Games haben in den letzten Jahren einen festen Teil in der modernen Medienlandschaft eingenommen.
Tim Rantzau: Tim ist nicht nur seit Kindheitstagen ein großer Nintendo-Fan, er hat auch Game Design studiert und kümmert sich beruflich um das Konzeptionieren von Videospielen. Sein Spezialgebiet ist aber der Spiele-Journalismus.
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Videospiele gehören zur vielfältigen und wachsenden Kulturfamilie. Ehemals unerwünschte und skeptisch betrachtete Kinder werden mit der Zeit anerkannt und sogar bewundert. Games hatten lange Zeit den Ruf, Menschen negativ zu beeinflussen und nur für Unterhaltung zu dienen. Die ernsthafte Auseinandersetzung mit unserer Gesellschaft und dem Wahren, Guten und Schönen, also der Kunst, wurde vernachlässigt. Doch dieser Irrtum ist längst überholt. Wer das noch glaubt oder behauptet, hat die jüngsten Entwicklungen der Games-Kultur im deutschsprachigen Raum verpasst und unterschätzt vor allem die Spielerinnen und Spieler.
Videospiele sind eine facettenreiche und lebendige Kulturform. Sie werden von Menschen aller Altersgruppen, Geschlechter, Herkünfte, Religionen, Weltanschauungen, Sprachen, mit oder ohne Behinderung gespielt und genossen. Games lösen Emotionen aus, wie andere Kunstformen auch. Über schlechte Spiele kann man sich ärgern, genauso wie über schlechte Filme oder Musikstücke. Gute Spiele hingegen können Freude bereiten, ähnlich wie großartige Gemälde oder fesselnde Romane. Es gibt viele verschiedene Genres und Formate von Spielen. Wie bei anderen Kunstformen auch, werden Spiele diskutiert, kritisiert, gelobt oder verdammt.
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Games sind eine spannende und vielseitige Kulturform, die viele begeisterte Fans hat. Diese Fans verfolgen jede neue Veröffentlichung und technische Neuerung, immer auf der Suche nach etwas Außergewöhnlichem, Ungesehenem, Faszinierendem. Andere spielen nur ab und zu und widmen sich dann wieder anderen Dingen. Manche bevorzugen es, E-Sport-Profis oder Let’s Playern zuzuschauen, statt selbst zu spielen. Und wieder andere haben kein Interesse an Games und ignorieren sie. Doch das ist bei anderen Kunstformen genauso. Nicht alle mögen abstrakte Kunst; moderne Inszenierungen faszinieren die einen und stoßen die anderen ab; Dokumentarfilme finden Anhänger und Langweiler; Jazz ist für die einen alles und für die anderen nichts. Kunst und Kultur sind immer auch Geschmackssache – hoffentlich mit gutem Geschmack.
Games sind eine anspruchsvolle und kollaborative Kunstform mit viel Potenzial. Viele Kreative in der Games-Branche sehen sich jedoch (noch) nicht als Künstler. Im Gegensatz dazu fühlen sich fast alle am Filmset als Künstler: Schauspieler, Drehbuchautoren, Regisseure, Beleuchter, Make-up-Artists und sogar Köche werden im Abspann erwähnt. Die Schöpfer von Computerspielen erkennen sich oft nicht als Künstler an. Es gibt jedoch viele Gründe, warum sie das tun sollten. Die Games-Branche sollte klarstellen, dass sie mehr als nur ein Wirtschaftsgut ist. Natürlich ist der wirtschaftliche Wert dieses Teilbereichs der Kultur- und Kreativwirtschaft wichtig und sollte nicht unterschätzt werden. Mit Spielen lässt sich Geld verdienen, was auch in der Kulturbranche akzeptiert ist. Die technologische Innovationskraft der Games-Branche sollte hervorgehoben werden. Games sind Teil der großen Kulturfamilie.
Games sind eine moderne und globale Kulturform, die zwei große Vorteile hat. Erstens: Sie waren von Anfang an digital, nicht analog. Das gibt ihnen einen enormen Vorsprung in der heutigen Gesellschaft und Technologie. Zweitens: Sie sind wirklich international. Sie werden von multikulturellen Teams entwickelt, sie zielen fast immer auf einen weltweiten Markt ab und sie sind international verständlich. Diese Besonderheiten sollten viel selbstbewusster dargestellt werden.
Videospiele sind eine kreative und interdisziplinäre Kulturform, die mit anderen künstlerischen Sparten verbunden ist. Musik ist ein wichtiger Bestandteil von Games. Große Konzerte mit Musik aus Games faszinieren nicht nur Spielerinnen und Spieler, sondern auch andere Zuschauer. Games wurden nicht nur zu Spielfilmen umgewandelt, die weltweit Erfolg haben. Auch die Technologien der Games-Branche werden genutzt, um virtuelle Welten in Filmen zu schaffen. Games haben sich im Theater etabliert und es gibt natürlich auch Austausch zwischen Medienkunst und Games.