Michael Weingärtner: Level 40 Konsolero mit Film und Serien Spezialisierung sowie Proficiency in Star Wars und Dungeons & Dragons Lore
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Vor genau einen Monat feierten Fans der Sternen-Saga auf der ganzen Welt die Rückkehr in eine weit weit entfernte Galaxie.
Mit THE LAST JEDI brachte Regiesseur Rian Johnson nicht nur die Neueste, sondern wohl auch die kontroverseste Episode der Skywalker-Saga in die Kinos. Warum sich das Verfassen dieser Filmkritik zur größten Herausforderung in meiner bisherigen „Redakteurs-Laufzeit“ entwickelte und wieso ein ganzer Monat vergehen musste bis Ihr meine NICHT Spoilerfreie Meinung zum neuesten Kapitel lesen könnt. Die Antworten findet ihr hier…
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STAR WARS: The Force Awakens war ein Film, der auf mehreren Ebenen auf Nummer sicher gehen musste. Neue Charaktere, neue Welten mussten eingeführt werden und die Fangemeinde, der die Narben der Prequels selbst Jahre später noch ins Gesicht geschrieben standen, musste besänftigt werden.
J. J. Abrams’s Film war daher eine Reise in die eigene Jugend, quasi eine Reunion der Band, um ein letztes Mal gemeinsam die alten Hits von damals zu spielen. Nach den ernüchternden Prequels war dieses Wiedersehen auch bitter nötig, um das Publikum in eine weit, weit entfernte Galaxie zurückzuholen und eine Basis für eine neue Generation an Fans zu sichern. Jedoch konnte der Anblick bekannter Gesichter und Orte nach dem Abflauen der ersten Euphorie nicht darüber hinwegblicken lassen, dass die „alten Zaubertricks“ nicht mehr ganz so magisch sind wie einst.
The Force Awakens blieb der Star Wars-Mythologie im Großen und Ganzen sehr treu, lieferte dadurch aber auch viel Angriffsfläche für jene, die meinten, der Film sei bloß ein „Remake“ von EPISODE IV – A NEW HOPE. Parallelen zu THE EMPIRE STRIKES BACK finden sich in Rian Johnsons THE LAST JEDI auch jede Menge statt, doch ein schwacher Abklatsch von EMPIRE ist THE LAST JEDI mit absoluter Sicherheit nicht!
Johnson schreckt nicht davor zurück, in neue ungewohnte Richtungen zu lenken, den Zuschauer durch Vertrautes in Sicherheit zu wiegen, nur um im nächsten Moment mit dem genauen Gegenteil zu schockieren.
Auch wenn das heißt, die Vergangenheit sterben zu lassen, wenn nötig.
The Last Jedi beginnt kurz nach dem Finale der siebten Episode und bringt den „Krieg“ in Krieg der Sterne zurück. Wir finden uns mitten in der Evakuierung des Widerstandes wieder. Dieser wird von einem Dreadnought, einer wahrhaft tödlichen Kriegsmaschine der ersten Ordnung, bedroht. Poe Dameron (Oscar Isaac) als der beste Pilot des Widerstandes sieht eine Chance, dieses Ungetüm auszuschalten und setzt sich selbst über General Organas (Carrie Fisher) Befehle hinweg.
Der, wie sich noch zeigen wird, wohl am nachdenklichsten stimmende STAR WARS Film aller Zeiten, lässt es sich allerdings nicht nehmen, mit einem Witz auf Kosten General Hux (Domhnall Gleeson) zu beginnen. Fast schon albern und mehr an Parodien alla SPACEBALLS erinnernd, funktioniert dieser trotzdem. Johnson kennt jedoch die Grenzen ganz genau und schafft es selbst nach dieser unorthodoxen Humoreinlage uns mit einer absolut atemberaubenden Actionsequenz sofort wieder daran zu erinnern: JA, das ist ein Star Wars-Film und was für einer!
Mit beeindruckender Klarheit und Voraussicht sind diese ersten Momente des Filmes ein Vorgeschmack des hohen Standards, den Johnson mit THE LAST JEDI an den Tag legt. Wie bereits ROGUE ONE erinnert uns auch THE LAST JEDI sehr gezielt daran, dass Widerstand, „Opfer“ bedeutet. Der erste große Actionmoment im Film endet überraschend düster, wenn bisher „gesichtslose“ X-Wing Piloten durch Soldaten ersetzt werden, um die wir bangen müssen. Zwar gelingt die Zerstörung der Kriegsmaschine – doch nicht ohne Verluste.
Nicht nur die komplette Bomberflotte des Widerstandes wird ausgelöscht, auch Admiral Ackbar verliert sein Leben und Leia endet im Koma (hierzu gleich mehr), woraufhin Vizeadmiral Holdo (Laura Dern) das Kommando des Widerstandes übernimmt – sehr zum Missfallen Poes. Damit ist Johnsons Schwerpunkt auch gefunden, den er mit TLJ voranbringen will: die Thematik rund um Heldenmut und den damit verbundenen Tücken sowie den Umgang mit dem Versagen.
Selbige Thematik spiegelt sich in der Handlung rund um Luke (Mark Hamill), Rey (Daisy Ridley) und Kylo Ren (Adam Driver) auf Ahch-To wieder. Jene Insel mitten im Nirgendwo, auf der wir unserer Heldin Rey wieder begegnen und auf die sich Luke Skywalker zurückgezogen hat, um zu sterben, nachdem er als Mentor versagt hat und sein Schüler Ben Solo der dunklen Seite verfallen ist. Nachdem Rey durch die halbe Galaxis gereist ist, um Luke zurück zum Widerstand zu bringen und in großer Erwartung das Lichtschwert des Jedimeisters als „Darbietung“ präsentiert, wird Ihre Erwartung an den einstigen Helden der Rebellion im Keim erstickt, als dieser fast schon angewidert das Schwert über die Klippen wirft und darauf beharrt, dass die Zeit der Jedi zu enden hat.
Ein ganz klares Zeichen des Regisseurs in puncto Erwartungshaltung, welches zeigt, dass es sich hier nicht mehr um den Luke Skywalker handelt, den wir kennen. Diese Herangehensweise fühlt sich jedoch nach all den Jahren und dem Verlust seines Trainingstempels auch richtig an. Trotz seiner Überzeugung, die Jedi seien am Ende, willigt er ein, Rey ein paar Unterrichtstunden im Umgang mit der Macht zu geben – jedoch eher um ihr aufzuzeigen, dass „die Macht“ niemanden gehört. Spätestens hier wird eindeutig klar, das ist nicht der Luke Skywalker, den wir kennen und lieben. Es wirkt, als wäre etwas in ihm gestorben, der Drang fürs Gute ist nicht verloren gegangen, jedoch weit entfernt und alles was bleibt, ist die verwitterte und grantige Hülle eines einst großen Mannes.
Dies ist wieder ein Moment, in dem Johnson die Mythologie des Heldentums zerschmettert. Er lässt das Konstrukt des „Auserwählten“ komplett außen vor. Erst durch das Zusammenspiel von Luke und Rey wird klar, dass trotz ihrer Intention, Gutes zu tun, man keiner Blutlinie angehören muss, um heldenhaft zu sein und das Richtige zu tun – auch wenn man anfangs einen gewissen Reiz verspürt, der dunklen Seite nachzugeben.
Kylo Ren, der laut Supreme Leader Snoke der nächste Vader hätte werden sollen, ist nicht daran interessiert, aus der Vergangenheit zu lernen. Durch die „Machtgespräche“ mit Rey erhält er die Möglichkeit auf Erlösung, doch Ren will die Vergangenheit einfach nur auslöschen und niederbrennen. Diese „Machtgespräche“ zeigen eine der innovativsten Ideen Johnsons für Star Wars auf. Er erweitert die Möglichkeiten der Machtnutzer damit nicht nur, sondern schafft es auch, die Macht selbst in seiner kreativen Art des Geschichten Erzählens zu integrieren und damit zu erweitern. Natürlich gibt es etliche Han ähnelnde „Puristen“, die meinen, dass die Macht nicht so funktioniert – für mich ist es allerdings eine aufregende und neue Herangehensweise, die sich perfekt in die Erzählweise der Originaltrilogie einreiht.
Die Macht hat sich von Film zu Film entwickelt. Zuerst gab es die Gedankenkontrolle, dann kam das Machtwürgen und auch Machtgeister, wir erfuhren nicht alles auf einmal. Die Macht wurde uns als existierende mystische Kraft vorgestellt, die unsere Vorstellungskraft angeregt hat. Und deswegen finde ich Johnsons Umgang bei der Erforschung neuer Machtmöglichkeiten auch sehr glaubhaft und passend. Und JA, ich betrachte auch „Leia Poppins“ in genau jenem Licht. Ich tat mir wirklich schwer nach dem ersten Kinobesuch. Was sollte ich von besagter Szene halten? Nach einen Monat Bedenkzeit und weiteren Filmabenden mit THE LAST JEDI finde ich, dass diese Szene der passende Lohn für die jahrzehntelange Warterei auf die Beantwortung der Frage: ist Leia nun machtbegabt?
Natürlich haben wir erlebt, wie sie am Ende von EMPIRE in telepathischem Kontakt mit Luke stand, doch aktiv die Macht nutzend haben wir sie nie in einem der Filme gesehen.
Besonders – und auch in Anbetracht des tragischen Todes von Carrie Fisher im vergangenen Dezember und die spürbare Melancholie, die ihren Szenen dadurch anhaftet – ist der Zeitpunkt, den Johnson gewählt hat, um Leia ihren Umgang mit der Macht demonstrieren zu lassen: in einem Augenblick, in dem sie so sehr gebraucht wird, um dem Widerstand beizustehen.
Rian Johnson spielt mit uns Zusehern von der ersten Sekunde an. Die visuellen Anspielungen, mit denen er uns glauben lässt, wir wüssten was uns erwartet und die teilweise schockierenden Twists zählen für mich als ganz großes Kino.
Der hoffnungsvolle Moment, in dem Kylo Ren Snoke mit einer einzigen Bewegung tötet und sich anschließend mit Rey zusammen einen der großartigsten Lichtschwertkämpfe der STAR WARS-Geschichte gegen Snokes Leibwache liefert, ist einer dieser Momente.
Töte sie wenn es sein muss. Nur so kannst du werden wozu den bestimmt bist.
Gleichzeitig ist dieser Moment auch der Wendepunkt der Story um Rey und Kylo – ich gebe zu, ein Teil von mir wollte sehen, dass Rey seine Hand nimmt und mit ihm die „Vergangenheit sterben lässt“. Natürlich war Neugier vorhanden, doch würde es ebenfalls bedeuten, dass wir einen Mann zu unserem Helden machen, der nicht nur seinen eigenen Vater getötet hat – und damit auch eine der beliebtesten Figuren der Filmgeschichte – sondern auch eine Jedi-Klasse ausgelöscht und die Vernichtung eines ganzen Planetensystems für richtig erachtet hat. Es würde bedeuten, dass Rey ihre moralischen Grundsätze verwerfen und ihre Freunde auf den Transportern sterben lassen würde.
Doch Johnson bringt den Film auf weisere und nicht so nachgiebige Art und Weise in die richtige Richtung …
All die Spekulationen und Theorien über Reys Eltern wurden mit nur einem Satz zunichtegemacht: ihre Eltern waren nur Schrotthändler, die ihr eigenes Kind für das schnelle Geld verkauft haben. Rey ist niemand Besonderes. Sie ist keine Heldin, weil es ihr Schicksal oder sie die Auserwählte ist – sie ist eine Heldin, weil sie sich dafür entscheidet und aufgrund ihrer Taten. Nach zwei Jahren an Spekulationen und Theorien ist es verständlich dass diese Auflösung viele Besucher frustrieren wird bzw. frustriert hat. Meiner Meinung nach liegt „die Schuld“ der unerfüllten Erwartungen aber vielmehr bei Abrams, der nun mal bekannt ist für seine Geheimniskrämereien und leider auch für die fatalen Enttäuschungen, die damit folgen können.
Abrams hatte nie vor das Geheimnis um Rey’s Eltern zu lösen und daher sollte die Qualität von The Last Jedi nicht daran gemessen werden. Johnson ist nicht an den Geheimnissen interessiert sondern an Kylo und Rey’s Tanz zwischen heller und dunkler Seite. Einer zusammenhängen Thematik die die Skywalker-Saga vergrössern soll anstatt einer Wiederholung des bereits bekannten zu sein. Johnson ist ein STAR WARS-Fan und versteht die immense Wichtigkeit, die Vader’s Geheime Identität für die originale Trilogie hatte. Doch erinnert er uns auch daran, dass dies nicht der Grund war weswegen wir STAR WARS lieben gelernt haben. Wir haben uns in die Helden und deren Abenteuer verliebt und eine wunderbare Welt die sich ständig weiterentwickelt.
Auch wenn es nicht der Lichtschwert-Kampf zwischen Meister und Schüler gewesen ist, den man sich erwartet hat ist es der richtige Weg für die Entwicklung des Charakters im Laufe des Films. Ein Mann der kein Unheil mehr anrichten wollte und sich zum sterben auf Ahch-To zurück zog, kehrt zurück um den Tag zu retten und seinen Tod zu finden. Jedoch nicht ohne einer letzten großen pazifistischen Tat gegenüber dem Monster dass er zu erschaffen half.
Luke Skywalker’s großer Auftritt…
Nicht länger flieht er vor den Fehlern seiner Vergangenheit. Er setzt Yoda’s Rat, dass Versagen und die daraus resultierenden Fehler die besten Lehrer seien um und stellt sich ihnen. Luke’s Kampf mit Ren gibt dem Widerstand die nötige Ablenkung um den Kampf gegen die Erste Ordnung noch weiter führen zu können und Poe Cameron der seine Lektion gelernt hat ist Schlau genug dass zu erkennen.
Johnson gibt fast jedem Charakter einen Handlungsbogen der sich damit auseinandersetzt was es bedeutet ein wahrer Held zu sein. Die Einheitlichkeit der Erzählweise lässt THE LAST JEDI auch dann gut funktionieren wenn es zu den schwächeren Story-Elementen wie dem Abenteuer von Finn (John Boyega) und Rose (Kelly Marie Tran) auf Canto Bight geht.