Eine neue Podcast-Folge ist da!
Episode 42: Nostalgie Ecke Vol.2In diesem Artikel werfen wir einen ausführlichen Blick auf das Wesen und die Entwicklung des deutschsprachigen Spielejournalismus.
Tim Rantzau: Tim ist nicht nur seit Kindheitstagen ein großer Nintendo-Fan, er hat auch Game Design studiert und kümmert sich beruflich um das Konzeptionieren von Videospielen. Sein Spezialgebiet ist aber der Spiele-Journalismus.
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Es wird immer deutlicher, dass Videospiele einen festen Platz in der modernen Medienlandschaft und Popkultur einnehmen. In den letzten Jahrzehnten hat sich das Medium hinsichtlich Design, Qualität und inhaltlicher Breite enorm weiterentwickelt. Die Verkaufszahlen sind weltweit kontinuierlich gestiegen. Allein in Deutschland wird für das Jahr 2022 mit einer Nutzerzahl von 34 Millionen gerechnet. Im selben Jahr betrug der Umsatz der Computerspielbranche in Deutschland rund 10 Milliarden Euro. Der größte Teil davon entfiel auf Ingame- bzw. In-App-Käufe.
Im Gegensatz dazu hat sich der Spielejournalismus im deutschsprachigen Raum in den letzten vierzig Jahren kaum verändert oder wesentlich weiterentwickelt. Dies betrifft in erster Linie die konstanten Kerninhalte, die monothematischen Magazine, die sowohl online als auch im Printbereich verbreitet sind. Ziel des Spielejournalismus ist es in erster Linie, Kaufempfehlungen für Spiele auszusprechen und weniger, Aufklärungsarbeit zu leisten. Nichtsdestotrotz wollen Spielemagazine bzw. -plattformen ihre Leserschaft und Zielgruppe primär unterhalten. Nach Glashüttner stellt die Berichterstattung über das Medium Computerspiel eine eigenständige Form der modernen Unterhaltung dar.
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Die Ursprünge des Spielejournalismus gehen auf die 1980er Jahre und das Aufkommen der ersten Computer- und Technikzeitschriften zurück. Diese erlebten in den 1990er Jahren ihre Blütezeit. Seit Mitte der 2000er Jahre sind die Verkaufszahlen und Auflagen dieser Printprodukte deutlich rückläufig. Gleichzeitig fand eine Verlagerung des Spielejournalismus in den Online-Bereich statt, der im Laufe der Jahre immer mehr Zulauf erhielt. Mittlerweile sind jedoch auch die Seitenaufrufe der Online-Angebote erkennbar rückläufig.
Die Mitarbeiter der Games-Fachpresse sind in der Regel Quereinsteiger und nur ein geringer Prozentsatz der Personen in den einzelnen Redaktionen hat tatsächlich eine klassische journalistische Ausbildung oder Laufbahn hinter sich. Eine Leidenschaft für Games und eine sichere Rechtschreibung reichen in den meisten Fällen aus, um bei den entsprechenden Magazinen oder Plattformen unterzukommen. Dies hat in der Regel zur Folge, dass die
Kenntnis und Einhaltung journalistischer Grundsätze fehlt.
Neben den in den letzten Jahren kontinuierlich rückläufigen Umsätzen der entsprechenden Printmagazine generiert die deutschsprachige Games-Fachpresse ihre Hauptumsätze durch die Schaltung von Werbung, das Affiliate-Geschäft und bezahlte Spiele-Rezensionen im Online-Segment. Darüber hinaus stellt das Angebot von Premium-Inhalten für viele Redaktionen ein tragfähiges Finanzierungsmodell dar.
Die wohl häufigste Textform im Spielejournalismus ist die klassische Meldung. Dabei handelt es sich in erster Linie um Berichte über neue oder bevorstehende Spieleveröffentlichungen, geplante Zusatzinhalte oder Branchenevents wie Spielemessen oder Publisher-Präsentationen. Die Qualität einer veröffentlichten News definiert sich für die meisten Magazine vor allem über die Anzahl der Zugriffe und eine Suchmaschinenoptimierung. Der eigentliche Inhalt ist auf den ersten Blick oft zweitrangig.
Zu den wichtigsten Inhalten des deutschsprachigen Spielejournalismus gehören neben den News die Rezensionen von Spielen. Dabei werden die Spiele in der Regel nach vorher
festgelegten Kriterien auf ihre Qualität hin bewertet und abschließend mit einer Wertung versehen.
Ein weiterer Schwerpunkt der journalistischen Berichterstattung über Computerspiele sind Kommentare und Kolumnen. Diese Art von Beiträgen ist im deutschsprachigen Computerspieljournalismus fast schon ein Wesensmerkmal. In den meisten Zeitschriften erscheinen in eher unregelmäßigen Abständen sogenannte Redakteurskommentare, in denen sich der Autor mit allgemeinen Themen der Spielebranche auseinandersetzt oder ein Spiel rezensiert. Der Tenor ist dabei überwiegend subjektiv, wie es für eine Meinungsäußerung nicht unüblich ist. Inhalt und Umfang dieser Kommentare oder Kolumnen können von Zeitschrift zu Zeitschrift stark variieren.
Hintergrundberichte machen dagegen nur den kleinsten Teil der Texte im deutschsprachigen Computerspieljournalismus aus. Dabei wird in den meisten Fällen ausschließlich über das Medium Computerspiel selbst berichtet. Eine Verknüpfung mit anderen, z.B. soziokulturellen Themen oder anderen Bereichen der Populärkultur findet so gut wie nicht statt. Zwar wird heute auch in den Massenmedien, wie dem Rundfunk vermehrt über Games berichtet, allerdings noch relativ wenig und zurückhaltend.
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Disclaimer und Transparenzhinweis: Teile dieses Artikels stammen aus meiner Bachelor-Arbeit zum Thema: „Darstellung von Behinderung im deutschsprachigen Online-Spielejournalismus“ aus dem Jahr 2023.