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Gelungenes Comeback!

System Shock (PS5) – Game Review

Das System Shock Remake bringt einen absoluten Gaming-Meilenstein im schicken Gewand zurück auf die PlayStation 5.

System Shock Remake - (C) Nightdive Studios

Wer schreibt hier?

    1. Bild von Tim Rantzau

      Tim Rantzau: Tim ist nicht nur seit Kindheitstagen ein großer Nintendo-Fan, er hat auch Game Design studiert und kümmert sich beruflich um das Konzeptionieren von Videospielen. Sein Spezialgebiet ist aber der Spiele-Journalismus.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Hält sich nah am Original
  • Tolle Atmosphäre und packender Schauplatz
  • Nerviges Backtracking als größtes Manko

Vor rund drei Jahrzehnten, am 23. September 1994, erschien mit System Shock ein außergewöhnlicher 3D-Action-Hit. Die gelungene Kombination aus narrativem Rollenspiel mit Adventure-Elementen und actionreichem Shooter-Gameplay beeindruckte durch die damals fortschrittliche technische Umsetzung. Die vielschichtige, überraschungsreiche Handlung, das düstere Ambiente und die große Freiheit des Spielers legten den Grundstein für spätere immersive Spiele wie Deus Ex, Bioshock und Prey. Obwohl die erste Version des 2016 über eine Kickstarter-Kampagne gestarteten Projekts zunächst auf Kritik stieß, starten die Retro-Spezialisten von Nightdive Studios, angeführt von den Kick-Brüdern, nun einen zweiten Versuch. Ihr Ziel ist es, das Remake so zu gestalten, dass die von den Fans geliebten Aspekte des Originals unangetastet bleiben. Ob der Klassiker auch im Jahr 2024 noch begeistern kann oder ob das Spielkonzept nach fast drei Jahrzehnten nicht mehr greift, erfährst Du in unserem Testbericht.

Entkomme der Citadel in System Shock

Die Raumstation Citadel ist der Schauplatz von System Shock – © Nightdive Studios

In der Neuinterpretation des Klassikers von 1994 schlüpfen wir erneut in die Rolle eines anonymen Hackers. Dieser wird plötzlich aus seinem Alltag gerissen und gezwungen, in die künstliche Intelligenz einer Raumstation einzugreifen. Zum „Dank“ wird er bewusstlos zurückgelassen. Als er wieder erwacht, muss er feststellen, dass die KI SHODAN die Kontrolle über die Station übernommen hat. Die Situation spitzt sich zu, denn die Raumstation Citadel nimmt Kurs auf die Erde und nur der Spieler kann die drohende Katastrophe noch abwenden. Doch das wird kein leichtes Unterfangen: Die Gänge der riesigen Station sind von blutrünstigen Mutanten und feindseligen Cyborgs bevölkert. Steht es in eurer Macht, die Menschheit vor dem Untergang zu bewahren?

Im Verlauf der etwa 13 bis 16 Stunden dauernden Story-Kampagne des System Shock Remakes könnt ihr selbst entdecken, ob ihr das Schicksal abwenden könnt. Je nachdem, wie ihr euch entscheidet, den Schwierigkeitsgrad einzustellen, welchen Spielstil ihr bevorzugt und wie geschickt ihr seid, könnt ihr das Spielende auch schneller erreichen. Für einige mag es die erste Begegnung mit diesem Kultspiel sein, daher werden wir keine Details vorwegnehmen. Was wir jedoch preisgeben können, ist, dass die beklemmende Atmosphäre auf der Citadel immer noch beeindruckend ist. Die schaurige Stimmung in den finsteren Korridoren der Station saugt euch direkt in das Spielgeschehen, obwohl wir uns eine ebenso fesselnde Darstellung der Geschichte gewünscht hätten.

Wer sucht, wird belohnt

Der Spieler wird belohnt, wenn er die Map ausführlich erforscht. – © Nightdive Studios

Sobald euer Charakter zu Bewusstsein kommt, steht es euch frei, die Raumstation zu durchstreifen. Das Spiel setzt euch dabei kaum Grenzen und führt euch nicht durch das Geschehen. Für diejenigen, die sich ganz in das fesselnde Sci-Fi-Erlebnis vertiefen wollen, ist das natürlich großartig. Stellt euch die Station als ein umfangreiches Labyrinth vor, das zugleich ein Rätsel darstellt, welches ihr nach und nach entdeckt und entschlüsselt. Allerdings könnten gerade Anfänger sich manchmal etwas orientierungslos fühlen, wenn sie durch die oft nur spärlich beleuchteten Gänge mit ihren lauernden Mutanten wandern. Dies rührt daher, dass der Weg nicht immer offensichtlich ist, was zu leichtem Frust führen kann. An dieser Stelle hätten optionale, zuschaltbare Hinweise nützlich sein können.

Aber wie navigiert ihr euch im Remake von System Shock durch die Citadel? Was das Gameplay betrifft, so bietet euch die Neuinterpretation des Immersive-Sim-Klassikers eine Kombination aus Rätseln, Erkundung und Action, wobei der Schwerpunkt deutlich auf der Erkundung der immensen Raumstation und ihrer verschiedenen Sektionen liegt. Es ist also ratsam, stets genau hinzusehen, um Fortschritte zu erzielen.

Gefahren hinter jeder Ecke

Von Robo-Rüpel bis Mutanten ist alles dabei. – © Nightdive Studios

Mutanten, Cyborgs und die Sicherheitssysteme von SHODAN behindern euch auf eurem Weg durch die Station. Die KI beobachtet euch ständig und macht sich gelegentlich über eure Aktionen lustig oder kommentiert sie, was zur dichten Atmosphäre des Spiels beiträgt. Im Laufe des Abenteuers stößt ihr auf verschiedene Waffen, die ihr gegen eure Gegner einsetzen könnt. Mit immer stärkeren, aufrüstbaren Waffen fühlt man sich mutiger in den Gängen. Ein Gefühl der Sicherheit stellt sich jedoch nie wirklich ein, auch wenn ihr bald über ein umfangreiches Arsenal an Nah- und Fernkampfwaffen verfügt. Einige Waffen sind klassisch, wie Pistolen und Gewehre, andere futuristisch – eine spannende Kombination, die viel Spaß beim Ausprobieren macht. Allerdings wünscht man sich manchmal mehr Durchschlagskraft der Waffen, denn die Gegner reagieren kaum auf Treffer, was den Nahkampf oft unbefriedigend macht. Hier wäre mehr möglich gewesen.

Hat man einen Raum von Gegnern befreit, gilt es, kleinere Rätsel zu lösen oder Minispiele zu meistern, um tiefer in die Station vorzudringen. Viele dieser Rätsel sind Zufalls-generiert, ebenso wie die Codes für die Schlösser der verschiedenen verschlossenen Räume. System Shock ist eine ständige Herausforderung, sich auf das Spiel einzulassen und vor allem die überall verstreuten Dokumente aufmerksam zu lesen. Das Spiel beinhaltet viel Backtracking und wirkt im Vergleich zu modernen Genrekollegen vielleicht nicht mehr ganz zeitgemäß. Für uns hat das aber meistens gut funktioniert, sodass wir im Laufe des Tests immer tiefer in die Weiten der Raumstation eingetaucht sind.

An den Mechaniken keine Veränderungen

Nightdive Studios ist es gelungen, die Essenz von System Shock gekonnt einzufangen und die Spielmechaniken des Originals behutsam zu aktualisieren. Es handelt sich also weder um ein komplettes Remake wie bei „Resident Evil 2“ noch um eine grundlegende Neuerfindung wie bei „Final Fantasy 7 Remake“. Vielmehr wurde der Geist der ursprünglichen Immersive Sim beibehalten und punktuell verfeinert. So erinnert die Inventarverwaltung eher an System Shock 2, ebenso wie die Soundeffekte beim Einsatz eines Medipatches. Auch das Cyberspace-Minispiel wurde überarbeitet und bietet nun ein intensiveres Spielerlebnis als das Original. Dabei haben die Entwickler eher feine Anpassungen und kleine Verbesserungen als große Veränderungen vorgenommen, was langjährige Fans sicher zu schätzen wissen. Neueinsteiger hingegen könnten sich an einigen Stellen etwas mehr Innovation wünschen, um das Spiel noch zugänglicher zu machen.

Technisch setzt Nightdive Studios beim Remake von System Shock nicht auf hochmoderne Grafik, sondern ehrt den Stil des Originals. Das Ergebnis ist eine eigenwillige Kombination aus pixeligen Texturen und atmosphärischen Lichteffekten. Bei unseren Tests auf der PlayStation 5 lief das Spiel flüssig und sowohl der atmosphärische Soundtrack als auch der dichte Sound beeindruckten. Auch die englische Sprachausgabe ist sehr gelungen, auf eine deutsche Synchronisation muss man allerdings verzichten.

Fazit zu System Shock

Anfangs war ich skeptisch, ob ich mit dem Remake eines Spiels, das vor rund 30 Jahren ein großer Erfolg war, etwas anfangen könnte – zumal ich als Neuling auf der Citadel Station die Fans des Originals nicht verärgern wollte. Doch nun kann ich versichern, dass mich System Shock mit seiner nach wie vor genialen Mischung aus erzählerischem Rollenspiel und geradlinigem Weltraum-Shooter gut unterhalten hat. Vor allem die spannende Science-Fiction-Geschichte und der KI-Antagonist SHODAN, der mehr Persönlichkeit zeigt als so mancher menschliche Gegner, machen das Spiel zu einem einzigartigen Erlebnis. Die Entwickler haben das Spielprinzip nicht neu erfunden – das war auch nicht ihr Ziel.

Um auf dem nicht linearen Weg voranzukommen, ist weiterhin aufmerksames Denken und genaues Beobachten der Geschehnisse an Bord der Raumstation erforderlich. Das Fehlen von Hilfestellungen, wie z.B. Markierungen wichtiger Elemente, führt jedoch zu Schwierigkeiten, die mich mehrmals zum Umkehren zwangen. Das Gameplay war nie langweilig, bot aber auch keine herausragenden Neuerungen, was nach einiger Zeit des Kämpfens gegen immer gleiche Gegnertypen – ähnlich der Levelstruktur – etwas eintönig wirken kann. Für Abwechslung sorgten die Ausflüge in den Cyberspace und die gelegentlichen Rätsel. Technisch profitiert System Shock deutlich vom Remake: Der modernisierte Mix aus alter und neuer Optik, die passenden Soundeffekte und weitere Verbesserungen bieten einen echten Mehrwert.

ReviewWertung

8SCORE

Eine technisch einwandfreie und überwiegend optisch ansprechende Neuinterpretation eines Klassikers, die durch ihre Erzählung besticht, jedoch auch etwas in die Jahre gekommen ist.

Detail-Wertung

Grafik

9

Sound

7

Gameplay

7

Story

8

Motivation

7

Steuerung

8

Test-Hardware: Intel Core i7-13700KF, NVIDIA Geforce RTX 4080, 32 GB DDR5

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