Die Musik von Doom (mit möglichen Inspirationen)

Doom - © id Software; Bildmontage: DailyGame

Das erste Doom gilt aufgrund seiner damaligen 3D-Engine und Erfolges als Meilenstein der Videospielgeschichte und als Blaupause für alle Ego-Shooter, die man bis heute kennt. Dass viele Tracks aus dem Doom-Soundtrack ihre Inspiration aus dem Heavy Metal haben, ist ein offenes Geheimnis. Aber von welchen Songs könnten diese Tracks absichtlich oder unabsichtlich beeinflusst worden sein?

Dies ist ein weiterer Artikel der sich mit möglichen Inspirationen der Soundtracks diverser Videospiele befasst. Hier geht es direkt zu den anderen Teilen:

Wer von euch Musiker ist, der kennt dieses Phänomen: Man schreibt stolz eine Melodie und stellt zum eigenen Entsetzen fest, dass man gerade unbewusst Teile oder eine komplette Melodie eines vertrauten Stückes verwendet hat. Dass sich unzählige Passagen in Melodien wiederholen können hat aber auch den Grund, dass wir uns in der westlichen Musik auf 12 Töne beschränken müssen. Dabei gibt es noch musiktheoretische Regeln, die uns vorgeben was harmonisch klingt und was nicht. Aus diesen Gründen ist es immer möglich, dass sich manche Kombinationen irgendwann, irgendwo wiederholen. Das kann rein zufällig passieren oder natürlich beabsichtigt sein, denn viele bekannte Komponisten wählen Ausschnitte auch gerne bewusst als Hommage an deren Inspirationen.

Zuerst ein Beispiel

Um aufzuzeigen, dass sich auch andere berühmte Komponisten manchmal wo anders bedienen können, hier ein Beispiel eines uns allen bekannten Themas eines nicht weniger bekannten Franchises:

Erich Wolfgang Korngold – Kings Row (1942)

Timestamp: 00:04

Genre Videospielmusik

Für das Genre Videospielmusik müssen sich Komponisten ganz besonderen Herausforderungen stellen. Man benötigt sehr eingängige Melodien, die nicht zu dominierend sind und zum jeweiligen Spiel, Spielsituation und Stimmung passen. Zudem müssen sie stundenlang unterhalten können, weil sie sich unzählig oft wiederholen werden. Früher musste diese Musik noch aufgrund von technischen Limitierungen viel simpler programmiert werden, als sie teilweise geschrieben geworden war.

Robert Prince

Robert Prince, eigentlich Anwalt, hat sein Hobby als Komponist zum Beruf gemacht. Seitdem war er für die Soundtracks und die Geräuschgestaltung in Werbungen, Independent-Filmen und Videospielen tätig. So zeigte er sich für den kompletten Soundtrack von Doom verantwortlich. Alle seine Tracks fügen sich passend in das unheimliche Spielgeschehen von Doom ein. Während man gegen Horden von Dämonen aus der Hölle ballert, wird man stets von einer groovigen Musik im Hintergrund begleitet.

Da manche Tracks sehr viele offensichtliche Gemeinsamkeiten mit damaligen populären Heavy Metal Songs aufweisen, werden diese von den Spielern seit jeher diskutiert. Konkrete Inspirationen wurden von Robert Prince nie bestätigt. Das einzige Zeugnis sind die Metadaten von bis ins Jahr 2007 unveröffentlichten und nicht verwendeten Tracks des Spiels. Darin finden sich Kommentare mit Bands und Songtiteln die als Inspiration galten. Zudem ist bekannt, dass Robert Prince während dem Schreiben der Musik eine kleine Sammlung an Heavy Metal CDs von Doom-Chefentwickler John Romero erhalten hat.

So wurde von den Entwicklern ein aus dem damaligen Heavy Metal inspirierter Soundtrack bei Robert Prince bestellt. Wobei er sich selber eine umgebungsbedingte Geräuschkulisse anstelle eines typischen Soundtracks vorgestellt hatte. Ein paar Jahre später wurde übrigens eine solche Geräuschkulisse sehr gelungen für Doom 64 auf dem Nintendo 64 von Aubrey Hodges umgesetzt (ein Geheimtipp unter den Doom Fans).

Nun lasst uns ein paar der unter die Haut gehenden Heavy Metal Tracks von Doom (1993) genauer anhören und herausfinden woher manche Inspirationen des Doom-Soundtracks stammen könnten!


#1 – Doom – At Doom’s Gate

Es ist schwer auszumachen von welchem Song „At Doom’s Gate” inspiriert sein könnte, da dieses Art von Riffing sehr populär im Heavy Metal der 80er Jahre gewesen ist (und bis heute nichts an seiner Bissigkeit verloren hat). Die Mannen in der Thrash Metal Band Metallica haben es als erste vorgemacht. Metallica scheint den Doom-Soundtrack, ebenso wie die Thrash Metal Band Slayer, geprägt zu haben. Entscheidet deswegen selber welcher Song am ehesten dem Track „At Doom’s Gate“ Nahe kommt. Als drittes Beispiel für dasselbe Riffing ist hier noch „Hooked“ von der Hardcore Thrash Metal Band D.R.I. verlinkt. Der Song „At Doom’s Gate“ wurde übrigens von Mick Gordon für das Reboot von Doom 2016 neuinterpretiert.

Doom (1993) – At Dooms Gate (Robert Prince)

from the level E1M1: Hangar

Timestamp: 00:04

Metallica – No Remorse (1983)

from the album Metallica – Kill Them All (1983)

Timestamp: 01:33

Slayer – Behind The Crooked Cross (1988)

from the album South of Heaven (1988)

Timestamp: 01:09

D.R.I. – Hooked (1987)

from the album Crossover (1987)

Timestamp: 00:00

Weitere ähnliche Riffs aus der Zeit vor dem Doom Release 1993, welche ebenso als Inspiration von dem Track „At Doom’s Gate” gedient haben könnten, findet man noch in den folgenden Songs:

  • Bathory – Necromansy (1984)
  • Ария – Это рок (1985)
  • Blackmayne – Twilight Of Lear (1985)
  • Dokken – Lightnin’ Strikes Again (1985)
  • Grave Digger – Get Away (1985)
  • Warlock – Metal Racer (1985)
  • Yngwie Malmsteen – Caught In The Middle (1985)
  • King Diamond – The Family Ghost (1987)
  • Overkill – Who Tends The Fire (1989)
  • Ozzy Osbourne – King Alcohol (1988)
  • Suicidal Tendencies – Trip at the Brain (1988)
  • Judas Priest – Painkiller (1990)

#2 Doom- The Imp’s Son

Nicht spektakulär, aber es scheint dieselbe Idee zu sein.

Doom (1993) – The Imp’s Song (Robert Prince)

from the level E1M2: Nuclear Plant

Timestamp: 00:18

Metallica – The Thing That Should Not Be (1986)

from the album Master of Puppets (1986)

Timestamp: 00:00


#3 Doom – Dark Halls

Hier dürfte die Tension aus dem Anfang des Songs für den Videospieltrack ausgeliehen worden sein, um so die Spieler beabsichtigt unruhig vor die Bildschirme zu fesseln.

Doom (1993) – Dark Halls (Robert Prince)

from the levels E1M3: Toxin Refinery

Timestamp: 00:00

Slayer – Criminally Insane (1986)

from the album Reign In Blood (1986)

Timestamp: 00:00


#4 Doom – Kitchen Ace (And Taking Names)

So ein Groove kann nur bei  den Thrash Metal Legenden Pantera entstanden sein. R.I.P. Dimebag Darrell und Vinnie Paul.

Doom (1993) – Kitchen Ace (And Taking Names) (Robert Prince)

from the level E1M4: Command Control

Timestamp: 00:22

Pantera – Rise (1992)

from the album A Vulgar Display of Power (1992)

Timestamp: 00:32


#5 Doom – On The Hunt

Und noch eine Thrash-Metal Band scheint hier Inspiration gewesen zu sein.

Doom (1993) – On The Hunt (Robert Prince)

from the levels E1M6: Central Processing, E3M6: Mt. Erebus

Timestamp: 00:12

Believer – Sanity Obscure (1990)

from the album Sanity Obscure (1990)

Timestamp: 00:54


#6 Doom – I Sawed the Demons

Beide Anfänge der Tracks scheinen ähnlich zu sein. Noch ähnlicher wird es später – dieses Später wurde hier verlinkt. Trotzdem ist „I Sawed the Demons“ recht eigenständig geworden, sodass man sich wünschen könnte, dass eine Heavy Metal Band diesen Track von Doom covern würde.

Doom (1993) – I Sawed the Demons (Robert Prince)

From the level E2M1: Deimos Anomaly

Timestamp: 00:12

Metallica – Master of Puppets (1986)

From the album Master of Puppets (1986)

Timestamp: 00:21


#7 Doom – The Demons from Adrian’s Pen 

Sehr unheimlich und trotzdem bekommt man nicht genug davon.

 Doom (1993) – The Demons from Adrian’s Pen (Robert Prince)

from the level E2M2: Containment Area

Timestamp: 00:09

Metallica – Call of Ktulu (1984)

from the album Ride the Lightning (1984)

Timestamp: 00:33


#8 Doom – Intermission from Doom

Der Anfang und das kurz angespielte Riff könnte das Fundament für diesen Doom-Track gewesen sein.

Doom (1993) – Intermission from Doom (Robert Prince)

from the level E2M3: Refinery, Inter (Intermission Music)

Timestamp: 00:00

Pantera – Regular People (Conceit) (1992)

from the album A Vulgar Display of Power (1992)

Timestamp: 00:00


#9 Doom – Sinister

Warum soll ein Monster im All Videospielsoundtrack nicht von einem Monster im All Filmsoundtrack inspiriert worden sein? James Horner war übrigens auch ein sehr genialer Komponist unserer Zeit.

Doom (1993) – Sinister (Robert Prince)

from the levels E2M6: Halls of the Damned, E4M7: And Hell Followed

Timestamp: 00:00

James Horner – Going After Newt (1987)

from the album Aliens: Original Motion Picture Soundtrack (1987)

Timestamp: 00:16


#10 Doom – Untitled

Die Pinch Harmonics am Ende des Riffs verraten Song !

Doom (1993) – Untitled (Robert Prince)

from the levels E2M9: Fortress of Mystery, E3M1: Hell Keep

Timestamp: 00:00

Pantera – Mouth For War (1992)

from the album A Vulgar Display of Power (1992)

Timestamp: 00:25


#11 Doom – Donna to the Rescue

In einem Heavy Metal Soundtrack dürfen die britischen Urväter des Heavy Metal, die Band Judas Priest, nicht fehlen!

Doom (1993) – Donna to the Rescue (Robert Prince)

from the levels E3M2: Slough of Despair, E4M2: Perfect Hatred

Timestamp: 00:00

Judas Priest – Leather Rebel (1990)

from the album Painkiller (1990)

Timestamp: 00:00


#12 Doom – Deep into the Code

Wie bei „At Dooms’s Gates“ hier nun eine andere Passage aus dem Brett von Song von Slayer.

Doom (1993) – Deep into the Code (Robert Prince)

from the levels E3M3: Pandemonium, M4M3: Sever the Wicked

Timestamp: 00:22

Slayer – Behind the Crooked Cross (1988)

from the album South of Heaven (1988)

Timestamp: 00:23


#13 Doom – Facing the Spider

Was für ein Intro! Eine perfekte Wahl für das Gemetzel mit dem Endboss Spiderdemon aka Spider Mastermind!

Doom (1993) – Facing the Spider (Robert Prince)

from the level E3M8: Dis

Timestamp: 00:00

Slayer – Silent Scream (1988)

from the album South of Heaven (1988)

Timestamp: 00:00


Keine Kunst ohne Inspiration

Robert Prince gehört zu der Riege der Komponisten, dessen Videospielsoundtracks und Klangeffekte den Videospielen den sie angehören, mit zum Kultwerden verholfen haben. Darunter zählen Meilensteinklassiker wie Wolfenstein 3D, Doom, Doom II, Duke Nukem 2 und Duke Nukem: 3D. Dass gewisse Melodien manchmal übernommen werden, passiert allen mal die Musik schreiben – teilweise bewusst, aber auch unbewusst. Als Anwalt durfte Robert Prince auch gewusst haben, wie sehr Melodien sich ähneln dürfen, ohne ein Urheberrecht zu verletzen. Dass man sich beim Doom-Soundtrack hauptsächlich an Heavy Metal Musik bedient hat, könnte man auch als Hommage an die großen Bands dieser Zeit und deren Musik werten. So hat auch bis dato noch keine Band geklagt. Es ist und bleibt eine sehr gute Songauswahl für diesen Spieleklassiker. Und der Mann ist eine Klasse für sich, einen solchen Soundtrack im Alleingang mittels MIDI komponiert zu haben. Kein Komponist ist immun gegen seine Einflüsse. Keine Kunst entsteht ohne Inspiration.

Kennt ihr noch weitere musikalische Beispiele welche den Soundtrack vom originalen Doom inspiriert haben könnten? Oder kennt ihr Stücke welche der Doom-Soundtrack wiederum inspiriert hat? Schreibt es uns in die Comments.

Übrigens das originale Doom, sowie Doom II: Hell On Earth könnt ihr auch im Nintendo eShop erwerben. Doom 64 ist dort ebenfalls schon angekündigt. (Links: Nintendo.at)

Den aktuellen Doom-Soundtrack mit den Kompositionen von Mick Gordon könnt ihr euch im Reboot zu Doom für die Nintendo SwitchPlayStation 4Xbox One und PC anhören. (Links: Amazon.de)

Dieses Jahr wird das neue Doom Eternal für die PlayStation 4Xbox OnePC und später auch für die Nintendo Switch erscheinen. (Links: Amazon.de)

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Quellen: wikipedia.comdoomwiki.orgdoom.fandom.com

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