Blog: ​Reboot, remastered, relaunch – Sind uns alle Ideen ausgegangen!?

Egal ob Games, Movies, Musik oder Kleidung. ALLES bekommt einen Reboot. Fällt der Industrie einfach nichts mehr ein?

Bin ich wieder 15?

Erst vor kurzem lies Nintendo die Bombe platzen und kündigte an, den guten, alten Retro-NES mit 30 vorinstallierten Spielen zu veröffentlichen. Ich freute mich unheimlich, denn zu Beginn diesen Jahres beschloss ich, eine Retro-Sammlung zu starten. Ich hab mir sogar einen Mega Drive und eine PS1 gekauft! Warum? Einfach aus Nostalige. Ich wollte meine Kindheitserinnerungen wieder aufleben lassen.

Im vergangenen Jahr ist auch Star Wars wieder auf der Bildfläche erschienen. Genial! Ebenfalls eine Saga aus meiner Kindheit wiederbelebt. Auch wenn der Film nicht das war, was ich mir als Fan erwartet hatte, aber hey, es war erst Teil 1 (oder 7!). Es kommen ja noch einige.

Dann zur E3, die Ankündigung, dass God of War wiederkommt! “Oh mein Gott!”, dachte ich mir. Wer hätte gedacht, dass wir Kratos wiederbegegnen würden?!

Zwischenzeitlich legte EA Mirror´s Edge komplett neu auf. Auch die Turtles erschienen wieder auf dem Bildschirm, als Game, im Kino und im Fernsehen. Und seit vergangener Woche läuft auch Independence Day im Kino. Im August startet der Ghostbusters-Reboot. In den letzten Tagen kam noch die Ankündigung, dass Trainspotting, als auch Blade Runner jeweils eine Fortsetzung spendiert bekommen und einer der größten Western der Geschichte, “Die glorreichen 7”, wird ebenfalls neu aufgelegt. Und es gibt noch weitaus mehr Reboots, die ich schon wieder verdrängt habe.

Neben Games und Filmen, die nächste Entwicklung in der Musik: Digital ist out, wir kaufen wieder Platten! Ich hatte mir letztes Jahr einen Plattenspieler gekauft, einfach weil ich ein riesiger Musik-Fan bin und schon immer einen haben wollte. Mir war nicht bewusst, dass im selben Zeitraum ein neuer Trend starten würde! Keiner will mehr digitale Musik, nein jetzt sammeln wir Platten und die wahren Charts werden in Vinyl gewertet. Auch hier werden jetzt unzählige Alben wieder in Vinyl neu aufgelegt. Also alles nochmals kaufen!

Der Super-Gau kam aber erst in den vergangenen Tagen. Das von mir am meisten verabscheute Wesen regierte plötzlich alle Medien, Bildschirme und Smartphones: POKEMON!!! Wie ist das nur möglich?! Wie konnten sie wieder zum Leben erweckt werden?

Alles, was meine Jugend umgab, war plötzlich wieder um mich. Doch ist das wirklich gut?

Zurück in die Zukunft

Klar freute ich mich zu Beginn irrsinnig, aber mittlerweile Frage ich mich: Wo sind all die neuen Ideen geblieben?? Ich hab das Gefühl, als wäre ich auf einer rückwärts gesetzten Zeitreise, als würde sich die Zukunft tatsächlich rückwärts entwickeln. Was kommt als nächstes? Verzichten wir auf Smartphones und Internet, bis wir in Steinhölen leben?!

Die Zahlen geben den Ton an

Versteht mich nicht falsch, ich LIEBE Retro, aber irgendwie nehmen dass die Industrien zu wörtlich. Woher? Für mich ist es klar. Heute regiert die Marktforschung die Welt, nicht die Innovation. Was will die Mehrheit? Was wird ein definitiver Erfolg? Was können wir noch zusätzlich loswerden?

Siehe allein den Hype um Star Wars. Wieviel Disney allein mit Merchandise verdient hat, rechtfertigt Filme für die nächsten paar Generationen. Und gerade, wo man sich über die neuen drei Filme gefreut hat, kündigte Disney gleich weitere Ableger an, um Stories zwischen den Teilen zu erzählen. Ich denke, ich werde sogar noch mit meinen Enkelkindern im Kino Star Wars sehen.

Auch in der Musik, jede Note ist genau geplant, jedes Wort genau überlegt, die Länge abgestimmt auf die durchschnittliche Aufmerksamkeitsdauer. Da ist keine Emotion, keine Botschaft, einfach nur perfekte Planung.

Das erste Mal

Gerne sehe ich meine Helden der Jugend wieder im Kino und auf der Konsole, aber irgendwo hätte ich doch auch wieder einmal was neues gesehen, gespielt und gehört. Etwas, was mich fasziniert, neugierig macht und mir schlaflose Nächte bereitet!

Das Gefühl, das erste mal in GTA 3 nach eigenem Willen durch die Stadt zu rennen, als Assassine von Türmen zu fallen, unpackbare Gegner in Bloodborne zu bekämpfen, das Straßennetz in Watchdogs zu hacken, sich bionisch in Deus Ex upzugraden dem ersten Drachen im Dragon Age gegenüberstehen, als Snake durch Anlagen und Dschungel schleichen. Dieses Gefühl der ersten Begegnung scheint der Industrie nicht mehr wichtig zu sein.

Nur Bares ist Wahres

Natürlich verstehe ich es bis zu einem gewissen Grad. Es gehen Millionen in die Produktion von Games, mehrere Menschen arbeiten dran und man will das Flop-Risiko so weit als möglich verringern. Die Wirtschaft muss angekurbelt werden. Und seit den Finanzkrisen sind alle nochmals vorsichtiger geworden.

Vom Hobby zum Imperium

Verständlich. Aber schade. Mir fehlt die Zeit, als wir nicht von Industrien sprachen, sondern von Hobbies. Es gab eine Zeit, da haben Spiele noch Leute entwickelt und verkauft, welche selbst Gamer waren. Da ging es nicht darum, wie erfolgreich etwas sein wird, nein, man machte das, woran man glaubte. Es war genau diese Emotion, die erste Begegnung, die Neugier und der Drang, etwas Neues zu erschaffen, welcher die Leute antrieb.

Auch in der Musik oder in Filmen schrieben Leute noch ihre Werke selbst. Die Musiker hatten einen Traum und sie schrieben über sich selbst, über ihre Erlebnisse. Das waren die Hits! Ohne solche Träume wäre ein Star Wars nie entstanden. Game of Thrones könnte man fast als Relikt aus dieser Zeit sehen, denn ein Mann schrieb alles aus seiner Idee. Alleine, ohne zu überlegen, ob die Menschen es mögen wurden. Den Unterschied sieht man dann an der TV-Serie, wo wieder komplette Teams arbeiten, jede Reaktion der Zuseher analysieren und dann den nächsten Schritt wählen. Wie gut auch die letzte Staffel war, vieles war einfach vorhersehbar. Etwas, was bei den Buchvorlagen so gut wie nie der Fall war.

Egal ob Filme, Musik oder Games, es sitzen riesige Autoren-Teams an der Story, PR-Agenturen planen den Launch, Marketing-Manager werkeln an der Produktstrategie und irgendwo sitzt ein Management-Team, welches über alles seinen Segen gibt, oder auch nicht.

Ein gutes Beispiel dafür war Metal Gear Solid 5. Kojima ist ganz klar einer der letzten Visionäre in der Branche. Ihm geht es wirklich um das Spielerlebnis, den Gamer in seiner Story zu fesseln, seine Gedanken mit ihnen zu teilen. Ihm ist es egal, wenn er den Launch verschieben muss, wenn das Spiel nicht seinem Anspruch entspricht, dann wird es eben verschoben. Wichtig ist nur, dass er sein Versprechen gegenüber der Community hält.

Doch leider war er im Gerüst eines Imperiums gefangen, Konami hat seine Einstellung einfach nicht mehr geteilt, er hat Ihnen zu viel Geld gekostet. Und so musste er gehen. Jetzt ist er unabhängig, ist für seinen Erfolg oder Misserfolg selbst verantwortlich. Das erste, was er getan hat: Er hat eine neue Marke angekündigt! Ein komplett neues Spiel, mit neuen Ansätzen und neuer Story. Hoffen wir dass er seiner Ideologie treu bleibt und weiterhin das Erlebnis in den Mittelpunkt stellt.

Die Comics zeigen, wie es geht

Wer hätte gedacht, dass eine Zeit kommt, wo die Comics die einzigen sind, die noch frischen Wind in unser Leben bringen. Marvel schickt unsere Lieblingshelden in Pension und bringt neue Gesichter an den Start, sie regieren gar die Kinoleinwände mit den Comic-Blockbuster Filmen und das Fernsehprogramm mit den Superhelden-Serien. Lediglich im Games-Sektor lässt es noch zu wünschen übrig, aber man kann ja bekanntlich nicht alles haben. Auch wenn die Helden oder ihre Stories an sich nicht neu sind, sie bringen neue Ansätze und Ideen. Die Filme gab es nicht und wir können uns auf etwas komplett neues freuen, während wir immer noch unsere Lieblingshelden begutachten. Es freundet sich nicht jeder mit den Neuerungen an, aber als Comic-Fan geht es einem trotzdem richtig gut. Hoffen wir, dass sich wer aus diesen Erfolgen wieder zu etwas Neuem, inspirierenden bewegen lässt.