Mario lässt Donkey Kong nicht einfach davonkommen und nimmt die Verfolgung auf, um die gestohlenen Mini-Marios zurückzuholen. In diesem Spiel seid ihr Mario und müsst euch durch verschiedene Level bewegen, in denen ihr Hindernisse überwinden, Schalter betätigen und Feinde besiegen müsst. Um in den nächsten Abschnitt zu kommen, braucht ihr einen Schlüssel, der in jedem Level versteckt ist. Ihr müsst den Schlüssel zur Tür bringen, hinter der ein Mini-Mario auf euch wartet. Aber Achtung: Der Schlüssel ist kein normales Item, sondern ein echter Gegenstand. Wenn ihr ihn länger als zwölf Sekunden fallen lasst, kehrt er zu seinem ursprünglichen Ort zurück. Deshalb ist hier gutes Timing gefragt.
Das bedeutet: Die Richtung von Fließbändern mit Knöpfen verändern; Plattformen durch rote, gelbe und blaue Schalter erscheinen oder verschwinden lassen; Mülltonnen zum Hochklettern verwenden; von einem Seil zum anderen schwingen; und Shy Guys oder brennende Ölfässer wie bei einem Hindernislauf vermeiden. Mario vs. Donkey Kong ist vor allem ein Puzzle-Game und hat daher ein viel langsameres Spieltempo als die Jump’n’Run-Varianten. Das beeinflusst auch Marios Fähigkeiten: Der Klempner ist hier eher träge und kann nur noch kurze Strecken springen. Sein Handstand ist das Aromatischste, was er kann, mit dem er höhere Ebenen erreichen, herunterfallende Objekte abwehren und manchmal auch Teile des Levels überspringen kann.
Abgespeckte Schwierigkeit
Vielleicht liegt es daran, dass ich beim Ableger für den DS noch keine acht Jahre alt war, aber ich erinnere mich, dass Mario vs. Donkey Kong damals zumindest in meinen kindlichen Augen etwas knifflig war, was ich bei der Neuauflage jetzt gar nicht mehr spüre. Die meisten Level sind kinderleicht, die Lösung liegt auf der Hand, und man kann sie meistens auch schnell umsetzen, ohne lange auf Objekte oder Feinde zu warten – aber es macht trotzdem Spaß. Wer hier Herausforderung oder Rätsel erwartet, wird enttäuscht, aber auch nicht frustriert. Nur die letzten Welten werden etwas schwieriger und machen mir meine extra Leben, die ich durch die neuen 1-Up-Level bekommen habe, streitig.
Es gibt einen Aspekt, in dem die Neuauflage deutlich leichter ist als das Original: die Sterne. In jedem Level gibt es drei Geschenke, die ihr aufsammeln könnt und dafür einen goldenen Stern bekommt. Das klingt erstmal wie eine optionale Aufgabe ohne großen Nutzen, aber in Wahrheit schaltet ihr damit eine Reihe von sehr kniffligen Profi-Leveln frei, die euch nach dem Spiel erwarten und etwas Schwierigkeit nachliefern. Im Original musstet ihr dafür aber nicht nur die Geschenke einsammeln, sondern auch noch eine bestimmte Zeit schlagen, um einen vorgegebenen Highscore zu erreichen. In der Neuauflage genügt es, die drei Präsente zu finden.
Das Erreichen der Sterne ist dadurch nicht nur viel einfacher, sondern auch weniger motivierend, weil es keinen Anreiz mehr gibt, die Level schneller zu schaffen. Nintendo hat zwar einen Bestzeit-Modus als Alternative eingebaut, der euch eine Goldmedaille für das Einhalten bestimmter Zeiten gibt; aber diese Änderung wird wohl vor allem den Fans des Originals missfallen. Zumal man in Mario vs. Donkey Kong jetzt auch das Zeitlimit ausschalten kann: Wer den klassischen Modus ablehnt und den entspannten Modus wählt, kann Mario ohne Zeitdruck durch die Level steuern. Mit dem neuen Koop-Modus, bei dem der zweite Spieler Toad spielt, ist das Spiel immerhin etwas leichter für ein jüngeres Publikum.
Bosskämpfe bringen Abwechslung
Es gibt im Spiel aber auch Abweichungen vom zuvor beschriebenen Prinzip: Jede Welt, die typisch für Nintendo ein bestimmtes Thema wie Stadt, Dschungel, Lava oder Spukhaus hat, hat neben den sechs normalen Stages auch zwei besondere. In einer davon müsst ihr die zuvor geretteten Mini-Marios durch einen Hindernisparcours in eine Spielzeugkiste bringen und dabei optional die Buchstaben T, O und Y anstelle der Geschenke aufsammeln, um einen Stern zu bekommen. Die Mini-Marios laufen euch immer hinterher, sind aber natürlich genauso zerbrechlich wie der Klempner selbst, weshalb ihr Feinde und Stacheln clever vermeiden und die geringe Größe der Spielzeuge nutzen müsst, indem ihr sie durch Lücken schickt, die für euch zu klein sind.
In dem anderen Level müsst ihr euch immer einem Bosskampf gegen den affigen Widersacher stellen: Donkey Kong thront, wie im Arcade-Klassiker, auf einer erhöhten Plattform und bewirft euch mit Holzfässern, die ihr dem zornigen Gorilla nach gelungenen Ausweichaktionen selbst zurückwerfen müsst. Das Spielprinzip ändert sich zwar nicht, aber es gibt genug Abwechslung, um Langeweile zu vermeiden: Mal wirft Donkey Kong Bomben statt Fässern, mal stürzt der Boden des Levels unter euch ein und mal wechselt ihr die Positionen und müsst, an Seilen schwingend, tödliche Früchte nach unten fallen lassen. Die normalen Level machen schon mit ihren leichten Rätselaufgaben Spaß, aber der zweigeteilte und spielerisch vielfältige Abschluss jeder Welt macht das Gesamtpaket noch runder.
Neuer Late Game Content
Nach etwa fünf Stunden seht ihr zum ersten Mal den Abspann, aber Mario vs. Donkey Kong ist damit zum Glück noch nicht vollständig zu Ende. Es warten noch einige Bonuswelten auf euch, in denen das bisherige Spielprinzip verändert wird: Der Schlüssel ist jetzt an einem Mini-Mario befestigt, den ihr, wie schon in den speziellen Leveln, sicher an Gegnern und Hindernissen vorbei zur Tür bringen müsst. Es gibt immer noch drei Geschenke, die manchmal vom Spielzeugklempner aufgehoben werden müssen, weil ihr nicht herankommt. Die Stages sind zwar kürzer als vorher, weil sie nur einen Abschnitt haben; aber die mechanische Änderung bringt frischen Wind ins Spiel und macht das sonst zu kurze Rätselspiel zusammen mit den Profi-Leveln länger und spannender.
Neben den überarbeiteten Inhalten gibt es auch einige neue im Remake. Es erwarten Sie zwei neue Welten, darunter das fröhliche Miniland, das einem Vergnügungspark ähnelt, mit je acht neuen Stages voller Knobelspaß. Außerdem gibt es neue Spielereien und Rätsel zu entdecken: Zum Beispiel bunte Blumen, die Sie oder Objekte mit einem Luftstoß in eine bestimmte Richtung katapultieren, über Schluchten oder in schwindelerregende Höhen. Oder die aus Super Mario 3D Land bekannten Warp Boxen, die hier nun auch mit Farbschaltern verbunden sind. Die neuen Level passen perfekt zu den alten und bereichern das Gesamterlebnis – genau das, was man von einem Game erwartet, das teurer ist als das Original.
Optischer Hingucker
Ein wichtiger Aspekt einer neuen Edition ist natürlich die Verbesserung von Grafik und Musik. Die frühere Pixel-Grafik wurde durch den glatten Stil moderner Nintendo-Spiele ersetzt, der am besten mit den New-Super-Mario-Bros.-Spielen verglichen werden kann: Die Hintergründe sind reich an Details, obwohl sie nur als Hintergrund dienen, während die Level-Elemente leuchtende, aber dezente Farben haben. Ein traditioneller, aber stimmiger Anblick, der zur Identität von Mario vs. Donkey Kong passt, das mehr mit seinen Puzzles begeistern als mit spektakulären optischen Effekten überzeugen will – Super Mario Bros. Wonder winkt zu.
Der Soundtrack ist wieder einmal ein Volltreffer: Er klingt klar und deutlich aus den Lautsprechern der Nintendo Switch und hat einen überraschend jazzigen Touch. In einer der späteren Welten harmonieren Klavier, Schlagzeug und Saxophon perfekt und erzeugen eine Noir-artige Großstadtstimmung, die sehr gut zum optischen Thema passt. Außerdem können sich Fans des Originals über die vielen originellen Geräusche freuen, die Donkey Kong oder die Mini-Marios machen, und die viel zum Charme des Spiels beitragen.
Ein großes Preisschild
Wenn ihr nur das Spiel durchspielen wollt, ohne alle Geschenke und Bonuswelten zu ergattern, seid ihr in wenigen Stunden fertig. Es handelt sich schließlich nur um eine Neuauflage eines Game Boy Advance-Spiels, das schon damals recht kurz war. Für den hohen Preis von etwa 50 Euro bekommt ihr daher nicht viel geboten, zumal der Inhalt trotz der verschiedenen Spielereien in den Welten schnell eintönig und sehr einfach gestaltet ist.
Fazit zu Mario vs. Donkey Kong
Mario vs. Donkey Kong ist für ein Nintendo-Spiel überraschend öde. Die technisch aufpolierte Neuauflage bringt dem 20 Jahre alten Titel zwar mehr Inhalt, aber nicht mehr Qualität. Und hier muss man wohl feststellen, dass nicht alles, was 2004 auf einer Handheld-Konsole neu und spaßig war, auch 2024 noch fasziniert. Der Mix aus Springen und Knobeln ist nett, aber harmlos – das Spiel ist weder besonders clever noch besonders lustig. Außerdem ist die Steuerung nicht so schnell und präzise, wie man es von Mario gewohnt ist.