Ex-God-of-War-Chefin warnt: 100-Millionen-Dollar-Spiele zerstören die Gaming-Branche
Meghan Morgan Juinio fordert bei Gamescom Asia ein Umdenken: Weniger Blockbuster, mehr Mut zu kleineren Projekten.
Markus BauerMarkus spielt Videospiele, seit er denken kann, und schreibt seit über 25 Jahren über Gaming. Am PC liebt er Ego-Shooter und Echtzeit-Strategie, auf Konsolen vor allem Action-Adventures und Rennspiele. Mit seinen Kindern zockt er auch gerne Minecraft und Rocket League. Seit Jahrzehnten baut Markus seine PCs selbst – immer mit Blick auf das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Sein aktueller PC: ein Big Tower, damit auch moderne Grafikkarten bequem Platz finden.
Die Gaming-Branche steckt in einer Identitätskrise. Immer mehr Studios werden geschlossen, Projekte gestrichen und Entwickler entlassen. Für Meghan Morgan Juinio, ehemalige Direktorin bei Sony Santa Monica Studio (bekannt für die God of War-Reihe) liegt der Grund klar auf der Hand: Die Industrie verlässt sich zu sehr auf gigantische Produktionen mit Budgets jenseits der 100 Millionen US-Dollar.
Bei einem Interview mit GameDeveloper.com auf der Gamescom Asia erklärte sie, dass große Publisher dringend umdenken müssen, um die Zukunft der Branche zu sichern. „Die Pandemie hat viele Kurzzeitentscheidungen hervorgebracht“, so Juinio. „Jetzt ist die Zeit, wieder langfristig zu planen – über fünf oder zehn Jahre hinweg.“
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„Nicht jede Idee braucht ein 100-Millionen-Budget“
Juinio fordert mehr Vielfalt in der Spielelandschaft. Neben Triple-A-Titeln wie Call of Duty oder God of War sollten Studios auch in kleinere Produktionen investieren. „Wir müssen wieder Raum schaffen für Double-A, Single-A und Indie-Spiele“, sagt sie. Diese könnten helfen, kreative Risiken zu wagen und gleichzeitig wirtschaftlich stabil zu bleiben.
Sie betont, dass viele Entwickler und Spieler inzwischen „desensibilisiert“ gegenüber Grafikpracht und gigantischem Umfang sind. „Wenn ein Spiel keinen Spaß macht, spielt es keine Rolle, wie schön es aussieht“, erklärt Juinio. Als Beispiele für gelungene Alternativen nennt sie Astro Bot und Split Fiction – Spiele, die mit Kreativität und Spielspaß statt Größe überzeugen.
Der Spielspaß wird im Plattformer Astro Bot (erhältlich für die PlayStation 5) groß geschrieben und findet Lob bei der Ex-Direktorin. – Bild: PlayStation
Weniger Gigantismus, mehr Spaß
Die Gaming-Branche habe sich laut Juinio zu stark von kurzfristigen Trends leiten lassen. Das Streben nach dem nächsten Mega-Hit koste nicht nur Geld, sondern auch Innovation. „Die Pandemie hat viele Studios in eine Art Reflexmodus gebracht. Jetzt sollten wir uns fragen: Wer wollen wir als Branche wirklich sein?“
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Trotz der vielen Entlassungen und Unsicherheiten bleibt die Entwicklerin optimistisch. „Ich glaube fest an die Kraft von Kreativität und Innovation. Auch wenn sich die Strukturen ändern – der Wunsch nach großartigen Spielen bleibt bestehen.“
Ein Aufruf an die Publisher
Juinio sieht in der aktuellen Krise auch eine Chance. Wenn große Publisher wieder verstärkt auf kleinere Teams und frische Ideen setzen, könnte das die Branche langfristig stärken. Denn der Erfolg von Spielen wie Baldur’s Gate 3 oder Palworld zeigt: Man muss kein Milliardenbudget haben, um die Spieler zu begeistern.
Die Worte von Meghan Morgan Juinio treffen einen wunden Punkt. Der Druck, ständig den nächsten Mega-Blockbuster zu liefern, hat die Branche in eine gefährliche Abhängigkeit geführt. Vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, wieder mutiger zu werden – und an das zu glauben, was Gaming wirklich ausmacht: Spaß, Kreativität und neue Ideen.
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