Naja!

Suicide Squad: Kill the Justice League (PS5) – Game Review

Suicide Squad: Kill the Justice League beweist erneut, dass Singeplayerstudios bei dem bleiben sollten, was sie tatsächlich beherrschen.

Key Art Suicide Squad kills the Justice League © Warner Bros. Quelle Twitter Official

Das Wichtigste in Kürze

  • Toll inszenierte Zwischensequenzen
  • Ödes Gameplay und langweiliges Missions-Design
  • Live-Service ohne langer Lebensdauer

Es ist nicht fair ein neues Spiel wie Suicide Squad: Kill the Justice League, mit den Genre definierenden Hochzeiten des Entwicklerstudios, das es herausbringt, zu vergleichen.

Schwieriger wird es nur, wenn das Entwicklerstudio maßgeblich für eine Renaissance der Superheldenspiele verantwortlich war, die bis heute nachwirkt. Denn Rocksteady Studios hat mit der 2009 gestarteten „Batman: Arkham“-Trilogie neue Genrestandards gesetzt. Nach Batman: Arkham Asylum waren Superheldenspiele nicht nur mehr bloße Tie-Ins, die im Umfeld neuer Filmveröffentlichungen erschienen sind und zumeist aufgrund schneller und hektischer Entwicklungszeit unrunde Bugfeste waren. Arkham Asylum war ein eigenständiges Spiel, das unabhängig vom damals aktuellen Nolan-Streifen „The Dark Knight“ erschien und den dunklen Ritter in eine comichafte und frische Welt voller Rätsel und neuer Interpretationen beliebter Charaktere schmiss.

Doch nicht nur das: Bereits in Batman: Arkham Asylum, dem ersten Teil der Trilogie, schuf Rocksteady ein revolutionäres Kampfsystem. Kämpfe waren dynamisch und rhythmisch, konzentrierten sich auf sauberes Kontern und belohnten gezieltes Tastendrücken. Für Fans von Spider-Man klingt das durchaus bekannt. Noch heute gilt das Freeflow-Kampfsystem der Arkham-Trilogie als tonangebend in Hand-zu-Hand-Actionspielen und lässt sich von Assassin’s Creed: Syndicate, Ghost of Tsushima, bis hin zur “Shadow of Mordor”-Reihe, finden. Kurz: mit ihrer Trilogie setzten Rocksteady die Latte für Singleplayer-Superheldenspiele so hoch, dass sich erst Insomniacs Spider-Man-Reihe über zehn Jahre später hinüberschwingen konnte.

Wenn wir uns Suicide Squad: Kill the Justice League also anschauen, dann muss all dieser Ballast weggelassen werden, auch wenn das an vielen Stellen unmöglich ist. Denn Rocksteadys neustes Spiel, das knapp neun Jahre nach Batman: Arkham Knight erscheint, könnte nicht unterschiedlicher als seine Vorgänger sein. Auch wenn der Looter-Shooter strenggenommen eine Fortsetzung des 2009 geschaffenen Kanons ist, bekommen wir es hier mit einem gänzlich neuen Spiel zu tun. Das Spiel muss alleinstehend und nicht als neuster Teil der beliebtesten Superhelden-Trilogie in der Gaminggeschichte betrachtet werden. Was dabei jedoch übrig bleibt ist ein wirklich katastrophales Spiel, das jede Zukunftsambitionen im Keim erstickt. 

Die tolle Inszenierung der Zwischensequenzen ist ein (einziger) Höhepunkt Suicide Squad: Kill the Justice League - (C) Warner Bros. / DC

Die tolle Inszenierung der Zwischensequenzen ist ein (einziger) Höhepunkt Suicide Squad: Kill the Justice League – (C) Warner Bros. / DC

Irgendwo zwischen 2016 und 2021

Fangen wir mit der Story an, denn sie ist mit Abstand das besten an dem Spiel und der Grund, warum die Wertung schlussendlich so “hoch“ ausgefallen ist. Suicide Squad: Kill the Justice League hat nämlich eigentlich eine ganz coole Prämisse. Die Welt wird von der Schwarmintelligenz Brainiac bedroht. Wie es dazu kam ist völlig egal. Fakt ist, dass die Mitglieder der Liga der Gerechtigkeit vom Bösewicht übernommen wurden und jetzt auf Blut aus sind. Das einzige was zwischen Superman, Wonder Woman, Green Lantern, Flash, Batman und der nahenden Weltherrschaft steht, sind vier unscheinbare Helden. Das Selbstmordkommando, bestehend aus Harley Quinn, Deadshot, Captain Boomerang und King Shark.

Wer jetzt denk, dass die Machtverhältnisse zwischen den weitestgehend superkraftlosen Protagonisten und den mächtigsten Helden des DC-Universums nicht ganz ausgeglichen sind, der hat recht. Nichtsdestotrotz gilt es im Spiel Metropolis vor den Schergen Brianiacs zu befreien, damit es der Justice League an den Kragen gehen kann. Die Inszenierung gehört zum Besten, was das Genre zu bieten hat. Toll vertonte Dialoge, lebensechte Motion-Caption-Performances und aufregende Zwischensequenzen, die sogar James Gunns The Suicide Squad aus 2021 Konkurrenz machen. Leider ist alles andere am Spiel eher mit der ersten Verfilmung der DC-Antihelden von 2016 zu vergleichen: Mittelmäßig mit Hang zur großen Enttäuschung.

Wo die Story toll inszeniert und das ständige Gezeter der Spielfiguren unterhaltsam ausfällt, merkt man an jeder Ecke, dass Suicide Squad ein Live-Service-Spiel ist. Die Story, deren Ende absichtlich offen und antiklimatisch bleibt, ist dabei keine Ausnahme. Wir bekommen keinen zufriedenstellenden Abschluss, weil wir hier kein Ende erleben. Ganz in der Natur von  “Games as a Service”, ist die Hauptkampagne nur die nette Dreingabe, die Spieler in den kommenden Jahren zusätzlich zum Grind nach Waffen und neuen Skins verleiten soll. Dementsprechend bleibt die Motivationslage der Hauptfiguren eher oberflächig. Immerhin müssen in den kommenden Seasons noch genug Möglichkeiten offen bleiben, Harley Quinn und Co weiterzuentwickeln. Die gut geschriebenen Dialoge weichen daher niemals von witzigen Interaktionen ab, die stellenweise jedoch schon mal zu viel werden können. Deadshot liebt seine Tochter, Captain Boomerang ist Australier. Harley Quinn ist verrückt und King Shark im Grunde eine andere Version von Drax aus den “Guardians of the Galaxy”-Filmen. Das Spiel nimmt an, dass wir mit den Figuren bereits vertraut sind und schert sich nicht, ihre Motivationen näher zu beleuchten. Neben dem absichtlich offenen Ende, bleibt uns auch auch jeder emotionale Höhepunkt verwehrt.

Schön gestaltete Innenräume mit coolen Storyhäppchen stellen die Ausnahme im Spiel dar - Suicide Squad: Kill the Justice League - (C) Warner Bros. / DC

Schön gestaltete Innenräume mit coolen Storyhäppchen stellen die Ausnahme im Spiel dar – Suicide Squad: Kill the Justice League – (C) Warner Bros. / DC

Todlangweilig zum Quadrat

Apropos Life-Service:  Auch die Hauptmissionen weichen kaum vom ewigen  Muster ab, das Life-Service-Spiele entweder zu langen Zeitfressern oder kurzweiligen Flops macht. Reise nach A und zerstöre B, oder sammle A und liefere es nach B ab. Also genau jene Missionen, die ein Endgame füllen müssen und hundertfach für das Versprechen von besserem Loot wiederholt werden können. Ab und zu gibt es einen spannenden Innenraum zu bestaunen (ein Batman-Level ist ein frühes und letztes Highlight), der Großteil der “Levels” findet aber auf öden Dächern und Terrassen statt. Dort gilt es die ständig gleichen Gegner mit den ständig gleichen Angriffen zu besiegen. 

Jenes Design zieht sich durch alle Ebenen des Spiels. Spannende Nebenfiguren wie der Pinguin und Poison Ivy werden in tollen Zwischensequenzen eingeführt, nur um dann für den Rest des Spiels zu stupiden Questgebern und Menüscreens zu verkümmern. Einige Spieler dürften sich auch vor den Kopf gestoßen fühlen, weil dem Spiel scheinbar jeder Respekt vor der Vergangenheit fehlt. Denn beim Untertitel des Spiels handelt es sich nicht nur um einen belanglosen Nebensatz.

Das wäre grundsätzlich auch kein Problem, weil kontroverse Storyentscheidungen oft einen starke Wirkung haben können (Siehe The Last of Us Part II). Aber wenn wortwörtlich auf liebgewonnen Figuren uriniert wird, die in so vielen besseren Filmen, Spielen und Serien aufgetreten sind, bleibt ein fader Beigeschmack übrig. Ein besseres Spiel wäre wohl damit durchgekommen. Bei Suicide Squad: Kill the Justice League können solche Momente nur noch wie ein weitere Mittelfinger an die Fans wirken, die fast neun Jahre auf eine Fortsetzung der Arkham-Universum gewartet haben.

Aber eine enttäuschende Story und ein zäher Grind müssen noch nicht das Ende bedeuten. Es gibt nahezu kein Live-Service-Spiel, das zu Release zufriedenstellen konnte. Destiny hatte eine kaum existente Hauptstory. The Division kämpfte mit Serverproblemen und zu wenigen Inhalten. Und würde man einem Fortnite-Spieler heute noch einen Clip aus der Launch-Version des Spiels zeigen, dann würde er es wohl kaum wiedererkennen. Der Unterschied ist nur, dass all diese Spiele eine unterhaltsame Basis hatten, die über die Jahre hinweg verbessert und verfeinert werden konnte. Der Kern war so einzigartig und spaßig, dass Spielraum für Fehler vorhanden war.

Suicide Squad: Kill the Justice League – (C) Warner Bros. / DC

Suicide Squad: Kill the Justice League hat auch viele Fehler. Vom banalen Missionsdesign. Der ungenutzten Spielwelt, die wir nur von lieblosen Häuserdächern zu sehen bekommen. Den einfachen Shooter-Mechaniken, bis hin zu kaum wertvollen Skills und dem uninteressantem Lootsystem. Der Unterschied ist nur, dass dem Spiel die solide Basis fehlt, die eine Langzeitzukunft sinnvoll macht. Ich wage sogar zu behaupten, dass dem Spiel die Zeit fehlen wird, all jene Probleme auszubügeln und das Gameplay zu verfeinern, ehe die Pläne für einen mehrjährigen Support verworfen und die Server abgeschaltet werden.

Denn die Probleme begannen mit der Entscheidung, allen vier Charaktere die selben Waffen zu geben, ohne auf deren Einzigartigkeit zu verweisen. Als Looter-Shooter-Konzept durchaus sinnvoll. Um den vier Bösewichten eine eigene Spielweise und damit einen Charakter zu verpassen, absolut sinnbefreit. Das viel zitierte Beispiel des Captain Boomerang, dessen einziges Alleinstellungsmerkmal ein Boomerang im Namen ist, steht unangefochten . Egal ob man die flinke Harley Quinn oder den massigen King Shark spielt. Beide können mit einer Mini-Gun auf die kugelsicheren Green Lantern, Wonder Woman und Superman schießen. Einzig in der Art der Fortbewegung unterscheiden sich die vier Figuren. King Shark hüpft wie Hulk von Haus zu Haus. Harley schwingt sich mit Bat-Drohne herum. Deadshot hat ein Jetpack und Boomerang nutzt die Speedforce, um sich von A nah B zu teleportieren. Doch so richtig Geschwindigkeit kommt nie auf. Nervige Cool-Downs sorgen für ständiges Starten und Stoppen, das sehr viel von der Geschwindigkeit herausnimmt und eher hakelig wirkt.

Von der schnellen Dynamik die beim Schwingen durch New York in Spider-Man entstehet, ist Suicide Squad: Kill the Justice League weit entfern. Während Rocksteady einst das perfekte Kampfsystem entwickelte, scheint das gesamte Wissen nun verloren. Um dem eintönigen Schießen etwas Leben einzuhauchen, zwingt uns das Spiel bestimmte Stellen der Gegner anzupeilen, die wir dann mit Nahangriffen zuhauen können, um Schilder zu generieren. Hinzukommt die ständige Voraussetzung, aufgeladene Attacken der Gegner zu unterbrechen. Wir wechseln beim Schießen so zwischen ständigem Draufballern, kurzem Kontern und einmaligem Nahkampfangriff. Was eintönig klingt, ist leider auch so. Selbst die Bossgegner weichen nicht zu sehr von diesem Konzept ab. Egal ob Green Lantern oder Flash. Wir schießen, kontern und greifen an. Die Einzigartigkeit der verschiedenen Bosse ist kaum gegeben. Das ständig verwertete Missionsdesign tut sein Übriges, um alles an Spaß gegen einen sinnlosen Grind zu tauschen, der uns anspornen soll, ständig neue Waffen und Ausrüstung zu sammeln. 

Suicide Squad: Kill the Justice League - (C) Warner Bros. / DC

Suicide Squad: Kill the Justice League – (C) Warner Bros. / DC

Fazit zu Suicide Squad: Kill the Justice League

Ich wollte Suicide Squad: Kill the Justice League lieben. Wirklich! Viel zu lange war die Wartezeit auf das neuste Spiel eines Studios, das jedes Mal aufs Neue ihre Fähigkeiten bewiesen hat. Arkham Asylum war revolutionär. Arkham City eine logische Weiterentwicklung, die in allen Belangen noch einmal einen drauflegte. Arkham Knight war ein würdiger Abschluss für eine Trilogie, die für immer für sich alleine stehen wird.

Suicide Squad: Kill the Justice League ist eine Katastrophe. Wie es dazu kommen konnte, kann ich nur erahnen. Doch bereits zu Beginn der Entwicklung müssen die Entwickler eine Entscheidung getroffen haben, für die das Singleplayer-Studio nicht bereit war. Das Singleplayer-Konzept wurde über den Haufen geworfen, um einem Trend zu folgen. Denn viel zu verlockend ist die ewige Cash-Cow der Live-Service-Spiele, die ohne viel Mehraufwand auch Jahre nach Release noch stetig Ertrag einbringt. Doch was vielen Unternehmen verborgen bleibt – auch wenn es jedes Mal aufs neue bemerkbar ist – ist, dass jene Spiele nur in den wenigsten Fällen funktionieren. 

Rocksteady reiht sich mit ihrem neusten Spiel nahtlos in die immer länger werdende Liste der Singleplayer-Entwickler ein, die für ihre Live-Service-Ambitionen alles riskiert und alles verloren haben. Sei es Arkane Studios mit Redfall. Square Enix mit Marvel’s The Avengers, oder BioWare mit Anthem. Denn nichts an Suicide Squad: Kill the Justice League funktioniert als das, was es sein möchte. Und das ist schade. Denn das, was es hätte sein können, hätte großartig werden können. 

So haben wir einen weiteren Live-Service-Titel mit einer enttäuschenden Story, schnell alt werdendem Gameplay und dem Versprechen, dass wir Monat für Monat mehr davon bekommen werden. Nach zehn bis zwölf Stunden Spielzeit und dem nagenden Gefühl der Enttäuschung, habe ich jedenfalls genug.

ReviewWertung

4SCORE

Mit Suicide Squad: Kill the Justice League versucht Rocksteady aktuelle Trends zu befolgen, vergisst dabei aber alles, was ihnen seinerzeit zum Erfolg verholfen hat.

Detail-Wertung

Grafik

9

Sound

6

Gameplay

4

Story

5

Motivation

3

Steuerung

6

Multiplayer

7

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