Man nehme einen Film-Klassiker der tausende Kinder und Erwachsene begeistert hat. Wähle eine großartige Star-Besetzung und bringe den Film ins Jahr 2020. Da kann doch Nichts schief gehen, oder?
Sinan Huemer: Ich bin der Beweis, dass man durch zu viel Fernsehen und Videospiele nicht brutal wird. Man wird nervig. Fragt jeden der mir zuhören muss.
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Vorweg möchte ich sagen, dass ich das Original von 1990 wahrlich liebe. Dieser Film hatte einfach alles um gelungen zu sein. Er hat mich als Kind gegruselt, er war großartig inszeniert und die Effekte waren gleichermaßen beeindruckend wie sie ekelhaft waren. Als Krone des Films brilliert eine unglaublich charismatische Anjelica Huston als Großhexe, wie es ihr so schnell Niemand nachmachen kann. Meine Begeisterung war also groß, als das Remake zu Hexen Hexen angekündigt wurde und Anne Hathaway diese Rolle spielen sollte. Denn ich finde Anne Hathaway grandios.
Zur Story von Hexen Hexen… Es geht um einen kleinen Jungen (gespielt von Jahzir Bruno) der bei einem tragischen Unfall seine Eltern verliert und fortan bei seiner Oma (Die talentierte Octavia Spencer) lebt. In seiner Trauer weigert sich der Junge zu essen, spricht kaum mit seiner Oma und es will ihr nicht gelingen zu ihm durchzudringen. Erst als Oma ihm eine Maus als Haustier mitbringt, scheint der Junge aufzutauen. Bei einem gemeinsamen Einkauf trifft der Junge in einem unbeobachteten Moment auf eine seltsame Frau. Die Hexe Zelda. Die versucht ihn mit Süßigkeiten und ihrer angeblich zahmen Schlange zu verführen. In seiner Angst erzählt der Junge seiner Oma von der unheimlichen Frau und diese erkennt schnell, dass es sich um eine Hexe gehandelt haben muss. Um ihren Enkel möglichst weit Fort zu schaffen, reist sie mit ihm in ein Hotel um ihn dort für ein paar Tage von der Hexe zu verstecken.
Was Oma jedoch nicht weiß… ist dass dort an genau diesen Tagen das große Treffen der Hexen unter der Führung der Großhexe stattfindet. Es kommt wie es nur kommen kann und der Junge findet sich in den Fängen der Hexen wieder, welche ihn und einen zweiten Jungen Hotelgast in Mäuse verwandeln. Denn Hexen verabscheuen Kinder. Ihr sehnlichster Wunsch, ist es alle Kinder von der Welt zu tilgen. Um diesen Plan zu erreichen, verwandeln sie Kinder in Tiere, um sie leichter fangen oder auch zertreten zu können. Der Junge und sein neuer Mause-Freund schaffen es, den Schuhsohlen der Hexen zu entkommen und die Oma zu finden. Damit diese ihnen mit ihrer Voodoo Zauberkunst helfen kann. wieder Kinder zu werden. Es entwickelt sich ein Abenteuer in Mäuseperspektive in dem der Kampf Gut gegen Böse die Dimensionen von David gegen Goliath annimmt. Soweit zur Handlung des neuen Hexen Hexen Films.
Ein weiteres Mal zeigt Hollywood ganz klar, dass es die Finger von Klassikern lassen sollte! Es ist unglaublich wie sehr mich dieser Film enttäuscht hat. Als der erste Trailer kam und der wohl offensichtliche Wechsel darin bestand, dass der Junge um den es geht nun ein Afroamerikaner ist, war mir das egal. Aber als ich sah, WER seine Oma spielen würde. War ich sofort dabei! Denn ich finde, dass Octavia Spencer eine talentierte und facettenreiche Schauspielerin ist. Ich habe mich immer gefreut sie in neuen Rollen zu sehen. Dann kam die neue Großhexe ins Bild und der Film gab mir einen weiteren Grund zur Freude… nämlich Anne Hathaway als Großhexe. Für mich war klar, Hexen Hexen wird ein Pflichttermin. Mit so einer Besetzung kann doch gar nichts schief gehen. Und oh mein Gott, wie ich mich doch getäuscht habe.
Es geht schon alleine damit los wie massiv der Film uns als Zuseher die Afroamerikanischen Schauspieler und auch deren „Welt“ aufs Auge drückt. So sehr ich auch die Diversity in Filmen begrüße und eben solche Talente wie Mrs. Spencer sehr gern in mehr und mehr Filmen sehen will. Wenn ich dann von Szene zu Szene mit der Afroamerikaner-Schaufel eins drübergezogen bekomme… wird es einfach zu viel. Es wirkt so brutal forciert, dass ich mich ehrlich gesagt unwohl fühlte von so vielen unzähligen Stereotypen erschlagen zu werden. Im Hintergrund lief ein Song nach dem Anderen von berühmten Schwarzen Musikern. Die Oma lebt in einem Dorf oder einer Stadt die nur Afroamerikanische Bürger hat und Läden für afrikanische Spezialitäten. Und NATÜRLICH praktiziert die Oma auch Voodoo. Das Hotel hat größtenteils Personal schwarzer Hautfarbe und und und. Aus meiner Sicht hatte das Studio bestimmt die besten Intentionen mit diesen Figuren, der Schuss ging aber sauber nach Hinten los.
Wenn ich an die Hexen aus der Originalverfilmung denke mit Anjelica Huston als Großhexe… Gott waren die ekelig und gruselig. Das war wirklich ein Schauerfilm für Kinder und auch ein packend gut dargestelltes Abenteuer für die Erwachsenen. Die Hexen in der Neuverfilmung von Hexen Hexen sind hingegen CGI Witzfiguren. Nicht nur ist ihre Darstellung comic-haft mit seltsamen Cartoon-Nasen und schlecht, per Computer, entfernten Fingern. Sondern scheint wohl im Drehbuch gestanden zu sein „Spielt eure Rolle als wäret ihr auf irgendeinem Drogentrip und ihr selbst hättet NULL PERSÖNLICHKEIT“ und viola… fertig sind die Hexen des Remakes. Nicht mal die sonst, wirklich hinreißende Anne Hathaway schafft es, mich auch nur im Ansatz zu fesseln. Gerade sie sollte als Großhexe sollte die mystische und betörende Meisterin sein. Der kein Kind oder auch kein Erwachsener widerstehen kann. Die Großhexe hier, ist eine Karikatur dessen was einst von Mrs. Huston so genial auf die Leinwand gebracht wurde.
Die Dialoge in dem Film, sind der letzte Nagel in dem Sarg dieser Kritik. So flache und plumpe Dialoge, dass man meinen könnte, die Kinder-Darsteller im Film hätten diese selbst geschrieben und das vor 3 Jahren. So nichtssagend und stumpf. Egal ob es eine eigentlich spannende Szene ist oder ein emotionaler Moment. Kein einziger Dialog hat Gefühl oder besser gesagt… kein einziger Dialog liefert die Emotion die in der gerade gezeigten Szene benötigt wird. Manche Sätze konnte ich regelrecht vorhersagen nach einer Weile im Film. Weil man ein Gespür dafür bekommt auf welchem seichten Level die Dialoge geschrieben wurde. Ich wollte den Film fast vorzeitig verlassen. Aber ich war nicht alleine und so blieb ich bis zum bitteren Ende… und meine Güte… bitter war es. Liebes Hollywood… ihr habt Hexen Hexen, einen Kultfilm, versaut.
Kennt ihr das Original Hexen Hexen? Wirklich!? Sehr gut! Dann erspart euch dieses Debakel. Ihr kennt das Original nicht? Dann seht es auch auf Netflix an, dort findet man es zur Zeit. Dieser Film ist eine wahre Beleidigung an das Originalwerk. Ich kann nicht fassen dass Robert Zemeckis (Zurück in die Zukunft, Forrest Gump) hinter diesem Film sitzt. Das ist für mich absolut surreal. Nicht nur hat der Film so vieles vom Haupt-Werk verändert und komplett umgekrempelt, sondern auch nichts von dem Charme und dem Feeling des Kultfilms in sich fangen können. Es war ein müder und herzloser Versuch auf dem Erfolg des 1990er Kinoerfolgs mit zu schwimmen. Aber ganz ehrlich? Ich hab schon eine ganze Weile nicht mehr so bereut ins Kino gegangen zu sein.