Das Warten hat ein Ende!

Dead Island 2 (PS5) – Game Review

Nach Jahren des Wartens geht der Zombieschnätzler endlich in die zweite Runde. Ob Dead Island 2 überzeugt, erfahrt ihr in der Review.

Dead Island 2 erscheint 2023. - (C) Dambuster Studios, Deep Silver

Das Wichtigste in Kürze

  • Erfindet das Rad nicht neu
  • Toll eingefangenes Setting
  • Eklig brutales Schadenssystem

Es ist viel Zeit vergangen, seit Dead Island das erste Mal Zombie-Horden auf einer fiktiven Insel entfesselte. Man kann es kaum glauben, aber der erste Teil ist mit seiner Veröffentlichung im September 2011, sogar älter als The Edler Scrolls V: Skyrim, das erst einige Monate später (und seitdem immer wieder) erschien. Und dennoch forderten Fans die letzten Jahre immer wieder eine Fortsetzung des Zombieklassikers.

Doch ein Sequel gestaltete sich als nicht so einfach, wie der kommerziell erfolgreiche Vorgänger es eigentlich zunächst vermuten ließ. Denn der Nachfolger war jahrelang von großen Entwicklungsschwierigkeiten geplagt, die zu ständigen Verzögerungen führten, bis schlussendlich sogar das ursprüngliche Studio, Techland, davonzog und mit Dying Light ein weiteres Zombie-Franchise ins Leben rief. Doch nun, 12 Jahre später, ist Dead Island 2 unter der Leitung der ,,Homefront: The Revolution”-Macher endlich erschienen.

Das Setting ist immer noch das selbe wie im legendären Ankündigungstrailer von 2014, auch wenn das Spiel dadurch wohl strenggenommen den falschen Titel trägt. Ob die Jahre der schwierigen Entwicklung dem Spiel jedoch gut getan haben, oder ihm zum Verhängnis wurden, erfahrt ihr bei uns in der Game Review:

Ein Stranspaziergang mal anders. Dead Island 2 (C) Dambuster Studios, Deep Silver

Ein Stranspaziergang mal anders. Dead Island 2 (C) Dambuster Studios, Deep Silver

GTA V: Undead Nightmare

Bereits als Dead Island 2 2014 mit einem vorgerendertem Teaser angekündigt wurde, war klar, wo die Fortsetzung spielen würde. In den sonnendurchfluteten Stränden der Stadt der Engel. Zwischen Hollywood-Hügeln und Shopping-Meilen. Belebt von schönheitsvernarrten Strandbewohnern, narzisstischen Möchtegernpromis und Exzentrikern aller Altersklassen. Kurz: Los Angeles.

Und auch wenn sich seit 2014 vermutlich grundlegend alles an dem ursprünglichen Gerüst der Fortsetzung geändert hat, Los Angeles blieb als Austragungsort der blutigen Zombieschlachten. Und hier macht sich meines Erachtens nach der größte Pluspunkt des Spiels erkennbar. Denn fiktive Versionen der US-Metropole gibt es wie Sand am Venice Beach.

Aber kaum ein Spiel schafft es die glänzende City auf jene parodistische und satirische Art zu beleuchten, wie Dead Island 2 es macht. Ähnlich wie die GTA-Reihe, die für ihre absurden Versionen echter amerikanischer Städte bekannt ist (zuletzt GTA V), schafft es auch die Zombie-Fortsetzung, Los Angeles mit genau dem richtigen Maß an Absurdität, Charme, Nostalgie und Glitz und Glammer auszustatten. Nicht zuletzt wegen der szenischen Örtlichkeiten, die wir in der semi-offenen Welt erkunden dürfen. Etwa Filmstudios, rote Teppiche und Schauspiel-Trailer. Villen-Gegenden voller Infinity Pools und begehbaren Garagen, oder Armutsvierteln in falscher Palmenidylle.

Dead Island 2 weiß seine Umgebung gekonnt in Szene zu setzten und belebt sie mit nicht minder aufsehenerregender Nebenfiguren und exzentrischen Frauen und Männern. Nicht nur einmal dachte ich, dass ich die ,,Red Dead Redemption: Undead Nightmare”-Fortsetzung meiner Träume, nämlich für GTA 5, spielen würde. Während die Hauptstory größtenteils aus Genrestandards besteht, die selbst durch eine Vielzahl an verfügbaren Protagonisten nicht wirklich Fahrt aufnimmt, sind es die Nebenquests, die so besonders gut im Gedächtnis bleiben. So bestehen sie meistens aus einzigartigen Aufgaben, die effektiv mit ihrer Umgebung spielen. Einmal führt es uns beispielsweise zu einem verlassenen Filmdreh, der nun von Zombies-Schauspielern in bunten Kostümen überrannt ist.

An anderer Stelle müsst ihr für eine Influencerin Zombies auf besonders spektakulärer Weisen erledigen, damit sich ihre Reichweite erhöht. Die Satire ist so treffend, dass wir uns bald zu fragen beginnen, wer die tatsächlichen hirntoten Zweibeiner sind.

Es mangelt nicht an Waffen in Dead Island 2 (C) Dambuster Studios, Deep Silver

Es mangelt nicht an Waffen in Dead Island 2 (C) Dambuster Studios, Deep Silver

Reizbare Mägen aufgepasst!

Wer auch nur eine Sekunde der Zombie-Fortsetzung gesehen hat, der weiß vermutlich, warum Dead Island lange Zeit in Deutschland auf dem Index stand. Doch der erste Teil, der bereits blutiges Schlachten, Stümmeln und Schlagen ermöglichte, wirkt im Vergleich mit dem Nachfolger fast schon harmlos.

Denn Dead Island 2 bietet nichts geringeres als das blutigste und realistischste Kampfsystem, das ich je in einem Spiel erlebt habe. Und das hat auch einen Grund. Denn so entwickelte das Spielestudio eine eigene Technik, um die Fleischwunden, Knochenbrüche und Krater, die ihr an den Untoten hinterlässt, noch genauer und organischer zu gestalten. So ist jeder Schnitt, auf der verwesenden Haut der Zombies, zu erkennen. Jeder Schlag hinterlässt einen realistischen Abdruck am Ort des Aufpralls. Jeder Schwerthieb reißt genau die Fleischmasse weg, die ihr sonst den hintersten Ecken eurer Vorstellung überlässt.

Jene brutalen Gore-Effekte sind dabei nicht nur Gründe für die Entwickler zur Therapie zu gehen. Denn sie haben auch eine ingame Funktion. So könnt ihr den Gegnern mit Stich- und Schusswaffen Gliedmaßen abtrennen, sie gezielt verstümmeln und so handlungsunfähig machen. Dennoch, jedes Mal wenn ihr am Ende eines Kampfes mit einem blutigen Hammer dasteht und ehemalige Menschen in grotesken Posen mit gebrochen Beinen am Boden liegen seht, könnten schwächeren Gemütern schon die ein oder andere Mahlzeit hochkommen.

Das Kampfsystem ist dennoch eher zweckmäßig als revolutionär. Den Waffen, die ihr euch teilweise selbst zusammenstellen könnt, fehlt es oft an dem nötigen Einschlagsgefühl, das bei der Brutalität der Wunde erwarten werden könnte. Auch Schusswaffen, die sich spärlich finden lassen, haben sich in vielen anderen Spielen schon besser in der Hand angefühlt. Nichts zuletzt im Konkurrenten, Dying Light 2. Doch das tut dem Spielspaß keinen Abbruch. Das arcadige Gefühl motiviert, auch wenn das Rad nicht neu erfunden wird.

Fazit zu Dead Island 2

Dead Island 2 ist ein Videospiel, das sich selbst nicht so ernst nimmt. Das reicht von den skurrilen Charakteren und der zweckmäßigen Story, deren Existenzgrund größtenteils eine Einladung zum Zombie-Schlachten ist. Bis hin zur fast schon cartoonhaften Gewalt, die dank des Schadensystems in grenzenlosen Exzessen mündet. Die Zombie-Fortsetzung ist vielmehr Red Dead Redemption: Undead Nightmare als Dying Light 2. 

Spieler dürfen hier kein Game erwarten, das das Genre mit nie dagewesenen Story-Kniffen und Mechaniken auf den Kopf stellt. Vielmehr ist es ein Titel, der fast schon einen Retro-Charme mitliefert, der von aktuellen Triple AAA Spielen meist unbeachtet bleibt. Eine dichte Story, mit philosophischen Kernfragen und rührenden Gefühlsmomenten ist ja schön und gut. Aber manchmal möchte man einfach nur stupide auf hirntote Zombies eindreschen, während sich die roten Teppiche blutrot färben.

ReviewWertung

8SCORE

Dead Island 2 erzeugt ein absurdes Hollywood und füllt es mit noch skurrileren Charakteren. Das Zombieschlachten ist noch dazu nie blutiger gewesen. Auch wenn das Rad nicht neu erfunden wird.

Detail-Wertung

Grafik

9

Sound

8

Gameplay

8

Story

6

Motivation

8

Steuerung

7

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