Tenet – Filmkritik (Spoilerfrei)

Derzeit werden aufgrund der momentanen Lage die meisten Kino Blockbuster verschoben. Tenet hat es aber noch in die Kinos geschafft. Aber ist er sehenswert?

Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc.

Bei Filmen von Regisseur Christopher Nolan (The Dark Knight, Interstellar, Inception) ist es nicht unüblich dass am Ende die Köpfe der Zuseher rauchen. Man ist komplett gebannt von dem was auf der Leinwand passiert. Nolan ist dafür bekannt, epische Filme abzuliefern, für genialen Szenenaufbau und Darstellung aber auch dafür dass er gerne auf praktische Effekte setzt. Letzteres zum Beispiel ist wundervoll in The Dark Knight zu bewundern, als er einen echten Sattelschlepper einen Frontal-Überschlag hat machen lassen. All dies zeigt sich auch in seinem neuen Werk Tenet.

Elizabeth Debicki und John David Washington in Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc.

Elizabeth Debicki und John David Washington in Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc.

Tenet und das Spiel mit der Zeit

Es gibt Regisseure die berühmt sind gewisse Dinge oder Themen gerne in alle ihre Filme einzubauen. Michael Bay sprengt gerne alles in die Luft. M. Night Shyamalan gilt als König der Plot Twists. Quentin Tarantino muss immer eine Szene mit Frauen-Füßen im Film haben. So hat auch Christopher Nolan eine nicht von der Hand zu weisende Vorliebe für Zeit. Multiple Zeitebenen oder auch das Spiel mit Zeitdruck bzw. einem finalen Ultimatum. Und in Tenet treibt er dieses Spiel auf einen neuen Höhepunkt. Wie bereits im Trailer zu sehen ist, läuft in Tenet die Zeit mal vorwärts und mal rückwärts. Als ob dies nicht genug wäre, so setzt die Story des Films dem ganzen noch eines drauf.

Zur Story von Tenet kann man nicht viel sagen OHNE zu spoilern. Denn im Prinzip war es das aus dem ersten Absatz bereits. Es ist ein Actionfilm in welchem die Zeit vorwärts und rückwärts gleichzeitig laufen kann. Wir begleiten in diesem Film einen Protagonisten ohne Namen, gespielt von John David Washington (ja dem Sohn von Denzel Washington), welcher wohl zu einer Art von Spezialeinheit gehört und rekrutiert wird einen besonderen Auftrag zu erfüllen. In seiner Mission stößt er auf mehr und mehr invertierte Gegenstände und auch ganze Szenarien (als invertiert gilt alles dass in der Zeit zurück läuft) Ziel ist es die kriminelle Organisation hinter der Zeit-Invertierung zu zerschlagen, da diese Technologie sonst zum Ende der Welt führen wird.

Jack Cutmore-Scott, John David Washington und Robert Patinson in Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. Photo Credit: Melinda Sue Gordon

Jack Cutmore-Scott, John David Washington und Robert Patinson in Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. Photo Credit: Melinda Sue Gordon

Christopher Nolan hat es schon wieder getan!

Was genau ich meine, dazu komme ich noch. Aber er hat seine bewährte Rezeptur mal wieder in Tenet abgeliefert wie kein Anderer. Nolan erzählt eine futuristische und wissenschaftlich bahnbrechende Geschichte auf die wohl spannendste Weise möglich. Das kann er. Das muss man ihm echt einfach zugestehen. Dieser Regisseur weiß wie er mit solchem Drehbuch Stoff umgehen muss. So erzählt die Story des Films noch viel mehr als ich euch verraten habe. Immerhin will ich euch nicht spoilern. Aber was mich am meisten begeistert hatte an diesem Film. War wohl mit wie wenig Sci-Fi Elementen er es doch schafft, mir als Zuseher die invertierte Zeit zu verkaufen. Meisterhafte Szenengestaltung und großartig erzählt.

Was er aber schon wieder gemacht hat, der gute Herr Nolan… war für eine seiner Szenen in Tenet auf Practical Effects zu setzen an stelle der Computer Effekte. Wenn für einen großen Kino Blockbuster ein Flugzeug in ein Gebäude krachen soll, setzen die meisten Regisseure und Film-Teams auf das gute alte CGI. Nicht so Christopher Nolan. Für eine der Kern-Szenen des Films musste nämlich genau das geschehen. Und man sieht, ja man sieht ganz genau dass diese Szene nicht im Computer entstanden ist. Es sind genau solche Dinge die seine Filme immer wieder einen Besuch im Kino wert machen. An dieser Stelle hätte ich einfach gerne applaudiert.

Elizabeth Debicki und Kenneth Branagh in Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. Photo Credit: Melinda Sue Gordon

Elizabeth Debicki und Kenneth Branagh in Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. Photo Credit: Melinda Sue Gordon

Tenet rettet mit guter Story großteils flache Dialoge

Dies ist jetzt wirklich etwas persönliches, also sollte hier jemand anderer Meinung sein, ist dies völlig gerechtfertigt. Ich für meinen Teil bin aber jemand, dem Dialoge in Film und Serien sehr sehr wichtig sind. In Tenet jedoch, habe ich das Gefühl, dass die Dialoge so nichtssagend sind. Insbesondere, wenn sich unser Protagonist mit seinem Antagonisten unterhält. Der “böse” Boss der kriminellen Organisation und seine Frau sind mit dem Protagonisten zusammen die drei Angelpunkte der Geschichte. Wenn ich aber aus einem Film raus komme der mich so begeistert hat, mich aber an keinen einzigen Satz zwischen diesen drei Personen erinnern kann… dann heißt das nichts Gutes für die Dialoge. Streng genommen haben mich diese Figuren absolut nicht mitreißen können. Ich hatte beim Hauptdarsteller sehr oft da Gefühl, dass dieser nur gecastet wurde, weil Denzel Washington sein Vater ist.

Die wiederum besten Dialoge liefert in diesem Film ein Nebendarsteller. Und ich kann fast nicht glauben was ich hier gleich schreibe. Aber es ist Robert f*ing Pattinson. Ja, der Glitzer Vampir und Quidditch Kapitän mausert sich. Wenn auch er viele Fans haben mag. Ich bin keiner davon. Oder sollte ich nun sagen, ich WAR keiner davon? Ich weiß es nicht. Mir stößt noch immer sauer auf, dass er der nächste Batman ist. Aber in Tenet zeigt er wirklich durch Schauspiel und die richtigen Gespräche, dass er Szenen und auch Story essentiell voran tragen kann. Er hat mich interessiert, was er zu sagen hatte war immer wichtig und er war der einzige gespielte Charakter, dessen kommender und vergangener Weg mich wirklich neugierig gemacht hatte. Wer hätte das gedacht.

John David Washington und Robert Patinson in Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. Photo Credit: Melinda Sue Gordon

John David Washington und Robert Patinson in Tenet © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. Photo Credit: Melinda Sue Gordon

Fazit zu Tenet und James Bond:

Es ist Wochen oder sogar Monate her, dass ich Tenet im Kino sah. Und doch ließ er mir bis heute keine Ruhe. Nicht nur weil mich diese Filmrezension so in den Fingern juckte, sondern weil es ein wirklich guter Film war. Trotz der Dialoge die schlichtweg mich persönlich gestört hatten (ich hatte zwei Freunde mit im Kino die dies gar nicht gestört hatte) ist Tenet einfach der Hammer. Ein typischer Christopher Nolan Film. Wenn man überhaupt so etwas sagen kann wie “Typisch Nolan”. Da er ja die verschiedensten Themen aufgreift. Aber dieser Film ist auf jeden Fall sehenswert. Ich hatte vorab einige Kurz-Kritiken gelesen, in denen Tenet beschrieben wurde als “neue Art des James Bond” oder auch “futuristische James Bond Action” (so ungefähr, bitte nicht wörtlich nehmen) Und das kann ich so gar nicht unterschreiben. Dies ist etwas ganz eigenes. Es gibt nichts vergleichbares. Wer sich gerne mit Zeitparadoxa und Action gleichzeitig begeistern lassen will, sollte diesen Film nicht verpassen. Er ist aber alles Andere als seicht.

Habt ihr Tenet schon gesehen? Wie hat er euch gefallen? Hat euch etwas Bestimmtes gestört oder wollt ihr etwas besonders loben? Schreibt es uns in die Kommentare!

 

ReviewWertung

8SCORE

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