Sonic X Shadow Generations ist eine Zeitreise durch ikonische Level des Franchise vereint mit einer nagelneuen Kampagne.
Tim Rantzau: Tim ist nicht nur seit Kindheitstagen ein großer Nintendo-Fan, er hat auch Game Design studiert und kümmert sich beruflich um das Konzeptionieren von Videospielen. Sein Spezialgebiet ist aber der Spiele-Journalismus.
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Sonic X Shadow Generations von SEGA vereint das Remaster von Sonic Generations mit dem neuen Shadow Generations. Diese Zusammenstellung spricht sowohl langjährige Fans als auch neue Spieler an, indem sie klassische Elemente mit modernen Spielmechaniken kombiniert.
Hier gelangt ihr zum Review von Sonic Superstars, ein ebenfalls grandiosen Titel mit dem blauen Igel.
In den vergangenen Jahren erlebten Sonic-Fans eine regelrechte Achterbahnfahrt mit großen Tiefschlägen. Beispielsweise war Sonic the Hedgehog aus dem Jahr 2006 so verbugt, dass es fast unspielbar wurde. Eine Art Rettung war dann für viele Sonic Generations, welches 5 Jahre später für die Xbox 360 und PlayStation 3 erschien. Dieses Spiel hatte einen kreativen Level-Aufbau und ein extrem schnelles Gameplay. Außerdem griffen die Entwickler bei SEGA auf, bei den Fans beliebte Level von alten Sonic-Titeln zurück und fügten diese in eine gemeinsame Story-Line ein. Dieser Schachzug kam in der Community sehr gut an und war auch irgendwie eine Wiedergutmachung.
Die Handlung bot schon damals nicht viel und sorgt auch in der remasterten Version nur für ein Schulterzucken. Sonic und seine Freunde feiern den zwanzigsten Geburtstag des blauen Igels, als plötzlich ein geisterhaftes Ungeheuer den Himmel durchbricht. Zeit und Raum werden durcheinander gewirbelt, Sonics Freunde werden in verschiedene Zeitzonen gesogen und versteinert. Nur Sonic entkommt und findet sich in einem weißen Nichts wieder, das zu längst vergessenen Perioden seiner Vergangenheit führt. Interessanterweise taucht auch Sonics jüngeres 16-Bit-Ich in diesem Universum auf. Gemeinsam versuchen sie, den farblosen Welten neues Leben einzuhauchen und Sonics Freunde von der Versteinerung zu befreien.
Spieler erleben in zwei Akten pro Level zwei unterschiedliche Herangehensweisen an dieselben Umgebungen. Zum Beispiel rennt Retro-Sonic in der klassischen Green Hill Zone aus der Seitenperspektive durch den Level und nutzt Fähigkeiten aus den alten Mega-Drive-Tagen. Der moderne Sonic hingegen sprintet aus der Verfolgerperspektive durch die Landschaft, wie man es seit den Dreamcast-Episoden kennt. Dank der Boost-Funktion erreicht er dabei auf Knopfdruck hohe Geschwindigkeiten. Dies macht ihn zwar manchmal schwer kontrollierbar, sorgt jedoch für einen Adrenalinrausch.
Die Retro-Version von Sonic funktioniert umgekehrt. Die 2D-Levels folgen einem schmalen, linearen Pfad innerhalb der 3D-Polygon-Konstruktionen. Retro-Sonic rast an denselben Stellen vorbei wie sein modernes Pendant, begegnet den Hindernissen jedoch anders. Dies sorgt für kleine Déjà-vu-Erlebnisse und interessante Levelstrukturen, die sowohl aus der Verfolgerperspektive als auch aus der Sidescroller-Kamera Sinn ergeben. Dabei kommen die Stärken aus den Mega-Drive-Episoden voll zur Geltung. Es geht mehr um das Erkunden und Agieren nach klassischen Jump’n’Run-Regeln als um reflexartiges Reagieren. Nach jedem dritten Level gilt es dann noch einen Boss zu schlagen.
Nutzer des Vorlagen-Games könnten sich fragen: Warum sollte ich das gleiche Spiel zum Vollpreis noch einmal kaufen? Es hat sich doch kaum etwas geändert. Das stimmt – auch grafisch gibt es nur wenige Neuerungen. Einige Beleuchtungseffekte wurden verbessert und der zuvor übertriebene Tiefenschärfeeffekt wurde abgeschwächt. Trotzdem zeigt Sonic X Generations sein Alter und kann selbst der Nintendo Switch kein großes Staunen entlocken. Um den Fans dennoch Anreize für einen Neukauf zu bieten, enthält der Titel einen neuen Spielmodus, der parallel zu Sonics Abenteuer läuft. Bereits im Titelmenü muss man sich zwischen den beiden Modi entscheiden, da sie unabhängig voneinander sind.
Der Shadow-Modus folgt einer ähnlichen Prämisse wie Sonic. Man startet in einer grauen Welt, knackt Level, um sie wieder mit Farbe zu füllen, und löst Herausforderungen, die Schlüssel für den Endboss bringen. Der einzige nennenswerte Unterschied ist die Sichtweise: Während Sonic die Levelauswahl aus der Seitenperspektive sieht, bewegt sich Shadow in einer 3D-Umgebung und meistert dabei kleine Geschicklichkeitsaufgaben in der „Leere“. Manche dieser Herausforderungen sind sehr anspruchsvoll und erfordern den geschickten Einsatz der im Spielverlauf erlernten Fähigkeiten. Shadow kann beispielsweise später im Spiel auf einem Mantarochen über das Wasser gleiten oder an tintenartigem Schleim, ähnlich wie in Splatoon, an Wänden entlangrutschen, um neue Wege zu weiteren Levels zu entdecken.
Sonic X Shadow Generations ist wie eine Packung nasser Feuerwerkskörper: Manche Teile zünden und sorgen für Stimmung, doch vieles bleibt enttäuschend still. Das fast schon hochgelobte Sonic Generations hat uns 13 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung trotz der immer noch ansehnlichen Präsentation nicht wirklich mitgerissen. Während der 2D-Teil durchaus Spaß macht, sorgen die unpräzise Steuerung und vor allem die Bosskämpfe im Rest des Spiels leider für Frust.
Shadow hat da eher seine Stärken, obwohl er dank der noch geradlinigeren Levels manchmal knapp an einer Zwischensequenz vorbeischrammt, die fast schon zur Ruhepause einlädt. Die neue Kampagne ist in einem 3D-Hub verpackt, der optisch etwas lieblos mit willkürlich platzierten Schienen und Trampolinen wirkt, aber für rasante Sprints sorgt. Insgesamt bleibt ein zwiespältiges Erlebnis, das sich eher für Sonic-Generations-Neulinge als für Veteranen eignet – vorausgesetzt, man lässt sich von den gelegentlichen unfreiwilligen Stürzen in den 3D-Passagen nicht zu sehr entmutigen.