In einer Welt voller Dämonen und Engel liegt es an dem frisch erwachtem Nahobino die Weltenordnung zu richten.
Ewelyn Derc: Seit Kindestagen professionelle Gamerin. Verehrerin des JRPG-Genres und leidenschaftliche Shooter-Spielerin.
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Vielen von euch ist sicherlich die Persona-Reihe ein Begriff. Mit dem jüngsten Kassenschlager Persona 5 Royal hat Atlus zahlreiche Rekorde gebrochen und das Franchise ist ein fester Bestandteil des JRPG-Genre. Doch die wenigsten Wissen, dass die Reihe ihren Ursprung in der Shin Megami Tensei-Reihe hat. Bereits Ende der 80er Jahre erschien der erste Ableger den Franchises, der dann zur Shin Megami Tensei-Reihe geführt hat. Da die Grundthemen prinzipiell von religiöser Natur sind, entschieden sich die Zuständigen gegen eine Veröffentlichung im westlichen Raum. Wenn es dann doch mal einen Ableger in den Westen geschafft hat, blieb es eher ein Nischentitel. Nun haben die Entwickler, nach dem Shin Megami Tensei III einen Remaster erhielt, sich für eine Veröffentlichung von Shin Megami Tensei V im westlichen Raum entschieden. Ob mich der neuste Ableger des einstigen Nischenreihe überzeugt hat, erfahrt ihr hier in unserem Review!
Nach der Einleitungssequenze und der Namensgebung finden wir uns im Klassenzimmer der Jouin-Oberschule wieder. Wir spielen einen zurückhaltenden jungen Mann, der sich auf dem Weg nach Hause befindet. Da kürzlich viele Gewalttaten verübt wurden müssen wir in Gruppen ins nahgelegene Wohnheim zurückkehren. Nachdem wir zu unseren Freunden und Bekannten aufgeschlossen haben werden wir Zeuge eines Gewaltverbrechens im Bahnhof. Die Polizei riegelte diesen Bereich ab und wir waren gezwungen den Tunnel zu passieren. Doch durch mysteriöse Umstände kollabiert der Tunnel und wir wurden unter den Trümmerhaufen begraben.
Wir finden uns in einer seltsamen Welt wieder, die einer tristen Wüste gleicht. Nach dem ein unbekannter Mann vor uns erschien und uns ein Angebot unterbreitet hat, dass wir nicht abschlagen konnten, schmolzen wir zu einer neuen Entität zusammen. Von nun an waren wir zwei Wesen in einem Körper und unter dem Namen „Nahobino“ bekannt. Ein göttliches Wesen, das eigentlich nicht mehr existieren sollte. Mit den neu gewonnen Kräften brachen wir zu einer Reise auf, die unseren Glauben an Dämonen und Engeln neu formen sollte.
Ab einem gewissen Spielfortschritt sind wir in der Lage zwischen der realen und der Anderswelt hin und her zu wandeln. Hierbei wird der Unterschied zwischen den zwei Welten sehr deutlich gemacht. Denn die reale Welt wirkt sehr trist und karg, mit leblosen und gesichtslosen Marionetten als Bewohnern. Während die Dämonenwelt zwar einen zerstörten Eindruck macht, jedoch nur so vor Überraschungen überquillt. Die Schule sowie die anderen Schauplätze strahlen kaum Lebendigkeit aus. Es wirkt fast so als wenn ein depressiver Schleier auf der Stadt liegen würde.
Die Navigation zwischen den Schauplätzen in der realen Welt trägt natürlich noch sein übriges dazu bei, damit die Welt so leblosen wie nur möglich erscheint. Denn sobald wir ein Platz verlassen, werden wir auf eine Karte geschleudert, mit dem wir als kleine Figur die Straßen „entlang fahren“ müssen, um zum nächsten Platz zu kommen. Fast so als wenn wir auf eine Navigations-App schauen würden.
Dagegen schafft die zerstörte Dämonenwelt eine Lebhaftigkeit an den Tag zu legen, die unter normalen Umständen nicht möglich gewesen wäre. Die Welt Namens Da’at strotzt nur so vor Leben, auch wenn die meisten Bewohner von dämonischer Natur sind. Zahlreiche Gegner, noch mehr Nebentätigkeiten wie Quests oder sammelbare Gegenstände und Automaten in denen Relikte vergangener Tage versteckt sind. Doch neben den Fießlingen gibt es auch freundlich gesonnene Dämonen, die euch unterstützen und begleiten möchten.
Neben den Dingen die in der Welt zu finden sind, müssen wir auch die gesamte Spielwelt als solches hervorheben. Selten hat mich eine karge Welt so in den Bann gezogen wie die Welt Da’at. Denn die Welt ist äußerst verwinkelt und verzweigt, so dass wir viel Erkundungsarbeit betreiben müssen, wenn wir alles von der Welt sehen möchten. Die Welt in Shin Megami Tensei V erstreckt sich in die vertikale sowie in die horizontale und ist unvergleichbar. Sie zählt mit zu den positivsten Aspekten des Spiels, da die triste Welt dadurch schnell zur Nebensächlichkeit wird.
Die Kämpfe in Shin Megami Tensei V fallen getreu der Reihe recht klassisch aus. Wer bereits die Persona-Reihe kennt, weiß auch worauf er sich einlässt. Denn mit einem Rundenbasiertem-System der von den Stärken und Schwächen der Gegner profitiert, können wir die Kämpfe zu unseren Gunsten entscheiden. Wenn wir die Schwächen der Gegner treffen, erhalten wir Extrazüge pro Runde, in denen wir abermals agieren können. Anders herum ist es natürlich ebenfalls möglich, genauso wie dass uns Züge gestohlen werden können, sollte unser Treffer verfehlen oder die Stärke des Gegner anvisieren.
Da wir als Nahobino andere Dämonen befehligen können, sind wir auch in der Lage neue Begleiter auf unsere Seite zu ziehen. Sei es durch die Verhandlungen in den Kämpfen oder durch die Fusionierung zweier Dämonen, wodurch ein neues Wesen entsteht. Mit einer speziellen Währung können wir uns sowie die Fähigkeiten der Dämonen weiter aufwerten, damit wir uns für die fordernden Kämpfe wappnen. Denn die Shin Megami Tensei-Reihe zählte schon immer zu einen der schwereren JRPGs.
Der fünfte Ableger enttäuscht hier auch auf keinem Fall! Glücklicherweise kann die Schwierigkeit in den Optionen immer angepasst werden, wodurch wir nicht an den zu Beginn gewählten Schwierigkeitsgrad gebunden sind. Wem das noch immer zu schwer sein sollte, kann auf das Day-One-DLC zurückgreifen. Denn dadurch bekommen die Spieler einen „Safety“-Modus hinzugefügt, wodurch die Kämpfe ein Zuckerschlecken sein sollen.
Die Vergangenheit hat gezeigt dass Nintendo Switch schon bei so manchen Open-World-Titeln in die Knie gezwungen wurde. Wir waren daher sehr erstaunt was für ein flüssiges Spielerlebnis uns geboten wurde. Mit Frameeinbrüchen hatten wir, trotz der schnellen Erkundung der Spielwelt, kaum zu kämpfen. Die Ladezeiten waren zu Beginn etwas verlängert, jedoch gab es die nur einmalig. Denn sobald die Spielwelt geladen war, gab es keinerlei Unterbrechungen oder Szenenwechsel. Ein sehr positiver Aspekt, denn wären die Ladezeiten öfter nötig gewesen, hätte es einem schnell den Spielspaß rauben können, was schade wäre.
Da meine Switch-Version ein Drift–Problem hat, habe ich die meiste Zeit über den Fernseher gespielt und das war auch gut. Denn in der Handheld-Version hat mich der Drift nicht nur einmal in ein ungewollten Kampf gesteuert, da mein Charakter komplett außer Kontrolle geraten ist. Darüber hinaus gab es bei der Übersetzung leichte Diskrepanzen, da oft englische als auch deutsche Begriffe verwendet wurden. Die Oberfläche ist größtenteils auf deutsch, nur manche Begriffe in den Kämpfen behielten den englischen Text bei.
Eine automatische Speicherfunktion haben wir leider ebenso vermisst. Denn durch die modernen Spiele sind wir als Spieler so sehr verwöhnt, da es beinahe überall eine automatisierte Speicherfunktion existiert. Daher kam es leider nicht selten vor, dass wir einen Spielstand verloren haben, da die Monster zu mächtig waren und wir zuletzt vor zwei Stunden gespeichert hatten..
Shin Megami Tensei V ist ein gelungenes Spiel für alle JRPG-Liebhaber, denen eine gut erzählte Geschichte nicht ganz so wichtig erscheint. Denn der Schwerpunkt liegt hierbei wirklich im Gameplay sowie den Nebentätigkeiten die zur Verfügung stehen. Die Charaktere wirken leider oft unglaubwürdig und sehr Marionettenhaft, wodurch die Story in den seltensten Fällen wirklich überzeugt, auch wenn ein Interessantes Grundprinzip erzählt wird. Dafür überzeugt das Gameplay auf klarer Linie. Die Welt und der Erkundungsdrang haben mich so sehr angetrieben die zerstörte Welt mit all ihren Geheimnissen zu erkunden, da war die eigentliche Geschichte oft schon nebensächlich. Die Nebenquests sind so fordernd wie die Kämpfe selbst und locken einen auch manches Mal in eine Falle. Darüber hinaus gibt es viel sammelbares, wodurch wir stärkere Fähigkeiten freischalten, die unser vorhaben unterstützen. Alles Gründe um sich der Erkundung hinzugeben!