New Tales from the Borderlands (PS5) – Game Review

Schafft es New Tales from the Borerlands an seinen erfolgreichen Vorgänger anzuknüpfen? Bei uns in der Review könnt ihr es erfahren!

Das Wichtigste in Kürze

  • Schöne, überarbeitete Grafik
  • Abgeschlossene, humorvolle Story
  • Fehlende spannende Spielmechaniken

Als Tales from the Borderlands 2014 erschien, dominierte Telltales Games mit seiner patentierten Episodenspielformel den Markt. Egal ob The Walking Dead, Game of Thrones oder Minecraft. Es gab keine große Marke, die nicht eine fünfteilige Spielereihe beschert bekommen hat. Acht Jahre später existiert das Studio nur noch mehr in den Köpfen der zahlreichen Mitarbeiter, die sich einen neuen Arbeitsplatz suchen mussten. Der Markt schien übersättigt und das Studio musste schließen. Doch das bedeutete noch nicht das Ende.

Denn Skybound Entertainment eilte zur Hilfe und kaufte kurzerhand die bestehenden Spielemarken des Entwicklers auf. Sie beendeten die finale Staffel rund um die Überlebenskämpferin Clementine. Kündigten eine Fortsetzung der Comicadaption The Wolf Amon Us an. Und brachten mit The Expanse sogar eine völlig neue Idee ins Gespräch. Mit New Tales from the Borderlands will Gearbox nun erneut in die Welt der schießwütigen Grenzlande eintauchen. Doch die Nachfolge gestaltet sich als schwierig. Denn die von 2014 bis 2015 laufende erste Staffel war eine der besten, des untergegangenen Unternehmens. Ob die Fortsetzung tatsächlich viel “Neu” macht und ein würdiger Nachfolger ist, erfahrt ihr in unserem Test:

New Tales from the Borderlands (c) Gearbox, 2K

Das Binge-Modell

Was Fans des Vorgängers mit New Tales from the Borderlands erwarten können, erfahren sie bereits im ersten Wort des Titels. Denn “neu” ist wirklich viel an dem Spiel. Angefangen bei der Releasestrategie. Die Telltale-Spiele erschienen in Episoden, die in unregelmäßigen Abständen veröffentlicht wurden und einzeln gekauft werden musste. Ein Konzept, das das Studio populär gemacht hat und andere Entwickler in den Jahren danach dankbar aufnahmen. Etwa Life is Strange oder auch die neuen Hitman-Spiele. So konnten spanenden Cliffhänger und gute, in sich abgeschlossene Plotlines kreiert werden. Dass zwischen den Episoden schon mal Monate vergingen (bei Tales from the Borderlands waren es zeitweise ganze vier Monate), war ein saurer Beigeschmack.

Hier wird daher der erste große Unterschied klar. Denn anders als sein Vorgänger, erscheint New Tales from the Borderlands als vollständiges Spiel. Das gesamte Spiel befindet sich beim Release auf der Disc und kann von Anfang bis Ende gespielt werden. Dennoch ist auch hier die Handlung in fünf Episoden gegliedert, die teilweise mit Cliffhängern enden. Doch wie bei einer Netflix-Serie, kann man dann direkt weiterspielen, ohne warten zu müssen. Die Zerstückelung teilweise wirklich kurze Episoden, wirkt so viel eher obligatorisch, als tatsächlich gewollt. So zertrennt sie die zusammenhängende Handlung in gröbere Abschnitte, die keine Teilung gebraucht hätten.

Ähnlich neu verhält es sich mit den Mechaniken des Spiels. Die Telltale-Spiele galten bereits zu ihrem Erscheinen als grafisch nicht mehr ganz auf der Höhe. Ein Comic-Shader verbarg zwar einige klumpige Charakteranimationen und technische Unzulänglichkeiten. An vielen Stellen mangelte es dennoch. Gesichtsausdrücke wirkten hölzern. Animationen klump und schwer. Es kam oft zu klobigen Wartezeiten zwischen Sequenzen und die Steuerung fühlte sich träge und schwer an. Das tat dem Spielspaß zwar keinen Abbruch, was hingegen auch möglich gewesen wäre, zeigt nun aber New Tales from the Borderlands.

New Tales from the Borderlands (c) Gearbox, 2K

New Tales from the Borderlands (c) Gearbox, 2K

Neue Optik, alter Charme

Die Szene wechseln durchgehen Flüssig hin und her. Während man noch in der einen Sequenz auf einer Hyperion-Raumstation ist, befindet man sich wenige Sekunden bereits in einem zerbombten Diner. Was wie keine große Leistung wirkt, ist indes für den flüssigen Ablauf der Handlung ausschlaggebend. Da die Story auf drei Hauptcharaktere setzt, ist der schnelle und reibungslose Wechsel zwischen ihnen besonders wichtig. Das Spiel schafft das besser, als alle anderen bisherigen Telltale-Spiele zusammen.

Der Grund dafür dürfte die neue Engine sein, die bereits in der finalen Staffeln von The Walking Dead zeigen konnte, was sie drauf hat. Sie ermöglicht es die Charaktere noch detaillierter darzustellen. Zudem sind sie ausdrucksstark und lebendig. Die Umgebungen sind liebevoll gestaltet und an vielen Stellen schaut das Spiel sogar besser aus, als sein Shooter-Vater Borderlands. Auch am Gameplay hat sich einiges getan. Während die vorherigen Ableger die Spieler “nur” reagieren ließen, besitzt New Tales from the Borderlands auch einige Abschnitte, in denen Spieler Umgebungen erkunden können. Ähnlich wie in einem Until Dawn oder Heavy Rain, nur ohne der spielerische Vielfalt, kann man in diesen Abschnitte mit der Spielfigur frei herumgehen und bestimmte markierte Objekte anklicken. Jene Abschnitte sind allerdings an einer Hand abzählbar und nicht weltbewegend in ihrer Komplexität.

Denn das Spiel spielt sich größtenteils so, wie es all die anderen Telltale-Spiele vorgegeben haben. Das Gameplay, das gerne als “interaktiver Film” beschrieben wird, setzt sich dabei hauptsächlich aus der Auswahl von Dialogoptionen und Quick-Time-Events zusammen. Während die Erkundungsabschnitte eine nette Abwechslung darstellen, sind sie indes nicht mehr als das. Wer in den vergangenen Jahren bereits mit dieser Art von Spiel nichts anfangen konnte, den dürfte auch New Tales from the Borderlands nicht überzeugen. Da kann die Story noch so gut sein.

New Tales from the Borderlands (c) Gearbox, 2K

New Tales from the Borderlands (c) Gearbox, 2K

Neue Geschichten aus dem Grenzland

Wie bereits erwähnt, ist das “neu” im Titel des Spiels keine leichtfertige Aussage. Denn während wir aus den Hauptspielen bekannte Welten bereisen, erleben wir eine völlig neue Geschichte, die gänzlich unabhängig vom Vorgänger ist. Bei dem Spiel handelt es sich nur auf dem Papier um eine Fortsetzung des 2014 veröffentlichten Episodentitels. Im Laufe der Handlung trifft man zwar auf bekannte Gesichter, darunter Rhys, der Protagonist des Vorgängers. Die Geschichte erzählt jedoch dennoch von den Abenteuern dreier Charaktere, die für das Spiel neu entwickelt wurden.

Zum einen die Hyperion-Wissenschaftlerin Anu, die nach einer nicht-tödlichen Waffe sucht, um die Macht der Sirenen für die Allgemeinheit zu entdecken. Ihr Bruder Octavio hat da schon weniger hehre Motive, aber mindestens genau so hohe Ambitionen. Der Möchtegern-Entrepreneur möchte ganz groß rauskommen. Seine chaotische und nichtsnutzige Ader erschwert ihm diesen Traum. Und dann wäre da noch die rollstuhlgebundene Diner-Besitzerin Fran, die sich nach einem Angriff auf ihre Arbeitsstätte mit Versicherungsmaklerinnen auseinandersetzen muss. Schon bald finden die drei Charaktere zusammen und, wer hätte es anders gedacht, Chaos folgt.

Die Story ist wie schon im Vorgänger eine der großen Stärken von New Tales from the Borderlands. Die drei Charaktere sind durchgehen hervorragend geschrieben und verfügen über den beliebten Humor, den das Franchise in der Vergangenheit ausgezeichnet hat. Das Spiel lebt von der Chemie, die die drei Charaktere miteinander haben. Es muss allerdings auch gesagt werden, dass man die Art des Franchise mögen muss. Wer mit dem eher infantilen Humor der Spiele nichts anzufangen weiß, der dürfte auch hier kein Comedy-Gold erwarten. Alle anderen dürfen sich auf Slapstick-Humor und Furzwitze freuen.

New Tales from the Borderlands – Fazit

New Tales from the Borderlands macht einiges anders als sein Vorgänger. Es bietet ein überarbeitetes Gameplay, eine schönere Grafik und ein runderes Gesamtpaket. Zudem führt es drei neue Charaktere ein, die eine gute Dynamik zusammen haben und deren inkompetente Chemie den Kern des Spiels ausmacht. Doch für all die neuen Dinge, die das Spiel gut macht, kommen leider auch Fehler der Vergangenheit zurück.

Immer noch sind die Episoden viel zu kurz. Mehr als eine Stunde pro Abschnitt kommen oftmals nicht zustande. Zudem hält sich das tatsächliche Gameplay immer noch in Grenzen. Auch wenn versucht wurde sinnhafte Gameplay-Mechaniken wie Erkundungsmöglichkeiten einzuführen, reicht das leider noch nicht, um viel Abwechslung und Spannung zu erzeugen. Die Stärke des Spiels liegt daher in der Story und den Charakteren. Wenn man kein Problem damit hat, den Controller für längere Abschnitte wegzulegen und nur für einzelne Knopfdrücke wieder zurückzukommen, wird dennoch seinen Spaß mit dem kurzweiligen Actionabenteuer haben. Auch wenn das Spiel wohl nicht viele neue Fans anziehen wird.

ReviewWertung

7SCORE

New Tales from the Borderlands bietet ein kurzweiliges, humorvolles Actionabenteuer. Spieler die mehr "Spiel" wollen, sollten es eher mit der Hauptreihe versuchen.

Detail-Wertung

Grafik

9

Sound

7

Gameplay

3

Motivation

7

Steuerung

6

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