Film-Kritik zu Spider-Man: Far From Home

Eine Therapiestunde für „Endgame-Opfer“

Wer schreibt hier?

ACHTUNG SPOILER: Nachdem der Film auf die Ereignisse von Avengers: Endgame eingeht, werden wir auch auf diese Bezug nehmen. Daher nur lesen, wenn ihr auch die Filme gesehen habt.

#AfterEndgame

Ich weiß nicht, wie es euch erging, aber ich war nach „Avengers: Endgame“ ziemlich mitgenommen. Bis heute beschäftigten mich die Fragen: „Wieso musste Iron Man sterben? Hätte es kein anderer machen können? Welche Optionen gäbe es?“ Seit dem Film diskutierte ich die verschiedensten Theorien. Der Verlust von Iron Man im MCU schien zu groß und eine Fortsetzung ohne ihn regelrecht ein Ding der Unmöglichkeit. Bis ich „Spider-Man: Far from Home“ sah. Der Film ist tatsächlich eine zweistündige Therapiesitzung zur Verarbeitung dieser Gefühle und Fragen. Er ist eine Hommage an Tony Stark und sein „Geschenk“ und Wegweiser an seine Fans für eine Zukunft ohne Iron Man und Robert Downey Jr.

#Blip

Wie wir alle wissen, vergehen nach der Auslöschung der Hälfte der Menschheit durch Thanos fünf Jahre. Als die Personen wieder zurückkehren, ist die Welt um sie herum fünf Jahre gewachsen, sie sind jedoch nach wie vor im selben Alter wie vor ihrem Verschwinden. Der Moment ihrer Auflösung und wieder Erscheinens wird als „Blip“ bezeichnet. Peter Parker und seine Freunde steigen also in der Schule dort ein, wo sie ausgestiegen sind, während ihre damaligen Schufreunde bereits fünf Jahre weiter sind. Diese Situation wird gleich zu Beginn des Films geklärt und somit ist jedem klar, wo die Story nun anknüpft.

#EuropaTour

Peter Parker kämpft mit dem Umstand, ohne seinen Mentor Tony Stark weitermachen zu müssen. Ihm ist klar, er kann so nicht weitermachen, er braucht eine Auszeit. Also begibt er sich auf eine Europa-Reise mit seiner Schulklasse!

In der ersten Station Venedig sucht ihn Nick Fury auf, welcher ihn für eine wichtige Mission zur Rettung der Welt benötigt. Nick Fury stellt ihm Quentin Beck vor, welcher von einem anderen Planeten kommt und als „Mysterio“ den Menschen gegen eine unheimliche Bedrohung helfen will. Doch es sollte alles anderes kommen.

#EvenDeadImTheHero

Jeder fragt Peter: Ist er ein Avenger? Ist er der neue Iron Man? Wo ist das Team? Die Filmemacher stellen von Beginn an all die Fragen welche auch die Zuseher plagen. Wenn man in den Film reingeht, ist man sich sicher Peter Parker hat nicht Ansatzweise das Zeug dazu, in diese großen Fußstapfen zu treten. Wie kann ein Schuljunge die Lösung sein? Auch der Film macht hier kein großes Geheimins daraus und schmeißt die Fragen dem Zuseher förmlich ins Gesicht.

So findet sich der typische Egomanen-Humor Tony Starks auch in diesem Film wieder. Peter erhält ein Geschenk von Nick Fury, welches Tony für ihn hinterlassen hat. Es ist seine markante Sonnenbrille. Diese beinhaltet ein AI-System mit dem Namen EDITH, welches für „Even Dead I´m the Hero“ steht. Es soll Peter helfen, seine Zukunft zu planen.

#TheNextIronMan

Der Film ist eine klare Hommage an Iron Man und Tony Stark. Die komplette Story ist auf den Umstand seines nicht mehr da seins und der damit entstandenen Lücke in der Welt aufgebaut. Immer wieder findet sich Peter in Situationen, wo er an ihn denken müsste und versteckt seine Emotionen und überspielt diese. Tom Holland hat dies Oscar-reif geschafft. Bis zum letzten Moment, wo dann endlich der große emotionale Ausbruch kommt und ein klärendes Gespräch mit Happy, dem besten Freund von Tony Stark.

Das Gespräch, auf welches wir alle gewartet haben, um diese Worte zu hören und uns klar zu machen, ja es kann ohne Tony Stark weitergehen. Dies geschieht an einem Punkt, wo man als Zuseher Tom Holland als auch Peter Parker ins Vertrauen geschlossen hat und ihnen nur mehr auf die Schulter klopfen und sagen „Go for it!“.

#WeTrustYouPeter

Der Film ist so gut inszeniert, dass der Zuschauer gar nicht mitbekommt, dass der Film genau auf diesen Moment hin aufbaut. Als Zuschauer geht man in den Film mit der Erwartung, ein neues Abenteuer von Spider-Man zu erleben, nicht mehr. Was sollen sie da schon großartig viel sagen? Doch der Film ist tatsächlich ein würdiger Abschluss der Phase 3 des MCU und ganz klar nicht der Beginn der Phase 4.

Alles in allem, ist „Spider-Man: Far From Home“ ein wirklich unerwartet toll gelungener Film, welcher viele überraschen wird. Er hat den typischen Marvel-Humor, er hilft Fans über Tony Stark hinweg zukommen und wieder an das Gute in Marvel zu denken und er baut mit dem Ende eine spannende Zukunft auf. Mehr möchte ich zum Ende gar nicht sagen, außer, dass es sich definitiv lohnt, den Abspann durch zu sitzen!

Spider-Man: Far From Home könnt ihr im Juni 2021 auf Netflix anschauen.

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