Meucheln und morden in Virtual Reality
Sinan Huemer: Ich bin der Beweis, dass man durch zu viel Fernsehen und Videospiele nicht brutal wird. Man wird nervig. Fragt jeden der mir zuhören muss.
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Die Hitman-Reihe gehört seit Jahren zu den Ikonen des Stealth-Genres. Du schlüpfst in die Rolle des glatzköpfigen Elite-Killers Agent 47, der sich mit maßgeschneiderten Aufträgen durch opulente, detailreiche Sandbox-Levels meuchelt – mal laut, mal leise, meist clever. Die große Stärke von Hitman: absolute Freiheit bei der Herangehensweise. Verkleide dich als Koch, schleiche dich als Techniker an dein Ziel oder verwandle eine scheinbar harmlose Weinverkostung in eine tödliche Falle – du hast alle Werkzeuge, aber keinen vorgeschriebenen Weg.
Mit der Reboot-Trilogie (Hitman (2016), Hitman 2 (2018), Hitman 3 (2021)) wurde das Konzept modernisiert und perfektioniert. Riesige Level, lebendige Welten und eine Vielzahl an Lösungswegen machten vor allem den dritten Teil zum Fan-Liebling – und genau dieser bekommt jetzt eine Virtual-Reality-Behandlung.
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Als erfahrener VR-Spieler war ich zunächst skeptisch. Doch schon beim ersten Eintauchen in Hitman VR hat mich die grafische Qualität positiv überrascht – besonders auf der PlayStation VR2. Zwar erreicht das Spiel nicht ganz das Niveau der TV-Version mit Controller, aber wir sind verdammt nah dran. Die Umgebungen wirken realistisch, die Charaktermodelle sind stimmig, und die Lichtstimmung ist enorm immersiv.
In der Welt von Hitman zu stehen – nicht vor dem Bildschirm zu sitzen, sondern wirklich mittendrin zu sein – ist ein Erlebnis für sich. Zwischen VR-Spielen mit comichafter Optik oder überdrehten Sci-Fi-Welten fällt Hitman VR angenehm durch Realismus und Stilbewusstsein auf.
Das Sounddesign ist solide und vertraut. Wer die Reihe kennt, weiß: Musik spielt hier eine untergeordnete Rolle – zu Gunsten der Atmosphäre. Dialoge, Hintergrundgeräusche und dezente Spannungsakzente tun genau das, was sie sollen: sie begleiten dein Tun, ohne dich abzulenken. Hitman VR macht hier keine großen Experimente, bleibt aber stilistisch konsistent – und das passt.
Kommen wir zum Herzstück dieses Reviews: der Virtual-Reality-Umsetzung. Und hier, Leute, bin ich ehrlich sprachlos gewesen.
Ich hatte mit einem kleinen Bonus gerechnet – ein paar VR-Missionen vielleicht. Zwei Level zum Reinschnuppern. Aber nein: Das komplette Spiel ist in VR spielbar. Jede einzelne Mission. Keine abgespeckte Version, kein Mini-Ableger – du bekommst Hitman 3 in seiner vollen Pracht, komplett auf VR umgemünzt.
Und es fühlt sich großartig an.
Die Level wirken lebendig, die Präsenz als Agent 47 ist greifbar. Die Immersion ist gewaltig – du bist nicht mehr nur Spieler, du bist der Auftragskiller. Und nun in Virtual Reality gewisse Bonus-Aufträge erfüllen zu können, macht schon ziemlich Laune muss ich sagen. Das obwohl ich sonst gar nicht so der Typ bin der ein bereits abgeschlossenes Game wieder aufgreift. Und sogar die SELBEN Bonus-Aufträge wieder spielen würde. Aber jetzt kann ich das in VR machen. Ihr versteht?
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Natürlich ist nicht alles Gold. Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig – um es milde zu sagen. Türen öffnen, Waffen ziehen, Items verstauen – vieles davon braucht Übung und ist anfangs eher Trial & Error als intuitives Gameplay.
Aber: Das ist kein exklusives Hitman-Problem. VR-Steuerung ist in vielen Spielen noch im Entwicklungsstadium – und Hitman VR macht hier dennoch einen beachtlich guten Job. Wenn man sich einmal reingefuchst hat, bekomt das Spiel auch einen entsprechenden Flow. Perfekt ist es nicht – aber dennoch sehr stark umgesetzt.
Ich wiederhole mich gerne: Hitman VR ist nicht perfekt. Aber es ist ein verdammt gutes Beispiel dafür, wie man ein bereits starkes Spiel in die Virtual Reality übertragen kann – ohne dabei Abstriche im Umfang zu machen.
Für mich als Hitman-Einsteiger war Hitman 3 ein absoluter Genuss – und jetzt denselben Titel noch mal in VR erleben zu können, ist ein echter Glücksgriff. Wer Lust auf etwas anderes als das x-te Zombie-Geballer hat und sich lieber als intelligenter Auftragskiller durch raffinierte Missionen schleicht, der ist hier genau richtig.
Großes Lob an IO Interactive – und eine klare Empfehlung für alle VR-Enthusiasten mit Stealth-Faible.