Warhammer 40.000: Space Marine 2 ist ein zwar simpler aber umso spaßiger, brutaler und blutiger Action-Shooter.
Tim Rantzau: Tim ist nicht nur seit Kindheitstagen ein großer Nintendo-Fan, er hat auch Game Design studiert und kümmert sich beruflich um das Konzeptionieren von Videospielen. Sein Spezialgebiet ist aber der Spiele-Journalismus.
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In der düsteren Zukunft gibt es nur Krieg: Dieses bekannte Motto aus dem Warhammer-40k-Universum ist auch im neuen Spiel Space Marine 2 von Saber Interactive allgegenwärtig. Als Lieutenant Titus der imperialen Death Watch werden wir direkt auf ein von Tyranniden überranntes Schlachtfeld geschickt. Hier zählt nur der Auftrag. Mit der Boltgun in der Hand und geschützt durch die Space-Marine-Rüstung kämpfen wir für den Imperator in einem scheinbar aussichtslosen Krieg gegen die Xenos-Plage. Schon die ersten Minuten des Third-Person-Shooters geben einen Vorgeschmack auf das, was uns in der Kampagne erwartet. Wir schlüpfen in die Rolle eines Space Marines, eines genmanipulierten Supersoldaten in nahezu undurchdringlicher Rüstung.
Mit diesem müssen die Spieler gnadenlose Angriffe einer Schwarmflotte der Tyranniden abwehren. Dabei steht uns ein beeindruckendes Arsenal an Waffen und Werkzeugen zur Verfügung, das Fans des Tabletop-Spiels Warhammer 40k bekannt sein dürfte. Die Entwickler haben jedes Detail der Rüstungen, jeden Bolzen des Donnerhammers und jeden Stachel der Tyranniden mit großer Sorgfalt nachgebildet. Diese Liebe zum Detail lässt Warhammer-Fans oft schmunzeln, wenn sie bekannte Fahrzeuge und Waffen wie den Rhino, den Leman Russ oder den Thunderhawk entdecken. Die Entwickler haben sich stark an den Miniaturen orientiert – sehr gelungen.
Das Gameplay von Warhammer 40.000: Space Marine 2 übernimmt einige Elemente des Vorgängers aus dem Jahr 2011. Wir können entweder alleine mit zwei NPCs oder in Gruppen von bis zu drei Freunden gegen die Tyranniden und andere Feinde des Imperiums kämpfen. Dabei steht uns ein Arsenal an Waffen aus dem Warhammer-Universum zur Verfügung. Titus und die anderen Adeptus Astartes haben Zugriff auf Primärwaffen, Sekundärwaffen, Nahkampfwaffen und jeweils eine Spezialfähigkeit. In einigen Missionen der Kampagne finden wir auch schwere Bolter, Plasmavernichter und Multi Meltas als besonders mächtige Waffen. Im Kampf setzen wir oft eine Mischung aus Nah- und Fernangriffen ein.
Die anstürmenden Tyrannidenhorden bekämpfen wir zunächst mit dem Bolter aus der Distanz, bevor wir unweigerlich von Hormagaunts und Tyrannidenkriegern umzingelt werden. Mit dem Kettenschwert, dem Powerschwert oder dem Thunder Hammer geht es dann dem Xenos-Abschaum an den Kragen. Mit etwas Übung wirkt das Kampfsystem, vor allem mit den Nahkampfwaffen, kraftvoll und manchmal sehr brutal. Nach einer gut getimten Parade können wir unseren Gegnern in den Kopf schießen und sie auf drastische Weise exekutieren. Diese exzessive Gewalt passt perfekt in die Welt von Warhammer 40k, die sich selbst als grotesk und übertrieben darstellt.
Allerdings finden wir, dass die Auswahl und Handhabung der Schusswaffen nicht optimal gelungen ist. Vor allem auf den höheren Schwierigkeitsgraden werden selbst kleine Gegner zu wahren Kugelschwämmen, wodurch wir uns weniger stark fühlen. Hinzu kommt, dass viele Waffen auf diesen Schwierigkeitsgraden kaum zu gebrauchen sind, während andere zu wenig Munition haben. Dadurch wird der Kampf oft zu einem hektischen Rennen zur nächsten Munitionskiste, was den Spielfluss unterbricht und nerven kann. Auch die Waffenvielfalt lässt zu wünschen übrig. Ein Großteil unseres Arsenals besteht aus verschiedenen Boltern und Bolguns, die als Scharfschützen-, Schnellfeuer- oder Standardversion zur Verfügung stehen. Das Trefferfeedback und die Schussgeräusche wirken etwas schwach.
Natürlich will sich das Entwicklerstudio am Vorbild orientieren. Wir würden uns aber mehr Abwechslung zwischen den verschiedenen Boltgun-Varianten wünschen. Außerdem gibt es im 40K-Universum auch noch andere Waffentypen wie Lasguns, Heavy Stubbers, Combi-Plasma, Power Claws und vieles mehr. Auch die Waffenbalance ist nicht optimal. Auf höheren Schwierigkeitsgraden greifen wir fast ausschließlich auf Sniper Rifles und Plasma Incinerators zurück, da die meisten Bolter einfach zu schwach sind. Es macht jedoch immer wieder Spaß, in Missionen gegen Tausende von Tyraniden und anderen Gegnern anzutreten, die sich in einer eindrucksvollen, düsteren Spielwelt mit den für Warhammer typischen Gothic-Punk-Elementen bewegen.
Die Gegner formieren sich teilweise in Gruppen und versuchen einander über hohe Mauern zu helfen. Das erinnert an Zombiespiele beziehungsweise Filme wie World War Z oder Days Gone, in denen die Schwarmintelligenz besonders gut zur Geltung kommt. Saber Interactive hat eine interessante und teilweise sehr anspruchsvolle KI-Logik für die NPCs von Warhammer 40.000: Space Marine 2 entwickelt. Selbst unsere computergesteuerten Mitstreiter sind oft sehr hilfreich, da sie uns zuverlässig wiederbeleben, wenn wir zu viele Treffer einstecken. Das mag daran liegen, dass sie im Vergleich zu uns unverwundbar sind. Das Beste am Spiel kommt aber erst später.
Neben den rund zehn Stunden actionreichen Kampagnenmissionen schalten wir nach einer gewissen Zeit auch Nebenmissionen frei. Space Marine 2 geht hier einen ganz anderen Weg und führt Spielelemente ein, die wir als Lieutenant Titus nicht nutzen können. Das hat uns etwas überrascht, denn die Operationen bieten sehr interessante Aspekte. Wir können aus sechs verschiedenen Klassen wählen: Assault, Bulwark, Heavy, Sniper, Tactical und Vanguard. Diese erinnern wohl nicht zufällig an die Miniaturen von Games Workshop. So ist der Bulwark mit Schwert und Schild einem Bladeguard Veteran nachempfunden, während der Assault mit Sprungpack an die Assault Intercessors mit Sprungpack erinnert. Jeder der sechs Klassen stehen nur bestimmte Waffentypen zur Verfügung.
So kann der Heavy immer eine schwere Waffe wie den Heavy Bolter oder die Multi Melta benutzen, aber keine Nahkampfwaffe ausrüsten. Der Bulwark kämpft nur mit Schwert und Schild und hat zusätzlich nur eine Pistole für den Fernkampf. Außerdem können wir unseren Charakter in der Kampagne nicht durch Leveling, Perks oder Skills verbessern, aber diese Mechanik wird mit den sechs Klassen eingeführt. Wir können unseren Charakter leveln, ihm Perks für bestimmte Spezialisierungen geben und sogar Skins für unsere Waffen freischalten. Diese Motivation durch das Leveln und Anpassen des Charakters fehlt jedoch in der Hauptkampagne immens.
Warhammer 40.000: Space Marine 2 fühlt sich an wie mehrere Spiele in einem: Einerseits gibt es die Kampagne rund um Titus und seine Gefährten. Auf der anderen Seite spielen wir einen Horde-Shooter im Stil von Warhammer 40K: Darktide, in dem wir unsere Klasse verbessern und perfektionieren können. Diese Klassen können wir auch in PVP-Kämpfen einsetzen. Die an Gears of War erinnernden Sechs-gegen-Sechs-Gefechte sind überraschend unterhaltsam und kurzweilig.
Ein weiteres Highlight ist der Charakter-Editor, mit dem wir die Rüstung unseres Spielcharakters bis ins kleinste Detail anpassen können. Allerdings nur für die sechs Klassen, nicht für Titus selbst. Ob rote Schulterplatten mit goldenen Verzierungen oder eine Rüstung im Stil der White Scars. Der Kreativität sind kaum Grenzen gesetzt, solange man sich in dem etwas verschachtelten Menü zurechtfindet. Jedes Rüstungsteil kann individuell eingefärbt werden, ähnlich wie bei der eigenen Miniaturarmee im Keller. Die Farben stammen direkt aus dem Citadel-Farbsystem der Tabletop-Vorlage. Namen wie Necron Compound, Warpstone Glow, Gehennas Gold und Rakarth Flesh sind Warhammer-Fans sicherlich ein Begriff.
Die meisten dieser Farben können im Spiel freigeschaltet werden. Abgeschlossene Operationen und PVP-Matches belohnen uns mit Ingame-Währung, mit der wir weitere Farben und Insignien für unseren Charakter kaufen können. Nur komplette Skins, die das Aussehen einer Rüstung wesentlich verändern, sind als kostenpflichtige DLCs erhältlich. Diese DLCs sind jedoch nicht obligatorisch. Das Hauptspiel kann für rund 60 Euro auf Steam sowie für 60 Euro auf Playstation 5 und Xbox Serie X/S erworben werden.
Ein kleiner Disclaimer vorneweg: Ich bin als Autor kein Experte für das Warhammer-Universum und daher stören mich Kleinigkeiten nicht, die nur eingefleischten Fans der Tabletop-Vorlage auffallen. Nach meinem Kenntnisstand finde ich aber, dass Space Marine 2 die Atmosphäre der Vorlage sehr gut einfängt. Jede Rüstung, jede Waffe und überhaupt alles sieht so aus, wie es aussehen soll. Aber auch wenn man mit Warhammer 40K nichts am Hut hat, kann man trotzdem Spaß an dem Spiel und insbesondere der Kampagne haben.
Auch wenn das Gameplay letztlich nicht sonderlich abwechslungsreich ist, die fließende Kombination aus Nah- und Fernkampf, der blutige und taktisch notwendige Einsatz von Exekutionen und die beeindruckende Grafik lassen jeden Action-Fan voll auf seine Kosten kommen. Das gilt auch für den Einzelspielermodus. Im Koop-Modus kann man allerdings noch mehr aus dem Spiel herausholen.
Test-Hardware: Intel Core i7-13700KF, NVIDIA Geforce RTX 4080, 32 GB DDR5
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