Wie die Vertiefung von Charakteren und Konflikten das Spiel auf die nächste Stufe heben könnte.
Eva Krumm: Eva wünscht sich ein aufblasbares Einhorn, mit welchem sie dann nachts schnallige Werbespots anschauen kann. Ihr erstes eigenes Videospiel war Pokémon auf dem Game Boy. Zusammen mit ihrem Großvater machte sie zudem die Regenbogenstrecke in Mario Kart auf dem SNES unsicher. Ihre Lieblingsgenre sind JRPG, Otome und Horror und auch der Indie-Bereich ist ihr nicht fremd.
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Hogwarts Legacy 2 wird ein spannendes Projekt, das es zu beobachten gilt. Als Nachfolger des meistverkauften Spiels von 2023 könnte Avalanche Software versucht sein, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen und eine sichere, wenig ambitionierte Fortsetzung zu entwickeln.
Es gibt jedoch Bereiche, in denen Hogwarts Legacy 2 innovativ sein und experimentieren könnte, was das Spiel einzigartiger und fesselnder machen würde. Ein solcher Bereich ist die Handlung. Die Erzählung des ersten Spiels ist solide, aber sie bedient sich vorhersehbarer Videospiel-Tropen, wie etwa dem ‚Auserwählten‘, der alte Mysterien aufdeckt. Im Vergleich zu Harry Potter fehlt es jedoch an interessanten, facettenreichen Charakteren.
Ein Charakter wie Professor Fig entspricht den Erwartungen an einen Hogwarts-Lehrer: väterlich, weise und zurückhaltend. Dies macht ihn zwar sympathisch, aber auch uninteressant. Es scheint, dass das Spiel die Dynamik zwischen Harry und Dumbledore nachahmen wollte, doch es fehlt an der Komplexität, die diese Beziehung auszeichnete. In Hogwarts Legacy wirkt Fig oft wie ein reines Werkzeug, um den Spieler von einem Ziel zum nächsten zu führen, ohne eigene Tiefe. Diese Oberflächlichkeit zeigt sich auch bei anderen Charakteren, wo Konflikte und Vielschichtigkeit fehlen. Selbst der komplexeste Charakter, Sebastian Sallow, bleibt in seinen Motiven eindimensional.
Für die Fortsetzung wäre es eine Möglichkeit, die Schüler-Mentor-Beziehung zu vertiefen und einen weniger freundlichen, skeptischeren Mentor einzuführen – ähnlich wie Severus Snape bei Harry Potter. Eine solche Figur könnte mehr erzählerische Spannung erzeugen und zeigen, dass Konflikte nicht nur außerhalb von Hogwarts oder bei existenziellen Bedrohungen liegen. Es würde dem Protagonisten eine persönliche Herausforderung bieten, die im ersten Spiel fehlt.
Ein weniger freundlicher Mentor könnte auch den zentralen Konflikt zwischen den jungen Helden und den Autoritätsfiguren verstärken, der in Harry Potter so wichtig ist. Während es wichtig ist, dass der Spielercharakter einige Erwachsene auf seiner Seite hat, könnte die Einführung von Spannungen in diese Beziehungen die Handlung von Hogwarts Legacy 2 vertiefen und dem Protagonisten mehr Möglichkeiten geben, Emotionen auszudrücken und persönliche, emotionale Herausforderungen zu meistern.
Auch fehlt dem Spiel wirkliche Anhänger. Zwar haben wir mit Sebastian einen Kumpanen gefunden, doch dieser begleitet uns natürlich nur wenn wir seine Episoden starten. Hogwarts Legacy kratzte eher nur an der Oberfläche der Figuren und deckte den Bereich entsprechend auch nur so ab. Dabei leben Geschichten nicht nur durch den Hauptcharakter, sondern werden auch stark von Nebencharakteren, Antagonisten und dergleichen geprägt.