DailyGame // Gaming Blog // Hideo Kojima: Wieso macht er ein Horror-Spiel und kein Metal Gear Solid?
Game-Director Hideo Kojima arbeitet bekanntlich an einem Horror-Spiel. Wir haben es nicht wahrgenommen, aber er wollte uns schon immer schocken!
Adnan Ahmad Siddiqi: Gründungsmitglied von DailyGame, Comics- und Movie-Nerd, Retro-Liebhaber, Gitarrenspieler und Sammler von Mega Drive Games.
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Man kennt nicht viele Game Director beim Namen und schon die Wenigsten haben einen gewissen Celebrity-Status. Für ihn gilt bestimmt beides. Game Director und Visionär Hideo Kojima. Über 20 Jahre lang hat er seine Zeit und Energie nur einer Marke gewidmet: Metal Gear Solid. Die Geschichte rund um Hauptcharakter Big Boss und der nuklearen Gefahr der Welt und der Kriege war sein einziges Steckenpferd. Und dies zurecht!
Sobald man hörte, dass ein neues Metal Gear Solid kommt, stand die Gaming-Welt still. Ein Mann erzählte über zwanzig Jahre und eine Story und er brachte sie tatsächlich zu einem logischen Ende. Dazu sei gesagt, dass die Spiele nicht chronologisch erschienen, jeder Teil erzählte ein Stück Geschichte, die sich in der Zeitlinie einpflanzte. Der erste Metal Gear Solid-Teil erschien noch auf dem MSX-2 System, 1987! Dieser Teil spielte mitten in der Zeitlinie und legte den Grundstein für ein Universum, welches sich über die nächsten 2 Dekaden hauptsächlich auf den System von Sony mit der Playstation, Playstation Portable und Playstation Vita aufbauen sollte. Der letzte Teil der Serie, Metal Gear Solid V: Phantom Pain erschien auch für die Xbox One.
Nach dem Abschluss der Metal Gear Solid-Saga, tauchte die Demo „P.T.“ im Playstation Store auf. Nachher stellte sich heraus, die Demo war ein erster Geschmack auf das neue Spiel von Hideo Kojima, nämlich Silent Hills. Kojima sollte den alten Franchise wiederbeleben. Leider kam es nicht mehr dazu, da sich Kojima und Konami zerstritten und ab da getrennte Wege gingen.
Doch schon bevor er noch mit Metal Gear Solid fertig war, machte Hideo Kojima immer wieder „Gastauftritte“ bei anderen Spielen. So war er maßgeblich an der Story-Entwicklung vom Relaunch von Castlevania beteiligt. Das Spiel war anfänglich eher mäßig interessant, doch das Ende des Spiels zeigte dann, dass der Geschichtenerzähler Kojima am Werk war und brachte eine Wende, welche das Spiel und seine Nachfolger zu Must-Have Spielen machte.
Sein letztes und erstes Spiel nach der Metal Gear Solid Saga ohne Konami war Death Stranding. Wieder ein Spiel mit einer weit geflochtenen Story, wieder komplex erzählt und komplett was unerwartetes vom Gameplay her. Leider aber nicht so erfolgreich wie man es von Kojima-Spielen gewohnt war. Doch wieder war die Branche von seiner visionären Spielegestaltung beeindruckt, da das Spiel doch sehr stark mit dem Thema Social Distancing zu tun hat, mit dem wir uns heute in der realen Welt tatsächlich beschäftigen.
Mittlerweile ist es bekannt, dass Hideo Kojima an einem Horrorspiel arbeitet. Sogar mit renommierten Manga-Zeichnern sei er schon in Kontakt gewesen. Doch wie kam es dazu? Stört es ihn, dass er bei Silent Hills aufhören wollte? Hat es seinen stolz zerkratzt und er will es der Welt beweisen? Ich denke es geht weiter als das.
Hideo Kojima´s Vorliebe für düstere Geschichten und Horror im speziellen war schon immer Teil seiner Geschichten. Sie stand nicht im Vordergrund, man konnte aber spüren, dass er sich gerne mit einer düsteren Seite beschäftigt. Den Start machte bereits die Story rund um Psycho Mantis im ersten Metal Gear Solid auf der PS1. Seine „Aufgabe“ war es die Menschen mit Alpträumen zu erzwingen und er machte seinem Namen alle Ehre.
In Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty führte er dann Vamp ein. Ein blutsaugender Killer mit vampirischer Anlehnung. Wieso er diese Kräfte hatte, sollte später in Metal Gear Solid IV: Guns of Patriots aufgelöst werden.
Metal Gear Solid 3: Snake Eater brachte uns dann „The Fear„, dessen Name schon klar machte, er will uns Furcht einflößen. Im vierten Teil, Metal Gear Solid IV: Guns of Patriots, traf man erneut auf Psycho Mantis und Vamp, wo sich Kojima mit den technischen Erneuerungen der PS3 noch mehr austoben und seine Fans mehr Horror aussetzen konnte.
Die Krönung kam dann in Metal Gear Solid V: Phantom Pain. Ein Big Boss, geplagt von traumatischen Erinnerungen seiner Vergangenheit, fand sich immer wieder in seinen Alpträumen mit Tod und Horror konfrontiert. So gab es eine Sequenz, in der Big Boss durch seine in Blut verschmierte Basis läuft, nur um die Leichen seiner Soldaten zu finden. Doch bereits in der Startsequenz des Spieles ist man gewisser Furcht ausgesetzt, als man versucht, aus dem Spital zu fliehen und man die Killer im Nacken hat. Man muss durch Gänge schleichen, plötzlich exploderen Fenster oder Gegner tauchen völlig unerwartet auf.
Seine Begeisterung für Horror fand dann in der Demo P.T. ihre Verwirklichung und „schockte“ die Spieler wortwörtlich. Silent Hills sah dann zwar nicht das Licht der Welt, doch konnte man in Death Stranding bereits einige seiner Horror-Züge wieder spüren, wie z.B. in den übernatürlichen Begegnungen, denen Hauptcharakter-Darsteller Norman Reedus im Spiel wiederfährt.
Es zeigt sich also, dass Kojima uns indirekt und unbewusst die letzten zwanzig Jahre schon darauf vorbereitet hat, dass er eines Tages an einem Horrorspiel arbeiten würde. Natürlich würde ich mir wünschen, er würde mich wieder in ein Universum wie Metal Gear Solid entführen. Die Chancen dafür stehen jedoch leider eher schlecht. Auch für Death Stranding wird es wohl keine Fortsetzung geben. Kojima wird sich in der nächsten Zeit wohl nur mehr auf abgschlossene Stories konzentrieren. Er hat noch einen Exklusivitäts-Vertrag mit Sony für eine Reihe von Spielen. Solange dieser steht, wird es wohl bei Einzelspielen bleiben.
Doch wer weiß, vielleicht überrascht uns Hideo Kojima mit einem Horror-Erlebnis und einem dazugehörigen Universum. Silent Hill war ganz klar eine sehr beliebte Marke und brachte uns unglaublich gute und spannende Stories, bis auf die letzten paar Teile zumindest. Doch hätte es vermutlich die Kreativität und Vision von Kojima eingeschränkt, da er sich mit bestimmten Merkmalen, welche die Serie auszeichnet, auseinandersetzen hätte müssen. Wenn er von Null anfängt, dann kann er sich dementsprechend entfalten.
Die schlechte Nachricht dabei dürfte sein, dass Hideo Kojima dafür bekannt ist, sich Zeit zu lassen. Seine durchschnittliche Entwicklungszeit für seine Spiele liegt irgendwo bei fünf Jahren. Dies würde bedeuten vor 2024-2025 brauchen wir nicht mit einem Kojima-Spiel zu rechnen. Obwohl auch gemunkelt wird, Kojima würde an einem Launch-Game für die PS5 arbeiten. Vielleicht überrascht uns ja Hideo Kojima doch noch und lehrt uns das Fürchten früher als uns lieb ist!