Die Nuklearkatastrophe von 1986 hautnah zum miterleben.
Eva Krumm: Eva wünscht sich ein aufblasbares Einhorn, mit welchem sie dann nachts schnallige Werbespots anschauen kann. Ihr erstes eigenes Videospiel war Pokémon auf dem Game Boy. Zusammen mit ihrem Großvater machte sie zudem die Regenbogenstrecke in Mario Kart auf dem SNES unsicher. Ihre Lieblingsgenre sind JRPG, Otome und Horror und auch der Indie-Bereich ist ihr nicht fremd.
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Chernobyl Liquidators ist ein neuer Indie-Titel für den PC, welches uns in die Rolle der Liquidatoren, Feuerwehrkräften und anderen Menschen eintauchen lässt und die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl zeigt, welche so vielen Menschen das Leben kostete.
Wir kennen alle die Geschichte von Tschernobyl, bei der in der Nacht vom 26. April 1986 der Reaktor von Block 4 bei einem Test in die Luft ging. Wer sich noch eingehender mit dem Ereignis beschäftigen möchte, dem kann ich die HBO-Serie Chernobyl (2019, 5 Folgen) wärmstens ans Herz legen.
Die Liquidatoren waren dafür zuständig die Strahlung einzudämmen. Sie entfernten den radioaktiven Schutt und Graphit vom Dach von Block 3 und kamen somit für lange Zeit in unmittelbare Nähe starker Strahlung. Chernobyl Liquidators teilt sich in mehrere Orte und Abschnitte ein, in welcher wir die Arbeiten der Liquidatoren, Feuerwehrkräfte und Offiziere durchführen müssen. Dazu gehört das entfernen von radioaktiven Schutt, das löschen von Feuer, aber auch das retten von Menschen und das einsammeln von Dokumenten.
Chernobyl Liquidators wird als Simulator gelistet, was an sich auch zutrifft. Die Entwickler gaben ihr bestes, so nah wie möglich an den Ereignissen dieser Nacht zu bleiben. Darunter auch das Equipment, welches die Menschen nutzen und der Aufbau des Reaktor. Doch es erzählt gleichzeitig die Storys dieser verschiedenen Menschen, die ihr möglichstes gaben um die Katastrophe einzudämmen. Der Titel ist entsprechend auch Story-Driven und definitiv nicht nur ein einfache Simulation.
Wir spielen aus der First-Person-Perspektive, was zur intensiven Immersion beiträgt. Zudem tragen wir Masken um uns vor der giftigen Luft zu schützen, laufen durch die Trümmer des Kraftwerks und werden dauerhaft mit dem Klang der Sirenen beschallt. Auch zeigen unsere Charaktere die wir steuern die aktiven Auswirkungen der Strahlung, welcher sie ausgesetzt sind. Sie atmen schwer, husten und müssen sich übergeben. Gepaart mit der Story und der Geräuschkulisse sorgt das Spiel für eine teilweise beklemmende und erdrückende Atmosphäre.
Wir begegnen im Kraftwerk nicht zur Rettungskräften und Menschen die Hilfe brauchen, sondern auch Personen die im Kraftwerk arbeiten und jegliche Warnungen ignorieren um sich einen Überblick über die Katastrophe zu verschaffen. Wohlwissend wie schädlich die Strahlung ist, denen sie ausgesetzt sind.
Obwohl die Atmosphäre toll und die Grafik ebenfalls sehr gut ist, kann die Performanz die Erfahrung die das Game anstrebt mindern. Chernobyl Liquidators leidet unter einigen Bugs, ruckeln und verwirrenden Tutorials. Zum Beispiel müsst ihr eine Gasmaske aufsetzten, die euch vor der giftigen Luft schützt. Dafür gibt es eigentlich ein Tutorial, das euch das System erklären sollte, doch dieses tauchte bei mir gar nicht auf. Was dafür sorgte, dass vor allem am Anfang die Charaktere reihenweise bei mir starben ohne das ich wirklich wusste wieso. Erst als mir klar wurde, dass man den Filter tauschen musste, besserte sich das. Hier müssen die Entwickler sicher noch einige Fixes nachschieben.
Auch die Steuerung wirkt etwas altbacken muss man zugeben. Das springen und klettern fühlt sich seltsam an und die Quests können unübersichtlich sein. Das reist einen etwas aus der Immersion raus. Auch muss unsere Charakter teilweise echt weit springen um sich seinen Weg durch die Trümmer zu bahnen, wo ich dann ehrlich sagen muss, hier werden sie etwas unrealistisch. Auch wenn es sich um ein Spiel handelt, sollten Charaktere in einer Simulation nicht zu Übermenschen gemacht werden. Dies wird dann allerdings wieder durch die Verletzungen überschrieben, die sich die Charaktere zuziehen können. Von Verstauchung bis zu Brüchen ist alles dabei. Um diese zu Versorgen benötigt man dann Bandagen oder Schienen, die allerdings nicht ganz so leicht zu finden sind.
Das Spiel hat eine englische Sprachausgabe und deutsche Text. Allerdings scheinen hin und wieder Elemente nicht übersetzt worden zu sein. Wenn ein Charakter stirbt, bekommen wir Informationen zu diesem angezeigt. Doch leider sind diese in englisch, obwohl ich die deutsche Übersetzung ausgewählt habe.
Wer über die technischen Probleme vorerst hinwegsehen kann, sofern es das Spiel nicht unspielbar macht, und sich nicht von der etwas altbackenen Steuerung abschrecken lässt, wird sicherlich Spaß an der Erfahrung haben. Vor allem Menschen die sich für Geschichte interessieren und Simulationsspiele mögen. Denn an sich ist Chernobyl Liquidators eine Interessante Idee und Umsetzung, um die Ereignisse einer Katastrophe zu erzählen, die in der internationalen Bewertungsskala für nukleare Ereignisse erstmals die höchste Stufe erreichte. Persönlich habe ich versucht das Spiel zu mögen und zu genießen, doch damit habe ich mich echt schwer getan.
Test-Hardware: Intel Core i7 8700K, NVIDIA GeForce GTX 1070 Ti, 12x 3.70GHz, 16GB DDR4, Gigabyte Z370P D3 Mainboard. Gespeichert auf Crucial MX300 SSD