Wie Südkorea mit Milliarden-Investitionen und KI-Technologie zur globalen Animationsmacht aufsteigen will.
Eva Krumm: Eva wünscht sich ein aufblasbares Einhorn, mit welchem sie dann nachts schnallige Werbespots anschauen kann. Ihr erstes eigenes Videospiel war Pokémon auf dem Game Boy. Zusammen mit ihrem Großvater machte sie zudem die Regenbogenstrecke in Mario Kart auf dem SNES unsicher. Ihre Lieblingsgenre sind JRPG, Otome und Horror und auch der Indie-Bereich ist ihr nicht fremd.
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Während K-Pop und K-Dramas längst die Welt erobert haben, bereitet sich Südkoreas Animationsindustrie auf ihren großen Auftritt vor. Mit einem beispiellosen Fünf-Jahres-Plan will die Regierung in Seoul die Branche aus ihrer Nische holen und zum globalen Player machen.
Das vor einigen Tagen vorgestellte Paket kommt genau zum richtigen Zeitpunkt: Die koreanische Animation verzeichnete 2023 zwar ein beeindruckendes Umsatzplus von 23 Prozent, doch das Wachstum beruhte bisher vor allem auf Auftragsproduktionen für internationale Streamingdienste. Der neue Masterplan des Kulturministeriums zielt darauf ab, endlich eigene starke Marken zu entwickeln.
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„Wir müssen weg von der Rolle des Zulieferers und eigene Inhalte mit globaler Strahlkraft schaffen“, erklärt Ministeriumssprecher Park Ji-hoon. Kernproblem sei die bisherige Fokussierung auf Vorschulprogramme und lineares Fernsehen – Formate, die im Zeitalter von Streaming und Social Media kaum noch Zukunft hätten.
Ab sofort fließen massive staatliche Mittel in die Branche: 200 Milliarden Won (ca. 140 Mio. Euro) stehen bereits in diesem Jahr bereit, bis 2029 soll das Fördervolumen auf 1,5 Billionen Won (ca. 1 Mrd. Euro) anwachsen. Ein cleveres Cash-Rebate-System soll internationale Produktionen nach Korea locken.
„Wer 60 Prozent seiner Animationsproduktion bei uns umsetzt, bekommt bis zu 30 Prozent der Kosten erstattet“, so Park. Diese Maßnahme ziele explizit auf Kooperationen mit globalen Playern wie Netflix, Disney+ und Amazon.
Doch Geld allein macht noch keine erfolgreiche Animationsindustrie. Der Plan setzt auf eine Dreifach-Strategie aus Content-Diversifizierung, technologischer Innovation und globaler Vermarktung. Künftig sollen gezielt Formate für junge Erwachsene gefördert werden – eine Zielgruppe, die in Korea bisher vernachlässigt wurde. Erfolgreiche Webtoons, Manhwas und Webnovels sollen systematisch zu Animationsserien adaptiert werden.
„Die Synergien zwischen unseren digitalen Comics und Animation sind enorm“, erklärt Producerin Kim Na-young von Studio Mir. „Endlich gibt es nun die Mittel, um dieses Potenzial zu heben.“
Besonders spannend wird die KI-Offensive: Eine spezielle Trainingsdatenbank für koreanische Animationsstile soll entwickelt werden, um KI-gestützte Produktionstechniken zu ermöglichen. Virtuelle Charaktere, die in mehreren Medienformaten eingesetzt werden können, stehen ebenfalls auf der Agenda.
„Stellen Sie sich vor, ein Webtoon-Charakter wird zur Animationsfigur, dann zum Metaverse-Avatar und schließlich zum Protagonisten einer interaktiven KI-Serie“, schwärmt Tech-Experte Dr. Lee Min-ho. „Diese vernetzten Welten sind die Zukunft.“
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Parallel wird die internationale Vermarktung massiv ausgebaut. Erstmals wird Korea gemeinsame Messestände in China, Japan und Südostasien betreiben. Ein Lokalisierungsfond unterstützt Synchronisation und Untertitelung, während 30 koreanische Kulturzentren weltweit als Marketingplattformen dienen sollen.
Die Branche reagiert euphorisch. „Endlich erkennen die Entscheidungsträger, welches Potenzial in unserer Animationsindustrie schlummert“, sagt Kim Jae-yoon, CEO des Animationsstudios Red Dog Culture House. Mit den neuen Maßnahmen könnte Korea schon bald nicht nur Zulieferer für westliche Studios sein, sondern eigene globale Hits wie Japans „Demon Slayer“ oder Frankreichs „Miraculous“ hervorbringen. Die Weichen sind gestellt – jetzt muss die Kreativwirtschaft liefern.