Microsoft VP für Gaming, Xbox-Chef) die Schmach der Xbox One Weg machen wollen. Und dafür bekommt er die fetteste Brieftasche, die man sich nur vorstellen kann. Microsoft ist drauf und dran ein Monopol aufzubauen, zumindest im „Westen“. Europa und Nordamerika hat er damit in der Tasche. Fehlt nur noch ein großer Publisher in Japan, dann ist man überall.
Mittlerweile haben die Xbox Game Studios, nach dem Abschluss des Deals mit Activision-Blizzard über 30 (!) Spiele-Entwickler. Letztes Jahr erlebten wir die bestbewerteten Spiele 2021, die allesamt von den Xbox Game Studios kamen. Halo Infinite, Forza Horizon 5 und sogar Psychonauts 2. Allesamt großartige Titel für die Konsole. Aber auch am PC-Markt machte Microsoft mit Age of Empires 4 alles richtig. Da bleibt einem fast die Spucke weg.
Die Überschrift bitte nicht falsch verstehen. Ich bin kein Fan von „Konsolen-Kriegen“, so wie damals SEGA gegen Nintendo. Oder Sony gegen Nintendo gegen SEGA. Nintendo ist da bereits schon lange ausgestiegen. Das japanische Videospiele-Traditionsunternehmen misst sich nicht mit Xbox und PlayStation, sondern spielt in seiner eigenen Liga. Keine 4K-Konsole erwartete uns 2021, sondern ein OLED-Modell. Ein besserer Bildschirm für die Konsole plus ein paar nette Überarbeitungen, wie den festeren Standfuß. Die Standard-Version ist hier sehr billig ausgestattet, wenn man es mit dem neuesten Modell vergleicht.
Nintendo hat auch gar nicht die Mittel eine Mega-High-End-Konsole zu bauen, wie es Sony und Microsoft können. Die Xbox Series X ist der PlayStation 5 sogar am Papier überlegen, aber wem kümmert Technik, wenn die Spiele dazu nicht passen. Und genau hier lenkt Xbox ein, indem man sich bekannte und bewährte Marken ins Boot holt. Alles für den Xbox Game Pass! Oder doch nicht? Microsoft wird immer mehr zum Disney der Videospiele. Irgendwann ist dann Netflix auch leer, alles für Disney Plus. Was bleibt PlayStation noch übrig?
So wie Phil Spencer über das Projekt Spartacus von PlayStation sagt (ein vermeidlicher Xbox Game Pass-Konkurrent), es ist „unvermeidlich“. Irgendwann muss PlayStation dagegenhalten, wenn man mehr Spieler für seine Plattform begeistern möchte. Nach 25 Millionen Xbox Game Pass-Besitzern wacht Sony Interactive Entertainment (endlich) auf und bringt irgendwas in Kürze. Vielleicht schon bei der nächsten State of Play-Sendung, irgendwann zwischen Ende Januar und Anfang Februar.
Was meine ich mit „die Geister die ich rief“? Ganz einfach, die PS4-Ära konnte Sony dominieren. Nicht nur die Fehlschritte vor und nach dem Release der Xbox One waren dafür ausschlaggebend, sondern auch die vielen Exklusivtitel. Die PlayStation 4 hatte gegenüber der Xbox One einfach die besseren Exklusivtitel. Und Microsoft hat das natürlich gesehen, keine Verkaufszahlen der Konsole mehr veröffentlicht und den Spieß umgedreht. Heute sieht die Sache anders aus. Die Karten sind neu gemischt, wenn nicht sogar mit Jokern auf der Seite von Xbox. Immerhin findet man mehr Call of Duty-Spieler auf der PS5/PS4, als auch auf Xbox One/Xbox Series X/S.
Kein Starfield. Kein The Elder Scrolls 6. Auch kein DOOM. Kein Fallout. Von all diesen Marken müssen sich „PlayStation-Only-Spieler“ verabschieden. The Elder Scrolls 6 wird von Tag 1 im Xbox Game Pass zu finden sein, aber nie auf einer PlayStation-Konsole. Auch wenn zu Beginn der Übernahme die Kommunikation über Exklusivität noch sehr schwammig war (und viele verunsicherte), ist es jetzt klar: Activision-Blizzard-Spiele der Zukunft erscheinen auf Konsole nur mehr für Xbox. Das muss man erstmal verdauen.
Eine Welt in der unabhängige Videospiele-Publisher immer rarer werden. Electronic Arts (EA) ist noch ein großer Name, wobei EA Play auch schon Teil des Xbox Game Pass Ultimate (Konsole) und PC Game Pass ist. Ubisoft gibt es noch, im Westen.
Da stellt sich die Frage: Wie wird PlayStation reagieren? – Bis auf „kleinere“ Übernahmen (von grandiosen Studios) wie Bluepoint und Housemarque hört man nicht viel. Sony hat wirklich großartige Studios bereits in der Hand, die Spiele wie The Last of Us, Uncharted, God of War, Gran Turismo, Horizon und mehr herausbringen, aber ein wirklich großer Mega-Deal ist nicht in Sicht. Vor allem in Japan gäbe es noch viele Publisher. Capcom, SEGA oder Square Enix. Doch wenn das passiert, dann würde man den Videospiele-Markt noch weiter spalten!
Ist das Kapitalismus in seiner reinsten Form? Wenn man sich ein potenzielles Monopol schafft, indem man Studios und Spielemarken aufkauft und somit der Konkurrenz wegschnappt?
Der Xbox Game Pass ist billig. Es ist zwar so, dass man sich eine Garage mit über 100 mietet und 5-20 zum Fahren benutzt, aber es ist billig. Wenn man sich neue Spiele kauft, am Release-Tag, dann zahlt man zwischen 60 bis 80 Euro, irgendwelche Super-Duper-Versionen sogar mehr. Am besten mit Battle Pass und so. Beim Xbox Game Pass Ultimate zahle ich 12,99 im Monat. Manchmal sogar weniger, wenn es gute Angebote gibt. Ich bekomme also etwas mehr als 2 vollwertige neue Spiele für das Geld, was mir der XGP kostet. Eine Win-Win-Rechnung für die Spieler. Microsoft ist so gut zu uns Gamern.
Netflix wird auch immer teurer. Disney Plus wurde mit Star teurer. Das Angebot erweitert sich, die Nachfrage erhöht sich und natürlich gibt man als Betreiber den Preis hoch. Den Xbox Game Pass wird es auch nicht ewig für 12,99 Euro geben. Das ist ein guter Preis um Kunden zu holen. Xbox ist doch nicht die Spendierhose von Microsoft für arme Gamer. Genauso wenig wie man Exklusivrechte hergibt und PlayStation-Spieler damit füttert, wird man weiterhin – wahrscheinlich – draufzahlen. Der Xbox Game Pass ist deswegen so günstig, wer es sein muss. Es ist eine Firma, nicht dein/e Freund/in.
Mit dem Kauf von Activision-Blizzard hat Microsoft selbst gesagt: Xbox ist die drittstärkste Gaming-Marke der Welt. Hinter Sony und Tencent. PlayStation hat all die großartigen Marken, für die wir die Konsole lieben. God of War Ragnarök, Horizon Forbidden West oder Gran Turismo 7. Alles interessante Spiele, die ich spielen will, darum brauche ich auch eine PS5 oder PS4. Als „Viel-Spieler“ kommt man nicht mehr drum herum, dass man ALLE Konsolen daheim hat oder einen gescheiten Gaming-Rechner. Dann reicht auch die PlayStation und die Nintendo Switch.
Den „westlichen“ Mainstream-Gaming-Sektor hat Xbox vereint. Spieler die sich jedes Jahr das neueste Call of Duty holen müssen (weil sie es eben gerne mit ihren Freunden gemeinsam spielen) wird eine Xbox daheim haben in Zukunft, wo vorher eine PlayStation stand. Und dann kann ich mit entscheiden, ob ich das neueste FIFA lieber auf Xbox, die ich sowieso für so viele andere Spiele benutzen kann, oder extra dafür eine PlayStation kaufe. Der Durchschnitt wird sich keine 2 bis 3 Konsolen anschaffen. Man sieht es bereits bei den Absätzen der Xbox Series S, der kleineren Version der neuen Xbox. Eine günstige Konsole mit passabler guter Leistung und Xbox Game Pass ist eine gute Sache, wenn man für wenig Geld Next-Gen spielen möchte.
Die Auswirken des Activision-Blizzard-Deals werden wir wohl erst nächstes Jahr so richtig zu spüren bekommen. Aber wir bekommen sie zu spüren. So viel ist sicher! Microsoft gibt keine 70 Milliarden US-Dollar aus um Spiele für PlayStation zu veröffentlichen. Wer davon nicht überzeugt ist, sollte sich den Investorenaufruf von Microsoft und Activision Blizzard auf Microsoft.com anhören.
Und eines wäre für mich auch klar: Bobby Kotick wäre als CEO Geschichte, sobald der Microsoft-Deal abgeschlossen ist.
Es gibt Branchen-Analysten, die der Meinung sind, dass PlayStation in 10 Jahren verschwunden ist.