Google – Wir benötigen es im Leben, wollen es aber nicht

Ein Leben ohne die Suchmaschine Google ist nicht vorstellbar. Das heißt aber nicht, dass wir alles wollen, wo Google oben steht.

Wie schnell surft man in Österreich? - Bildquelle: Pixabay

Google. Als die 2 Entwickler Larry Page und Sergey Brin in ihrer Garage im Jahr 1998 die Suchmaschine entwickelten und diese Buchstaben zu ihrem Namen machten, hatten sie wohl auch keine Ahnung, wie sie die Welt verändern und das Internet beeinflussen würden. Google als erste Anlaufstelle für Suchen im Internet gehört zu unserem Alltag, wie das Tragen von Schuhen. Als Endkonsument verwendet man Google um Antworten auf all seine Fragen zu bekommen, als Unternehmer ist man auf sie angewiesen, dass die eigenen Dienstleistungen gefunden und gekauft werden. Es führt kein Weg vorbei.

Doch so sehr Google in unser Leben integriert ist, umso mehr ist es erstaunlich wie Versuche von Google, Fuß in anderen Bereichen zu fassen, immer wieder scheitern. Zuletzt mit Google Stadia. Google kündigt an, den Gaming-Streamdienst im Januar 2023 endgültig einzustellen. Doch wieso ist das? Wieso scheitert Google, wenn es von seinem Kerngeschäft abweicht?

Das Google-Universum

Google ist mittlerweile nicht nur eine Suchmaschine. Man könnte fasst schon behaupten, dies sei nebensächlich. Google hat eine riesige Palette an Produkten für Privatpersonen, stehen fast all diese Produkte kostenlos zur Verfügung. Da hätten wir einmal Gmail, Googles E-Mail-System. Man könnte sagen, dies ist ja nichts besonderes, es gibt sehr viele kostenlose E-Mail-Programme. Der Haken an Gmail ist jedoch, dass es auch als Login für viele Plattformen verwendbar ist. Google begann nach einiger Zeit, Gmail als Single Sign-On Option anzubieten. Viele Portale und Dienstleister bedienten sich dieser Möglichkeit, da es ihnen den “Schnick-Schnack” mit umständlichen Konto- und Loginsystemen ersparte. Somit gewann ein Gmail-Account sehr schnell an Attraktivität. Für Endkunden ebenfalls eine Erleichterung, “gezwungenermaßen” griff man also auch zu einem Gmail-Account.

Dies verbindet sich dann auch noch mit die Google Drive. Google Drive wurde ebenfalls einige Jahre später erst veröffentlicht. Ein Online-Speicher für Google Kunden, um dort Daten kostenlos zu abzulegen. In weiterer Folge wurde dieser Cloud-Speicher um Dokumenten-Tools im Office-Design wie Excel, Word oder Powerpoint erweitert. Mit der Videoplattform Youtube schaffte man aber den größten Coup. Youtube ist die wichtigste Plattform und gerade durch den heutigen Vorstoß der Influencer und Meinungsbildner, nicht mehr wegzudenken.

Den finanziellen Sprung schaffte Google aber dann mit ihren B2B Lösungen. An dem Tag, wo sie sagten, man könne die Suchergebnisse beeinflussen in dem an seine eigene Seite nach gewissen Regeln gestaltet oder in dem man “einfach zahlt”, gewann das Wettrennen. Doch auch das Bezahlsystem wurde in eine Auktion gewandelt, sodass Unternehmen Unmengen an Geld investieren, um sich den ersten Rang zu erkaufen.

Wie schnell surft man in Österreich? - Bildquelle: Pixabay

Hey Google!

Mit dem Launch von Android, hatte Google ihr eigenes Betriebssystem auf den Markt gebracht. Mittlerweile sind sie auch das größte und wichtigste Smartphone Betriebssystem. Einige Jahr später wurde dieses auch für Fernseher veröffentlicht, heute bekannt als Google TV. Mit ihrem eignen Betriebssystem wurde auch der Google Assistant geboren. In den letzten Jahren begann Google sich immer mehr und mehr auf das Thema Smarthome zu stürzen. Mit ihren Google Home Produkten schaffte es Google in die Wohnzimmer ihrer Kunden zu gelangen. Der Google Assistant steht jetzt immer mit Rat und Tat zur Seite. Doch hier hagelte es bereits heftige Kritik, denn es stellt sich heraus, dass Google bei seinen Kunden “mithörte”. Gespräche zuhause wurden von den Diensten aufgenommen, “um den Dienst zu verbessern” hieß es. Doch irgendwie doch etwas schaurig.

Google+ – Ein Google zu viel

Schon vor einigen Jahren ist Google einen ähnlich harten Weg mit ihrem damaligen Social Media Service Google+ gefahren. Man startete den Dienst viel zu spät im Vergleich zu Dienstleistern wie Facebook und Instagram, schaffte trotzdem den schnellsten Wachstum im Vergleich zu allen anderen Plattformen. Social Media war damals einfach schon gelernt und wer wollte nicht bei einem Service von Google dabei sein? Für die Firmen schaffte man zusätzliche Anreize, in dem man ihnen versprach, dass Google+ sich auf die Visibiltät innerhalb von Google und dem Suchmaschinen-Ranking positiv auswirkt. Nach dem Launch geschah aber nichts mehr. Kein Konzept zur Monetarisierung, keine wirkliche Einbindung innerhalb der weitere Google-Produkte. Die Plattform bot keinen Mehrwert im Vergleich zu den vorhandenen Plattformen. Somit zog man auch hier nach knapp 5 Jahren Stecker.

Google Stadia – Ein weiterer Grabstein im Google Hinterhof

Jetzt erleben wir die gleiche Story erneut bei Google Stadia. Zu Beginn wurden noch lukrative Kooperationen mit Entwicklern in Aussicht gestellt. Dabei war dieser Service sogar kostenpflichtig! Knapp 10 Euro mussten die Spieler hinblättern, um die Spiele zu streamen. Es ist klar, dass die Abonnenten-Rate für Google zu langsam wuchs, weswegen man diesen Entschluss zog. So gesehen schaffte es Google Stadia nicht einmal soweit wie sein weitaus schlechterer Schwesterndienst Google+ und stellt nun einen weiteren Grabstein im ihren Hinterhof dar. Dies sind nur zwei der kürzlich bekannteren Dienste. Ein weiterer Grabstein ist Picasa, die damalige Foto-Plattform von Google. Diese existiert in gewisser Weise noch als Google Photos. Picasa hatte Google damals erworben, doch dann eingestellt um den Fokus auf seinen eigenen Dienst Google Photos zu lenken.

Stadia - (C) Google

Ist Google ein Community-Dienstleister?

Die Historie zeigt, Google schafft es nicht eine Community aufzubauen. Sei es als soziales Netzwerk wie Google+ oder als Gaming-Plattform wie Google Stadia. Woran liegt es? Google ist die meist genützte Suchmaschine der Welt, Google Chrome der meist genützte Browser. Android ist das meist verwendete Smartphone Betriebssystem. Google Werbeanzeigen verfolgen uns den gesamten Tag über, egal wo wir unterwegs sind und was wir uns anschauen. Mit Google TV hat es Google sogar auf unsere Fernseher geschafft. “Etwas zu googlen” hat sich in unseren Sprachgebrauch ohne unser Wissen hineingeschlichen. Unzählige Unternehmen arbeiten mit Google Analytics und Gmail ist aus dem Alltag gar nicht mehr weg zu denken, wenn man berücksichtigt, wie viele Dienste und Tools man damit als einfachen Login verwenden kann. Obwohl Google mit seinen Produkten so eine große Rolle und so viel Platz in unserem Leben einnimmt, wollen wir es irgendwie doch nicht in unserem Leben haben.

Seit Jahren versucht Google, “näher” beim Kunden zu sein und eine Community aufzubauen. Eine, die ihnen folgt, weil sie es wollen und nicht weil sie es müssen. Doch hier scheitert Google von mal zu mal. Dabei wird das Unternehmen Google stets für seine soziale Seite gelobt, im Umgang mit Mitarbeitern als auf für seine Initiativen. Doch außer ihren Mitarbeitern, identifiziert sich wohl kaum einer wirklich mit der Marke Google als solches. Ich bin vielleicht ein Playstation-Fan, weil ich die Spiele der Konsole mag. Aber bin ich ein Google-Fan weil ich die Suchmaschine nütze um etwas zu finden? Wohl kaum.

Google – With or Without You

Wir verwenden Google, weil wir es müssen, nicht weil wir es wollen. Was ist eine passable Lösung zu Google? Bing? Früher gab es noch den Netscape Navigator oder auch Firefox. Netcape gibt es nicht mehr und Firefox ist nur mehr  für Entwickler relevant. Dann die vielen Datenschutz-Probleme die immer wieder im Rahmen von Google und seinen Produkten aufgetaucht sind, machen es nicht leichter. Obwohl wir alle ohne Google nicht können, hat das Unternehmen selbst einen leicht negativen Beigeschmack.

Wenn man es so sieht hat Google aufgrund ihrer Suchmaschine die wohl größte Community. Auch wenn man hier noch Gmail, Gdrive, Google Home und alles hinzu rechnet, zählt Google zu unserem Leben wie die Butter zum Brot. Trotz allem wehren wir uns instinktiv, Google zu viel “Einsicht” in unser Leben zu geben, ohne zu merken, wieviel Google eigentlich bereits über uns weiß.

Die Einstellung von Google Stadia belegt einmal mehr diesen Trend. Das Streamen von Spielen wird sehr wohl die Zukunft sein, doch man hat hier einfach nicht das Vertrauen, dass Google der richtige Partner für uns sei. Microsoft zeigt dies bereits eindrücklich mit ihrem Game Pass-Konzept, wo es auch erstaunlich gut funktioniert. Trotz allem ist es für sie im Moment nach wie vor ein Verlustgeschäft. Hier geht es in erster Linie einmal die Kunden zu gewinnen und eine Basis aufzubauen. Google hatte zwar relevante und interessante Spiele im Angebot, hat es aber einfach nicht geschafft, die Massen zu bewegen.

Der nächste Dienst im Visier von Google und Kunden ist Youtube. Dieser wird in letzter jedoch aber auch stark kritisiert, aufgrund ihres eigenen Dienstes Youtube Premium. Ein Versuch in den Markt der Video- und Musikstreamer einzusteigen. Die Kritik hagelt weniger aufgrund des Dienstes, sondern mehr wegen dem unglaublichem Anstieg an Werbung. Mit dieser wird man als Gratis-Nützer der Plattform konfrontiert, wenn man kein Youtube Premium-Kunde ist. Google hatte bereits vor kurzem verkündet, dass die Anzahl nicht überspringbarer Werbungen zunehmen wird. Einen Dienst, welcher seit Anbeginn seiner Zeit kostenlos war, so stark in einen zahlenden Dienst zu wechseln, trägt zur Stärkung des negativen Beigeschmacks bei. Ob Youtube Premium sich als Dienst behaupten kann und Mitbewerbern wie Netflix, Disney, Spotify oder Amzon Prime und Amazon Music wirklich die Stirn bieten kann, wird sich zeigen.

In ihrem Kerngeschäft der Suchmaschine Google und dem Betriebssystem Android ist Google nach wie vor unschlagbar. Ob Google es aber je schaffen wird, eine Community aufzubauen, die einen Dienst zahlend verwendet und ihnen außerhalb ihres Kerngeschäftes folgt, weil sie es möchte, wird sich wohl zeigen. Wir dürfen gespannt sein, was Google Stadia folgt. Entweder als Dienst oder als Grabstein.

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