Eine "unterhaltsame" Kampagne, ein seelenloser Zombie-Modus und ein Multiplayer, wo gefühlt immer das Gleiche passiert.
Markus Bauer: Markus spielt eigentlich schon immer Videogames und hat sich für Webdesign interessiert als es noch gar kein Internet bei ihm daheim gab. Seine Lieblingsgenres sind so unterschiedlich, wie seine Artikel. Am PC spielt Markus am Liebsten Ego-Shooter und Echtzeit-Strategie. Auf den Konsolen haben es ihm Action-Adventures und Rennspiele angetan. Mit seinen Kindern spielt er aber auch gerne Minecraft oder Rocket League. Seit einigen Jahrzehnten baut Markus auch seine PCs selbst zusammen. Dabei ist es ihm egal ob Intel/Nvidia- oder AMD. Nur nicht gemischt. Das Preis- und Leistungsverhältnis müssen passen. Mit seinem neuesten PC-Projekt musste erstmals ein "Big Tower" herhalten. Irgendwie stieg die Angst die aktuellen Grafikkarten nicht mehr ins PC-Gehäuse zu bekommen.
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Willkommen zurück in einem Shooter mit 2. Weltkrieg-Setting. Sledgehammer Games versetzt uns mit Call of Duty: Vanguard wieder in das erste Szenario, mit dem wir die Spielserie 2003 kennengelernt haben. Uns erwarten drei Haupt-Modis: Kampagne, Multiplayer und Zombies. Mittlerweile ist es das 18. Call of Duty-Hauptspiel (ohne mobile Ableger) und wie Vanguard im Test abschneidet, erfährt ihr in den nächsten Zeilen.
Bereits 2017 kehrte Entwickler Sledgehammer Games zurück zu den Wurzeln in den Zweiten Weltkrieg. Dabei spielten die Missionen hauptsächlich in Deutschland und Frankreich. In Vanguard gibt es nicht nur die West-, sondern auch die Ostfront, sowie den Pazifik. Die Kampagne von Call of Duty: WW2 zeigte uns die Geschichte eines US-amerikanischen Soldaten, der zusammen mit seinem Squad Frankreich von den Nazis befreit. Dabei legte man sehr viel Wert beim Geschichtenerzählen auf Brüderlichkeit.
Vanguard ist hier komplett anders.
Die gute Nachricht gleich zu Beginn: Die Kampagne von Vanguard dauert länger als jene von Black Ops Cold War. Letztes Jahr waren die Missionen, auch im etwas schwierigeren Einstellungen, nach 3 Stunden vorbei. Vanguard hat mehr Missionen, aber auch mehr Zwischensequenzen. Die Spielzeit der Kampagne von Call of Duty: Vanguard kann man daher mit 5 bis 6 Stunden angeben, wenn man die minutenlangen gerenderten Zwischensequenzen mitzählt, die man sich beim erstmaligen Durchspielen auf jeden Fall ansehen wird.
Wenn man die Kampagne zum ersten Mal startet, beginnt sie mit einer unglaublich filmischen Sequenz, in der die Gruppe von Elitesoldaten aus der ganzen Welt, die Vanguard, versucht, einen Zug bei Hamburg (Deutschland) zu entführen. Der erste Eindruck: Wow. Die visuelle Gestaltung ist der Hammer, insbesondere die Regen-Animation, Rauch, Reflexionen, die Beleuchtung im Allgemeinen und die Mimik der Charaktere. Die Lichter werfen beeindruckend realistische Schatten und sogar die Animationen, wie das team die Nazi-Wachen ausschaltet, sind großartig gemacht.
Was jedoch gleich auffällt: Die künstliche Intelligenz der Gegner, aber auch des eigenen Teams, ist grottig schlecht. Plötzlich steht man vor seinem Teammitglied, der eigentlich etwas ausführen hätte sollen. Auch wenn man im Lauf der Kampagne ihnen Befehle geben kann, sie geraten zu schnell in Panik. Das sind Elitesoldaten und keine Babys. Ich meine, wenn geschossen wird, dann geht man in Deckung, ja. Aber man versteckt sich nicht fortlaufend vor dem Feind und versucht zu flankieren. Wenn man selbst nicht alles erledigt, dann ist das Team nutzlos. Irgendwie ist es so, wenn man einen der verschiedenen Charaktere spielt, dass man es mit ganz Nazi-Deutschland allein aufnehmen muss.
Was wiederum gut gefällt ist die Aufmachung der Erzählung. Nach der ersten Mission, bei der ein Teammitglied gleich stirbt und wir gefangen genommen werden, wird alles als Rückblende erzählt. Und so bekommt jeder Charakter seinen Vanguard-Auftritt. Aber wie das Team zusammengekommen ist, weiß ich bis jetzt nicht. Auch nicht was Projekt Phönix ist, dass bereits im Vorfeld der Veröffentlichung von Call of Duty: Vanguard in einem Trailer gezeigt wurde.
Jeder der Vanguards hat seine eigene Mechanik. Arthur zum Beispiel ist der „geborene Anführer“ und kann die KI anweisen, während einer Mission Aktionen auszuführen, also auf ein bestimmtes Ziel den Beschuss zu lenken. Der Australier spielt gerne mit Granaten und Sprengstoff und kann daher mehr mitnehmen als seine Teamkollegen. Aber der eigentliche „Star“ unter den Charakteren ist die russische Scharfschützin Polina „Lady Nachtigall“ Petrova.
Petrova wird gespielt von Laura Bailey, die bereits das Motion Capturing in The Last of Us Part 2 für Abby übernommen hat. Lady Nachtigall ist eine ehemalige Krankenschwester, die nach den Angriffen in Stalingrad die Waffe ihres Vaters übernommen hat. Nach den fast seelenlosen anderen Missionen muss man sagen: Es wäre besser gewesen, wenn Sledgehammer Games sich auf diesen einen Charakter konzentriert hätte.
Wenn wir Petrova spielen können, dann ist das in Stalingrad, eine schneebedeckte Landschaft mit einer zerstörten Stadt. Lady Nachtigall hat nicht nur ein Scharfschützengewehr, sondern kann auch Feinde ablenken, indem sie pfeift, ist blitzschnell zwischen den Trümmern und kann somit auch andere Wege gehen, als die anderen Charaktere.
Die Kampagne hätte gut noch 2-3 Missionen vertragen und endet etwas zu schnell. Wie gesagt, 5 bis 6 Stunden hat man seinen Spaß, aber in Berlin ist dann alles vorbei. Die Kampagne hatte einige Stärken, aber auch viele Schwächen. Die „Rassismus- und Frauen-Debatten“ werden in so ziemlich jeder Mission aufgegriffen. Entweder wird gesagt, dass der Anführer der Vanguards ein N**** oder der Australier ein Abschaum des britischen Königreichs ist. Petrova ist sowieso nur eine Frau, die besser die verwundeten Soldaten versorgen soll, als an der Front zu kämpfen. Diese Aussagen sollen die Kampagne unterstreichen, aber tragen nicht sonderlich zur Handlung bei. Vielleicht liegt es auch an der deutschen Synchronisation, die anscheinend zu lahm dafür ist.
Weil ich zuvor die tollen Animationen erwähnt habe, die die Charaktere in der Kampagne von Call of Duty: Vanguard haben… Einen deutschen Schäferhund dürft ihr am Schlachtfeld nicht zu nahe kommen lassen. Dieser macht nur „Wuff“ und ihr seid tot. Es gibt dafür nicht einmal eine Quick-Animation, also das man den Hund abwehren könnte.
Genauso wenig darf man die Geschichte des Spiels all zu genau nehmen. Die Schlacht von Stalingrad dauerte bis Anfang Februar 1943. Das Stg44 wurde erst ab Oktober 1943 produziert. Trotzdem ist das Sturmgewehr im Spiel in Stalingrad in Einsatz.
Das eigentliche Herzstück des Ego-Shooters von Sledgehammer Games ist natürlich der Multiplayer-Modus. Es gibt zum Start satte 20 Maps, von denen 16 in regelmäßiger Rotation gespielt werden. Die anderen 4 sind für den Modi „Champion Hill“ reserviert, einem Modus, der Elemente von Gunfight in etwas größere Teamgrößen mischt.
Die Maps sind ziemlich gut, abgesehen von den Spawn-Punkten, die etwas gewöhnungsbedürftig sind. Wenn man dort hinkommt, wo man sich eine gute Deckung aussuchen kann, ist es nett. Wenn man irgendwo platziert wird, wo man gleich wieder abgeschossen wird, macht es weniger Spaß. Die typische Call of Duty-Formel eben.
https://www.youtube.com/watch?v=EfFU-vxbzd0
Die größte Änderung gegenüber Black Ops Cold War ist, dass man basierend auf der Intensität des Spiels ein Match suchen kann. Es gibt Blitz, Tactical oder Assault. Man bestimmt also die Größe der Karte, die man sucht. Wer also nicht mit hyperschnellen Runden beschäftigen will, kann das auch ausschließen. Jemand der Blitz spielt, wird auch blitzschnell wieder sterben. Wer das mag, für den ist der Multiplayer von Call of Duty: Vanguard genau das RICHTIGE.
Für mich war es eher eine Qual, auch wenn mein K/D in vielen Runden sogar der Beste Score aller Spieler war. Man mag es, oder man mag es eben nicht.
Fast schon traditionell kehrt auch der Zombie-Modus zurück. Der Modus gehört schon zu den „drei Säulen von Call of Duty“ und er ist, gelinde gesagt, nichts für mich. Ich mag Horde-Shooter, wie Back 4 Blood, aber der Zombie-Modus von Call of Duty: Vanguard ist für mich so seelenlos wie der letzte Marvel-Film.
https://www.youtube.com/watch?v=8swCrPIt4nY
Die Geschichte dient als Anknüpfung an die Untoten in Black Ops Cold War, aber das ist etwas, was man komplett auf die Seite schieben kann. Es fühlt sich wie eine solide Weiterentwicklung des jährlichen Modus an, mehr aber auch schon nicht. Nach all den Umständen, wie er entwickelt worden ist, ist es eigentlich ein Wunder, dass es ihn überhaupt bereits zum Release von Call of Duty: Vanguard gibt.
Call of Duty: Vanguard bietet eine umwerfende Grafik, die zwar nicht so zerstörbar ist wie jene von Battlefield, aber vor allem die cineastische Ader bedient. Allerdings ist das Setting Zweiter Weltkrieg schon so ausgelutscht, dass man daran schon irgendwie eine Abneigung entwickelt hat. Die Elitetruppe, die es mit ganz Nazi-Deutschland aufnimmt, nimmt auch keiner mehr ab. Nur Quentin Tarantinos „Inglourious Basterds“ durften das.
Popcorn-Kampagne (mit wenig Spielzeit) und ein blitzschneller Multiplayer-Shooter, übergossen mit Untoten. Call of Duty: Vanguard ist trotz all seiner Fehler eine gute Weiterentwicklung der Spielserie. Wer Call of Duty liebt, wird Vanguard mögen, aber sich insgeheim auch nur darauf freuen, dass nächstes Jahr endlich die Fortsetzung zu Modern Warfare von 2019 rauskommen wird. Nachdem ich Call of Duty: Vanguard im Test hatte, werde ich wohl nicht so schnell darauf zurückkehren.
Test-Hardware: Intel Core i7 10700K, 8x 3.80GHz; ASUS TUF GAMING Z490-PLUS, S. 1200 Motherboard, NVIDIA GeForce RTX 3080 10GB; 32GB Ballistix RAM DDR4-3600. Gespeichert auf NVMe M.2. Interne SSD.
Call of Duty setzt eine gewisse Erwartungshaltung voraus. Wer den nunmehr 18. Hauptteil der Reihe kauft, der weiß mittlerweile genau, was er bekommt. Eine kurzweilige, schlauchige, actiongeladene Kampagne. Einen temporeichen Multiplayer, mit außergewöhnlichen Maps und ab und zu auch einen Zombie-Modus.
Und genau das ist auch bei Vanguard nicht anders. Obwohl diesmal einige Aspekte besser gemacht sind, als andere. So liefert die Kampagne eines der diesjährigen Highlights. Während der Zweite Weltkrieg erneut als Schauplatz dient, können Spieler das Actionfeuerwerk eines modernen Blockbusters erwarten. Auch wenn Charaktertiefe nicht unbedingt erwartet werden darf, braucht es das gar nicht. Die Story ist actiongeladen und kurzweilig genug, dass es die perfekte Achterbahnfahrt aus Action und Gameplay ist.
Zum Multiplayer kann man nach knapp zwanzig Jahren nicht mehr viel sagen. Bis auf die neuen (alten) Waffen, spielt sich der Mutliplayer so schnell und knackig wie seit Jahren. Neue Spieler können recht schnell einsteigen und alteingesessene können erneut viele, viele Stunden hineinstecken. Beim Zombie-Modus sieht das allerdings anders aus. Er ist weniger eine zusätzlicher Bonus, als eine halbherzige Dreingabe, die eher aus Obligation vorhanden ist.
Abschließend kann man sagen, dass Call of Duty Vanguard (PS5) das Rad nicht neu erfindet. Mit den etablierten Formeln kann es allerdings ein Weltkriegsfeuerwerk erschaffen, dass für viele Stunden kurzweilige Action bieten kann.