Was hinter den Kulissen von Hollywood passiert und wie menschlich eine Serie sein kann, zeigt the Kominsky Method.
Sinan Huemer: Ich bin der Beweis, dass man durch zu viel Fernsehen und Videospiele nicht brutal wird. Man wird nervig. Fragt jeden der mir zuhören muss.
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Was für eine herrlich schöne Reise über 3 Staffeln. The Kominsky Method ist nicht nur eine Netflix Serie mit Star Besetzung, sondern ist das realste Serien-Erlebnis seit langer Zeit. Mit Humor der schwärzer ist als Kaffee und so unglaublich viel Herz, welches teilweise offen gezeigt wird und teilweise nur zwischen den Zeilen mitschwingt. Nach nun 3 Staffeln kommt die Netflix Produktion zu einem schönen und runden Abschluss.
Obwohl Anfangs es scheint, als ginge es um Sandy Kominsky (Michael Douglas) und seine Schauspielschule in Hollywood, so wird schnell klar, dass das nur eine Nebenhandlung ist. Eine Nebenhandlung die gerne für neuen Stoff sorgt und auch herrliche Momente liefert. Aber der eindeutige Kern der Geschichte, ist die Freundschaft zwischen Sandy und seinem Agenten Norman Newlander (Alan Arkin). Und diese Freundschaft ist eine zum Mitfühlen.
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Nach dem Tod von Normans Frau soll Sandy sich um seinen Freund kümmern, da dieser weder vereinsamen noch durchdrehen soll. The Kominsky Method zeigt nicht nur eine so ehrliche Freundschaft zwischen zwei alten Herren, welche sich schon seit Jahrzehnten kennen. Sondern zweier Charaktere die eine sehr gut eingespielte Hassliebe Dynamik an den Tag legen und es an einander zu schätzen wissen.
Das hohe Alter der Beiden wird hierbei großartig in Szene gesetzt. Denn die Jahre haben nicht nur alt und weise gemacht, sondern auch spitzfindig, sarkastisch und so natürlich selbstreflektiert. Auch wenn man sich manche Dinge nicht eingestehen will. The Kominsky Method ist an dieser Stelle so erfrischend authentisch, dass man sich in vielen Szenen selbst mit den besten Freunden wiedererkennt.
An dieser Stelle muss ich betonen, dass ich The Kominsky Method im original Ton gesehen habe. Folglich kann ich nicht sagen wie gut oder schlecht die deutsche Synchronisation die Dialoge übernommen hat. Denn hier kommt es gut und gerne mal zu Übersetzungsfehlern oder Wortwitzen die verloren gehen. Das ist auch bei der großartigen deutschen Synchron-Industrie nicht immer gelungen.
Aber im Original, sind die Dialoge das wahre Herz dieser Serie. Die Tragweite kleiner Gespräche, die punktgenaue Landung von Seitenhieben und Analysen ist einfach großartig. Mal abgesehen von der grandiosen Ausführung. Alan Arkin und Michael Douglas zeigen eine so ehrliche Art miteinander, dass diese Gespräche unglaublich natürlich wirken. Als würden da tatsächlich Jahrzehnte lange Freunde bei alltags Dialogen gefilmt werden.
Und die besten Freunde, sind die welche einem gnadenlos die Wahrheit ins Gesicht klatschen, mit einer schön sarkastischen „Verarsche“ und man ihnen trotzdem nie böse dafür ist. The Kominsky Method hat diese Regel in den Dialogen absolut verinnerlicht. Das macht die Szenen wundervoll emotional, man kann so richtig nachfühlen wie das ist und man lacht sich schlapp dabei.
Man kann die Serie nur schlecht in ein einziges Genre stellen. Denn sie hat so großartige Züge einer Comedy Sitcom und gleichzeitig die tief grabende Wirkung eines emotionalen Dramas. Das macht die schauspielerische Leistung aller Beteiligten umso schöner. Wenn man in der Lage ist eine Szene mit so trockenem Humor abzuliefern und im nächsten Moment durch bloße Mimik die Tragweite einer erschütternden Nachricht zu zeigen. Das ist Schauspiel vom Feinsten.
Abgesehen von der Dauer-Besetzung, finden sich auch andere Hollywood Größen in der Serie wieder. In kleinen Gast-Rollen oder auch als Nebendarsteller. Es wird aber selbst die kleinste Rolle ernst genommen von der besetzten Person. The Kominsky Method hat nicht einen einzigen unglaubwürdigen Charakter. Mit einem Augenzwinkern und breitem Grinsen im Gesicht, zeigt sich selbst Danny Devito in Staffel 1 als Sandys Urologe und weitere A-Lister tauchen immer wieder auf.
Mit einem lachenden und einem weinenden Auge geht diese Netflix Serie zu Ende. Ich freue mich gewaltig, von Anfang an dabei gewesen zu sein und diese Reise über 3 Staffeln mitgemacht zu haben. Und ich weiß jetzt schon, dass ich mir The Kominsky Method wieder und wieder ansehen werde. Auch wenn die dritte Staffel einen klaren und deutlichen Wechsel in der Stimmung hatte, war dieser nötig um die Geschichte abschließen zu können. Dafür war das Ende mehr als würdig für die gesamte Handlung. Alles in Allem würde ich The Kominsky Method absolut jedem Menschen empfehlen, die:der einen „Soft Spot“ für intelligenten und spitzfindigen Humor hat. Man sollte aber das Drama keineswegs unterschätzen. So unglaublich lustig und traurig wie das Leben selbst. Eine meiner mittlerweile absoluten lieblings Serien. Und wenn ich noch eine Empfehlung aussprechen kann, dann seht sie euch auf Englisch an. Die Schauspieler zeigen klar warum sie zur obersten Liga gehören.