Daddy Issues – Ein zentrales Thema der Film- und Comic-Historie

Wer schreibt hier?

Was haben Marty McFly, Bruce Wayne, Luke Skywalker und Simba gemeinsam? Ihre Beziehung zu ihrem Vater ist ein zentraler Ankerpunkt ihrer Entwicklung.

Luke, ich bin dein Vater

Ich habe vor kurzem meine kleine „Film-Bibliothek“ aufgeräumt und mich beim neu Anordnen über die tollen Filme und deren Geschichten gefreut. Dabei viel mir eines auf: Irgendwie spielte eine gewisse Vater-Sohn Beziehung immer eine zentrale Rolle bei großen Klassikern.

Es ist erstaunlich, wie etwas so simples und so Selbstverständliches einer Geschichte einen Nährboden für eine unglaubliche Charakterentwicklung gibt. Bruce Wayne verliert im jungen Alter beide Elternteile, doch ist es immer die Erinnerung an den Vater und der Bezug zu ihm, der seine Rolle bildet. Alfred, Lucious, alle nehmen immer wieder Bezug auf den Vater und wie stolz nicht dieser auf ihn gewesen wäre.

Luke Skywalker erkennt sein Schicksal erst durch das schicksalhafte Aufeinandertreffen mit seinem Vater. Er ist ständig auf der Suche nach einer Vaterrolle. Sein Onkel zieht ihn groß, Obi Wan weist ihm den Weg, Yoda lehrt ihn, doch ist es sein eigentlicher Vater Darth Vader, welcher zu seiner Motivation wird, um das Imperium zu stürzen.

Marty McFly wächst mit einem ängstlichen Vater auf. Durch einen puren Zufall reist er in die Vergangenheit und wird zu einem Teenager-Freund seines Vaters, welcher ihm hilft, die Oberhand in seinem Leben zu gewinnen. Der gesamte Film beruht auf die Entwicklung seines Vaters!

Der rote Vater-Faden

Christopher Nolan schaffte mit seiner Dark Knight Trilogie die bislang vollständigste Batman-Story. Als erster in der Reihe der Batman-Regisseure fokussierte er auf die Entwicklung des Charakters basierend auf dem Schmerz des Eltern-Verlustes. Der Schmerz und Verlust spielten in der gesamten Trilogie eine tragende Rolle, zentral dabei seine Eltern und vor allem sein Vater, der ihm alles hinterlässt und mit dessen Mitteln er im Endeffekt Batman erschafft.

Auch die erste Spider-Man Trilogie drehte sich um die Beziehung Peters mit seinem Onkel Ben und seinem ikonischen Satz „with great power comes great responsibility“, welcher ihn bis zum Ende prägen sollte. Parallel dazu wurde die Vater-Sohn Beziehung in der Familie Osborn zum Grundstein der Freund-/Feindschaft zwischen Peter und Harry Osborn.

Sogar in Zeichentrickfilmen werden wir dieser Geschichten bedient. So flieht Simba geplagt von der Schuld an seines Vaters Tod, kehrt dann aber zurück um schlussendlich in seine Fußstapfen zu treten. Mowgli wird von den verschiedensten Tieren großgezogen, immer auf der Suche, wo er denn nun dazugehört, wer ist seine Familie?

Wo keine sind, werden sie gefunden

Indiana Jones war eine geniale Action-Film-Reihe. Doch auch hier, bringt man im dritten Teil den Vater ins Spiel, um so zu erklären, wieso Indiana eigentlich ist wie er ist. Und wieso er Indiana heißt!

Lara Croft bereist die Welt in der Hoffnung, auf den Spuren ihres Vaters zu gelangen und zu erfahren, was mit ihm geschah. Das Spiel startete als simples Action-Spiel und mit der Zeit gaben die Entwickler auch ihr eine Backstory, welche sich dann um genau dieses Schema der Elternbeziehung dreht.

Manchmal geht es auch schief

Leider konnten es die Autoren aber auch übertreiben. Das Thema war so erfolgreich, dass sogar der Relaunch der Superman-Filme sich um dieses Thema drehte. So wurde mit Johnathan Kent eine Figur neu erfunden, welche Superman davon hindern will, seine Kräfte in der Öffentlichkeit zu zeigen, um ihn zu „schützen“ und er geht sogar so weit, dass er lieber stirbt, als sich von seinem Super-Sohn retten zu lassen?! Zu guter Letzt triff er dann noch seinen „echten“ Vater, welcher ihn wiederum dazu ermutigt, seine Kräfte einzusetzen! Papa Kent hätte also überleben können. Die unwürdige Verwendung in „Batman vs. Superman“ mit dem wohl unvergesslichsten Satz („Save Martha!“) wollen wir hier außen vorlassen.

In Serien wie Arrow und The Flash warden wir mit diesem Konzept ebenfalls konfrontiert. The Flash beschäftigt sich mit diesem Thema nun schon seit sieben Staffeln in den verschiedensten Konstellationen! Einmal geht um das Verhältnis von Barry zu seinen Eltern und wie er mit ihrem Verlust kämpft und umgeht. Dann geht es wieder um das Verhältnis von Iris mit ihren Eltern. Zeitgleich hat aber Barry auch eine Vater-Sohn Beziehung mit ihrem Vater. In der nächsten Staffel geht es wiederum um die eigene neue Familiengründung des Vaters und seiner erneuten Vaterschaft. Abschließend haben die Autoren die gesamte letzte Staffel auf die Vater-Tochter Beziehung von Barry mit seiner Tochter aus der Zukunft aufgebaut. Daddy-Issues Alarm hoch zehn!!

Bei Arrow legt der Verlust des Vaters wie bei Batman den Grundstein für seine Entwicklung. Oliver Queen verliert dann ebenfalls über die Zeit noch weitere Familienmitglieder und kämpft mit deren Verlust. Ähnlich wie bei The Flash wird auch hier dann in den späteren Staffeln die Geschichte von Arrow und seinen Kindern, bzw. allen Kindern der Charaktere in der Serie erzählt! Diese beiden Serien hätten genügend Potential um Talk Shows wie Arabella wiederzubeleben.

Der Ersatz-Vater

Oftmals erhalten wir keinen Background zu den familiären Verhältnissen der Helden oder sie wachsen ohne Eltern auf und dann werden wir mit ihrer Suche nach einer Vaterrolle konfrontiert. Der aktuelle Fall dazu ist in den Kinos. Peter Parker und Tony Stark wachsen über die Filme hinweg zu einem Vater-Sohn Verhältnis zusammen. Endgame ist von Tony´s Schuld geprägt, dass Parker wegen ihm stirbt. Er konnte ihn nicht retten. In Far From Home beschäftigt sich Peter bis zum Schluss damit, wie er ein Leben ohne seinen Mentor führen soll.

Robin wächst in einer ähnlichen Beziehung zu Batman auf. Dick Grayson sieht seine Eltern sterben und wird dann von Bruce Wayne aufgezogen und wird schlussendlich zu Batman. Sein Hass darauf, nie eine solche Beziehung mit Bruce haben zu können, führt ihn schlussendlich zu seiner Trennung vom dynamischen Duo und er wird zu Nightwing.

„Daddy Issues“ soweit das Auge reicht

Immer wieder treffen wir auf das Phänomen „Daddy-Issues“ und nehmen gar nicht wahr, wie oft Autoren sich dieses simplen Motivs bedienen, um große Geschichten und Helden zu erschaffen. So viele verschiedene Erzählungen, aber immer der gleiche Kern! Also schaut darauf, dass ihr ein gutes Verhältnis zu eurem Vater habt.

Hinweis in eigener Sache: Gaming Blog-Artikel entsprechen der Meinung des Autors und müssen nicht die Meinung der DailyGame-Redaktion widerspiegeln.
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