Warum mich Starfield enttäuscht hat

Geht es euch wie mir, dann ist Starfield nicht das erhoffte "Skyrim in Space", das uns versprochen wurde.

Starfield - (C) Bethesda

Wer schreibt hier?

2023 ist wohl unbestreitbar eines der besten Gaming-Jahre der jüngsten Videospielgeschichte. Nach langer Monaten der pandemiebedingten Inhalts-Ebbe, wurde das Kalenderjahr heuer mit einer Veröffentlichung nach der anderen geradezu überflutet. 2023 hat dabei neue Marken ins Leben gerufen, alten Marken neues Leben eingehaucht, sowie nahezu perfekte Vorgänger durch noch bessere Nachfolger ersetzt. Ganz zu schweigen von all den großen Veröffentlichungen, die uns dieses Jahr noch erwarten.

Doch zwei Spiele dominieren seit geraumer Zeit ganz besonders den Diskurs. Zwei Spiele, die so sicher am Ende des Jahres jede „Top 10“-Liste ausmachen, wie sie ambitioniert und heißersehnt waren. Die Rede ist natürlich von den beiden RPG-Größen Baldurs Gate 3 und Starfield. Das eine ein episches Fantasy-Rollenspiel, mit intriganten Dialogoptionen und schier grenzenloser Freiheit. Das andere ist genau dasselbe, nur mit einer interplanetaren Science-Fiction-Welt der nahen Zukunft. Jedenfalls hätte es das sein sollen. Denn für mich war Starfield leider eine Enttäuschung.

Screenshot aus Starfield. - (C) Bethesda / Screenshot: DailyGame

Ladescreen nach Ladescreen… das ist meine Starfield-Erfahrung (C) Bethesda / Screenshot: DailyGame

Starfield – Der Himmel ist die Grenze

Um zu verstehen, was ich meine, muss man sich nur die beiden anderen großen Rollenspiele dieses Jahres anschauen. Baldurs Gate 3 und The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom. Beide, zwar gänzlich unterschiedliche Spiele, aber im Ansatz lässt sich doch eine fundamentale Ähnlichkeit finden. Denn beide Spiele haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Spielern die völlige Freiheit zu überlassen, ihr Abenteuer so zu bestreiten, wie sie das am liebsten möchten.

Baldurs Gate 3 lässt euch dabei völlig in eurem selbst erstellten Charakter aufgehen. Ihr wollt mit Tieren reden und so gänzlich neue Pfade erschließen? Kein Problem! Ihr wollt ganze Bosskämpfe überspringen, indem ihr euch einfach an ihnen vorbeischleicht? Immer her damit, Spiele sind sowieso schon viel zu schwierig!. Das Entwicklerstudio Larian hat scheinbar an jede Eventualität gedacht. Die Welt reagiert um euch herum und eurem Abenteuerdrang scheinen keine Grenzen gesetzt zu sein. Ähnlich verhält es sich beim ersten direkten Nachfolger eines Zelda-Games.

Durch die neue Baufunktion können Spieler noch freier und kreativer durch die Welt von The Legend of Zelda: Tears of the Kingdom gleiten, fahren, springen und fallen als im Vorgänger (und den meisten anderen Spielen da draußen). Ihr wollt auf einen Berg klettern, den ihr weit hinten am Horizon ausgemacht habt, verfügt aber nicht über genug Ausdauer? Ein Baumstamm hier, zwei Komponenten da und schon habt ihr einen Zeppelin, der euch bis ganz an die Spitze bringt. Starfield kann das nicht. Ein Spiel, das bereits mehrmals als „Skyrim im Weltraum“ dargestellt wurde, vermisst genau das, was vorherige Bethesda-Spiele zur Inspiration von anderen RPGs wie den oben genannten gemacht hat.

Starfield - (C) Bethesda

Die Städte sind Starfields große Stärke. (C) Bethesda

Das Problem liegt am Setting selbst. Starfield möchte grenzenlos sein. Doch anstatt dadurch die Freiheit zu liefern, alles zu erkunden, was man sehen kann (immerhin ist genau dafür Skyrim bekannt gewesen), existiert diese Freiheit nur oberflächlich. Die schiere größe des RPGs wird ihm zum Verhängnis. Der Sinn des freien Erkundens geht völlig verloren, wenn ein Großteil des Gameplays daraus besteht per Schnellreisefunktion von Planet zu Planet zu hüpfen. Ich habe vermutlich mehr Stunden mit dem navigieren des Menüs und der Karte verbracht, als Planeten tatsächlich im Spiel erkundet.

Und auch wenn die von Hand erstellten Städte detailliert sind und nur so von Leben und Quests strotzen, kann das über die über tausend prozedural generierten Planeten nicht gesagt werden. Starfield liefert auf ihnen kaum den Anreiz sie auch wirklich ausgiebig erkunden zu wollen. Wo in Skyrim und Fallout an jeder Ecke etwas spannendes lauerte, müssen wir uns hier mit generischen Außenposten und leblosen Flächen begnügen.

Ich sage nicht, dass Starfield ein schlechtes Spiel ist. Die über 50 Stunden, die ich damit verbracht habe, würden mich ohnehin als Heuchler outen. Aber in einem Jahr, in dem wir gesehen haben, was Rollenspiele in der Lage sind zu erreichen, wirkt das Sci-fi-RPG enttäuschend restriktiv. Die Ironie dahinter ist, dass die schiere Größe des Rollenspiels und die Unmenge an Planeten, genau das verhindern wollte. Doch wie sich zeigt, ist der Himmel sehr wohl die Grenze. Denn im Weltall, hören die Freiheiten auf.

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