Wenn ein Bauer den Landwirtschafts-Simulator 22 im Test hat, dann hat das eine ganz andere Bedeutung. Allerdings gibt es dabei einen Haken!
Markus Bauer: Markus spielt eigentlich schon immer Videogames und hat sich für Webdesign interessiert als es noch gar kein Internet bei ihm daheim gab. Seine Lieblingsgenres sind so unterschiedlich, wie seine Artikel. Am PC spielt Markus am Liebsten Ego-Shooter und Echtzeit-Strategie. Auf den Konsolen haben es ihm Action-Adventures und Rennspiele angetan. Mit seinen Kindern spielt er aber auch gerne Minecraft oder Rocket League. Seit einigen Jahrzehnten baut Markus auch seine PCs selbst zusammen. Dabei ist es ihm egal ob Intel/Nvidia- oder AMD. Nur nicht gemischt. Das Preis- und Leistungsverhältnis müssen passen. Mit seinem neuesten PC-Projekt musste erstmals ein "Big Tower" herhalten. Irgendwie stieg die Angst die aktuellen Grafikkarten nicht mehr ins PC-Gehäuse zu bekommen.
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Meinen Familiennamen habe ich nicht irgendwo her. Vor einige Generationen waren meine Vorfahren Bauern. Und daher habe ich mir außer dem Namensrecht und die Abneigung meiner Redaktion gegen Simulationsspiele zu nütze gemacht um den Landwirtschafts-Simulator 22 einen Test zu unterziehen. Und das ich dabei gute Figur am Traktor gemacht habe, kann niemand abstreiten (der auch nie dabei war).
Morgens früh raus, pflügen, düngen, ernten, säen: Das Leben im Landwirtschafts-Simulator 22 kann richtig hart sein! Im Grunde weiß jeder worum es in dieser Simulation von Giants Software geht. Doch das man damit auch Spaß haben kann (und ziemlich viele Stunden damit verbringt) steht auf einer anderen Seite.
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Eigentlich wäre das Prinzip ganz leicht: Man fährt mit seinem Traktor vom Hof auf das Feld, pflügt es, säet es, düngt es und erntet irgendwann. So etwas wie „Benutzerfreundlichkeit“ gibt es, aber wird nicht wirklich angewendet. Man befindet sich direkt im Geschehen und man lässt keine langatmigen Tutorials und Anleitungen zu. Die „Hilfe“-Seite innerhalb des Pausenmenüs klingt wie Hohn, im Gegensatz zu den vielen Optionen, die der Landwirtschafts-Simulator 22 im Test bietet. Neulinge müssen sich zuerst durch unzählige Online-Guides durchschlagen, damit sie überhaupt eine Ahnung bekommen, was man alles in diesem Spiel machen kann.
Das Spiel ist einzigartig für zwei verschiedene Dinge: Programmierung und Aufwand. Es gibt viel zu planen, jeden Tag akribisch vorzubereiten, angefangen von den entscheidenden Einkauf des Saatgutes für die Felder und Futter für die Tiere. Dann gibt es noch die komplexen Operationen, wie Aussaat, Schnitt, Ernte oder Pflege von Nutztieren. Es gibt keine Automatisierung im Spiel, man muss alles selbst machen. So richtig, mit seiner Maus und Tastatur (oder Controller auf den Konsolen). Der Landwirtschafts-Simulator 22 lässt uns in gewohnter Weise der Serie arbeiten. Oder wie der Österreich sagt: „Hackeln.“
Man kauft sich Heuballen und erwartet eine Lieferung? Falsch gedacht. Online-Lieferdienste sind in dieser Simulation noch nicht eingezogen: Man nimmt seinen Van und muss es sich selbst holen. Am Feld bekommt man ja auch keine Hilfe und macht alles alleine. Zumindest am Anfang. Wenn es das Budget zulässt, kann man sich Arbeiter einstellen, die die manuelle Arbeit erledigen. Aber zu Beginn hat man auch nicht das notwendige Budget dafür und Personal ist teuer.
Ich selbst lebe am Land, mehr oder weniger mit meinen Nachbarn zwischen den Äckern. Besonders wenn alles blüht, eine schöne Gegend. Im Winter oft ziemlich karg und weitläufig. So sieht es auch das Simulationsspiel von Giants Software. Es ist ein Spiel für Monate (wenn nicht sogar Jahre). Man ist quasi immer beschäftigt.
Die Menge der verschiedenen Möglichkeiten ist hoch, ein riesiger Fuhrpark und eine Vielzahl an Kulturen, die man anbauen kann. Selbst im niedrigsten Schwierigkeitsgrad gibt es ein nicht übermäßiges Anfangsbudget. Kein leichtes Ding, um seine Produktion zu erweitern. Es kostet alles Geld, vor allem die Fahrzeuge haben ihre (realistischen) Preise. Wer die neue Welt des Weinbaus erleben möchte, eine der größten Neuerungen, braucht Zeit. Man startet nicht gleich als Top-Weinbauer in die Welt des Landwirtschafts-Simulator 22.
Nicht nur den Weinbau hat Giants Software in den letzten 3 Jahren erweitert, sondern auch neue Pflanzen hinzugefügt, den Übergang der Jahreszeiten, das neue Bau- und Positionierungssystem der Gebäude und die hervorragende Implementierung des plattformübergreifenden Multiplayers, der die Zusammenarbeitet ermöglicht.
Das Spiel lebt vom Umfang, dafür werden andere Aspekte von den Entwicklern etwas zur Seite geschoben. Die technische Umsetzung kann nicht gerade mit „qualitativer Ausgewogenheit“ auffallen. Auf der einen Seite gibt es unzählige Fahrzeuge und Maschinen, die detailliert dargestellt sind, auf der anderen Seite zig Grafikfehler und eine kahle Gegend. Das „Rundherum“ ist für den Landwirtschafts-Simulator 22 nicht wichtig, weil es das Spielerlebnis nicht beeinträchtigt. Es hat nichts mit dem Vieh- und Ackerbau zu tun, also ist es einfach nur so da.
Reichhaltig und komplex, wie es eben die Landwirtschaft ist. Es bietet viele Möglichkeiten, aber auf einer „sehr ruhigen Basis“. Immerhin fährt ein Traktor sich nicht wie ein Lamborghini. Der Landwirtschafts-Simulator 22 im Test glänzte vor allem mit seiner kompromisslosen Inszenierung, seine größte Stärke.
Für Fans, die gerne aufs Feld fahren um ihre Arbeit zu erledigen, ist es wohl ein perfektes Spiel. Wer Mikro-Simulationen liebt, der hat in diesem Spiel seinen Meister gefunden. Hier muss man echt Hand anlegen und wird nicht müde, auch wenn die Stunden im Spiel vergehen. Es gibt einige Grafikfehler im Spiel, über die man einfach hinwegsehen muss, weil sie das Gameplay nicht wirklich trügen. Dennoch wäre es schön gewesen, wenn auch die Randkulisse etwas detaillierter dargestellt worden wäre.
Test-Hardware: Intel Core i7 10700K, 8x 3.80GHz; ASUS TUF GAMING Z490-PLUS, S. 1200 Motherboard, NVIDIA GeForce RTX 3080 10GB; 32GB Ballistix RAM DDR4-3600. Gespeichert auf NVMe M.2. Interne SSD.