Wir begleiten Alex Chen auf ihrer Reise die vergangenen Geschehnisse zu Ergründen und mit ihrer "Superheldinnen"-Gabe zurecht zu kommen.
Ewelyn Derc: Seit Kindestagen professionelle Gamerin. Verehrerin des JRPG-Genres und leidenschaftliche Shooter-Spielerin.
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Life is Strange: True Colors ist ein Adventure aus dem Hause Deck Nine Games, bei dem die Entscheidungen eine zentrale Rolle einnehmen. Denn mit diesen bestimmen wir den Lauf der Geschichte und wie freundlich oder unfreundlich uns die Charaktere gesonnen sind. Mit vielen Geheimnissen, versteckten Gedanken und Ereignissen versucht Deck Nine uns abermals aus unserer Komfortzone zu locken und über den Tellerrand hinauszublicken. Mit dem Erstling haben sie große Erfolge erzielt, ob das auch bei True Colors der Fall ist, erfahrt ihr in unserem Review zum Spiel!
In Life is Strange: True Colors schlüpfen wir in die Rolle von Alex Chen, die viele Jahre von ihrem Bruder Gabe getrennt lebte und nun zu ihm nach Haven Springs zieht. Haven ist eine kleine Miner-Stadt in den Bergen von Colorado die reich an Natur und der natürlichen Schönheit ist. In den ersten Spielszenen lernen wir die Stadt selbst und einige Bewohner der Stadt kennen. Uns wird der Fokus des Spiels näher gebracht und auch schnell gezeigt welche Fähigkeiten Alex besitzt. Denn als Empathin besitzt sie die Fähigkeit die Gefühle der Menschen zu sehen, diese in sich aufzunehmen und die Beweggründe zu entschlüsseln.
Neben dieser Fähigkeit liegt der Fokus des Spiels auf der Musik und den getroffenen Entscheidungen. Die getroffene Wahl kann Einflüsse auf Gesprächsoptionen haben oder komplette Handlungsstränge hinzufügen oder abbrechen. So verfolgt ihr die Geschichte von Alex und den Geheimnissen die sich in Haven verbergen.
Da die Geschichte ohne Spoiler nicht erzählt werden kann, werden wir an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen. Ihr dürft euch auf eine emotionale Reise gefasst machen, die bodenständig und doch sehr berührend zugleich ist. Mit sympathischen Charakteren die alle auf ihre eigene Weise reizend, charmant und toll dargestellt sind.
Anders als bei den Vorgängern kommt Life is Strange: True Colors ohne Episoden aus, wodurch euch bereits zum Release das komplette Spiel zur Verfügung steht. Neben der belebten Hauptstraße von Haven Springs stehen euch noch einige andere Schauplätze zur Verfügung, die ihr erkunden könnt. Wichtige Gebäude sind frei betretbar und ihr seid selten nur an einen Raum gebunden.
Neben den Menschen besitzen auch einzelne Gegenstände zahlreiche Erinnerungen, die Alex mit ihrer Fähigkeit offenbaren kann. Hierdurch eröffnen sich geschichtliche Episoden, die uns auf anderem Wege verborgen bleiben würden. Durch die Erinnerungen, erkundbaren Gegenstände und Gegenden erhalten die Charaktere noch mehr Tiefe, wodurch ihre Charakterzüge verständlicher sind.
Doch in Life is Strange: True Colors habt ihr auch noch mehr zu tun, als nur den zahlreichen Gesprächen zu lauschen. Denn mit eurem Telefon könnt ihr eingegangene Nachrichten einsehen und den kompletten Verlaufe nachlesen. Hinzu kommt noch der Zugriff auf eine kleine Social Media-Plattform, die eigenes für Haven Spring eingerichtet wurde. Direkt zu Beginn werdet ihr eingeladen ein Teil der Plattform zu werden. Darüber erfahrt ihr einige weitere Details die euch andernfalls verborgen geblieben wären.
Damit ihr nicht den ganzen Tag am Handy verbringt, haben die Entwickler auch einzelne Minispiele in das Spiel selbst eingebaut. Diese können wir als eine kleine Liebes-Homage an die vergangene Zeit der Videospiele bezeichnen, mit denen viele von uns aufgewachsen sind. Bei den Spielen wird die Steuerung zu Beginn erklärt und ihr könnt euch Stundenlang darin verlieren, um den höchsten Highscores zu erzielen.
Darüber hinaus erwartet euch auch ein Jukebox-Trinkspiel sowie einige sammelbare Ereignisse und ein komplettes Live-Action-Role-Play – in Kurzform LARP. Hierbei schlüpft ihr in eine euch zugewiesene Rolle und erkundet ein neues Spiel, in einem Videospiel. Neben der Hauptquest verfolgt ihr Nebentätigkeiten, die sich durch unterschiedliche Aktionen abschließen lassen.
Grafisch hat Life is Strange: True Colors einiges zu bieten und ordnet sich selbst in einem malerischen Stil ein. Die Gesichtsanimationen stehen hier, neben den wunderschönen Landschaften, im Mittelpunkt und lassen uns als Spieler die durchlebten Emotionen regelrecht erfühlen. Dadurch haben die Entwickler eine einzigartige Magie geschaffen sich mit den Charakteren verbunden zu fühlen. Denn nicht jeder „Bösewicht“ ist am Ende wirklich der Bösewicht, wenn wir hinter die Fassade schauen und den Charakteren wirklich ins Gesicht blicken.
Während eurer Reise in Haven Springs habt ihr zahlreiche Optionen die Landschaft zu bewundern und es lohnt sich jedes Mal! Die Landschaft ist wunderschön anzusehen und beginnt erst durch die perspektivische Darstellung an zu glänzen. In den Augenblicken in dem euch die Möglichkeit gewährt wird die Landschaft zu genießen, erhaltet ihr auch einen musikalische Darbietung die euch zum entspannen einlädt.
Wie schon in den Vorgängern spielt auch in diesem Ableger die Musik eine zentrale Rolle. Sei es durch den Plattenladen der auf der Hauptstraße zu finden ist, der Jukebox in der Bar oder den Instrumentalen Hobbys der Charaktere. Die Musik ist ein ständiger Begleiter und dass macht diese Reise zu etwas besonderem. Denn mit den einzelnen Stücken wird die entsprechende spielerische Situation immer grandios Inszeniert und dargestellt. Bereits vorab haben die Entwickler die Songs auf Spotify veröffentlicht, aber erst durch das Spiel selbst haben wir begonnen eine Verbindung zu knüpfen.
… haben die Entwickler vieles Richtig gemacht, jedoch auch nicht alles! Denn die deutsche Synchronisation mag auf dem ersten Blick sehr solide sein, jedoch haben wir die Lippensynchronität vermisst. Das die Lippen sich noch bewegten obwohl kein Ton vorhanden war, hat oft vom Spiel abgelenkt und das darf in einem Spiel wie Life is Strange: True Colors nicht passieren. Daher können wir euch die originale Sprachausgabe nur wärmstens empfehlen, solange ihr kein Problem mit der Sprache habt oder deutsche Untertitel lesen zu müssen. Darüber hinaus gibt es aus der technischen Seite nicht viel zu bemängeln, da wir während des Spielens unsere 60 FPS immer konstant halten konnten, egal wie viele Effekte und Nebentätigkeiten aktiv waren.
… ein Spiel das uns nur für ca. 15h lang begleitet. Denn mit 60,- Euro wird dieses Mal ordentlich zu Buche geschlagen und hierbei ist das DLC „Wavelength“ noch nicht einmal im Preis inbegriffen. Die Entscheidung ist aus unserer Sicht sehr fragwürdig, da die Spiellänge dem Preis nicht gerecht wird. Ein Mehrspielwert ist durch die zahlreichen Entscheidungen vorhanden, aber stellt keinen Vergleich zum Preis dar. Mit dem Wavelength-DLC befinden wir uns dann bei einem Preis von 73,- Euro. Hierbei wird der eine oder andere noch einmal eine Nacht drüber schlafen, ob ihm das Spiel wirklich so viel Wert ist. Denn es ist nicht von der Hand zu weisen dass die Entwickler und Publisher mächtig viel Geld für wenig Inhalt haben möchten.
Mit dem neusten Ableger hat Deck Nine die Magie der Reihe erneut aufleben lassen. Denn mit den neuen „Superkräften“ schaffte es das Spiel mir wirklich unter die Haut zu gehen. Durch die Geschichte habe ich nicht nur einmal Gänsehaut gehabt und hin und wieder kullerte mir auch mal eine Träne die Wange hinunter. Die Charaktere haben viel zu bieten und darüber hinaus noch viel mehr zu verbergen. Nur mit unserer Kraft schaffen wir es, sie wirklich wie ein Buch zu lesen und diese Detektivarbeit macht einfach Spaß.
Die Detailtiefe in den Szenen, die malerische Landschaft, sympathische Nebentätigkeiten und die Musik machten das Spiel zu einem großen Erlebnis. Alles passt perfekt zusammen und man fühlt sich sofort heimisch in Haven Springs. Hierbei stellt vermutlich der eigentliche Spielpreis das größte Manko dar. Denn leider steht der Preis in keiner Relation zum Spiel und es ist schon beinahe dreist so viel zu verlangen. Eine traurige Erkenntnis für mich, denn das Spiel hat viel zu bieten und entführt uns in eine idyllische Welt, die es wert ist zu erleben!
Test-Hardware: Intel Core i9 9900K, NVIDIA GeForce GTX 1070, 32GB DDR 4