Cyberpunk 2077: Phantom Liberty (PS5) – Review

Schafft es CD Projekt Red mit Cyberpunk 2077: Phantom Liberty all die Versprechen einzulösen, die sie vor drei Jahren aufgestellt haben?

Cyberpunk 2077 - Phantom Liberty - (C) CD Projekt Red

Das Wichtigste in Kürze

  • Spannend erzählte und inszenierte neo-noire Spionagestory
  • Atmosphärischer neuer Stadtteil
  • Dank Update 2.0 ein völlig neues Spiel

Zu behaupten der Launch von Cyberpunk 2077 im November 2020 wäre reibungslos verlaufen, wäre wohl eine Untertreibung, die einer Cyber-Psychose gleichkäme. Die Veröffentlichung des neusten Spiels des polnischen Entwicklerstudios CD Projekt Red, das sich mit The Witcher 3: The Wild Hunt den Gutwillen der ganzen Gaming-Branche verdient hatte, war von Bugs und Problemen geplagt, die das Sci-Fi-RPG nahezu unspielbar machten. Auf den alten Konsolen – PS4 und Xbox One – kam es so häufig zu Framerate-Einbrüchen und Abstürzen, dass viele Spieler sich abgezockt fühlten.

Ich selbst, ein riesen Witcher-Fan und Käufer der “Xbox One X Day One Edition” des Spiels, fühlte mich betrogen. 60 € für ein Spiel, das ich kaum spielen konnte? Ich wollte mein Geld zurück! Und besonders schmerzhaft war, dass unter all diesen technischen Schwierigkeiten ein wirklich besonderes Spiel schlummerte, wie zahlreiche Videos der reibungslosen PC-Version zeigten.

Mit dem ersten (und einzigen) Story-DLC wagt CD Projekt RED nun eine Art Wiedergutmachung. Der DLC markiert nicht nur die Rückkehr ins Cyberpunk-Universum, sondern geht auch mit dem Update 2.0 einher, das integrale Mechaniken des Hauptspiels grundheraus verändert. Das Entwicklerstudio scheint aus den Fehlern ihrer Vergangenheit gelernt zu haben. Der DLC erscheint erst gar nicht für die vergangene Konsolengeneration und soll eine abgeschlossene, eigenständige “Cyberpunk 2077”-Erfahrung liefern, die das Hauptspiel an vielen Stellen nur vermuten ließ. Ob sie damit auch erfolgreich waren, erfahrt ihr bei uns im Test.

Cyberpunk 2077 - Das ist alles neu mit Patch 1.5. - (C) CD Projekt Red

Cyberpunk 2077 – (C) CD Projekt Red

Cyberpunk 2077: Phantom Liberty – Eine Comebackstory

 Cyberpunkt 2077: Phantom Liberty lässt Spieler erneut in die punkigen Schuhe eures/r V schlüpfen, der/die  immer noch vom digitalen Geist des Samurai-Frontsängers Johnny Silverhand geplagt ist. Die rund 20 Stündige Haupthandlung reiht sich dabei nahtlos in die Story des Hauptspiels ein, kann aber durchaus auch eigenständig genossen werden. Der DLC kann dabei direkt aus dem Hauptmenü gestartet werden –  was auch durchaus zu empfehlen ist – falls Spieler nach all den Jahren nicht extra eine neue Kampagne starten wollen.

In der Hauptstory des DLCs obliegt es V die Präsidentin der New United States of America zu retten, die per Raketenangriff oberhalb des gefährlichen Stadtteils Dogtown abgestürzt ist. Was folgt ist ein waschechter Spionagethriller al la Minority Report oder Blade Runner (2049). Unterstütz werden Spieler dabei vom mysteriösen Geheimagenten Solomon Reed und der sporadisch auftretenden Netrunnerin Songbird. In feinster Thriller-Manier können wir als Spieler jedoch nie wirklich wissen, wem wir vertrauen können.

Die Story spinnt ein intrigantes Netz aus Verbündeten, vermeintlichen Freunden und überraschenden Feinden, das bis zum Ende spannend bleibt. An vielen Stellen übertrifft die Kampagne selbst das Hauptspiel, dessen Story eine der größten Stärken war. Die durchwegs guten schauspielerischen Darstellungen von bekannten Größen wie Idris Elba und Keanu Reeves machen darüber hinaus jede Zwischensequenz zum Highlight. Der DLC weiß auch perfekt mit seinem neuen Setting zu spielen und verwendet all die Klischees des Spionagethrillers und des “Cyberpunk 2077”-Universum gekonnt.

Wann verlieren wir unsere Menschlichkeit, wenn wir immer mehr unserer organischen Teile ersetzen? Was bleibt noch von uns, wenn nichts mehr von dem da ist, was uns ausgemacht hat? Der DLC wirft spannende und oft auch philosophische Fragen auf, die nur im Cyberpunk-Genre zur Geltung kommen und von vielen Fans im Hauptspiel vermisst wurden. Phantom Liberty wirkt an vielen Stellen wie die auf Netflix veröffentlichte Edgerunner-Serie, die jene Erzählweise schon perfekt vorzeigte. Der DLC ist in seiner Erzählung so kompakt und sicher, dass ich mich öfter fragen musste, ob Cyberpunk 2077 für CD Projekt RED nur eine Art Alpha-Test war. Wenn die dichte Atmosphäre und intelligente Story von Phantom Liberty ein Indikator für all die Fortsetzung sind, die das Studio bereits angekündigt hat, dann stehen uns wahrlich gute Zeiten bevor.

Cyberpunk 2077 - Phantom Liberty - (C) CD Projekt Red

Auf der PS5 kommen die tollen Animationen und Darstellungen der Schauspieler noch besser zur Geltung. Cyberpunk 2077 – Phantom Liberty schöner aus (C) CD Projekt Red

Gameplaytechnisch hat sich in Cyberpunk 2077: Phantom Liberty dabei jedoch so viel verändert, dass es unmöglich ist alles in wenigen Sätzen aufzuzählen. Es wirkt fast so als wäre CD Projekt RED mit dem Rotstift über den Spielcode gefahren und hätte alles herausgestrichen, das auch nur ansatzweise fehlerhaft war. Was herauskommt ist eine Erfahrung, die sich fast völlig wie ein neues Spiel spielt. Das Interface und das Menü wurden optimiert und sind weniger klobig. Waffen sind nun besser ausbalanciert und verbrauchen Ausdauer, wodurch das Schießen anspruchsvoller und spannender wird.  Spieler können nun aus Autos schießen, Akira-style mit Schwertern von Motorrädern säbeln und die Kleidung tragen, die sie wollen, ohne dabei wie ein bunter Clown auszusehen. Der Skill-Tree verändert nicht nur die Statistik, sondern lässt auch wirklich einzigartige Charakterkreationen samt origineller Fähigkeiten zu und Gefechte mit der Polizei sind nun tatsächlich vorhanden.

Das Update 2.0 ist zwar kein tatsächlicher Teil von Cyberpunk 2077: Phantom Liberty, verändert die Spielerfahrung des DLCs aber so grundheraus, dass wir uns wünschten, dies wäre von Anfang an die Version gewesen, die wir zu spielen bekamen. Demzufolge macht jede Nebenquest, jede einfache Aktivität, jedes Feuergefecht und Hacking-Manöver im DLC umso mehr Spaß. Hinzukommt mit Dogtown ein atmosphärischer neuer Stadtteil, der so düster, wie gefährlich ist. An jeder Ecke lauern drogendealende Psychos, verbrecherische Gangmitglieder, oder am Schlimmsten: anzugtragende Corpo-Creeps. Dogtown ist eine Mischung aus kalifornischem Slum und ehemals edlem Luxusressort. Durch die kompakte Größe ist an jeder Ecke etwas Neues zu entdecken. Und auch wenn die Welt immer noch nicht so stark bevölkert ist, wie in den Ankündigungstrailern, liefert Phantom Liberty mit Dogtown eine umfangreiche Spielwiese, wo sich die hervorragende Story des DLCs logisch entfalten kann.

Fazit zu Cyberpunk 2077: Phantom Liberty

Wer das geringste Gespür für das Herauslesen von Stimmungen aus Texten hat, der dürfte bestimmt schon wissen, dass ich von Cyberpunk 2077: Phantom Liberty begeistert bin. CD Projekt RED hat mit dem DLC bewiesen, dass sie eine klare Vision für ihr Cyberpunk-Universum haben. Dass sie spannende Impulse setzen können, die mir persönlich im Hauptspiel stellenweise gefehlt haben und das Genre wunderbar ergänzen. Die Spionage-Story, die im Spiel erzählt wird, ist spannend, gut geschrieben, sauber performt und konsequent zu Ende erzählt. Sie spielt mit den einzigartigen Konventionen, die düstere Sci-Fi-Welten ermöglichen und beweist erneut, dass das Entwicklerstudio ein Händchen für Erweiterungen hat.

Hinzukommt, dass die neuen Gameplaymechaniken und Update-Funktionen die Spielerfahrung beeindruckend ergänzen und mich bereits nach wenigen Spielstunden all die bösen Erinnerungen an die Veröffentlichung des Hauptspiels vergessen lassen. Dank des DLCs wirkt Cyberpunk 2077 neu und frisch und ich kann es gar nicht erwarten, die Hauptstory erneut und mit den Vorzügen des Updates, durchzuspielen. Phantom Liberty ist nicht weniger als all das, das sich Spieler 2020 gewünscht haben. Es ist ein Entschuldigung für die selbstverschuldeten Probleme der Vergangenheit und ein Versprechen, dass die Zukunft für Fans der Reihe rosig aussieht.

ReviewWertung

10SCORE

Cyberpunk 2077: Phantom Liberty macht alles besser, was viele Spieler im Hauptspiel vermisst haben. Dank einer düsteren Spionagestory, einzigartigen Missionen und neuem, spaßigen Gameplay.

Detail-Wertung

Grafik

10

Sound

10

Gameplay

9

Story

10

Motivation

10

Steuerung

9

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