Wonder Woman 1984 – Film-Kritik

Diana Prince rettet die 80iger vor dem Untergang

Gal Gadot als Wonder Woman - © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. - Clay Enos, DC Comics

Wer schreibt hier?

Als Gal Gadot 2017 zum ersten Mal als Wonder Woman über die Kinoleinwand flimmerte begeisterte sie damit ein Millionenpublikum. Nicht nur war sie die erste weibliche Superheldin deren Geschichte auf der großen Leinwand erzählt wurde, erstmals nahm mit Patty Jenkins auch eine Frau auf dem Regiestuhl Platz. In eine eigentlich von Männern dominierten „Regiewelt“ ein absolutes Novum.

Der Erfolg an den Kinokassen und dem verloren gegangenen Ideenreichtum der Hollywoodtraumfabrik, sei Dank, war eine Fortsetzung so klar wie ein Amen in der Kirche. Eigentlich sollte Wonder Woman 1984 auch bereits am am 13. Dezember 2019 in die Kinos kommen.

Der zu zeitnahe Start von Star Wars: The Rise of Skywalker (Release: 18.12.2019) lies Warner Bros den Starttermin in den November 2019 vorverlegen. Doch um Chancengleichheit gegenüber dem ersten Teils zu gewährleisten entschied man sich letztendlich doch für einen Sommerstarttermin 2020.

Gal Gadot als Wonder Woman und Chris Pine als Steve Trevor - © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. - Courtesy of Warner Bros. Pictures, DC Comics

Gal Gadot als Wonder Woman und Chris Pine als Steve Trevor – © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. – Courtesy of Warner Bros. Pictures, DC Comics

Wie dieser Plan letzten Endes ausgegangen ist wissen wir ja nur zu gut

Nachdem eine weltweite Pandemie, Menschenrechtsbewegungen und die US-Wahlen die Menschheit im Atem hielt startet Wonder Woman 1984 mit dezenter Verspätung auf HBO Max und den US-Kinos am 25. Dezember 2020.

In Österreich sollte Wonder Woman 1984 eigentlich am 23. Dezember starten. Aufgrund der Covid-19 Beschränkungen und den aktuellen Lockdown in vielen europäischen Städten ist dies nun aber nicht mehr möglich.

Bisher hat sich Warner Bros. noch nicht dazu geäußert, wie das Studio plant, den Film hierzulande zu veröffentlichen. Eigentlich ist Sky der Partner des Studios bei exklusiv Produktionen für HBO und HBO Max. Noch hat der Pay-TV-Sender aber keine Veröffentlichung von Wonder Woman 1984 angekündigt.

Alte Liebe stirbt nicht …?

Bereits der erste Trailer zu Wonder Woman 1984 ließ uns verdutzt zurück, als klar wurde das der eigentlich verstorbene Steve Trevor (Chris Pine) wieder an der Seite von Diana Prince (Gal Gadot) zu sehen ist.

Jede Menge Action ist garantiert! © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. - Courtesy of Warner Bros. Pictures, DC Comics

Jede Menge Action ist garantiert! © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc. – Courtesy of Warner Bros. Pictures, DC Comics

Wie das möglich ist wird uns bereits in den imposanten ersten 20 Minuten erklärt

Diana lebt 1984 im Geheimen in Washington, DC. Dort arbeitet Sie als Anthropologin Diana Prince am Smithsonian, während sie so nebenbei die üblichen Wonder Woman-Heldentaten begeht. Aber ihre Existenz ist ziemlich einsam.

Sie schließt Freundschaft mit der Historikerin Barbara Minerva (Kristen Wiig), einer schüchternen, ungeschickten Frau, die niemand wirklich zu bemerken scheint. Als beide in Kontakt mit einem mysteriösen Stein kommen hinter dem auch der betrügerische „Ölmagnat“ Max Lord (Pedro TheMandalorian Pascal)her ist, nimmt die Handlung ihren Lauf.

Denn der sogenannte Traumstein soll Wünsche erfüllen können. Diana und Barbara sehen es zwar eher skeptisch doch werden Ihre geheimsten Wünsche tatsächlich erfüllt.

Diana wünscht sich nichts mehr als die Rückkehr von Steve Trevor und Barbara sich Dianas Stärke. Aber es wäre keine Comicverfilmung wenn der richtige Twist fehlen würde. Zwar erfüllt der Stein, wirklich die Wünsche der Menschen doch wie bei einer Affenpfote nur zu einem furchtbaren Preis.

Die Lage spitzt sich noch schlimmer zusammen als es Lord gelingt mit dem Stein zu verschmelzen und so zum Wishmaster wird. Wenn die Welt im Chaos zu versinken droht, muss Diana sich entscheiden, ob sie an ihrem Wunsch festhält oder die Welt vor dem Untergang rettet.

Bereits im Prolog des Filmes wird Patty Jenkins Message die sie dem Zuschauer mitgeben möchte klar

Der Film beginnt mit einem Prolog in Themyscira, in dem eine junge Diana in einem Rennen gegen andere  Amazonen teilnimmt, aber eine Abkürzung nimmt und disqualifiziert wird. Ihre Tante Antiope (Robin Wright) erklärt Diana, dass Abkürzungen nicht belohnt werden dürfen und dass der einzig wahre Gewinn ein ehrlicher ist. Diana selbst wird durch ihre Beziehung zu Trevor auf die Probe gestellt und es zeigt sich, dass sie Steve aufgeben muss, um die Welt zu retten, da der Einsatz für ihren Wunsch ihre Kräfte sind.

Anstatt auf diesem Prolog jedoch aufzubauen, wiederholt der Rest des Films ihn einfach immer wieder, so dass die gesamte Themyscira-Szene Teil des Überschusses ist, den der Film zu kritisieren versucht.

Gal Gadot in Wonder Woman 1984 - Clay Enos/ ™ & © DC Comics © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc.

Gal Gadot in Wonder Woman 1984 – Clay Enos/ ™ & © DC Comics © 2020 Warner Bros. Entertainment Inc.

Leider behandelt der Film Barbara Minervas Storyline nicht viel besser

Kristen Wiig ist großartig in der Rolle von Barbara Minerva, indem sie die Unbeholfenheit und Schüchternheit vermittelt, die später zu Feindseligkeit und Wut führen. Leider reduziert der Film ihren Konflikt mit Diana allerdings auf „Der Stein hat Barbara böse gemacht, und wir brauchen einen Feind für Wonder Woman.“

Für einen Film der eigentlich aufzeigen möchte, dass durch Abkürzungen erlangte Siege keine verdienten sind, hat man in Wonder Woman 1984 leider zu oft das Gefühl das genau selbiges gerade passiert ist.

Komplizierter wird es nur noch, wenn man die Motive des Haupt Schurken Max Lord verstehen möchte. Zwar macht es richtig Spaß mitanzusehen wie er sich von Szene zu Szene durchs Geschehen schummelt und quasi zum Wunschstein selbst wird. Doch versteht man erst nach mehr als der Hälfte des Filmes, dass er Wünsche für noch mehr Macht eintauscht doch die Erfüllung dieser ihn körperlich schwächt.

Die Chemie zwischen Gadot und Pine ist nach wie vor hervorragend und verleiht wie schon dem 2017er Vorgänger jede Menge Charme. Pine ist großartig als „der Mann aus einer anderen Zeit“ der von der Welt um ihn herum zeitgleich beeindruckt als auch verwirrt ist.

Die Verkörperung Gadots von Wonder Woman ist in jeglicher Hinsicht Top

Ganz ähnlich wie die Umsetzung der Russo Brother bei Captain America, versteht das Choreografie Team seinen Job. Egal ob Peitschenschwung, Sprung oder Schlag, hier sitzt jede Bewegung auf den Punkt.  Viele Momente der Action-Sequenzen könnten 1:1 in ein perfektes Comic-Cover verwandelt werden.

Nicht zuletzt ist Gadots Darstellung von Diana Prince einfach auf den Punkt und weiß zu überzeugen. Auch Patty Jenkins beweist ein ein weiteres mal, dass Sie großes Bombast Kino ebenso versteht wie die kleinen, ruhigeren Momente. Wonder Woman 1984 ist gute Action-Comic Unterhaltung bei der man  über ein paar Schlampigkeitsfehler Hinwegen sehen muss um von diesen nicht aus dem Geschehen geholt zu werden.

Fazit zu Wonder Woman

Wonder Woman hat funktioniert, weil es die Geschichte von Diana war, die aus einem geschützten Leben entflieht, entdeckt, warum die Welt sie braucht, und beschließt, trotz ihrer vielen Mängel für diese Welt zu kämpfen. Leider hat die Fortsetzung kaum etwas davon.

Wonder Woman 1984 ist ein Film mit einer gut gemeinten Botschaft, der allerdings daran scheitert  diese Botschaft in eine überzeugende Geschichte zu packen. Liebe und Mitgefühl sind hier die treibende Kraft, die auf der Ethik und Pflicht aufbaut, die wir in Charakteren wie Clark Kent und Steve Rogers bereits gesehen haben, und das verleiht Wonder Womans weltrettenden Aktionen auch ihre Authentizität. Doch der Versuch zu viele Geschichten in eine recht dünne Handlung mit teils verwirrenden Charaktermotiven zu packen geht leider nach hinten los. Wonder Woman verdient sehr viel mehr als ihr neuer Film zu bieten hat.

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