Das Indie-Otome-Game besticht durch seinen Artstil, verliert aber an Reiz durch eine wenig überzeugende Geschichte.
Eva Krumm: Eva wünscht sich ein aufblasbares Einhorn, mit welchem sie dann nachts schnallige Werbespots anschauen kann. Ihr erstes eigenes Videospiel war Pokémon auf dem Game Boy. Zusammen mit ihrem Großvater machte sie zudem die Regenbogenstrecke in Mario Kart auf dem SNES unsicher. Ihre Lieblingsgenre sind JRPG, Otome und Horror und auch der Indie-Bereich ist ihr nicht fremd.
Hast du Fragen oder Anregungen? Schreib an Redaktion (AT) DailyGame.AT
Celestia: Chain of Fate ist ein Indie-Otome-Game, das für den PC und die Nintendo Switch erschienen ist und insgesamt drei datebare Charaktere bietet.
Die Story dreht sich um die Heldin Aria, die als Adoptivtochter eines Herzogs zusammen mit zwei Adoptivbrüdern aufwächst. An ihrem 17. Geburtstag erfährt sie, dass sie die Tochter eines Engels und eines Dämons ist. Um sie sicher aufwachsen zu lassen, haben der Herzog und die Herzogin Aria als Mensch aufgezogen. Sie soll die Celestia Academy besuchen, um dort Magie zu lernen, denn schon von Geburt an hat sie die Gabe, die Emotionen anderer in Farben wahrzunehmen. Dort trifft sie auch auf die drei datebaren Charaktere, wobei „datebar“ vielleicht nicht das richtige Wort ist.
Die Story ist teilweise sehr überladen und möchte viel Inhalt bieten, was sich meiner Meinung nach zum Nachteil entwickelt. Anfangs entwickelt sich die Story mit einem hohen Tempo: In den ersten 1-2 Stunden wird die Grundlage geschaffen, aber niemand würde so reagieren, wie das Spiel es vorgibt. Man akzeptiert nicht einfach, 17 Jahre lang belogen worden zu sein, und geht dann am nächsten Tag mit einem Schulterzucken auf eine magische Akademie, wenn man erst seit einem Tag weiß, dass es Magie überhaupt gibt. Ich erkenne auch viele Parallelen zu anderen Storys, was an sich nicht schlimm ist, aber es gibt einige Momente, in denen Ideen nahezu eins zu eins übernommen wurden. Zum Beispiel gelangt man durch eine Wand zu einem magischen Zug, was vielen bekannt vorkommen dürfte.
Leider hängt sich die Story auch sehr an der Standard-Story auf. Die Charaktere bieten eigentlich viel Potenzial für Tiefgang in den Beziehungen und Hintergrundgeschichten, aber hier wurde leider gespart.
Positiv hervorheben möchte ich die vielen Entscheidungsmöglichkeiten. So kommt keine Langeweile auf und man hat die Chance, dank dem „Zuneigungsstatus“ besser auf das Ende hinzuarbeiten, das man haben möchte.
Grundsätzlich habe ich nichts gegen das Konzept des Harems oder Reverse-Harems, da daraus gute Geschichten entstehen können. Celestia: Chain of Fate tut sich allerdings schwer damit, dieses Konzept in ein Spiel zu verpacken. Ich habe wirklich versucht das Spiel zu mögen, aber die Story hat mich einfach schon viel zu früh verloren. Es gibt tatsächlich eine Route mit diversen schlechten Enden, die schließlich zu einem Happy End mit demjenigen führt, für den man genug „Affection Punkte“ gesammelt hat.
Die Standard-Route zieht sich über 20 Kapitel, und erst gegen Ende schlägt sich eine Charakter-Route durch. Das sorgt auch dafür, dass die Charaktere und deren Beziehungen nicht wirklich die Tiefe annehmen können, die man aus anderen Otome-Games kennt, wo sich nach der Hälfte oder sogar früher die Charakterrouten triggern lassen. Ich kann daher auch keinen Favoriten aus den drei Kandidaten wählen, denn grundsätzlich kann Aria in diesen 20 Kapiteln erst den einen Typen küssen und im nächsten Moment einen anderen. Ohne Drama. Denn zwischen diesen Charakter-Events folgt das Spiel stumpf der Standard-Story.
Als ersten Charakter haben wir den Engel Luke Alastair. Seine Fähigkeit ist die Pflanzenmanipulation, und er ist ein guter Bogenschütze (Klischee!!). Er ist ein sanfter und freundlicher Charakter, der allerdings ein Geheimnis mit sich herumträgt.
Aus der Welt der Menschen haben wir den Kronprinzen Ash Winterlight. Seine Mutter war ein Engel, was ihn wie Aria zu einem Halbblut macht. Er ist anfangs der eher kühle und reservierte Charakter, der aber auftaut, als er mehr Zeit mit der Heldin und den anderen beiden verbringt.
Als dritten Charakter haben wir Val De Lucifer, einen Dämon. Charakteristisch ist er hitzköpfig und stark, mit einer positiven Einstellung. Er ist Teil einer der mächtigsten Dämonenfamilien und streitet sich dank seiner aufbrausenden Art gerne mit Ash.
Auch wenn mich die Story nicht wirklich begeistern konnte, muss man ehrlich sagen, dass der Artstil grandios ist. Die UI ist zwar schlicht gehalten, aber die Charaktere, CGs und Hintergründe sind liebevoll und mit einem guten Auge fürs Detail gestaltet. Auch die Programmierung des Spiels ist solide umgesetzt, hier kann man nichts bemängeln. Entsprechend eines Indie-Titels aus dem Visual-Novel-Bereich gibt es keine Synchronisation. Allerdings fehlen mir in den Optionen einige Einstellungen, da man die Auflösung nicht anpassen und nicht zwischen Fenster- und Vollbildmodus wechseln kann. Es kann gut sein, dass das Spiel also erst für die Switch geplant war.
Ein Fazit zu ziehen ist gar nicht so einfach. Ich musste mich wirklich durch Celestia: Chain of Fate durchkämpfen, nachdem sich schon am Anfang herauskristallisierte, dass mir die Story, so wie sie erzählt und sich entwickelt, nicht gefallen würde. Ich habe mich letztendlich doch irgendwie durch einen kompletten Durchlauf geschleppt, aber leider lebt eine Visual Novel nun mal von der Geschichte, und die kann hier nicht überzeugen. Sie orientiert sich stark an Harry Potter, und das merkt man an diversen Stellen. Dabei vergisst sie, sich auf die eigenen geschaffenen Charaktere zu konzentrieren, was dafür sorgt, dass man keine wirkliche Bindung zu den Personen aufbauen kann.
Test-Hardware: Intel Core i7 8700K, NVIDIA GeForce GTX 1070 Ti, 12x 3.70GHz, 16GB DDR4, Gigabyte Z370P D3 Mainboard. Gespeichert auf Crucial MX300 SSD
Unterstütze uns*: Hol Dir diesen Titel, Merchandise oder Zubehör bei Amazon.de.
* Unterstützte uns mit DEINEM Klick auf einen der Werbelinks.
Wenn du einen solchen Link klickst, erhalten wir in manchen Fällen eine Provision dafür. Durch den Klick entstehen dir als Besucher keine zusätzlichen Kosten. Die Integration eines Affiliate-Links hat keine Auswirkungen auf unsere redaktionelle Berichterstattung..