Fire Emblem Engage (Switch) – Game Review

Rundenbasierte Taktikgefechte mit Helden aus 33 Jahren Fire Emblem.

Fire Emblem Engage

Das Wichtigste in Kürze

  • Taktische, rundenbasierte Kämpfe mit viel Tiefe
  • Ein Wiedersehen mit Helden früherer Teile
  • Bei der Story und den Charakteren wäre mehr drin gewesen

Der Vorgänger von Fire Emblem Engage, das 2019 erschienene und wirklich sehr gute Three Houses, hatte serientypisch rundenbasierte Taktik-Gefechte und eine sensationell gute Story. Neu war die ausgeprägte Freizeitsimulation. Zwischen den Kämpfen konnten wir unsere Gefährten unterrichten, mit ihnen fischen, gärtnern, Mittag essen, flirten und Katzerln streicheln. Wer sich eine konsequente Weiterentwicklung dieser Nebenbeschäftigungen gewünscht hat, wird von Engage enttäuscht sein. Ob es aber dennoch ein gutes Spiel geworden ist, erfahrt ihr hier. 

Die Story von Fire Emblem Engage

Engage ist der 17. Teil der Fire Emblem Reihe, die seit 1990 auf unterschiedlichsten Nintendo Konsolen erschienen ist und für taktische Kämpfe und epische Geschichten steht. Ich persönlich bin erst bei Fire Emblem Three Houses eingestiegen und mich hat damals die tiefgründige Story mit Entscheidungsmöglichkeiten und vielen Twists sehr beeindruckt. Als ich mich an einer Schlüsselstelle für “die Bösen” entschied, erlebte ich glaubwürdige Charaktere und deren Motive, was Gut und Böse sofort relativierte. 

Fire Emblem Engage

Fire Emblem Engage (c) Intelligent Systems

Die Story von Fire Emblem Engage kommt nicht an die Tiefe des Vorgängers heran, wobei sie mir dennoch nicht schlecht gefällt. Die Anfangsszene zeigt eine epische Schlacht zwischen dem Fell Dragon Sombron, seines Zeichens Oberschurke des Kontinents Elyos, und der Divine Dragon Lumera. Dieser gelingt es zwar Sombron zu verbannen, im Laufe des Kampfes wird aber ihre Tochter Alear so schwer verletzt, dass sie in einen tiefen Schlaf versetzt werden muss. Es dauert 1.000 Jahre bis unser Schlafmützchen schließlich erwacht. Aber viel Zeit fürs große Wiedersehen bleibt nicht.  Kurz nach Alears Erwachen werden einige Ereignisse in Gang getreten, die ich hier nicht spoilern möchte. Nur so viel sei verraten: Sombron scheint sich irgendwie aus seinem Exil befreien zu können. Nun liegt es an Alear die Königreiche von Elyos zu bereisen und die 12 Emblem Ringe an sich zu nehmen. Denn mit diesen Schmuckstücken können die Geister der Helden vergangener Fire Emblem Teile zur Unterstützung herbeigerufen werden.

Helden vergangener Spiele? Richtig gehört! Fans der Reihe, die ein Wiedersehen mit Protagonisten der letzten 33 Jahre Fire Emblem erleben möchten, kommen hier bestimmt auf ihre Kosten. Da ich selbst aber erst beim Vorgänger eingestiegen bin, sagen mir Marth, Celice, Sigurd und Co herzlich wenig. Dennoch schafft es Engage, dass auch Spieler ohne Hintergrundwissen der Story problemlos folgen und schnell eine Bindung mit den Charakteren aufbauen können. 

Das Gameplay

Das Herzstück von Fire Emblem Engage sind ganz serientypisch die strategischen Kämpfe. Im Vergleich zum Vorgänger wurden diese sogar noch ein gutes Stück aufgewertet. Wieder kann man mit einer Auswahl aus einer Vielzahl an Mitstreitern in die rundenbasierten Kämpfe ziehen. Auch die Schere-Stein-Papier Mechanik – Axt schlägt Lanze, Lanze schlägt Schwert, Schwert schlägt Axt – finden wir in Engage wieder. Und hier kommt die neue “Bruch” Mechanik zum Einsatz: Greift ein Schwertkämpfer einen Axtkrieger an, so sind seine Angriffe nicht nur stärker, er schlägt auch dem Gegner die Axt aus der Hand. Dieser kann dann eine Runde lang keine Gegenangriffe ausführen. Das sieht nicht nur richtig cool aus, sondern kann auch über Sieg oder Niederlage entscheiden.

Das neue Killer-Feature dieses Fire Emblems ist das namensgebende Engage. Die gefundenen Emblem Ringe können nämlich von Gruppenmitgliedern unserer Wahl ausgerüstet und für den Kampf eingesetzt werden. “Engaged” ein Kämpfer mit dem Ring, so zeigt sich nicht nur eine ansehnliche Zwischensequenz. Es werden auch Buffs und neue Aktionen wie mächtige Angriffe oder Heilungszauber freigeschaltet. Dies kann nicht nur aus der ein oder anderen brenzlichen Situation helfen. Die Wahl des richtigen Zeitpunkts, seine Ringgeister zu wecken, ist spielentscheidend! Je besser dabei die Beziehung zwischen Ringträgern und herbeigerufenen Helden, desto mächtigere Buffs und Aktionen können eingesetzt werden.

Fire Emblem Engage

Fire Emblem Engage (c) Intelligent Systems

Nach dem Kampf ist vor dem Kampf

Auch in Fire Emblem Engage spielt das Beziehungsmanagement eine wichtige Rolle. Wer sich jetzt aber eine ähnlich tiefgreifende Simulation wie in Three Houses erhofft, wird an dieser Stelle enttäuscht werden. Zwar gilt es wieder mit Gruppenmitgliedern und Ringgeistern zu sprechen, zu sparen oder Seite an Seite zu kämpfen, um Beziehungen zu vertiefen und so Buffs freizuschalten. Und wer unbedingt will, kann auch mit seinen Gefährten Mittagessen und ihnen Geschenke machen. Die ewig langen Dialoge aus Three Houses wurden aber auf ein paar gut vertonte Sequenzen reduziert. Apropos vertont: Diesmal kann sogar der Protagonist sprechen und nicht nur zustimmend oder ablehnend grunzen. Wer hätte gedacht, dass das dem Spiel mehr erzählerische Tiefe bietet… 

Die Zeitmanagement Features wurden im Vergleich zum Vorgänger auf ein Maximum reduziert. Im magisch geschützten Rückzugsort Somniel kann man zwischen den Kämpfen einigen Aktivitäten nachgehen. Man kann Ringe polieren, seine Ausrüstung hochleveln, trainieren und mit den einzelnen Charakteren sprechen. Allerdings zielt mit wenigen Ausnahmen wie Haustiere streicheln und Garderoben wechseln, alles auf die Vorbereitung auf die nächsten Kämpfe ab.

Dieser Fokus auf das exzellente Kämpfsystem ist meiner Meinung nach genau richtig. Denn Emblem schafft es auch ohne meterlange Dialogzeilen die Charaktere und deren Beziehungen näher zu beleuchten. Und der Tod eines Gruppenmitglieds (Permadeath kann optional ein- oder ausgewählt werden) kann einem schonmal dazu verleiten, die Switch gegen die nächste Wand zu schleudern. Zum Glück gibt es mit dem Zeitkristall die Möglichkeit, einige Spielzüge oder gar mehrere Runden zurückzuspulen, was dem Spieler erlaubt, seine Kampftaktik bis ins letzte Detail zu verfeinern. 

JRPG Cringe I

Nun zum Negativen. Gleich vorweg: Ich mag JRPGs. Ich mag die meist taktisch anspruchsvollen Kämpfe. Ich mag die epischen Geschichten und ich liebe es in eine Welt entführt zu werden, die mir zu Beginn ganz fremd ist, mir aber schnell ans Herz wächst. 

Es gibt aber auch Dinge, die in vielen JRPGs nerven und Engage ist da stellenweise keine Ausnahme.

Fire Emblem Engage

Fire Emblem Engage (c) Intelligent Systems

Da wäre zum Beispiel der hohe Nervigkeitsfaktor einiger Charaktere. Mir ist schon klar, dass auch erfolgreiche Spiele anderer Genres sich nicht immer durch tiefgründige Charakterentwicklungen auszeichnen. Aber vor allem in JRPGS scheint es immer mindestens einen Charakter zu geben, der einem furchtbar auf die Nerven geht. Auch in Engage wird ein wenig zu oft in der Klischee-Kiste gewühlt. Ein ergrauter Ritter mit starkem Ehrenkodex, der streng aber doch mit Herz über seine Schützlinge wacht? Check. Ein naives Mädchen, das sich scheinbar eines eingewachsenen Zehennagels überschwänglich und drei Oktaven zu hoch erfreuen kann? Check.

Und, meine ultimativen Hass-Objekte: megasüße, meist zu dick geratene Fellknäul, die entweder nervig piepsen oder, noch schlimmer, in einer verniedlichten Sprache halbmutige Kommentare von sich geben. (Wie sehr wollte ich in meinen 200 Stunden Abenteuer in diversen Xenoblade Chronicles schon coden lernen, nur um diese elendigen Nopons aus dem Spiel herausprogrammieren!).Aber auch wenn Fire Emblem Engage mit oben beschriebenen Charakteren durchaus einige übertriebene Momente parat hat, ist es einigermaßen aushaltbar. Und: Es bleibt freilich Geschmacksache. 

JRPG Cringe II

Eines jedoch sollten JRPGs, und auch die Fire Emblem Reihe, jedenfalls ändern: Die Darstellung weiblicher Charaktere in Videospielen. Hier möchte ich nicht generalisiert gegen freizügige Darstellungen sprechen. Ein positives Beispiel ist für mich Bayonetta, in dem Freizügigkeit als Stilmittel eingesetzt wird und der Protagonistin durchaus eine gewisse Unabhängigkeit und Stärke verleiht. Und auch bei Assassinen und Dieben kann leichte Bekleidung ja durchaus Sinn ergeben. 

Wenn aber, wie in unserem Engage, sich an einer Stelle in der Handlung zwei Krieger der Gruppe anschließen und der männliche Ritter so in Stahl und Eisen gerüstet ist, als hätte er einen PKW übergezogen bekommen, und sein weibliches Pendant daneben mit Korsett und Strumpfhaltern von ihrem Waffenmeister ausgestattet wurde, dann ist das für mich eindeutiger unnötiger JRPG-Cringe. Es ist für die Handlung unlogisch und drängt die Videospielindustrie immer wieder in jenen Sumpf zurück, aus dem Aloy, Ellie und die späte Lara Croft sie mühsam herauszuzerren versuchen. Da erwarte ich mir von einem 2023 erschienen Spiel mehr! 

Fazit zu Fire Emblem Engage

Fire Emblem Engage ist ein Must-Play für alle, die taktische, rundenbasierte Kämpfe lieben. Mit der Erweiterung um die Emblem Ringe ergeben sich mit den Fire Emblem typischen Mechaniken unzählige Herangehensweisen, Schlachten zu meistern und das Böse zu besiegen. Bei der Story und einigen Charakteren wurde leider Potenzial verschenkt. Die Einführung von Helden aus den vergangenen Fire Emblem Teilen ist eine schöne Hommage für Serienkenner, ohne aber Neueinsteiger auszugrenzen.

ReviewWertung

8SCORE

Auch wenn die Story nicht ganz an die Vorgänger herankommt: Fire Emblem Engage ist ein Must-Play für alle, die taktische, rundenbasierte Kämpfe lieben.

Detail-Wertung

Grafik

8

Sound

6

Gameplay

10

Story

7

Motivation

7

Steuerung

9

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