Mehr Open-World: Horizon Zero Dawn wird größer

Die Entwickler kündigen an, die Fortsetzung wird noch größer. Aber wollen wir das?

Horizon Zero Dawn - (C) Sony

Horizon Zero Dawn – ein Meisterwerk

Horizon Zero Dawn war für mich persönlich ein Überraschungserfolg. Als ich die ersten Bilder sah, dachte ich, es sei eine feminine Version von Turok! Ich wurde aber eines besseren belehrt. Man erlebt die Geschichte aus der Sicht von Aloy. Sie wächst in einer post-apokalyptischen Welt auf, die Menschheit lebt wie in der Steinzeit. Die Lebewesen sind jedoch maschinelle Dinosaurier!

Es beginnt eine packende Reise durch die Welt, auf der Suche nach Antworten, wie man zur heutigen Version der Welt gelangte und was es mit Aloy´s Vergangenheit auf sich hat. Das Spiel war ein guter Mix aus durchgängiger Story mit passenden Haupt- und Nebenmissionen und einem frei erkundbaren Areal, welches nach und nach freigeschalten wurde. Lichtete sich der Nebel über der Karte, hatte man immer noch mit relativ wenig scrollen eine gute Übersicht des Spielplatzes.

Das war auch das, was ich an dem Spiel so geschätzt hatte. Ich hatte sicherlich gute 50 Stunden mit dem Spiel verbracht. Dies war vollkommen erfüllend um für mich 100% aus dem Spiel herauszuholen. Ich hätte bestimmt noch mehr machen können, aber es fühlte sich wie ein guter Zeitpunkt an, um das Spiel zu beenden. Mit der Anzahl an Nebenmissionen und Aufgaben war man auch nie zu sehr von der Hauptstory entfernt. Es war eine gute Mischung aus RPG und Action-Adventure.

Open-World – Zuviel des Guten

Nun begehen die Entwickler Guerilla Games meiner Ansicht nach einen Fehler. Sie kündigen an, das Spiel wird “mehr Open-World haben und noch größer werden”. Doch wollen die Spieler das? “Open-World” ist nicht nur ein sehr offener und weiter Begriff, meiner Ansicht nach ist es auch das, was viele Spiele zu einem schmerzvollen Absturz führt.

GTA: San Andreas

Dafür haben wir auch viele Beispiele gesehen. Mein erstes Erlebnis diesbezüglich war GTA San Andreas. Nicht falsch verstehen, es war ein echt cooles Spiel mit einem coolen Helden. Jedoch streckte es sich über eine Vielzahl selbständiger Städte, welche selbst eine Unmenge an Nebenmissionen und Freizeitbeschäftigungen boten. Es war ein Kontinent! Erstmals konnte man in Spielen nicht nur essen, man musste es sogar, um am Leben zu bleiben! Auch das Fitness Center war ein Pflichtbesuch, damit man die Kalorienaufnahme wieder verarbeitet. Es gab ein Romantik-System, man hatte Freundinnen.

Diese musste man ebenfalls von Zeit zu Zeit besuchen. Mit seiner Crew hatte man die Möglichkeit, Gebiete zu übernehmen, um die größte Gang in San Andreas aufzubauen. Es waren eine Unmenge an “Mini-Spielen” vorhanden, das Spiel nahm einfach kein Ende! Die Vorgänger GTA 3 und GTA: Vice City haben locker zehn mal in das Spiel gepasst. Ja es machte Spaß, aber es war viel zu viel. Das merkte auch Entwickler Rockstar, welche dann ab GTA 4 merklich die Größe wieder auf eine Stadt zurück fuhren.

Assassins Creed

Assassin's Creed: Der Grabstein für Prince of Persia - (C) Ubisoft

Assassins Creed: Eine Serie im ständigen Wandel

Diese Serie ist eine regelrechte Trial and Error-Entwicklung und die ganze Gamer-Welt sind ihre Versuchskaninchen. Teil eins konzentrierte sich komplett auf das neue Gaming-Konzept mit Assassinen, versteckter Klinge und Stealth. Man fokussierte sich so sehr darauf, dass Spiel eine Wiederholung derselben Mission über die nächsten 20 Stunden war! Es gab nicht einmal Nebenmissionen.

Bei Teil zwei drehte man dann auf. Man stampfte in die Open-World. Ezio´s Abenteuer war aber noch immer halbwegs ausgewogen. Ab Teil drei wurde es immer größer und unübersichtlicher. Man merkte Ubisoft wollte, dass die Spieler mehr Zeit mit ihrem AAA-Titel verbringen. Ab Origins wandte man sich dann komplett vom altbekannten und wagte den Sprung ins RPG-System. Mit dem Original hatten die Spiele nichts mehr zu tun.

Sogar die beliebte Insta-Kill Klinge war Geschichte! Ihre Rückkehr wurde nun im Trailer zu Assassins Creed: Valhalla angekündigt, als auch vom Entwickler-Chef persönlich bestätigt. Die Anzahl der Möglichkeiten, seine Zeit zu vertreiben stieg immens und verlangte von den Spielern immer mehr und mehr. Man verliert sich in unzähligen Aufgaben und verlässt den Hauptstrang der Geschichten. In Assasssins Creed: Black Flag konnte man riesige Seeschlachten mit seinem Schiff kämpfen. Durchaus lustig und spannend, aber wieder ein Zeitfresser ohne bestimmten Mehrwert.

Metal Gear Solid 5

Hideo Kojima - Metal Gear Solid 5 - (C) Konami - Bildquelle: Twitter

Metal Gear Solid 5 – Ein Open-World Disaster als Finale

Big Boss´s letztes Abenteuer leidete sichtlich vom Rosenkrieg zwischen Konami und Hideo Kojima, trotz allem übertrieb es Kojima in seinem Grande Finale mit dem Umfang des Spiels. In gewisser Weise konnte ich Konami verstehen, mit der Handhabung des Konflikts war ich aber nicht zufrieden. Metal Gear Solid war stets ein geradliniges Spiel. Man hatte stets ein Ziel vor Auge, es gab eine umfassende Story mit spannenden Zwischensequenzen, die den Spieler an den Bildschirm fesselten. MGS 5 war all das nicht.

Es fühlte sich an wie die Aneinanderreihung von lieblos geplanten Missionen, durchnummeriert wie bei einer Warteliste beim Arzt. Zusätzlich hatte man noch einen Haufen an Nebenmissionen und Zusatzaufgaben, die man erledigen konnte. So hatte man seine Basis, welche aufgerüstet werden konnte. Dafür musste man Geld verdienen, als auch Soldaten “entführen”. Mit dem Luftballon konnte man ganze Panzer und Fahrzeuge zurück zur Basis senden lassen. Big Boss wurde vom Stealth-Meister mehr zu einem Grinder.

Zusätzlich bot das Spiel noch Online-Battles mit anderen Usern an, welche deine Basis angreifen und schwächen konnten. Mitten im Spiel, jederzeit! Das Spiel entwickelte sich zu einem Dauerstress. Das größte Dilemma jedoch war die extrem große und komplett langweilige Karte. Man befand sich einfach in einer riesigen Wüste, wo man verschiedene Kasernen und belagerte Dörfer hatte. Für mich ganz klar eine extrem große Enttäuschung für diese wunderbare Serie.

Tomb Raider

Tomb Raider - 2016

Tomb Raider – Lara Croft´s Open-World Abenteuer enttäuscht

Auch Lara Croft musste dies lernen. Waren ihre Abenteuer auf früheren Generationen relativ geradlinig, so wagte man bei der letzten ebenfalls den Sprung in die Open-World. Teil eins jedoch war sehr gut gelungen! Ähnlich wie bei Horizon Zero Dawn passte der Mix aus RPG, Nebenmissionen, Spiele-Map und Hauptstory.

Bei Teil zwei tappte man dann schon wieder in dieselbe Falle wie ihre Vorgänger. Man wollte das Spiel größer machen und packte unnötige Elemente und Nebengeschichten hinein, welche keinen spielerischen Mehrwert boten. Beim finalen Teil fuhr man die wieder zurück, dass es wieder ausbalancierter war.

Red Dead Redemption 2

Red Dead Redemption 2

Red Dead Redemption – Open-World ja, aber viel zu groß

Dieses Spiel ist natürlich ein Meisterwerk, keine Frage. Die Grafik, das System, alles wunderbar. Doch für mich geht das Spiel in die Richtung von San Andreas. Teil eins war eine gute Balance zwischen Story, Kartengröße und Nebenaufgaben. Die Fortsetzung macht für mich denselben Fehler wie die zuvor genannten Spiele.

Man versucht die Spieler zu beeindrucken, in dem man es noch größer macht. Im Vergleich zu anderen Spielen hatte es durchaus interessante Nebenmissionen mit eigenständigen Stories. Trotz allem in Summe war es einfach viel zu groß und umfangreich.

Open-World Filme?

Mittlerweile sind Spiele-Produktionen teilweise schon teurer als manche Hollywood-Produktionen. Doch wenn Filme da Maß sind, verstehe ich den Fokus auf den Umfang nicht? Filme sind abgeschlossene Handlungen, hier kommt es nicht vor, dass die Charaktere einfach entscheiden, eine halbe Stunde von der Handlung auszuweichen und eins trinken zu gehen! Wo wären wir da? Wieso also investieren Studios so viel in die Entwicklung komplexer Welten mit unzähligen Aufgaben und Möglichkeiten?

Offene Welten passend zum Spiel

The Witcher 3: Wild Hunt - (C) CD Projekt RED

Witcher unc Co. – Diese sind von Beginn an als Open World konzipiert

Ich finde, offene Welten gut, jedoch muss es auch zum Spielprinzip passen. Witcher, Dragon Age, Final Fantasy, all das sind große Welten und es passt zu ihnen. Es geht um langläufige Charakterentwicklungen und etappenweise entfaltende Geschichten. Man findet Bücher und Schriften, welche die Story erweitern, redet mit Charaktere, trifft Entscheidungen, die das Erlebnis beeinflussen. Es gibt eine Unmenge an Konsequenzen. Hier passt es für mich, denn ich entscheide mich bewusst für ein Spiel, in welches ich +100 Stunden eintauchen möchte.

Die zuvor genannten Beispiele haben aber nicht als Open-World Games begonnen. Sie waren keine RPG`s, sie hatten keine Spieler-Entwicklungen oder ähnliches. Es wurde von den Entwicklern in das Spiel “gezwungen”. Die Frage ist jedoch wieso? Welchen Mehrwert bieten diese Erweiterungen?

Investment vs. Ergebnis

Ich habe das Gefühl, dass für Entwickler neben den Verkaufszahlen ein Erfolgsfaktor die mit dem Spiel verbrachte Zeit ist. Je länger Spieler sich in der von ihnen geschaffenen Welt aufhalten, desto erfolgreicher ist der Titel aus ihrer Sicht. Doch stimmt das?

Aus meiner Sicht nicht. Mein Alptraum wäre ein neues Uncharted im Open-World Konzept! Es würde das Spielerlebnis komplett zerstören. Die Entwickler haben konstant an der Geradlinigkeit ihres Spieles festgehalten. Ja, man konnte immer die Umgebung ein wenig erkunden und kleinere Schätze entdecken. Dies ist auch völlig OK, war aber auch von Beginn an teil des Konzeptes. Trotz allem konnte ich nicht entscheiden, einfach ein paar Level zurückzugehen oder gar meinen Charakter leveln, um stärker zu werden.

Uncharted 3 - (C) Naughty Dog

Uncharted als Open World? Würde dies Gefallen?

Längere Lebensdauer durch DLC´s

Im Vergleich dazu verstehe ich DLC´s. Die Entwickler bieten downloadable Content an, um so die Spieler länger zu binden. Dies finde ich auch OK und spannend, um einfach die Story ein wenig weiter zu erzählen oder zusätzliche Hintergründe zu offenbaren. Die grundsätzliche Schaffung einer offenen Welt, nur um den Spieler länger an das Spiel zu binden, ist für mich aber nicht nachvollziehbar.

Dies finde ich gegenüber Spielern auch unfair, denn es fühlt sich aufgesetzt und künstlich an. Es ist keine natürlich Weiterentwicklung des Spiels. Diese Gefahr sehe ich erneut bei Assassins Creed: Valhalla, welches mittlerweile weit weg vom Original ist und jetzt vermutlich sogar von seinem namensgebenden Assassinen-Dasein Abschied nimmt. Ein Wikinger als Assassine? Kein Kommentar.

Assassin’s Creed Valhalla - (C) Ubisoft

Assassins Creed: Valhalla – Ein Wikinger als Assassine? Geht das gut?

Open World – Der Fluch der AAA Titel

Ja, die neuen Generationen der Konsolen bieten mehr Möglichkeiten. Die technischen Herausforderungen sind anders. Ich bin komplett für Fortschritt und schönere Grafiken. Dies muss aber nicht heißen, dass ich auch über 100 Stunden in jedem Spiel verbringen will. Nach wie vor habe ich als Gamer ein Ziel: So viele Spiele wie möglich spielen! Ich kann meine Zeit nicht mit 4-5 Spielen verbringen, die alle von mir mehr als 100 Stunden und 100% Aufmerksamkeit verlangen. Manchmal möchte man einfach abschalten und in eine Welt eintauchen.

Wo nimmt die also ein Ende? Die Videospiele-Geschichte begann mit Spielen, welche nicht länger als eine halbe Stunde dauerten. Das war der Durchschnitt. Heute liegt dieser bei über 100 Stunden. Wird dieser in den nächsten Generationen weiter steigen? Hoffen wir einmal nicht.

Hinweis in eigener Sache: Gaming Blog-Artikel entsprechen der Meinung des Autors und müssen nicht die Meinung der DailyGame-Redaktion widerspiegeln.
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