Yes, God, Yes – Film Review

Was konservative Erziehung mit hormongeladenen Teenagern anstellt und wieso Heuchelei niemanden weiter bringt.

Yes God Yes Alice © Amazon Prime Video

Wer schreibt hier?

Das Wichtigste in Kürze

  • Welches Genre erfüllt der Film?
  • Ist es eine Kritik an der Kirche?
  • Sollte man ihn gesehen haben?

Der Film Yes, God, Yes mit dem deutschen Untertitel „Böse Mädchen beichten nicht“ hätte schon im November in den Kinos landen sollen. Nachdem aber die Kino-Branche derzeit leider nicht betrieben werden kann, oder in vielen Ländern stark begrenzt wurde, findet sich der Film nun kostenlos auf Amazon Prime Video für die Abonnenten. Der Trailer war mir schon eine Weile bekannt doch hatte ich völlig darauf vergessen. Als ich ihn vorgestern entdeckte, wollte ich Yes God Yes eine Chance geben und natürlich ein Review schreiben.

Yes God Yes 4 © Amazon Prime Video

Rock zu Kurz? Zum Schulleiter! Yes God Yes © Amazon Prime Video

Yes God Yes Review: Die Story

Die Grundidee ist recht einfach. Es spielt an einer erzkatholischen Highschool, an welcher gleich nach dem festen Glauben an die Bibel und Jesus Christus, Sitte und Anstand hoch gepriesen werden. Nicht nur geht die Anstands-Dame durch die Gänge um den Abstand zwischen Rocksaum und Knie zu messen, sondern dafür gibt es auch noch sofort ein Gespräch mit dem Schulleiter. Einem entsprechend geistlichen Oberhaupt. Vater Murphy der seine autoritäre Rolle, gepaart mit dem „besorgten Schäfer einer gläubigen Herde“ sehr gut spielt. Schauspielerisch ist generell Yes God Yes gut gecastet und hat sehr glaubwürdige Figuren.

Die Hauptfigur ist ein junges Mädchen mit Namen Alice. Sie gerät in den Strudel von üblichen Teenager Highschool Gerüchten. Nur dass, an dieser erzkonservativen Schule, die Gerüchte über sie gleich große Wellen schlagen. Es wird zwar nicht wörtlich gesagt, aber impliziert, dass sie wohl eine Musterschülerin und ein Paradebeispiel an dieser Schule war. War. Bis zu dem Zeitpunkt der ersten Gerüchte, über sie und einen Jungen gemeinsam in der Sauna. Damit folgte ihr tiefer Fall im Ansehen Aller. So Viel zur Grundlage von Yes God Yes und jetzt der einzelne Review.

Yes God Yes Unterricht © Amazon Prime Video

Sexual?-Kunde in der Bibelschule… © Amazon Prime Video

Sexualität als Ticket in die Hölle. Yes God Yes im Review

Es wird schnell klar dass die Schüler, obwohl in einem prägenden Alter für dieses Thema, keine Ahnung von Sexualität haben. Begriffe und Synonyme für erotische und explizite Handlungen werden zwar sprachlich verwendet, aber kaum jemand weiß, was diese wirklich bedeuten. Es ist als hätte man es mit Teenagern zu tun, die noch nie in die eigene Hose gesehen haben. Wäre dieser Anblick an sich nicht schon traurig genug, so wird es noch trauriger als erklärt wird, woher dieser Mangel an Selbstwahrnehmung und Aufklärung kommt.

Denn der Sexualkunde Unterricht an dieser Schule ist peinlich beschämend. Hier würde man annehmen, dass die Darstellung bewusst überspitzt wurde für den Comedic-Effekt. Die bittere Wahrheit ist leider, dass Yes God Yes hier die Realität vielerorts gut spiegelt und das macht den Film im Review interessant. Speziell in konservativen Gemeinden und auch einzelnen Familien, wird genau dieses Bild von Zwischenmenschlichkeit und Sexualität gepredigt. Wohl besser gesagt, eingetrichtert. Denn die jungen Menschen wissen es nicht besser und müssen da auf die Erfahrung der Erwachsenen vertrauen. Ein Vertrauen dass herbe enttäuscht wird.

Yes God Yes Vater Murphy © Amazon Prime Video

Ein Mal pro Woche zur Beichte © Amazon Prime Video

Review zu Yes God Yes: ist es Religionskritik?

Als ich nur den Trailer zu dem Film kannte, dachte ich dass es sich um einen dezidiert Religion kritisierenden Film handelt. Yes God Yes ist aber weit mehr als das. Denn die Religion oder auch die Institution einer Schule mit geistlicher Moral, wird nicht negativ dargestellt. Im Gegenteil. Es scheint eine Schule wie jede Andere auch, mit dem gesitteten Umgang den die Bibel den Kindern lehrt. Gemischte Ethnien, gemischte Geschlechter und doch wird jeder gleich behandelt. So weit so gut.

Was ich im Review von Yes God Yes aber sah, ist eine starke Erziehungskritik. Es wird kritisiert, dass junge Menschen in der Aufklärung allein gelassen werden. Und noch viel schlimmer, für die bloßen Gedanken (die in dieser hormonellen Zeit des Lebens natürlich sein sollten) verteufelt werden. Im wahrsten Sinne des Wortes. Es wird vermittelt, dass man in die Hölle kommt, weil man etwas ganz Natürliches spürt. Die Neugier. Als Satire wäre dies unglaublich lustig, wenn es nur nicht so weit verbreitete Realität und so wahr wäre.

Yes God Yes Liebe? © Amazon Prime Video

Lovestory mal anders © Amazon Prime Video

Lovestorys und Heuchelei im Bibel-Camp

Alice landet in einem von der Schule organisierten Bibel-Camp. Auf eigenen Wunsch. Da sie sich reinwaschen will von den Gerüchten, aber auch bereits begonnen hat in ihrem Kopf Dinge zu hinterfragen. Die erste Neugier hat sie überkommen und sie gab den ersten Versuchen nach, ihren eigenen Körper zu erkunden. Sie fühlt sich sogar schuldig, weil sie die Sex-Szene aus dem Film Titanic so gern auf Wiederholung sieht. Die Hormone brodeln in ihr und im Camp kommt dann noch dieser hübsche Kerl daher. Aber diese Liebesgeschichte ist etwas näher an der Realität. Yes God Yes bekommt hier von mir im Review einen Punkt. Für die Darstellung von simpler Lust jemanden zu berühren, ohne dass es dann die „große Liebe“ wird.

Das Bibel-Camp öffnet Alice aber noch viel mehr die Augen als erwartet. Doch anstelle von Erleuchtung, entdeckt sie die Heuchelei die sie permanent umgibt. Von älteren Schüler:innen welche sich verstecken um einander mit Oralsex zu befriedigen, bis hin zu Vater Murphy selbst. Der in unbeobachteten Momenten, alles Andere als keusche Dinge tut. Alice ist nur ein junges Mädchen, dass ihr Leben vollends ausleben will, jedoch von allen Seiten nur Druck erfährt wie sie zu sein hat. Was Yes God Yes im Review sehr schön zeigt, ist die Zerrissenheit dieses jungen Menschen. Wie quälend es ist, sich selbst zu verurteilen für etwas ganz Natürliches. Nur weil man es so diktiert bekommen hat. Weil man alleine da steht und mit niemandem darüber sprechen kann.

Yes God Yes, Fazit:

Ich denke ich werde Yes God Yes hier im Review eher neutral abschließen. Denn trotz der wirklich guten schauspielerischen Leistung (nicht herausragend aber glaubwürdig) und des sehr ernsten Themas, fällt der Film etwas flach aus. Im Trailer würde man annehmen, dass es sich um eine satirische Teeny Komödie handelt, oder einen „religiös“ interpretiertes American Pie. Aber dafür ist er nicht heiter oder lustig genug. Das Thema halte ich für unglaublich wichtig und fand es schön wie es hier behandelt wurde, aber da fehlte mir Salz in der Suppe. Entweder fährt man mit der Kritik ordentlich rein oder man macht sich darüber lustig. Hier war eindeutig zu wenig Leidenschaft dahinter. Und obwohl der Film endet (kein allzu großer Spoiler) mit einem Vibrierenden Massage-Stab allein auf der Couch, so fühlt er sich trotzdem sehr unbefriedigend an.

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