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Spieletest: Downward Spiral: Horus Station

Auch ohne VR ein interessantes SciFi Adventure?

Downward Spiral: Horus Station ist das Erstlingswerk des 2016 gegründeten 3rd Eye Studios, einem Entwicklerteam aus Industrieveteranen. Ihr erstes Spiel ist ein VR SciFi-Adventure für PC und PS4, das auf einer defekten Raumstation spielt. Allerdings wird es auch für Gamer mit kleinerem Geldbeutel, die sich kein VR Equipment leisten können, angeboten. Kann es auch ohne Brille und Motion Controls überzeugen?

3rd Eye Studios Portfolio reicht von Spielen, wie Quantum Break und Halo 5 bis hin zu Pixar Filmen, wie Wall-E und Ratatouille. Für den Soundtrack konnte der weltberühmte finnische Musiker Ville Valo gewonnen werden. Eine vielversprechende Mischung für das Spiel.  

Ein roter, toter Planet

Zu Beginn bietet Downward Spiral: Horus Station zwei Optionen: Bekämpfen und Erforschen. Grade bei einem Adventure, dessen Fokus auf VR und Motion Controls liegt, dürfte die zweite Möglichkeit, bei der es keine Gegner gibt, eine angenehme Option sein. Wir testen aber mit Gegnern.

Das Spielbeginnt mit einer Art Vision. Man gleitet schwerelos über einen sichtbar unbewohnbaren Planeten. Drei Steintore tun sich vor einem auf. Kurz darauf befindet man sich auf der Horus, einer Raumstation, die nicht mehr in Betrieb ist. Der Raum ist erfüllt von einem düsteren Rot, man wird von leuchtenden Bildschirmen empfangen. “Horus Station ist offline”, und, “Stelle Horus Station wieder her”, sind wechselnd zu lesen.

Damit zeigt das Spiel auch direkt, wie es die Erzählung handhabt. Über das gesamte Spiel hinweg, gibt es keine direkte Narrative. Sämtliche Informationen gewinnt man durch das Erforschen seiner Umgebung. Es gibt keinen Erzähler oder Dialoge, nur die Horus Station. Noch im ersten Raum finden sich weitere Tafeln, die einen mit Informationen versorgen. Der Planet, vermutlich der aus der Vision, ist durch Verschmutzung zu 96% unbewohnbar. Außerdem sind drei von acht Stationsmodulen noch in Betrieb. Es liegt also an uns, den Rest wiederherzustellen.

Völlig schwerelos…

Abseits davon bietet dieser Raum die Möglichkeit, sich in Ruhe an die Schwerelosigkeit zu gewöhnen, eins der Kernfeatures von Downward Spiral: Horus Station. Bewegen kann man sich nur indirekt, indem man sich an Objekten festhält und von diesen abstößt. Im Nicht-VR-Modus liegt das auf der W-Taste. Und schon hier hat das Spiel etwas geschafft. Ich bin neugierig, wie sich das wohl mit Motion Controls spielt, denn die Schwerelosigkeit ist akkurat dargestellt. Stößt man sich einmal in eine Richtung ab, schwebt man in diese weiter, bis man sich wahlweise irgendwo festhalten kann oder an etwas anstößt, was schwer genug ist. Eine Kollision mit einer vorbeischwebenden Rolle Panzertape beispielsweise hat meinen Freiflug nicht gebremst.

Grade als ich das Gefühl bekam, dass die zähe Bewegung zwar ein nettes Gimmick sei, aber auf Dauer verdammt nervig wird, präsentiert mir das Spiel sein erstes Item. Einen kleinen Greifhaken, mit dem ich an der Umgebung entlanghangeln und kleinere Objekte zu mir ziehen kann. Und schon war die Sorge vergessen. Im Verlauf des Spiels findet man noch einige weitere Objekte, darunter auch Schusswaffen, um es mit den Gegnern aufzunehmen. Auch hier zeigt sich der VR Fokus. Die Objekte werden auf die linke und die rechte Hand verteilt. Links befinden sich die auf Fortbewegung fokussierten Items, rechts alles andere. Waffen, aber auch ein Schraubenschlüssel, den man für das eine oder andere Rätsel braucht.

Von Rätseln und Kämpfen

Hier kann Downward Spiral: Horus Station leider nicht punkten. Die Rätsel sind nicht schlecht, aber jetzt auch keine großen Denksportaufgaben. Häufig bestehen sie aus dem Suchen des notwendigen Objekts, wie Schlüsselkarten, oder des zugehörigen Ziels. Gelegentlich muss man dabei noch mit der Physik arbeiten, aber im wirklich mental gefordert wird man nicht. Immerhin regen die Rätsel dazu an, sich ein bisschen umzusehen und sie passen in das Szenario.

Die Gegner hingegen begeistern nur mäßig. Nicht, dass ich an deren Verhalten oder der Schussmechanik viel auszusetzen hätte, aber die Implementierung der Kämpfe wirkt für mich etwas erzwungen. Hier bekam ich auch das Gefühl, dass die Schwerkraft dem Spiel im Weg steht. Denn während man selbst eher gemächlich durch den Raum schwebt, sind die Drohnen recht agil und einem gegenüber merklich im Vorteil. Mit fortschreitendem Equipment löst sich das Problem zwar, umgekehrt fühlte ich mich allerdings nicht wirklich mehr gefordert, da die Gegner selbst kein allzu taktisches Vorgehen erfordern. Auch Gegner, deren Schwachpunkt man treffen muss, stellen, abseits der Schwerkraft, kein allzu großes Hindernis dar. Zielen und Schießen funktionieren mit der Maus immerhin einwandfrei und auch hierbei bin ich gereizt, das nochmal in VR auszuprobieren. Außerdem stellt der Tod nicht wirklich ein Hindernis dar. Man erwacht in Kammern, die meist direkt in den Raum zurückführen, in dem man starb.

Story

Die Story wird non-linear über das Spiel hinweg erzählt. Mehr oder weniger. Mal sind es Infotafeln, mal der Rauminhalt, der einen ins Grübeln bringt. Leider werden die Fragen, die das Spiel durchaus zu stellen weiß, offen gelassen. Man steht vor Implikationen und Denkanstößen, mit denen man alleingelassen wird. Immerhin gibt es auch 20 Sammelitems, deren Mehrwert sich mir nicht offenbart hat. Die Story rund um die Station selbst ist insgesamt zwar schlüssig erzählt, aber auch nur in ihren Basics. Auch der Spieler selbst wird nur marginal behandelt, obwohl gerade da einiges an Potenzial geboten wäre. Hier hätte ich mir eindeutig mehr gewünscht.

Atmosphäre

Hier haben die Entwickler ihr Können gezeigt. Man sieht der Grafik zwar an, dass sie für VR entwickelt wurde und entsprechend nicht mit den optischen Ansprüchen anderer Exploration Games, wie einem The Vanishing of Ethan Carter, mithalten kann, die Stimmung wird dennoch sehr gut vermittelt. Das ist auch der größte Anreiz für mich, das Spiel nochmal anzurühren, sollte ich VR Equipment in die Hände bekommen. Die Station ist interessant und glaubhaft gestaltet und die Farbwahl, insbesondere die Anpassung an den Fortschritt im Spiel, vermitteln genau die Gefühle, die das Spiel liefern möchte. Mit fortlaufendem Spiel erwacht auch die Hoffnung, dass sich noch etwas auf der Station tun lässt, das nicht alles verloren ist, wie es der triste Beginn vermuten lässt.

Die minimalistische Akustik passt hierzu perfekt. Beklemmende Einsamkeit wird ebenso gut vermittelt, wie die Bedrohlichkeit verschiedener Situationen, in der der Soundtrack dann auch von sich hören macht. Als besonders gelungen empfand ich einen Moment, bei dem ich dachte, der gerade hinter mich gebrachte Kampf hätte doch eigentlich bedrohlich unterlegt werden können. Genau in diesem Moment setzt die bedrohliche Musik ein, als ich mich eigentlich grade wieder wohlfühlte. Die Stimmung stimmt in Downward Spiral: Horus Station definitiv.

Multiplayer

Während das Spiel einen Koop-Modus besitzt, hatte ich keine Möglichkeit, diesen mit jemandem zu testen, daher entfällt diese Bewertung.

Fazit

Downward Spiral: Horus Station bringt mit der Schwerelosigkeit ein interessantes Gameplay-Element, dass es zu einem sehenswerten Exploration Game macht, auch ohne VR. Die Story könnte dabei aber etwas direkter und tiefgehender erzählt werden. Dafür stimmt die triste und stellenweise verunsichernde Atmosphäre, und das auch ohne VR. Die minimalistische Akustik trägt zur Einsamkeit, aber auch Bedrohlichkeit der jeweiligen Situationen gelungen bei. Die Steuerung ist grundsätzlich gut umgesetzt und funktioniert ohne Motion Controls gut. Bei Kampf und Rätseln schwächelt das Spiel. Erstere zeigen wenig taktischen Anspruch und kollidieren etwas mit der Schwerkraftmechanik, letztere sind etwas zu schlicht geraten, wenn auch nicht deplatziert. Auf die Kämpfe kann man jedoch auch komplett verzichten.

Die kurze Spielzeit von etwa 6 Stunden passt gut zur Art des Spiels. Viel länger hätte die Immersion mit der Atmosphäre nicht gehalten werden können und es ist gut, dass die Entwickler dem Trend des künstlichen Spielzeitstreckens der Zahlen halber nicht gefolgt sind.

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