Wie der Commodore 64 die Welt veränderte

Zu einer Zeit, als die Heimcomputer noch in ihren Kinderschuhen steckten, war der Commodore 64 ein Computer der die IT-Branche für immer veränderte. Angesichts der Tatsache, dass er sich 20 Millionen Mal verkauft hat – was ihn zum meistverkauften Computersystem aller Zeiten macht –, und einer Nachfrage, der die Hersteller kaum hinterherkamen, ist es keine Übertreibung anzumerken, dass die moderne IT-Branche ihre Entstehung zu einem großen Teil dem C64 verdankt.

Aber was war das Geheimnis hinter dem Erfolg des C64? Warum konnte er die Konkurrenz derart überflügeln und wie wurde er quasi über Nacht zu einem Produkt, das jeder haben wollte? Und besonders interessant: Wie konnte ein derart beliebter Computer so schnell vom Massenmarkt verschwinden?

Ein Monster-PC zum Spottpreis

Der C64 beruhte auf dem VIC-30-Chipsatz, der 1981 den neuesten Stand der Technik darstellte. Er war von MOS Technology entwickelt worden und ursprünglich für den Einsatz in der nächsten Generation der Videospiel-Arcade-Automaten vorgesehen. Aber dank einer Planänderung in letzter Minute wurde der Chipsatz stattdessen in einem Heimcomputersystem verwendet; dem Commodore 64.

Der C64 konnte mit 64 Kilobyte Arbeitsspeicher aufwarten – daher auch der Name –, was damals für offene Münder sorgte und mehr war, als der populäre Mitbewerber Apple II zu bieten hatte. Und als Sahnehäubchen obendrauf ging der C64 für lediglich 595 $ über die Ladentheke, während man für den Apple II zwischen 1.298 und 2.638 $ auf den Tisch blättern durfte. Zu einem derart guten Preis wollte natürlich jeder einen C64.

Ein Paradies für Computerspieler

Auf dem C64 ließen sich eine Reihe nützlicher Programme ausführen, darunter Software fürs Büro, beispielsweise zur Textverarbeitung, und sogar Grafikprogramme. Aber es war eine andere Sache, die den eigentlichen Reiz der Hochleistungs-Hardware ausmachte, und das waren die anspruchsvollen Spiele, die darauf liefen, besonders im direkten Vergleich mit anderen Systemen. Schnell wurden die Computerspieler zur größten Benutzergruppe des C64 und man schätzt, dass 70 % aller Software, die 1985 für den C64 erhältlich war, Spiele waren. Obwohl sich die Qualität der Spiele aus den 1980er Jahren im Grunde kaum mit den polierten und hochentwickelten 3D- und VR-Spielen von heute vergleichen lässt, galt der C64 damals als das System, welches das beste Computerspielerlebnis bot, das man zu Hause haben konnte.

Plötzlicher Nieder- und Untergang

Der C64 konnte sich mehrere Jahre lang eines beträchtlichen Erfolgs erfreuen, aber er begann auch schnell, den Druck des technischen Fortschritts zu spüren. Der unausweichliche Aufstieg der 16-Bit-Architektur bedeutete, dass ein 8-Bit-System wie der C64 über kurz oder lang abgehängt werden musste.

Aber schon vor dem Aufkommen der 16-Bit-Technik hatte das Nintendo Entertainment System, kurz NES, mit seinem vereinfachten, benutzerfreundlichen Design dem C64 Spieler abspenstig gemacht. Als dann später der 16-Bit-fähige Super NES eingeführt wurde, war der C64 schon so gut wie komplett vom Markt verschwunden.

Schuldzuweisungen

Als Commodore 1994 schließlich Konkurs anmelden musste, waren viele der Überzeugung, dass die Marke hätte überleben können, wenn Sie nur besser mit der technischen Entwicklung Schritt gehalten hätte. Aber es war nicht nur ihre Unfähigkeit, mit der Zeit zu gehen, die der Firma zum Verhängnis wurde. Vielen sind die schweren Streitigkeiten und Gerichtsverfahren unbekannt, mit denen sich das Unternehmen zeit seines Bestehens herumschlagen musste.

Während der C64 Beliebtheitsrekorde aufstellte, war es zu einer Reihe von internen Machtkämpfen und Meinungsverschiedenheiten gekommen, insbesondere zwischen den Inhabern der Marke Commodore. Jack Tramiel, der als einer der ursprünglichen Entwickler für den C64 verantwortlich zeichnete, hatte sich von Commodore getrennt, eine wirtschaftlich angeschlagene Firma namens Amiga aufgekauft und kurze Zeit später das Amiga-System auf den Markt gebracht. Es wurde spekuliert, dass mit Tramiels Abschied von Commodore auch einiges an Know-how verschwand – Know-how, das Firmengeheimnisse von Commodore umfasste.

Die Commodore-Kriege

Tramiel und der Vorstand von Commodore überzogen sich gegenseitig mit Gerichtsverfahren, und als Commodore 1994 schließlich Konkurs anmeldete, hatte der Rechtsstreit jede Menge verbrannter Erde zurückgelassen. Als Folge davon hing Commodore viele Jahre lang in einer Art rechtlichem Vakuum ohne klare Besitzer.

Vor gar nicht so langer Zeit, nämlich 2011, wurde der Markenname Commodore 64 wieder zu neuem Leben erweckt, wenn auch auf äußerst ungewöhnliche Art und Weise. Plötzlich konnte man sich wieder einen neuen C64 kaufen, dessen Gehäuse stark an das Design des Original-C64 erinnerte – im Inneren verrichteten allerdings moderne Computerbauteile ihren Dienst. Dank nostalgischer Käufer, die sich gerne an ihre C64-Zeiten zurückerinnerten, konnte das Projekt einen gewissen Erfolg verbuchen, aber die Verkaufszahlen blieben weit hinter denen zur Blütezeit des Computers zurück.

Mehr zum Thema