Clair Obscur: Expedition 33 überrascht mit emotionaler Tiefe, fordernden Kämpfen und einer düsteren Vision der Zukunft.
Eva Krumm: Eva wünscht sich ein aufblasbares Einhorn, mit welchem sie dann nachts schnallige Werbespots anschauen kann. Ihr erstes eigenes Videospiel war Pokémon auf dem Game Boy. Zusammen mit ihrem Großvater machte sie zudem die Regenbogenstrecke in Mario Kart auf dem SNES unsicher. Ihre Lieblingsgenre sind JRPG, Otome und Horror und auch der Indie-Bereich ist ihr nicht fremd.
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Clair Obscur: Expedition 33 ist ein neues JRPG-Game, das sehr schnell sehr große Beliebtheit unter den Spielern erlangt hat. Am ersten Tag verkaufte sich das Spiel bereits über 500.000 Mal.
In einer Welt, in der es keine alten Menschen gibt, lernen wir Gustav am Tag der Gommage kennen. An diesem Tag sterben die Menschen, deren Alter auf dem Monolithen der Malerin angezeigt wird, und es ist auch der Tag, an dem sie eine neue Zahl dort notiert. Jedes Jahr wird die Zahl kleiner und Gustav beginnt sein letztes Jahr, bevor auch sein Ende kommt. Doch dieses will er nutzen. Er bricht mit der Expedition 33 auf zum Festland, um einen Weg zu finden, die Malerin zu vernichten und den Menschen eine Zukunft zu schenken. Es sind bereits mehrere dutzend Expeditionen Jahr für Jahr aufgebrochen, doch noch nie kehrte eine zurück.
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Das Spiel sieht unglaublich toll aus. Die Umgebungen sind so gut gestaltet und die verschiedenen Dungeons lassen nie Langeweile aufkommen. In den ersten Trailern hat es mich vom Stil etwas an A Plague Tale erinnert, wobei man auch ganz klar Einflüsse von JRPGs erkennen kann. Wir haben eine Welt, die wir gut erkunden können. Die Dungeons sind mit einer Weltkarte verbunden, die wir frei erkunden können. Wir können auch Dungeons betreten, wobei jene, die zu stark für uns sind, klar und deutlich mit „Gefahr“ markiert sind.
Das Einzige, was mich etwas stört, ist, dass wir eine Map für die Welt haben, aber keine für Dungeons erstellt wird. Die Dungeons sind von den Themen sehr unterschiedlich, wobei man sich in einigen deutlich besser zurechtfindet als in anderen. Ich bin einfach kein Fan davon, blindlings durch Dungeons zu irren. Da die Expedition die Welt erkundet, um zur Malerin zu gelangen, wäre es daher eigentlich verständlich gewesen, Karten aufzuzeichnen. Denn alle Expeditionen hinterlassen Tagebücher und notierte Fortschritte, die nachkommenden Expeditionen helfen sollen.
Netterweise leuchten Sammelobjekte deutlich auf, weshalb man sie in den auch teilweise sehr überladen gestalteten Umgebungen gut finden kann. Hierbei findet ihr verschiedene Dinge wie Pictos, Farben, Items für Nebenmissionen, Tagebücher und vieles mehr. Es lohnt sich also, die Augen offen zu halten, auch wenn man die Wege manchmal gar nicht so einfach findet.
Etwas, was mich dezent aus der Bahn geworfen hat, war das Kampfsystem von Clair Obscur: Expedition 33. Auf „Normal“ habe ich mir die Zähne an den Kämpfen wirklich ausgebissen. Ich hatte bisher nur minimalen Kontakt mit Spielen wie Dark Souls oder Elden Ring, da ich komplizierte Rätsel mag, aber Kämpfe für mich eher zweitrangig sind. Recht bald habe ich den Schwierigkeitsgrad heruntergedreht, um keinen Frust aufzubauen. Kampfmusteranalysen sind einfach nicht meine Stärke.
Wir haben ein rundenbasiertes Kampfsystem, wobei unser Team aus drei aktiven Kämpfern besteht. Jeder Kämpfer bringt besondere Fähigkeiten mit sich. Gustav zum Beispiel hat einen künstlichen Arm, den er aufladen kann, um dann eine starke Attacke ausführen zu können, die ordentlich Schaden anrichtet. Welche Kombi für wen am besten funktioniert, muss man durchtesten. Da man an der Seite einen Zeitstreifen hat, kann man gut sehen, wer als Nächstes dran ist und so seine Taktik anpassen.
Das, was das Spiel aber wohl eigentlich so schwierig macht im Kampf, ist das System für Ausweichen und Parieren. Die Angriffe der Gegner muss man erst lernen – also Kampfmuster analysieren. Nur weil sie vor dir stehen, hauen sie nicht direkt drauf oder schlagen gar mehrmals hintereinander zu. Im normalen Schwierigkeitsgrad machen die Angriffe dabei schon ordentlich Damage, wobei wir diesen ausweichen oder sie parieren können. Parieren stellte sich für mich als sehr schwer heraus. Das Zeitfenster ist sehr klein, im Gegensatz zum Ausweichen. Wobei man auch hier vom perfekten Ausweichen natürlich wesentlich mehr profitiert.
Im Gegensatz zu den QTEs, die deine Spezialangriffe zusätzlich verstärken, kann man Ausweichen und Parieren nicht automatisieren. Wer QTEs nicht mag, kann in den Einstellungen eine Funktion aktivieren, dass sie immer treffen. Da ich im Blocken genauso schlecht bin wie im Analysieren, war das natürlich mein Genickbruch im normalen Schwierigkeitsgrad. Ich habe so krass auf die Nase bekommen, dass es keinen Spaß mehr gemacht hat. Da der einfachere Schwierigkeitsgrad aber den Schaden ordentlich runterschraubt, gibt es mir mehr Zeit, doch etwas das Ausweichen und Blocken zu üben, ohne direkt nach der dritten Runde ein Game Over zu haben.
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Hilfreich ist es allerdings, wenn ihr die Chance habt, den Erstschlag auszuführen. Damit dürft ihr als Erstes angreifen, was teilweise eine gute Vorlage für einen erfolgreichen Kampf gibt. Habt ihr zudem ein Team, das zu eurem Kampfstil passt, zusammengestellt und die richtigen Fertigkeiten und Pictos ausgewählt, wird das nochmal enorm helfen. Bei Pictos handelt es sich um spezielle Gegenstände. Diese werden ausgerüstet und geben bestimmte Vorteile. Das Großartige daran ist: Habt ihr die Pictos ausgerüstet und vier Kämpfe gewonnen, kann jeder im Team diese Vorteile ausrüsten, ohne das Picto ausgerüstet zu haben – sofern die Lumina-Punkte ausreichen, die man dafür benötigt. Diese werden durch Levelaufstieg erhöht, können aber auch im Lager mit einem speziellen Item erhöht werden. Es lohnt sich also, immer wieder die Pictos zu wechseln.
Was ich an diesem Punkt einmal deutlich hervorheben möchte, ist die sehr starke und emotionale Story. Das Spiel baut schon im Prolog ordentlich Spannung und Dramatik auf, was einen schlucken lässt. Ich glaube, das letzte Mal hat mich der Anfang einer Geschichte so emotional aufgewühlt, als ich das erste Mal The Last of Us 1 gespielt habe. Die Geschichte und Narrative ist definitiv einer der stärksten Punkte von Clair Obscur: Expedition 33, was von der tollen Grafik und den vielfältigen Charakteren noch weiter unterstützt wird.
Clair Obscur: Expedition 33 hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht. Die Story ist tiefgründig und emotional aufgeladen. Die Grafik und Gestaltung ist einfach on point und das Kampfsystem hat mich verzweifeln lassen. Wobei mich das Soulslike-Kampfsystem wohl am meisten überrascht hat, da ich zwar schon viele rundenbasierte Spiele gespielt habe, aber Clair Obscur macht es irgendwie anders. Ich bin auch dankbar dafür, dass ein Schwierigkeitsgrad eingebaut wurde, der dafür sorgt, dass auch Menschen wie ich das Game spielen können, ohne einen Nervenzusammenbruch befürchten zu müssen. Klare Empfehlung für alle JRPG-Fans, die bisher noch unsicher waren, ob Clair Obscur: Expedition 33 etwas für sie ist.