Die dritte und finale Staffel von Star Trek: Picard in der Serienkritik. Höchstwertung garantiert. Fanherzen erobert!
Sinan Huemer: Ich bin der Beweis, dass man durch zu viel Fernsehen und Videospiele nicht brutal wird. Man wird nervig. Fragt jeden der mir zuhören muss.
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Bevor ich mit dieser Kritik beginne, eine klare Spoiler Warnung. Solltet ihr die dritte und finale Staffel noch nicht gesehen haben, lest diese Review nicht. Denn ich werde mich primär auf diese Staffel beziehen, da sie sich nicht einfach nur von den anderen Beiden abhebt. Sondern auch für die Serienkritik von Star Trek: Picard das Maß aller Dinge ist.
Die ersten beiden Staffeln von Star Trek: Picard haben sehr gemischte Reviews erhalten. Manche Fans liebten diese, manche fanden sie einschläfernd öde. Ich wiederum habe die ersten beiden Staffeln relativ neutral genossen. Es war einfach schön Admiral Picard bei neuen Abenteuern zu begleiten. Dass diese Abenteuer wirr und irgendwie Zusammenhangslos waren, störte mich nicht weiter. Noch war es etwas dass ich zu sehr feierte. Es war einfach schön wieder mal Star Trek zu sehen ohne dass die Serie purer Schrott ist.
Worauf mich aber niemand hätte vorbereiten können und was ich auch nie erwartet hatte, ist dieses absolute Meisterwerk welches in Staffel 3 abgeliefert wurde. Die Geschichte der dritten Staffel ist so spannend, so Vielschichtig und mit unerwarteten Wendungen. Ja natürlich mussten gewisse Enthüllungen genau so kommen. Gerechnet habe ich dennoch nicht damit. Weder mit den Changelings noch mit diesem gigantischen Borg-Würfel. Und der Zusammenhang im Plot ist nahezu perfekt geschrieben. Da bleiben keine offenen Fragen.
Staffel 3 schafft eine Balance zwischen so vielen Aspekten guter Erzählstruktur wie ich es schon sehr lange nicht gesehen habe. Erinnerungen aus Ereignissen der Next Generation Serie, welche heute noch zu Konflikten zwischen Personen führen. Zorn der über Generationen mitgetragen wurde und auch Freundschaften welche ebenso lang gepflegt wurden. Es ist wirklich als würde man eine ganz natürliche sich entwickelnde Geschichte mitverfolgen, die lebt, atmet und von den Charakteren selbst entschieden wurde. Nicht einem Drehbuch.
Die Geschichte von Star Trek: Picard Staffel 3 ist ein Meisterwerk. Denn die Action ist großartig gemacht ohne übertrieben SciFi zu sein oder in reinem CGI unterzugehen. Die Emotionen die in dieser Story erzählt wurden. Und zu einem runden Ende gebracht wurden. Es ist als wäre diese Staffel der perfekte finale Abschluss den wir eigentlich für the Next Generation noch brauchten und es gar nicht wussten. Und als wäre das nicht schon genug Grund diese Serie allein für diese Staffel zu lieben, liefert diese auch noch eine Vorlage für ganz neue Star Trek Generationen.
Hier sieht man wie Fanservice richtig gemacht wird. Denn versucht wird das ja aktuell an allen Ecken und Enden der Medienbranche. Studios wie auch Drehbuchautor:innen suchen sich bereits bekannte Franchises und Geschichten, um auf dem Erfolg dieser aufbauen zu können. Und sie wissen ganz genau, dass sie mit dem Aufgreifen einer bestehenden IP den alten Fans einige Erinnerungen „schuldig sind“. Denn schließlich haben sie die IP aufgegriffen um genau diese Fans bereits ins Kino oder vor den Fernseher zu locken.
Allerdings vermasseln eben diese Aufgabe fast alle Neuauflagen bekannter Franchises. Weil die eingebauten Erinnerungen, Fanservice Momente und auch simplen kleinen Anspielungen, viel zu krampfhaft eingebaut sind. In Star Trek: Picard Staffel 3 sind diese perfekt in die Geschichte eingewoben. Von der kompletten Brückencrew der Enterprise D aus The Next Generation, über die wiederkehrenden Feinde wie die Borg. Bis hin zu einer simplen Audio Nachricht des (vermutlich) Sohnes von Pavel Chekov. Admiral Anton Chekov.
Der vermutlich Anton benannt wurde als kleiner Tribut an den zu jung verstorbenen Schauspieler Anton Yelchin, welcher Pavel Chekov in den Remakes mit Chris Pine und Zachory Quinto gespielt hat. Und so hat Star Trek: Picard Staffel 3 gleich drei Generationen von Star Trek Fans in einem einzigen Moment abgeholt.
Die Geschichte endet hier. Ja, so viel kann ich euch sagen. Die Geschichte der Enterprise D und der Crew aus The Next Generation endet mit Staffel 3 von Star Trek: Picard. Allerdings greift diese Staffel auch einige Nebengeschichten auf. Manche die erst mit dieser Serie entstanden sind, manche die in anderen Star Trek Serien begonnen haben um hier ihre Vollendung zu finden. Wie die Geschichte von Seven of Nine, die ihren Ursprung in Star Trek: Voyager hatte. Aber die Geschichte setzt auch den Grundstein für eine ganz neue Generation von Star Trek.
Wie eine Star Trek Legacy Serie. Ohne wirklich auf die Wurzeln dieser vielen Geschichten verzichten zu müssen. Mit Seven of Nine aus Voyager, der Tochter von Geordi La Forge die hier dazu kam und nun auch dem Sohn des großen Captain Jean-Luc Picard. In einem ganz eigenen Schiff. Eine weitere Enterprise. Eine neue Generation. Man muss nun nur hoffen, dass diese perfekte Vorlage nicht zu Grunde gerichtet wird. Aber bei eben dieser Vorlage kann, was auch immer kommt, nicht mithalten.
Ich kann nicht anders als hier emotional zu werten. Und meine Bewertung ist klar dominiert von Staffel 3. Man benötigt zwar nicht die ersten beiden Staffeln um diese zu verstehen. Streng genommen werden Ereignisse aus der zweiten Staffel hier nulliert. Da dort eine Art Waffenstillstand zwischen den Menschen und den Borg herrschte, oder ich habe da etwas missverstanden. Wenn ihr euch die ersten beiden Staffeln daher gar nicht erst ansehen wollt, dann ist das auch okay. Was ihr dafür aber wissen müsst, ist dass Picard einen neuen künstlichen Körper bekommen hat um seiner Krankheit zu entkommen. Das ist eigentlich alles. Mehr braucht ihr nicht. Denn Staffel 3 von Star Trek: Picard ist in der Story so perfekt und abgerundet erzählt, dass es ein wahres Fest für mich als Zuseher war. Es ist eine grandiose Story, sie ist großartig geschauspielt, inszeniert und der Abschied von den Helden der Enterprise D ist absolut würdig. Ich kann jetzt schon sagen, dass ich diese Staffel alleine definitiv noch ein paar Mal ansehen werde. Hut ab Amazon. Und vielen Dank für diese unglaubliche Reise.