Gamer-Blog: Gewinnen Digital- über Analog-Käufe schlussendlich?

Für was ist denn der Schlitz?! Ist das die Frage, auf welche sich Gamer-Eltern der Zukunft einstellen müssen? Läutet die Xbox One S All-Digital-Edition das Ende einer Ära ein?

Microsoft hat kürzlich mit der “Xbox One S All-Digital-Edition” die erste, laufwerklose Konsole veröffentlicht. Schon zu Beginn dieser Konsolengeneration sagte Microsoft, die Zukunft liegt im Online Gaming und ohne Internet wird man nicht mehr spielen können. Diese Aussage kostete ihnen dann schlussendlich das Rennen und sie verloren einen ziemlich großen Teil ihrer Kundschaft. Bis jetzt.

Nichts desto trotz ist die Xbox One X die technisch bessere Konsole und konnte noch einiges wett machen und die Fans beruhigen. Jetzt hat man aber trotzdem den Schritt gewagt. Ich nehme stark an, dass es sich hier bereits um einen Testlauf für die Zukunft handelt. Wieviele werden sich auf den Deal einlassen? Interessanterweise weist die Konsole aber keine Kostenersparnis auf, obwohl das Laufwerk fehlt.

Digital vs. Analog

Videospiele hatten von Beginn an eine haptische Komponente. Mit der Zeit entwickelte sich diese weiter zu einem Sammler-Hobby. Mittlerweile blicken wir auf gute 50 Jahre Spielgeschichte. Ich kann mich erinnern, als die Emulator-Zeit begann. Auf einmal hatte ich alle Nintendo-Spiele auf einem USB Stick! Es war aber nie das gleiche Gefühl, als sie bei mir in einem Schrank sichtbar vor mir zu haben.

Eine Spielesammlung für mehr als 160.000 US-Dollar… Bildquelle: ebay.com

Fraglich ist auch nach wie vor die Preisstrategie. Ein enorm hoher Produktions- und Logistikaufwand entfällt beim digitalen Verkauf. Ist dann derselbe Preis wie bei der analogen Version gerechtfertigt? Oder ist es doch eher eine Abzocke? Es hat einen etwas bitteren Nachgeschmack.

Selbstverständlich darf man den Erfolg von Plattformen wie Steam nicht außer acht lassen. Doch auch die Valve-Plattform hatte versucht, mit eigener Hardware wie dem Steam Controller und gar eigener Konsole zu Punkten.

Direkte Kommunikation

Digitale Deals haben durchaus ihren Reiz. Als Publisher kann man viel schneller reagieren und ist nicht mehr abhängig von einem “Mittelsmann”. Man könnte es mit den “Appstores” vergleichen.

Als Publisher ist man in direktem Kontakt mit seinen Abnehmern. Welche Kunden kaufen das Spiel, wie, wo, etc. Ein Datenparadies für Unternehmen!

Zeitgleich können Kunden sich direkt an die Publisher wenden. Es kann eine verstärkte Kundenbindung aufgebaut werden.

GameStop in den USA - (C) GameStop

GameStop in den USA – (C) GameStop

Schwere Zeiten für den Handel

Es bedeutet aber eben auch einen starken Einschnitt im “Offline”-Geschäft. Allein der Second-Hand-Handel, welcher einen sehr großen Teil der Spielewirtschaft ausmacht, würde praktisch verschwinden. Es wird gemunkelt, dass Sony an einer Lösung arbeitet und diese bereits das Patentamt erreicht hat.

Als Publisher wird man ganz klar von höheren Profiten und mehr Kundendaten profitieren. Sollte der Handel aber zukünftig nur mehr Gutscheine für die Online-Stores verkaufen können, wird es für Ketten wie Media Markt, Gamestop, Amazon, etc. eng. Richtig eng.

Schneller zum Schuss

Auch als Gamer kommt man schneller zum Spiel. Kein Fahrten zum Store, anstellen oder gar mit einem Ausverkauf geplagt werden. Einfach vorbestellen, laden und loslegen.

Schwerer wird es mit Collectors Editions. Ubisoft oder Square Enix verkaufen diese heute schon teilweise über ihre eigenen Online Stores. Auch hier gäbe es starke Einschnitte für den Handel, sollten Publisher ihre eigenen Kanäle weiter ausbauen wollen.

Hardware Ersatz

Die Frage ist, wo wird der Kunde spielen? Würden Sony, Microsoft und Co. tatsächlich aufhören, Konsolen zu produzieren? Klar, es hat immer geheißen, das Konsolengeschäft sei negativ, jedoch erzeugt es zeitgleich eine gewisse Marktpräsenz für die Unternehmen. Es würde ihnen hohe Produktionskosten ersparen.

Weiters ist man bei Konsolen immer im Dilemma, das sobald sie erscheinen, die Technogie unter ihrer Haube schon wieder veraltet ist. Man kann Konsolen nicht aktualisieren und muss mit dem Standard klar kommen, bis die nächste Generation erscheint. Bei PC’s besteht dieses “Problem” nicht.

Google Stadia – Controller – (C) Google

Trotzdem schaffen Systeme wie Google Stadia eine gewisse Unabhängigkeit von Hardware. Man kann auf jedem Device spielen, heißt es. Solange es aber eine gewisse Internetverbindung sicherstellt! Da wären wir wieder beim Thema Internet.

Dies bedeutet, ja ich kann immer und überall spielen, benötige aber trotzdem ein Gerät mit einer gewissen Leistung. Nicht jedes Handy oder jeder TV sind auf 4k ausgerichtet. Ich werde zwar Marken-, aber nicht Hardwareunabhängug. Und auch hier bin ich mir sicher, werden Unternehmen auch zukünftig noch Geräte auf den Markt bringen können welche genau für das beste Gaming-Erlebnis ausgerichtet sind.

Mehrdeutige Aussagen

Der Schritt von Microsoft ist nicht ein Zeichen zum Ende der Konsolen-Ära mit der Xbox One Digital, eher zum Aufzeigen, dass digitale Spiele nach wie vor Plattformen zum Spielen benötigen werden. Google wird nicht das Ende der Konsolen einläuten und daher auch wohl kaum das Ende analoger Spiele-Versionen. Ein Rückgang des Vertriebskanals sei vorstellbar, aber keine komplette Einstellung. Menschen mit die keine haptische Version ihres Games benötigen, haben bereits heute die Möglichkeit, alles digital zu kaufen und zu spielen, sei es auf Konsolen oder PC’s. Da wird Stadia keine Revolution herbeiführen. Auch wird nicht überall die benötigte Internetverbindung vorhanden sein. Ich denke eher, man sollte sich als Sony und Microsoft die Frage stellen, ob man nicht “zusätzlich” auch als Publisher agieren und Spiele für solche Plattformen veröffentlicht, um einen “Revenue-Stream” zu erschaffen.

Es ist bestimmt ein zu begrüßenswert Schritt, welcher ein paar neue Möglichkeiten schaffen könnte, aber ich glaube nicht, dass es den Markt so stark beeinflussen wird, wie manche munkeln. Mit der Xbox One Digital wird nicht das Ende der klassischen Konsolen eingeläutet.

Hinweis in eigener Sache: Gaming Blog-Artikel entsprechen der Meinung des Autors und müssen nicht die Meinung der DailyGame-Redaktion widerspiegeln.
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