Für wen lohnt sich ein eigener Gameserver?

Verbindungsprobleme sind der Albtraum eines jeden Multiplayer-Fans. Wer kennt die Situationen nicht, in denen der Computer zehn Mal hintereinander daran scheitert, sich mit einem Server zu verbinden? Oder wenn man es gerade an die Spitze des Leaderboards geschafft hat und auf einmal die Nachricht “Verbindung abgebrochen” erscheint? Dann möchte man am liebsten die Tastatur mit voller Wucht gegen die Wand werfen und den Monitor mit den Fäusten zertrümmern.

Bei vielen Games ist man darauf angewiesen, dass der Publisher genügend Server-Kapazitäten zur Verfügung stellt und Probleme beim Matchmaking mit Patches behebt. Aber nicht immer: Bei manchen Spielen gibt es die Möglichkeit, selbst einen Gameserver zu hosten. Das verspricht Unabhängigkeit vom Spielhersteller, kurze Reaktionszeiten und eine zuverlässige Verbindung. Aber lohnt sich diese Investition wirklich?

Was ist ein privater Gameserver?

Multiplayer-Spiele benötigen eine zentrale Instanz, die den Input der Spieler verarbeitet und die Spiele berechnet. Dafür braucht es in der Regel ein leistungsfähiges Rechenzentrum, das vom Publisher des Spiels betrieben wird. Dabei gibt es aber häufig Probleme, besonders wenn zu Spitzenzeiten sehr viele Nutzer gleichzeitig online sind. Die Server können dadurch überlastet werden, was zu Lags, hohen Latenzzeiten und Verbindungsabbrüchen führt.

Bei einigen Spielen haben die Nutzer deshalb die Möglichkeit, selbst einen Spielserver zu betreiben. Dazu mieten sie bei einem Hosting-Provider einen Server und installieren die nötige Software. So erhalten sie eine eigene Spielinstanz, die 24 Stunden verfügbar ist und über die sie die volle Kontrolle haben.

Wie lässt sich ein eigener Gameserver nützen?

Wie nützlich die Option ist, einen eigenen Gameserver einzurichten, zeigte sich erst kürzlich wieder beim Launch des Spiels Palworld. Der unerwartet hohe Andrang führte dazu, dass die offiziellen Server in den ersten Wochen völlig überlastet waren. Im offiziellen Steam-Forum berichteten Spieler, dass sie stundenlang nicht in der Lage waren, eine stabile Multiplayer-Verbindung aufzubauen.

Das Problem wurde aber dadurch abgefedert, dass Spieler einen eigenen Palworld Server mieten können. Die Community stellte innerhalb weniger Wochen mehr als 200.000 eigene Server zur Verfügung und half so, die enorme Nachfrage zu decken. Auch viele Palworld-Gilden setzen auf ihr eigenes Server-Hosting, damit sie beim Spielen immer eine schnelle und stabile Verbindung haben.

Bessere Verbindungsqualität und Rechenleistung sind aber nicht die einigen Gründe, die für einen eigenen Gameserver sprechen. Denn auf dem eigenen Server hat man die volle Kontrolle und kann je nach Spiel zahlreiche Einstellungen anpassen. Im Beispiel von Palworld gibt es zum Beispiel Community-Server mit 25-facher EXP-Rate, mit besonders anfängerfreundlichen Einstellungen oder mit besonders hoher Item-Droprate. Auch wer im Multiplayer-Modus mit Mods spielen möchte, benötigt einen eigenen Gameserver.

Vorteile eines eigenen Gameservers

Wer einen eigenen Server betreibt, hat also viele Vorteile:

Immer verfügbar: Als Admin kann man immer genügend Slots für sich und seine Freunde freihalten – und bei Bedarf einfach fremde Spieler kicken, auch wenn das nicht gerade die feine Art ist. Man muss also nie minutenlang auf den Bildschirm starren, während das Matchmaking-System arbeitet.

Niedrige Latenzzeit: Wer einen Serverstandort in der Nähe wählt, profitiert von einer minimalen Latenzzeit. Teilweise sind sogar Werte von unter 30 Millisekunden möglich. Das ist für Shooter besonders wichtig, da hier Sekundenbruchteile darüber entscheiden, ob ein Schuss trifft.

Gute Performance: Wer ein Paket mit ausreichend Rechenleistung wählt, muss sich über Lags zu Spitzenzeiten keine Sorgen machen. Entscheidend sind hierfür der Arbeitsspeicher und die CPU-Leistung. Die Anforderungen sind je nach Spiel unterschiedlich.

Volle Kontrolle über das Spiel: Wer es gerne entspannter mag als im Standardmodus oder wer gerne ein nerviges Feature abschalten will, kann die Einstellungen auf dem eigenen Server nach Belieben verändern.

Besserer Schutz vor Cheatern und Griefern: Auch die beste Anti-Cheat-Software funktioniert nicht zu 100 % zuverlässig. Und wenn Spieler unfaire Taktiken oder Exploits anwenden, gibt es dagegen auf offiziellen Servern oft keinen Schutz. Wer einen eigenen Server hat, kann unliebsame Spieler kicken oder gleich bannen.

Nachteile eines eigenen Gameservers

Aber natürlich hat ein eigener Gameserver auch Nachteile, sonst hätte ja jeder einen:

Monatliche Kosten: Der offensichtlichste Nachteil sind die monatlichen Kosten. Wer einen Hochleistungsserver will, muss teilweise mehr als 500 € im Jahr bezahlen. Das lohnt sich nur für Vielspieler. Gilden und Clans können die Kosten aber auch unter ihren Mitgliedern teilen.

Aufwand: Es ist zwar meistens nicht kompliziert, einen eigenen Gameserver einzurichten. Wer einen öffentlichen Server betreibt, muss aber oft viel Arbeit hineinstecken, um die Community zu managen, Cheater zu bekämpfen und Fehler zu beheben.

Preise und Beispiele

Wer einen eigenen Gameserver mieten will, findet in der Regel eine große Auswahl an Anbietern. Bei der Auswahl ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Serverstandort in der Nähe liegt. Ein ultrabilliges Angebot, bei dem der Server am anderen Ende der Welt steht, sorgt mit extrem hohen Latenzzeiten nur für Ärger. Wer technisch eher unbegabt ist, sollte auch darauf achten, dass die Software des Hosting-Anbieters leicht zu bedienen ist.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, einen Gameserver zu betreiben: als dedizierten Server und als virtuellen Server. Beide Varianten haben unterschiedliche Vor- und Nachteile.

Dedizierter Server Virtueller Server
Vorteile:
– höhere Leistung
– zusätzliche Konfigurierungsoptionen für erfahrene Anwender
Vorteile:
– deutlich geringere Kosten
– flexiblere Tarifoptionen
– Tarifwechsel ohne Datenmigration möglich
Nachteile:
– höhere Kosten
– Kapazität lässt sich nicht ohne weiteres erhöhen
– Einrichtung vergleichsweise kompliziert
Nachteile:
– Leistung im Vergleich zu Dedicated Servern geringer

Die monatlichen Kosten für einen Gameserver hängen von vielen Faktoren ab. Am teuersten sind dedizierte Server. Bei gamed! kostet ein dedizierter Server z.B. je nach Leistung zwischen 35 € und 100 €. Bei virtuellen Servern richten sich die Kosten in der Regel nach der Anzahl der Spieler-Slots.

Aber auch die Systemanforderungen des Spiels spielen eine Rolle. So sind bei Host Unlimited Server für Counter-strike 2 ab 40 Cent pro Slot erhältlich, ein Server für Enshrouded kostet hingegen mindestens 1,50 € pro Slot. So ergeben sich monatliche Kosten zwischen 10 € und 30 € im Monat.

Auch bei virtuellen Servern gibt es in der Regel unterschiedliche Leistungskategorien für ein Spiel. So liegen die Kosten für einen Palworld-Server bei Hostinger zwischen 12 € und 60 € pro Monat, je nachdem wie viel RAM und wie viele CPUs gewünscht sind.

Fazit: Wer sollte sich einen eigenen Gameserver leisten?

Ein eigener Gameserver ist eine nützliche Sache, lohnt sich aber nicht für jeden. Für Gelegenheitsspieler macht es in der Regel keinen Sinn, die monatlichen Gebühren für einen Gameserver zu bezahlen. Für sie reicht die Kombination aus offiziellen Servern und öffentlichen Community-Servern völlig aus.

Aber auch Vielspieler brauchen nicht unbedingt einen eigenen Server. Für sie lohnt sich ein Gameserver zum Beispiel dann, wenn:

  • … es häufige und störende Verbindungsprobleme im Multiplayer-Modus gibt.
  • … sie gerne an den Spieleinstellungen herumschrauben und ihre eigenen Regeln aufstellen wollen.
  • … sie besondere Maps oder Mods installieren und gemeinsam mit anderen spielen möchten.
  • … sie einen Beitrag zur Spielergemeinde leisten wollen.

Und schließlich gibt es auch noch eine Gruppe von Gamern, die um einen eigenen Gameserver kaum herumkommt: Clans und Gilden brauchen in der Regel eine Spielumgebung, in der sie unter sich sind, in Ruhe üben können und nach ihren eigenen Gesetzen spielen können. Und weil sie die Serverkosten unter sich aufteilen können, müssen die einzelnen Mitglieder meistens nur wenige Euro im Monat bezahlen.

Wer sich nicht sicher ist, ob ein eigener Gameserver Sinn macht, kann das Angebot auch testen. Einige Anbieter haben Hosting-Pakete mit kurzen Vertragslaufzeiten oder mit einer Geld-Zurück-Garantie im Angebot. So ist es möglich, ohne großes Risiko auszuprobieren, ob ein eigener Gameserver Sinn macht.