Größer, besser, fliegender
Adnan Ahmad Siddiqi: Gründungsmitglied von DailyGame, Comics- und Movie-Nerd, Retro-Liebhaber, Gitarrenspieler und Sammler von Mega Drive Games.
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Lange Zeit galt Xenoblade Chronicles X als einsamer Riese auf der Wii U – großartig, aber unterschätzt, weil kaum jemand die Konsole besaß. Nun hat Nintendo das Sci-Fi-Monster aus dem Jahr 2015 neu aufgelegt – in überarbeiteter Form für die Nintendo Switch. Ich hab die beiden Vorgänger, Xenoblade Chronicles Definitive Edition und Xenoblade Chronicles 3 gespielt und muss sagen, ich bin sehr überrascht. Nach Xenoblade Chronicles 3 hätte ich nicht gedacht, dass es noch möglich wäre, das Universum auszubauen. Und ganz ehrlich: Besser hätte der zweite Frühling für dieses Open-World-JRPG kaum ausfallen können.
Worum geht´s? Wir befinden uns in einer weit entfernten Zukunft. Die Erde wird ungewollt zum Zuschauer eines Krieges zwischen zwei außerirdischen Rassen. Ganz nach dem Motto „mittendrin statt nur dabei“ findet sich die Erde direkt in der Mitte des Krieges wieder. Schnell wird ihnen klar, dass die Aliens kein Interesse an der Erde haben. Der Planet ist dem Untergang geweiht. Und so kommt es auch, die Erde wird zerstört. Doch die Menschen können rechtzeitig einen Notfallplan schaffen. Sie bauen ein riesiges Schiff, der wie ein Walfisch aussieht und verlassen mit diesem die Erde. Sie segeln dann 2 Jahre durch das Weltall, bis sie dann eines Tags auf einem Planeten bruchlanden. Willkommen auf Mira.
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Mira, der Planet in Xenoblade Chronicles X, ist gewaltig
Schon beim ersten Schritt auf Mira, dem fremden Planeten, auf dem sich die Menschheit notgedrungen eine neue Heimat aufbauen will, wird klar: Hier geht es nicht um klassische Fantasy-Klischees. Statt Elfen und Burgen erwarten euch riesige außerirdische Kreaturen, schwebende Kontinente und eine Umgebung, die sich echt anfühlt – weil sie euch nicht an die Hand nimmt.
Was in Zeiten von Waypoints und überladenen Minikarten fast schon erfrischend wirkt: Xenoblade Chronicles X lässt euch die Welt wirklich entdecken. Kein übertriebenes Tutorial, keine blinkenden Icons – einfach du, deine Party und das Gefühl, dass hinter dem nächsten Felsen etwas Gigantisches wartet. Spoiler: Es wartet wirklich was Gigantisches.
So startet ihr auch eure Suche. Zuerst müsst ihr mal euren Charakter erstellen. Habt ihr euch für ein Design entschieden, werdet ihr dann von Elma aus einem Lifebot gerettet. Sie erklärt euch, dass ihr nun schon seit 2 Monaten auf dem Planeten seid und sie sei auf Mission, weitere Menschen zu finden, die die Bruchlandung überlebt haben. Euer Charakter hat sein Gedächtnis verloren und er kann auch nicht reden. Mit ihr macht ihr euch dann auf den Weg zurück zum Schiff.
Dort angekommen, entfaltet sich dann die Stadt: New Los Angeles. Und wenn ihr schon mal in Los Angeles wart, dann werdet ihr tatsächlich einige Ähnlichkeiten erkennen! Es ist wirklich cool umgesetzt und ziemlich umfangreich.
Mira ist eine unglaublich riesige Karte und ähnlich wie bei Spielen wie Horizon Zero Dawn oder Assassins Creed, müsst ihr die Welt Schritt für Schritt freischalten. Dafür müsst ihr Navigationsraketen installieren, welche dann die Umgebung freischalten und euch Sicht verschaffen. Dann seht ihr auch, was es alles in der Umgebung gibt.
Das Kampfsystem ist das Herzstück von Xenoblade Chronicles X
Im direkten Vergleich zur Wii U-Version fällt auf, dass die Switch-Umsetzung in vielen Punkten verbessert wurde. Die Texturen sind klarer, die Ladezeiten spürbar kürzer, die Framerate stabiler – besonders im Handheld-Modus läuft das Spiel deutlich runder. Trotzdem darf man kein Remake erwarten: Es ist ein Remaster mit Fokus auf Performance und Usability. Kein Grafikbrett, aber für Switch-Verhältnisse beeindruckend. Gleichzeitig hat es meiner Meinung nach die beste grafische Präsentation der Remaster-Serie. Wenn man den Umfang der Welt bedenkt, ist die Leistung unglaublich.
Besonders angenehm: Das Menü- und Missionssystem wurde überarbeitet. Auf der Switch ist alles etwas logischer angeordnet, wenn auch noch nicht ganz State of the Art.
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Man spielt gut 25 Stunden bevor man die riesigen Skells steuern darf!
Das Herzstück des Spiels ist und bleibt das Kampfsystem. Echtzeit, MMO-inspiriert, mit Auto-Attacks, aufladbaren Arts und Synergie-Ketten, die richtig eingesetzt mächtig Wumms machen. Anfangs fühlt sich das etwas überwältigend an, aber genau darin liegt die Faszination: Wer sich reinarbeitet, wird mit einem der taktisch tiefsten JRPG-Kampfsysteme auf der Nintendo Switch belohnt.
Besonders spannend wird’s, sobald ihr die Skells freischaltet – riesige Mechs, die ihr steuern könnt. Kämpfe laufen dann völlig anders ab, und auch das Erforschen der Welt wird zum neuen Erlebnis. Ihr könnt plötzlich fliegen, höher gelegene Gebiete erreichen und Bossgegner mit Raketen eindecken. Kurz: Es fühlt sich großartig an – wie ein Meilenstein im Spielverlauf.
Freut euch auf die Tyrannen! Das sind echte Highlight-Kämpfe!
Was viele Spieler am Original kritisierten, gilt auch für den Switch-Port: Die Story ist solide, aber emotional eher unterkühlt. Ihr spielt einen eigens erstellten, stummen Protagonisten – was Immersion und Identifikation erschwert. Die Nebencharaktere sind zwar zahlreich und individuell gestaltet, aber nicht alle schaffen es, dauerhaft zu fesseln. Das war bei den anderen Teilen wie Xenoblade Chronicles 3 um ein vielfaches besser.
Inhaltlich geht es um nichts Geringeres als das Überleben der Menschheit, künstliche Intelligenz, außerirdische Bedrohungen und Identitätsfragen – Themen, die gerade im Sci-Fi-Bereich großes Potenzial haben. Doch oft bleibt die Inszenierung hinter den Ideen zurück. Das ist schade, aber kein Beinbruch – zumal viele Story-Fans eh wegen der Spielwelt und des Gameplays dabei sind.
Mit den Skells lässt sich die Welt auf komplett neue Art neu entdecken
Eines der kontroversesten Themen rund um Xenoblade Chronicles X war schon immer der Soundtrack. Komponiert wurde er von Hiroyuki Sawano, bekannt für seine brachialen, fast schon opernhaften Anime-Scores. Hier geht er all-in: mit Rap, Techno, Industrial und Chorgesängen. Mal wirkt’s episch, mal etwas drüber. Aber: Kein anderer JRPG-Soundtrack bleibt so im Kopf hängen – ob man will oder nicht. Vor allem wenn ihr in der Stadt seid in New Los Angeles, finde ich die Musik wirklich gelungen. Coole Rock Songs, auch die Hip Hop Tracks sind cool. In der Welt selbst wird die Musik dann teilweise nervig und ich hab sie dann reduziert.
Teamwork makes the Dreamwork! Die richtige Team-Konstellation ist der Schlüssel zum Erfolg.
Noch ein Wort zum Content: Wer denkt, nach 20 Stunden sei Schluss, irrt sich gewaltig. Xenoblade Chronicles X ist riesig – und zwar nicht nur geografisch. Es gibt zig Nebenquests, Fraktionen, Waffen-Upgrades, Mech-Tuning, ein Online-Koop-System, riesige Bossgegner (Tyrannen!) und versteckte Geheimnisse in jeder Ecke Miras. Wer alles sehen und machen will, kann locker 100+ Stunden investieren – ohne dass es langweilig wird. Das schätze ich auch an dieser Serie so. Man kann das Spiel so spielen und erkunden, wie man möchte.
Xenoblade Chronicles X auf der Nintendo Switch ist nicht perfekt – aber es ist ein Erlebnis. Wer sich auf die sperrige Struktur einlässt, wird mit einer einzigartigen Welt, komplexem Gameplay und dem Gefühl belohnt, etwas Besonderes zu spielen. Es ist sperrig, ja. Aber auch mutig. Und das sieht man heutzutage nicht oft.
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Dieser Artikel wurde mithilfe von Künstlicher Intelligenz erstellt, jedoch vor der Veröffentlichung von einem Menschen überprüft.