Filmkritik: Ready Player One

Der Da Vinci Code der Nerdkultur

Ready Player One basiert auf dem Gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Ernest Cline (Fanboys) aus dem Jahr 2010. Cline’s düstere Dystopie erlangte schnell Kultstatus und avancierte quasi zum „Heiligen Gral der Popkultur”. Kein anderes Werk zuvor referenzierte so viel aus Film, Video und Nerdkultur wie Cline’s Erstlingswerk.

Egal ob STAR WARS, STAR TREK, 2001 – ODYSSEE IM WELTALL oder ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT, auf die eine oder andere Art hat Ernest Cline dafür gesorgt all jenes in seinen Roman zu verpacken. Von der Versessenheit über die 1980iger ganz zu schweigen.

Zur Story selbst

Die Menschheit hat gegen Überbevölkerung, Klimawandel und Armut verloren. Der einzige Ausweg ist die OASIS. Eine virtuelle Welt in der die einzigen Grenzen die eigene Vorstellungskraft ist.

Kurz vor seinem Tod hat der Schöpfer dieser Welt, James Halliday,(Mark Rylance) dort ein Easter-Egg versteckt. In seinem Testament hat er verfügt, dass der Finder des Easter Eggs nicht nur sein Vermögen, sondern auch die volle Kontrolle über OASIS erben soll. Drei Herausforderungen müssen gelöst und drei Schlüssel gesammelt werden um die Jagd zu gewinnen. Der Titelheld Wade(Tye Sheridan) und sein Avatar Parzival, sind Gunter und haben es sich zur Aufgabe gemacht besagtes Easter Egg zu finden. Gemeinsam mit seinem besten Freund Aech (Lena Waithe), Art3mis, (Olivia Cooke) Daito, (Win Morisaki) und Sho (Philip Zhao) begibt sich Wade auf die Jagd nach Halliday’s Vermächtnis um dieses vor IOI und dessen skrupellosen Firmenboss, Sorento (Ben Mendelson)  zu bewahren.

Verglichen mit der Romanvorlage wurde jedoch einiges verändert oder gleich ganz weggelassen.

So wurde aus der ersten Herausforderung, die im Buch eine Kombination aus dem Game-Klassiker Dungeons of Daggorath und dem Film War Games – Kriegsspiele, ein spektakuläres Autorennen durch Manhattan bei dem niemand geringeres als King Kong selbst die Ziellinie bewacht.

Um eine weitere Aufgabe zu lösen müssen sich die Gunter in Stanley Kubrick’s THE SHINING begeben. Eine Szene die im Roman nicht vorkommt jedoch eines der ganz großen  Highlights der Filmversion ist.

Spielberg zollt hier seinem langjährigen Freund Stanley Kubrick Tribut.

Mit „The Creator who hates his creation“ verpackt Spielberg die Tatsache, dass Stephen King alles andere als begeistert von Kubrick’s Adaption seines Stoffes ist, gekonnt in einer Allegorie auf James Halliday und die OASIS.

Der „Zemeckis Cube“ der es seinen Besitzer möglich macht 60 Sekunden in die Vergangenheit zu reisen und der DeLorean sind zwei weitere Easter Eggs und Verneigung des Regisseurs vor dem Schöpfer der  Zurück in die Zukunft – Trilogie Robert Zemeckis.

Mogelpackung?

Leider hat sich Spielberg nicht getraut, die beiden jugendlichen Protagonisten so zu zeigen, wie Cline sie beschrieben hat: „Übergewichtig und nicht dem Hollywood-Schönheitsideal entsprechend.“ Da ist der Charakter Aech a.k.a. Hellen eine willkommene Überraschung und die einzige Figur die dem Konzept eines „2nd Life“ was die OASIS nun mal auch ist, als einzige nachkommt.

Die Enthüllung ihrer wahren Identität überrascht nicht nur Hauptfigur Wade, sondern auch den Zuschauer. Leider entfernt sich Spielberg auch hier so weit von der Vorlage, dass ein eigentlich wichtiges Charaktermerkmal keine Erwähnung findet.

FAZIT

Ready Player One ist ein „Must See“ / „Musst Read” für jeden Nerd und Gamer. Die zahlreichen Anspielungen und  verweise auf die Nerdkultur zauberten mir immer wieder ein Lächeln aufs Gesicht.

Kenner der Romanvorlage sollten jedoch Ihr wissen über den Inhalt und den Ablauf vergessen wenn Sie im Kinosaal sitzen und den Film als eigenständige Variante der Geschichte sehen. Da sonst große Enttäuschung eintreten könnte. Spielberg folgt der Romanvorlage nur in Ansätzen. Es wirkt fast so als gehe er lieber auf Nummer sicher, anstatt die emotionale und schockierende Tiefe Cline’s Material zu nutzen. Im Buch herrschen Armut, Drogensucht und Tod in den Stacks vor. Spielbergs Version zeigt fröhliche Mittelklasse-Menschen, die gutgelaunt in ihren Wohnwagen in die virtuelle Welt abtauchen.

Trotzdem, hat er einen kurzweiligen und sehr Familien tauglichen Film geschaffen der dank seiner Schauspieler und Effekte auch zu überzeugen weiss. Doch ich finde es sehr schade dass die sozialkritische Romanvorlage und deren Message auf dem Weg nach Hollywood verloren ging.

Ich empfehle daher zuerst den Film in seiner IMAX 3D Variante zu geniessen und sich danach die Romanvorlage vorzunehmen und somit auf die doppelte Ladung READY PLAYER ONE zu kommen.