Filmkritik: Power Rangers (2017) – Go, go, go!

Saban's Power Rangers - Quelle: CinemaCon, Lionsgate

Bevor ich diese Filmkritik geschrieben habe, habe ich mir noch andere Meinungen eingeholt. Den so viel vorab: Ich bin vorbelastet!

Ich habe wahrscheinlich als 10-Jähriger keinen Samstagvormittag auf RTL verpasst, als noch die Original Power Rangers über den Röhrenfernseher geflimmert haben. Ich hatte alle Zords als Spielzeug und konnte sie zum Mega-Zord binnen weniger Sekunden zusammenstecken, ich liebe Transformers und Pacific Rim und die Vorstellung Superkräfte zu haben, genieße ich in jedem DC- und Marvel-Film. Deswegen: Solltest ihr keine Filmkritik einer der größten Sci-Fi-Superhelden-Super-Fans lesen wollt – welche ein 2000-Einwohner-Dorf in Österreich zustande bringt, dann kann ich das verstehen. Für alle Sci-Fi-Fans die den Film noch nicht gesehen haben, versuche ich die folgenden Zeilen so „spoilerfrei“ wie möglich zu schreiben.

Alles begann mit einer Kuh

Der Reboot der Power Rangers beginnt komplett beim Anfang. Also die Ranger haben noch keine Power-Münzen und das schrille: Sie kennen sich noch nicht einmal. So fängt die erste Szene mit Jason (roter Ranger) an, welcher auf seiner High-School einen heftigen Streich spielt – welcher in die Hose geht. Der eigentliche Liebling der Schule – der Quarterback der Angel Groove-High School – zerrt nämlich gemeinsam mit einen Freund eine Kuh in die Schule. Dieses Umtreiben wird jedoch der Polizei gemeldet, welches in einer kurzen Verfolgungsjagd endet und ihm Fußfessel beschert und zum Nachsitzen verdonnert. Dort lernet Jason dann auch Billy (blauer Ranger) kennen und Kimberly (rosa Ranger). Billy, der seinen Vater vor Jahren verloren hat, ist ein Schatzsucher. Und da er Jason helfen kann seine Fußfessel los zu werden beginnt auch das Abenteuer in einer Mine. Dort sprengt Billy die Power-Münzen frei, welche den Teenagern ungeahnte Kräfte zukommen lassen. Wie der Zufall so möchte sind auch zwei weitere Kids in der Umgebung, welche schlussendlich zum gelben und schwarzen Ranger werden.

Und da ist auch schon mein erster Kritikpunkt, welcher vielleicht die Oberflächlichkeit in den ersten Spielminuten darstellt. Aber in Ordnung, der Film hat ja erst gerade angefangen. Allerdings hatte auch die Original-Serie keine tiefgreifenden Dialoge und Schlüsselmomente. Auch wenn ich es Kind spannend fand, es war eine trashige TV-Serie in den 1990er-Jahren, gleichzusetzen mit B- und C-Movies von heute, welche Spätabends auf Syfy oder Tele5 zu sehen sind.

Ein paar Fakten zu den Rangers

Medienmogul Haim Saban kaufte die Rechte an der japanischen Serie „Super Sentai“ und übernahm sogar die Kampfszenen in den Anzügen aus dem Original. Was mir als Kind nicht gleich aufgefallen ist – da schaut man doch noch nicht so – ist der Fakt das der gelbe Ranger in den Kampfszenen keine Brüste mehr hatte. Sprich: Es war ein Mann. In Japan waren die Ranger nämlich bis auf den rosa Ranger Männer! In der amerikanischen Fassung war – wie auch im Film – der gelbe Ranger eine Frau. Die US-Fassung von Super Sentai, also den Power Rangers, bekam also nie eigene Kampfszenen, sondern jene ohne Kampfanzüge wurden in den USA neu gedreht. Sehr trashig…

Aus den Problemkindern werden Ranger

Der Prozess, bis die Teenager auch Rangers werden ist ein langer! Jedoch bei aller Kritik, hat er mich unterhalten und sonst wäre der Film auch wieder nach 50 Minuten aus gewesen. Trotz dem „Papageien-Dialogen“, sprich es werden viele Dinge die man visuell ohnehin gesehen hat auch sprachlich wiederholt, hat mich der Film unterhalten. Ich hatte vielleicht nicht die Erwartungen an spannenden Dialogen eines Star Wars, sondern ich habe mich bewusst auf seichte Unterhaltung eingelassen. Vielleicht habe ich gerade deswegen über einiges hinweggesehen- und gehört, eben weil es sich so gehört.

Tiefsinnigkeit gibt es eigentlich nur einmal im Film: Als die Ranger sich nicht verwandeln können und an sich selbst zweifeln und gegeneinander aufbrausen, schafft es Billy sich kurzzeitig zu verwandeln. Nachdem sie quasi Freunde geworden sind und eine Einheit bilden wird alles anders. Nach einem tragischen Vorfall schaffen es die Ranger doch noch sich zu verwandeln und gegen Rita in den Kampf zu ziehen. Diese versucht nämlich mit Hilfe ihres Gold-Monsters „Goldar“ den Erdkristall aus dem Boden zu holen und um die Menschheit zu vernichten.

Schauspielkunst? Fehlanzeige…

Große Schauspielerei darf man sich in diesem Film nicht erwarten. Die fünf Ranger stellen eine junge Truppe mit gänzlich unbekannten Gesichtern dar. Ronald Cyler (blauer Ranger) dürfte eventuell aus der Tragikomödie „Me and Earl and the Dying Girl“ bekannt sein, welche auf verschiedenen Film-Festivals mehrere Preise eingeheimst hat. Der Film ist sicher nicht spannend, sondern unterhaltsam. Viele Szenen bringen einen eingefleischten Fan zum Lachen oder sind einfach nur eine Hommage an die Power Rangers. Die Cameo-Auftritte der Darsteller von Tommy und Kim aus den 90er-Original fand ich mehr als cool und die visuellen Effekte haben mir – besonders und natürlich zum Schluss beim fulminanten Boss-Kampf, mehr als gefallen. Nichts sah plump oder billig aus, sondern war für einer 100-Millionen-Dollar-Produktion mehr als gerecht.

Elizabeth Banks als Rita Repulsa: Überspielt

Jeder Film mit Superhelden braucht natürlich auch einen Superschurken. In diesem Fall mit Elizabeth Banks als Rita. Als gefühlte 65-Millionen-Alte-Leichte wiedererwacht ist ihr Hunger nach Gold unermesslich um an ihre alte Stärke wieder heranzukommen. Um sie aufzuhalten haben die Ranger – bis zu ihrer Verwandlung zu den Power Rangers – ordentlich draufgezahlt und Rita scheint unbesiegbar und unaufhaltsam. Allerdings wirkt das Ganze auf mich wie eine überspielte böse Hexe aus Schneewittchen für mich. Sicherlich soll der Film auch das jüngere Publikum ansprechen und von übertriebener Gewalt wurde Abstand genommen bzw. nicht gezeigt, aber das war mir im Nachhinein gesehen, dann doch etwas zu kitschig.

Fazit

Der Film bietet Unterhaltung mit Fanservice und eine – wie ich finde – schöne Inszenierung. Der Endkampf erinnert sicherlich an Pacific Rim und Transformers-Filme, aber das stört mich nun wirklich nicht. Sogar – auch wenn von vielen kritisiert – die Filmmusik, einschließlich dem Original-Remix der „Go, Go Power Rangers-Melodie“ und dem angeblich schlechten Cover von „Stand by me“ und weiterer bekannter Musik, welche passend in die Szenen eingearbeitet wurden, konnten mich die ganze Filmlänge bei Laune halten. Es ist und bleibt eben ein Teenie-Abenteuer mit wenig Tiefgang, aber genau das habe ich mir von einer Neuinszenierung der Power Rangers auch erwartet. Ich konnte wieder wie ein 10-Jähriger gespannt auf die Kinoleinwand blicken.

Jedem den es damals in den 90iger Jahren ähnlich gegangen ist und bisher mit Filmen wie die bereits erwähnten Vergleiche leben konnte, der wird 2 Stunden und 4 Minuten gut unterhalten. All jene die sich tiefsinnige Sci-Fi erwartet haben, sollten sich das Kinoticket sparen…

Die Schlussszene, nach dem Abspannbeginn, verweist auf einen weiteren Film mit dem grünen Ranger – welcher bisher beim Nachsitzen gefehlt hat.

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