Okkulte Spannung und übernatürliche Romanzen in einem fesselnden Abenteuer.
Eva Krumm: Eva wünscht sich ein aufblasbares Einhorn, mit welchem sie dann nachts schnallige Werbespots anschauen kann. Ihr erstes eigenes Videospiel war Pokémon auf dem Game Boy. Zusammen mit ihrem Großvater machte sie zudem die Regenbogenstrecke in Mario Kart auf dem SNES unsicher. Ihre Lieblingsgenre sind JRPG, Otome und Horror und auch der Indie-Bereich ist ihr nicht fremd.
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9 R.I.P. ist ein neues Otome-Game, das von Otomate entwickelt und von Idea Factory veröffentlicht wurde. Ich habe sehnsüchtig darauf gewartet, da mich die Kombination aus Okkultem und Otome sehr angesprochen hat. Es bewegt sich in einer ähnlichen Richtung wie Psychedelica of the Black Butterfly.
Unsere Geschichte folgt der Heldin Misa Isshiki (der Vorname kann geändert werden), die im zweiten Jahr der Narimigahama High School ist. Sie lebt zusammen mit ihrer Mutter und ihrer älteren Schwester. Isshiki befindet sich an dem Punkt, an dem die Schule erste Gespräche mit den Zweitklässlern über ihre Zukunft führt. Eigentlich wollte sie in die Fußstapfen ihres Vaters treten und Ärztin werden, doch jetzt ist sie sich unsicher, was ihrer Mutter missfällt. An diesem Punkt beginnt sich das Leben der Heldin komplett zu verändern, denn sie wird in die Welt der Geister und Götter gezogen.
In 9 R.I.P. haben wir die Möglichkeit, vier unterschiedliche Geschichten zu spielen, in denen wir acht datebare Charaktere haben. Jede Arc konzentriert sich auf zwei dieser Personen, wobei die anderen teilweise natürlich auch darin vorkommen. Der Publisher gibt keine Reihenfolge vor, in welcher die Arcs gespielt werden sollten. Allerdings baut sich das Gesamtbild der kompletten Story am besten auf, wenn man mit der School Ghost Stories-Arc beginnt. In welche Arc ihr eintretet, hängt von den Entscheidungen ab, die ihr im Prolog trefft.
Auf welchen der beiden Charaktere ihr euch als erstes fokussiert, wenn ihr eine Arc begonnen habt, ist egal. Die Standard-Route konzentriert sich auf die ersten fünf Kapitel und teilt sich dann in die individuellen Routen auf. Dank des Love Catch-Systems ist auch deutlich sichtbar, auf welche Charakter-Route ihr hinarbeitet. Unter Status könnt ihr auch genau sehen, für wen ihr die bisher meisten Punkte gesammelt habt.
Darum dreht sich das komplette Spiel und ich liebe es. Einige der Arcs sind teilweise sehr auf Grusel ausgelegt, was mir sehr gefallen hat. Mein Favorit ist die School Ghost Stories-Arc, da sie mich so sehr an japanische Horrorfilme erinnert. Einige Routen bauen auch auf verschiedenen Mythen und Legenden auf, wobei ich mir nicht sicher bin, inwieweit sie auf tatsächlichen Mythen basieren. Da allerdings auch Hanako of the Toilet dabei ist, die man schon aus anderen Filmen, Anime und Spielen kennt, vermute ich, dass zumindest für ein paar der Stories echte Mythen als Orientierung dienten.
Kureha ist ein Geist aus der Legende Kara Kara in der School Ghost Stories-Arc. Als Mörder ohne Erinnerung abgestempelt, entpuppt er sich als freundliche Person mit einem starken Beschützerinstinkt und einer Angst vor Gruselgeschichten (ziemlich ironisch). Er macht es sich zum Ziel, der Protagonistin zu helfen, in die Welt der Sterblichen zurückzukehren, wobei tiefere Gefühle in beiden aufkeimen.
Der zweite Geist in der School Ghost Stories-Arc ist Hibiki. Ein junger Mann mit tragischer Vergangenheit und einem tiefen Groll gegen denjenigen, der für sein frühes Ende verantwortlich ist. Hibiki lebt in den Spiegeln der High School und hat zunächst großes Interesse an Isshiki, da sie als Lebende eine natürliche Anziehung auf Geister ausübt. Bald ändern sich diese Gefühle in romantische, wobei er vor allem als softer Charakter auftritt, der allerdings viel Dunkelheit in sich trägt.
Als junger Star gestorben, ist Idol Sena Teil der Urban Legends-Arc. Sena jagt selbst im Tod noch seinen Zielen hinterher, wobei schnell klar wird, dass er sich mit seinem Tod offenbar nur schwer abfinden kann. Ich hatte zunächst erwartet, dass er der arrogante Typ Charakter ist, doch ich könnte mich nicht mehr geirrt haben. Er ist ein Gentleman und zeigt deutlich, wie wichtig ihm die Heldin ist.
Koyo ist der zweite Charakter aus der Urban Legends-Arc, der mich sehr irritiert hat. Er versteckt seine wahren Emotionen und tritt zunächst als offener und positiver Charakter auf, was so gar nicht zu seinem Aussehen gepasst hatte. Er besitzt deutlich mehr Taktgefühl als die anderen Charaktere und gehört definitiv zu meinen Favoriten aus 9 R.I.P..
Den Höllenwächter Seiya aus der Other Realm-Arc lernen wir teilweise schon in der School Ghost Stories-Arc kennen, da er eine enge Bindung zu Hibiki hat. Er ist kein Geist, sondern ein übernatürliches Wesen, genau genommen ein Wächter der Hölle. Er ist ein ernster Charakter mit einer ausgeprägten Meinung, was Gut und Böse angeht. Aufgrund seines großen Wissens ist er jemand, auf den die Heldin sich verlassen kann und von dem sie weiß, dass er sie unterstützen wird.
Der zweite Charakter aus der Other Realm-Arc ist der Incubus Minami, welcher es auf die Seele von Isshiki abgesehen hat. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, ihn einzuordnen. Seine Route fühlt sich irgendwie wie ein Delirium an. Da er ein Incubus ist, hat seine Route auch so ziemlich den meisten „Spice“, wenn man sie mit den anderen vergleicht.
In der Spirit World-Arc treffen wir auf die beiden letzten Charaktere, darunter Yukimaro, dessen Route ich etwas durchgehetzt bin, da ich ihn so gar nicht mochte. Er ist ein Schutzgeist in Ausbildung mit einer teilweise recht narzisstischen Ader. Eigentlich sind die Sunshine-Charaktere total mein Fall, aber mit ihm bin ich einfach irgendwie nicht warm geworden.
Zuletzt in der Spirit World-Arc haben wir Koharu, der als Geist in einem Hexenbrett lebt. Da die Heldin das Ritual vom Hexenbrett abbricht, wird sie von Koharu gejagt. Mehr oder minder. Er ist dieser typische grobe Charakter mit weichem Kern und mein Favorit aus 9 R.I.P..
Ich muss ehrlich sagen, das Spiel hat mich sehr begeistert. Es ist schon eine Weile her, dass mich ein Otome-Game derart mitgerissen hat. Der Soundtrack ist großartig, die Stories spannend und vielseitig. Besonders gefallen hat es mir, dass in den Routen immer mal wieder ein Perspektivwechsel auf einen anderen Charakter stattfindet. So hören wir nicht nur die Gedanken der Heldin, sondern auch die der Charaktere, mit denen sie in Kontakt kommt. Das hat mich gefreut und gibt einen viel besseren Einblick in das Empfinden aller Beteiligten.
Der einzige Nachteil, den ich finden kann, sind die Enden der Routen. Es gibt zwei gute Enden und ansonsten nur schlechte. Obwohl die guten Enden auch nicht unbedingt die Art von Happy End sind, die man von einem Otome-Game erwartet. Die Enden machen Sinn aufgrund der Thematik, die das Spiel behandelt, aber sie lassen nicht viel Raum für fluffig-romantische Enden.
Eines der besten Otome-Games seit langem, muss ich ehrlich zugeben. Auch wenn 9 R.I.P. nicht unbedingt das typische Otome-Game mit viel Kitsch und Romantik ist, ist es unglaublich gut umgesetzt. Das letzte Otome-Game, das mich derart begeistern konnte, war Jack Jeanne (2023). Wir bekommen mit vier verschiedenen Geschichten viel Inhalt geliefert, bei dem für jeden etwas dabei sein dürfte.