Der dunkel-dunkel-graue Western-Krimi mit einem Comic-Helden der nicht glitzert, aber glänzt.
Sinan Huemer: Ich bin der Beweis, dass man durch zu viel Fernsehen und Videospiele nicht brutal wird. Man wird nervig. Fragt jeden der mir zuhören muss.
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Gestern hatte ich das Vergnügen zusammen mit dem Cineplexx Millennium City Wien und der Vienna Comic Con (#VIECC) ein Kino Event zu moderieren, zum Start von The Batman mit Robert Pattinson in der Hauptrolle. Und natürlich lasse ich mir nicht nehmen, euch meinen Eindruck zu schreiben. Dieses Review werde ich Spoilerfrei halten, auch wenn gewisse Punkte durchaus unumgänglich für die Kritik sind. Aber ich kann euch jetzt schon sagen, dass ich mir den Film sehr bald ein zweites Mal ansehen werde. Auf Englisch.
Wie aus den Trailern bereits bekannt ist, hat es Batman in diesem Film mit dem Riddler zu tun. Einer der beliebtesten Antagonisten des Batman-Universums. Und in dieser Version so düster wie noch nie gezeigt. Der Riddler tötet hochrangige Politiker und Personen von Einfluss in Gotham City. Dabei sendet er immer seine markanten Botschaften „To The Batman“ in Reim und Vers, mit der Herausforderung an die grauen Zellen.
Was anfangs noch scheint als wären es einfach Angriffe gegen die Oberschicht von Gotham, stellt sich als verwobenes Netz aus Korruption heraus. Was Fans nicht überraschen wird, da Gotham City in jeder Version des dunklen Ritters darunter leidet. Unterwandert von korrupten Beamten, Politikern oder auch direkt der Mafia selbst. Dem Riddler scheint es zu reichen. Und er setzt nicht nur ein klares, sondern auch ein sehr gewaltsames Zeichen. Besser gesagt, gleich mehrere.
Was an diesem Film am deutlichsten auffällt, ist dass es definitiv keine der gewohnten Comic-Verfilmungen ist. Ganz im Gegenteil. Denn es ist so klar spürbar, dass hier ein anderer Stil am Werk ist. Nicht nur weil wir (so glaube ich) den bisher brutalsten Batman erleben, sondern auch den realistischsten in seinem Handeln. Ein von Schuld und Trauma zerfressener Batman. Der gnadenlos vorgeht und sich selbst auch „Vergeltung“ nennt. Es wirkt irgendwie alles noch düsterer als je zuvor.
Die Inszenierung der einzelnen „Showdowns“ oder auch der Auftritte des schwarzen Ritters, haben einen richtigen Western-Flair. Das langsame Schreiten in Richtung Feinde. Mit jedem Schritt hört man die Stiefel „klappern“. Kamerawinkel, die wir nicht mehr so gewohnt sind, welche klar aus dem Western-Genre kommen. The Book of Boba Fett bzw. The Mandalorian haben sich dieser Stil-Elemente sehr bedient, The Batman macht es auf der Kinoleinwand und in einer großartigen Qualität. Grandios.
Ich gestehe an dieser Stelle, dass sich mir der Magen umgedreht hatte, als Robert Pattinson als der nächste Batman vorgestellt wurde. Und ich war auch eigentlich gewillt den Film alleine aus diesem Grund zu meiden. Mit den ersten Trailern war mein Schock der Begeisterung gewichen. Robert Pattinson hat in The Batman wirklich eine solide Leistung abgeliefert. Er war nicht herausragend und auch sicher nicht der beste Batman den wir bisher hatten. Aber er hat einen guten Job gemacht.
Man könnte jetzt sagen, dass er ja kaum etwas zu tun hatte in der Rolle, aber genau das war es ja was ihn ausmacht. Diese tiefgründige und emotional kaputte Präsenz zu spielen, ohne viel Text zu haben. Das ist alles andere als leicht. Allerdings leidet der wenige Text, den er hat, an der deutschen Synchro. Ich muss mir den Film unbedingt auf Englisch ansehen und diese Kritik updaten, um Unterschiede zu erkennen, aber es kam mir vor, als wären die Sprecher aller Hauptfiguren (mit Ausnahme des Riddlers) heiser gewesen und im „Dauer-Flüsterer“-Modus.
Zwei Punkte, die in Filmen eigentlich selten so heraus stechen und vor allem positiv auffallen, dass man auch darüber sprechen will, sind Musik und Kamera. Wenn dann ist es eher so, dass diese so schlecht sind und man darüber schimpfen möchte. Hier aber ist der Soundtrack einfach großartig gewählt, um diese wirklich tragische Härte des Films auch zu untermalen. Nicht zu laut, nicht zu auffällig, aber auffällig genug, dass es zur Stimmung passt.
Greig Fraser zeichnet sich für die Kameraleistung der Visionen von Matt Reeves hervor, ein wahrer Künstler seines Fachs. „Seinen Stil“ konnte man bereits bei Dune – Der Wüstenplanet sehen, aber auch bei drei Episoden von The Mandalorian und Rogue One: A Star Wars Story. The Batman spielt mit Kamera Einstellungen, die ich so schon lange nicht mehr oder überhaupt noch nie gesehen habe. Das Spiel mit Tiefenschärfe ist hier bewusst und wirklich cool eingesetzt. Alleine die Inszenierung einer Verfolgungsjagd war ein Blickfang. Aus diesen Kamera-Perspektiven sieht das Ganze einfach so erfrischend neu aus. Verfolgungen kennt man ja schon zu Hauf.
Als im Kinosaal die Lichter wieder an gingen, drehte ich mich zu Markus (unserem Chefredakteur) und sagte gleich „Das war gerade verdammt viel Film!“. Und damit bezog ich mich nicht auf die 3 Stunden Spielzeit des Films, sondern auf die schiere Menge an Input und Informationen die er brachte. Denn der Krimi Aspekt von The Batman fordert nicht nur Bruce Wayne heraus, sondern auch die Zuschauer. Es ist gar nicht so leicht alle von Riddlers Hinweisen auch selbst zu verstehen. Und wenn man glaubt es verstanden zu haben, kommt noch ein Twist mit dem man nicht gerechnet hat.
Ihr solltet also für die Laufzeit nicht nur ordentliche Sitzmuskeln mitbringen, sondern auch euch darauf einstellen überrascht zu werden. Natürlich sollte man bei einem Antagonisten wie dem Riddler immer damit rechnen, dass dieser noch einen Plan B parat hat. Allerdings war es Plan C der mich dann wirklich überrascht hatte und dem Film noch eine wirklich bittere Wendung brachte. Er fühlt sich dadurch zwar etwas lang an, jedoch erwischte er mich persönlich genau dem richtigen Nerv.
The Batman ist ein absolut sehenswerter Film ist. Ich las bereits vorher einige Schlagzeilen, dass es der „bisher beste Batman-Film“ sei. Auch wenn ich das keineswegs bestätigen kann, so ist er trotzdem ganz vorne mit dabei.
Und es ist so ein ganz anderer Take. Abseits der sonstigen Sehgewohnheiten und überhaupt kein typischer Comic-Film. Im Gegenteil. Fast wie bei JOKER, bedient sich Reeves hier diverser Film-Genre, um ein ganz eigenes Werk zu kreieren und das gelingt auf fast ganzer Linie. Einzig die End-Credit Szene könnt ihr euch echt sparen. Ohne zu Spoilern: Es ist ein Frame der für eine halbe Sekunde eingeblendet wird. Ich werde mir den Film schon sehr bald wieder ansehen, allerdings im Original-Ton und freu mich auf eine Wiederholung. Good Bye.