Eine neue Podcast-Folge ist da!
Episode 34: The Game AwardsDie Spielerserie DOOM ist schon seit Teil eins legendär. Mit dem neusten Teil DOOM Eternal könnte Bethesda einen Meilenstein geschaffen haben, wie der Test zeigt.
Redaktion: Die aktuelle DailyGame Redaktion setzte sich erstmals 2009 zusammen und berichtet seit jeher - mit kurzen Unterbrechungen - über die Welt der Videospiele.
Hast du Fragen oder Anregungen? Schreib an Redaktion (AT) DailyGame.AT
DOOM Eternal ist ein nahezu perfektes Super Mario-Spiel geworden. Ok, ich weiß genau, was ihr jetzt sagt. Vermutlich erst einmal “Häää?“, aber wahrscheinlich legt ihr auch einfach nur die Stirn in Falten. Das ist in Ordnung. Ich versteh euch ja. Lasst mich aber bitte ausreden. Aus ganz so luftigen Höhen ist der Vergleich nämlich gar nicht gegriffen. Also aufgehorcht! Unser Test zum höllischen Ego-Shooter tritt nun die Beweisaufnahme im Falle DOOM Eternal an.
Fangen wir gemütlich an. Welchen Orten wird in jedem Mario-Spiel ein Abstecher spendiert? Richtig geraten: Schlössern. In DOOM Eternal tummeln sich so viele von den Dingern, dass man davon ausgehen darf, dass nur deshalb nicht noch mehr Burgen im Spiel zu finden sind, weil sie einfach nicht mehr auf die BluRay passten. Dabei scheinen dem dämonischen Baumeister nur zwei Materialien zur Verfügung gestanden haben. Alles ist aus Stein und Fleisch gebaut. Eure Raumschiff-Basis, in der ihr Luft schnappt, aufpowert und Missionen auswählt: Stein. Angriffsgebilde der Höllenbrut – Fleisch. Rückzugsorte der drei fiesen Höllenpriester, die von euch gejagt werden wollen: Stein und Fleisch. Architektur kann so aufregend sein.
Dabei schafft Doom Eternal es aber fabelhaft selbst die ausgelutschtesten Umgebungen in Szene zu setzen. Da hilft natürlich auch die hervorragende Optik, die so knackig scharf ist wie der perfekte Apfelbiss. Knack. Zudem geht selbst im heillosen Chaos alles geschmeidig in 60 FPS über die Runden, dass man mit der Zunge schnalzen möchte. So kommt selbst Lava-Level 824B wundervoll zur Geltung – Kleine Notiz am Rande: Wo gibt es auch immer Lavalevel? Der Klempner lässt grüßen.
Ganz unabhängig davon lassen sich auch diverse Münzen in DOOM Eternal sammeln. Na gut, die heißen Token, aber wer möchte denn schon kleinkariert sein? Mit den Münz… Token lassen sich eure diversen Waffen aufmotzen. Diese reichen von der klassischen Schrotflinte über die Plasmawumme, bis hin zum Energieschwert. Und – oh Boy! – gibt es hier viel zum Aufmotzen. Jede Waffe lässt sich durch zwei verschiedene Add-Ons verstärken, die gleich nochmal verstärkt werden können, die wiederum durchs Erfüllen einer waffenspezifischen Challenge verstärkt werden können. Der Selbstoptimierungswahn geht aber noch um einiges weiter: Es gibt freischaltbare Perks, aus denen ihr drei wählen könnt und ein weiteres, komplett eigenständiges Skillrad eures Anzugs, das erschlossen werden möchte. Eurer Fantasie steht also nichts im Weg, den perfekten Schnetzelmeister zu erschaffen.
Ich merke schon, so überzeugend war Beweisstück A nicht. Aber wozu hat man in der Schule gelernt, mit dem schwächsten Argument zu beginnen, um am Ende alle mit dem stärksten wegzublasen, wenn man diese klassische Technik später als professioneller Games-Redakteur einstauben lässt? Was ich sagen möchte: DOOM Eternal ist neben der Großen 77 (Schlachtplatte) beim Stamm-Griechen um die Ecke im Herzen ein 3D Jump ’n‘ Run. Nicht nur ein aufgezwungenes, sondern ein verdammt gutes. Schießt man sich gerade nicht durch die Horden der Hölle, springt man von A nach B und von B nach A und von A nach C. Dem pummeligen Schnurrbartträger seid ihr dabei sogar einen Doppelsprung und zwei Dash-Moves voraus. DOOM Eternal ist vollgepackt mit kniffligen Sprungpassagen, die viel Geschick erfordern, aber umso befriedigender sind, wenn sie endlich gemeistert wurden.
Untypisch für einen Egoshooter habt ihr dabei die volle Kontrolle. Entfernungen sind kein Ratewettbewerb und lassen sich präzise einschätzen. An Stangen könnt ihr euch geschmeidig durch die Level schwingen und bei eurem Grip an Kletterwänden wird selbst Nathan Drake grün vor Neid. Wieder am Boden der Tatsachen angelangt, wollen Krabbelviecher, Riesenmutanten und andere Matschköpfe selbstverständlich mit Blei vollgepumpt werden. Und das, das macht DOOM Eternal so virtuos wie selten ein Spiel. Ständig werdet ihr gezwungen zwischen all euren acht Waffen zu wechseln und zusätzliche Fähigkeiten, wie euren angeschraubten Flammenwerfer, zu nutzen.
Nur wer im richtigen Gleichgewicht eurer Skills Monster schreddert, der überlebt. Je nachdem wie ihr die Höllenbewohner wieder nach Hause schickt, werdet ihr nämlich mit Munition, Rüstung oder Lebensenergie belohnt. Habt ihr eure Zen-Mitte nicht gefunden und schießt nicht im Gleichgewicht der Gezeiten, landet ihr schneller auf der Fresse als ihr Shigeru Miyamoto sagen könnt. Und ihr bremst dann auch wirklich mit dem Gesicht. Gerade auf den höheren Schwierigkeitsgraden ist DOOM Eternal furchtbar schlecht im Vergeben und püriert euch in wenigen Sekunden, wenn ihr nicht wisst, was ihr tut.
Warum verehrt die Fachpresse Spiele wie Super Mario Galaxy oder Odyssey eigentlich? Es liegt gar nicht einmal so sehr am Gameplay an sich. Klar, das ist State of the Art, nahezu perfektioniert für sein Genre, aber erfindet das Rad von Spiel zu Spiel nicht neu, wie im Übrigen auch DOOM Eternal es nicht neu erfindet. Was Mario wirklich magisch macht, ist der Flow. Jedes Level führt eine neue Spielmechanik ein oder stellt eine bekannte völlig auf den Kopf. Man ist stetig dabei, zu lernen und entdecken. Level um Level bleibt das Spiel frisch, man reitet die Welle und fragt sich, was als nächstes kommt. Und so verhält es sich auch bei id-Softwares neuestem Streich: DOOM Eternal reitet Big Kahuna – Die Große Welle. Sanft wird man Schritt für Schritt an alle Mechaniken des Spiels herangeführt und wenn man sie alle erlernt hat, folgen plötzlich noch fünfzehn weitere.
Das Spiel platzt aus allen Nähten vor tollen Ideen, die sich wie von Zauberhand in den Flow von DOOM Eternal einfügen. Gleiches gilt für die Gegnervielfalt, die euch immer wieder vor neue Aufgaben stellt und zwingt, anders zu handeln als bisher. Das I-Tüpfelchen sind aber die drei versteckten Münzen in… Moment falsches Spiel. Sekunde. Das i-Tüpfelchen sind aber die vielen versteckten Extras in jedem Level. Als wäre man wieder in den 90ern, durchstreift man Burgen und Lavaseen auf der Suche nach verborgenen Dingen. Da wären zum Beispiel 1Ups, Musikstücke, knuffige Sammelfiguren, Batterien, Codexseiten und sogar gottverdammte Cheatcodes. Wirklich echte Cheatcodes. Man könnte fast meinen, sowas sei vor mindestens fünfzehn Jahren von der Gamer-Generalversammlung verboten worden.
Aber in DOOM Eternal gibt es sie noch. Auch schnieke: In den Hauptleveln der Kampagne lässt sich mit einem zuvor zu findenden Schlüssel ein sogenanntes Slayer Gate öffnen, hinter dem eine extra schwere Challenge wartet. Da dreht man dann am besten die Anlage voll auf, um in den Blutrausch des Muscle Beach-mäßig pumpenden Scores zu gelangen und spratzig ein paar Körperteile fliegen zu lassen. Gut, klingt nicht wirklich wie Super Mario. Aber glaubt mir, im Herzen sind die beiden Spiele wie lang verschollene Brüder.
DOOM Eternal hat so unglaublich viel Spaß daran, ein Videospiel zu sein, dass man gar nicht anders kann als mitgerissen zu werden. Mitgerissen von einem Strom von schnörkellosem Gameplay, Gedärmen und Geheimnissen. Zu keiner Zeit bekommt man hier einen halbgaren Aufguss des Vorgängers serviert. DOOM Eternal ist DOOM (2016) in allen Belangen überlegen, steht auf eigenen Beinen und setzt neue Maßstäbe in Sachen Geschmeidigkeit. Der Soundtrack treibt wie ein Hund bei der Jagd und optisch wird die aktuelle Konsolengeneration ganz schön ins Schwitzen gebracht. Einzig die generelle Inszenierung der Story hätte ein paar cineastischere Akzente vertragen können. Aber geschenkt: DOOM Eternal fetzt und zerfetzt.
Dieser Artikel erschien zuerst auf ingame.de
Die Nintendo Switch-Version soll bald erscheinen. Gemunkelt wird mit einem Release im Sommer 2020.
DOOM Eternal für die Nintendo Switch hat endlich einen Release-Termin bekommen!